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Zitat Original geschrieben von Die Tiger
Da hast Du mit dieser Wortneuschöpfung Suberbia wohl eine Dir innewohnende Demut miteinbezogen, wie ;-)
Womit wir wieder bei der Wortklauberei angekommen sind; es macht doch wohl einen riesigen Unterschied, ob man Superbia im Sinne von elitärem Hochmut mit Stolz bezeichnet oder einfach ausdrücken möchte, dass ein 'in die Wiege gelegter' historische-kultureller Minderwertigkeitskomplex (pathologisch) einem gesunden Selbstverständnis weichen kann, für das das Wort 'Stolz' ein Platzhalter ist. Scheint mir jedenfalls angemessener zu sein als Patriotismus.
Altair, was ist denn Deiner Meinung nach das Gegenteil von 'sich schämen', wenn es nicht 'stolz sein' ist?
Zufriedenheit? |
Ja, ich meine natürlich die Superia, da hat sich um 6 Uhr morgens doch ein kleiner Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen.
Ich weiß nicht, ob es zu jeder Gefühlsregung ein natürliches Gegenteil gibt, so dualistisch funktionieren Emotionen meines Wissens nach nicht. Die Frage ist auch nicht, ob es möglich ist, auf eine Nation stolz zu sein (denn stolz sind Menschen auf die merkwürdigsten Dinge), sondern ob man es als etwas grundsätzlich positives darstellen sollte.
Meinetwegen kann man sich auf die Unterscheidung zwischen normalen und krankhaften Stolz einlassen, wie er z.B. von der Psychoanalytikerin Karen Horney beschrieben wird. Sie definiert es als neurotisch, auf etwas stolz zu sein, daß man nicht selbst geschaffen hat - hinter dem Gefühl des Stolzes steckt immer der Drang nach Anerkennung - der Gast aus dem Ausland soll mir persönlich dafür Anerkennung zollen, wie großartig "meine" Nation ist.
Und das krankhafte Fremdenangst ohne vermeindlich "gesunden" Nationalstolz kaum möglich ist, müßte auch offensichtlich sein. Der Grat ist schmal und nicht wenige tanzen da am Abgrund. In die selbe Richtung geht übrigens auch diese merkwürdige Befürchtung , daß die ach so schöne deutsche Sprache von bösartigen Neologismen überfremdet werden könnte. Der dringende Wunsch die Sprache "sauber " zu halten, hat halt schon etwas zwanghaftes an sich.
Und bevor man sich zu viele Vorbilder in Ländern sucht, die man so gut dann doch nicht kennt; z.b. russischer oder italienischer Patrotismus ist kaum von (hierzulande recht eindeutig abgelehnten) Nationalismus zu unterscheiden. Die starken neo- bzw. postfaschistischen Parteien dort sind diesbezüglich ein deutliches Signal.
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"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Altair am 11.10.2009 - 19:27.
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Beitrag vom 11.10.2009 - 19:24 |
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Ist es im Allgemeinen so das jedes Nationalgefühl - jedes Gefühl der Zusammengehörigkeit als "neurotisch" zu bezeichnen ist oder gilt das nur für positive Gefühle die man damit verbindet?
Denn das es ein Nationalgefühl im Negativen geben darf und auch geben soll ist ja unstrittig - um nichts anderes geht es ja wenn man davon spricht das wir Deutschen durch unsere Geschichte besondere Verantwortung hätten (gerade las ich erst wieder auf der Homepage der evangelischen Jugend Oldenburgs das die heutige Jugend eine Generation "ohne Schuld - aber mit Verantwortung" für die Geschichte sei).
Ist das jetzt neurotisch - oder nicht?
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Das Beste am Norden
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Beitrag vom 11.10.2009 - 21:05 |
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Zitat Original geschrieben von derralf
nichts anderes geht es ja wenn man davon spricht das wir Deutschen durch unsere Geschichte besondere Verantwortung hätten (gerade las ich erst wieder auf der Homepage der evangelischen Jugend Oldenburgs das die heutige Jugend eine Generation "ohne Schuld - aber mit Verantwortung" für die Geschichte sei).
Ist das jetzt neurotisch - oder nicht? |
Verantwortung........ für Was ? - für Wen ? - und Warum ?
... Wir hatten auch schon mal die Gnade der späten Geburt.....
Neurose ist übrigens eine zwanghafte Eingebung ....- da wird sich aber die Tiger auskennen..
Herzlich Gut Pfad
Holzwurm - Petterweil
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Beitrag vom 11.10.2009 - 22:37 |
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Also gibt es keine "besondere Verantwortung der Deutschen"?
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Das Beste am Norden
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Beitrag vom 12.10.2009 - 17:54 |
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Zitat Original geschrieben von derralf
Also mich würde mal interessieren wer hier konkret allein für sich (ohne das er vorher etwa vom deutschen Schulwesen oder von seinen Eltern und Freunden, die irgendwie auch von unserer Kultur geprägt wurden, profitiert hat) irgendetwas geleistet hat worauf er allein und selbst stolz sein kann? |
Ich war bestimmt stolz auf mich, als ich zum ersten Mal richtig mit Messer und Gabel gegessen oder meine Schuhe zugebunden habe. Oder zählt das nicht, da mir meine Eltern dieses beigebracht haben?
Ansonsten: Ich war neulich stolz auf mich, dass ich in meinem "hohen Alter" den Hochseilgarten im HansaPark überlebt habe. Jawohl Ich!
Stolz ist was seltsames. Es ist ein Gefühl, dass man nicht richtig greifen kann. Ich war auch lange der Ansicht, dass man nur auf etwas stolz sein kann, was man selbst geleistet hat. Und doch bin ich stolz auf meine Tochter, wenn sie alleine schwierige Aufgaben meistert. Die hat sie gemeistert, nicht ich. Doch das Gefühl, dass ich verspühr, kann ich nicht bloß mit "freude" umschreiben. Es ist mehr. Es ist stolz.
Der Witz ist nun, dass ich nicht verlangen kann, dass ein anderer ein bestimmtes Gefühl haben soll. Man hat man es oder man hat es nichtt. Mn kann es nicht erzwingen oder verbieten.
Vom Stolz unabhänig ist mE das Gefühl der Verbundenheit. Ich fühle mich Deutschland verbunden, ich mag es, ich bin froh hier zu leben (Demokratie, Recht, wenig Erdbeben, Luxus). Aber deswegen bin ich nicht stolz. Ich weiß, dass ich meinen Beitrag zu diesem Land zu leisten habe, indem ich die Demokratie verteidige, Steuern zahle und es unterlasse mein Land in Mißkredit zu bringen. Die "besondere Verantwortung" ist natürlich auch gegeben. Wenn wir nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt oder sie gar vergessen haben, dann darf man getrost an unserer kollektiven Intelligenz zweifeln. Aber die Verantwortung beinhaltet nicht, dass man sein Land verleugnet und sich als Usbeke tarnt.
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Esst mehr Nasenfisch! Singt schmutizge Lieder!
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Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zuletzt von Pato am 12.10.2009 - 21:42.
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Beitrag vom 12.10.2009 - 19:08 |
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@derralf
Das ist es eben. Wir fühlen uns verantwortlich, was ein Verbrecher innerhalb von wenigen Jahren mit unserer Welt gemacht hat. - und so sollte das auch sein.
Wir sind verärgert über den Verlust von jahrhunderte Geschichte der Deutschen.
Wieviel schöne Lieder singen wir nicht mehr, weil sie von den Nazis mißbraucht wurden ?
..................
UND DARAUF BIN ICH NICHT STOLZ !
Herzlich Gut Pfad
Holzwurm - Petterweil
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Beitrag vom 12.10.2009 - 19:22 |
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@ Ralf
besonders stolz bin ich, wenn ich zum Wohle der Vernunft gegen meinen inneren Schweinehund gewonnen hab ;-)
und die von Dir angesprochene Verantwortung ist nicht beschränkt auf Deutsche, sondern eine der Menschlichkeit dem anderen und den anderen Menschen gegenüber. Ne c'est pas?!
edit: raus aus Kalauen
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Die Tiger am 13.10.2009 - 19:38.
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Beitrag vom 12.10.2009 - 21:34 |
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Zitat Original geschrieben von Pato
Zitat Original geschrieben von derralf
Also mich würde mal interessieren wer hier konkret allein für sich (ohne das er vorher etwa vom deutschen Schulwesen oder von seinen Eltern und Freunden, die irgendwie auch von unserer Kultur geprägt wurden, profitiert hat) irgendetwas geleistet hat worauf er allein und selbst stolz sein kann? |
Ich war bestimmt stolz auf mich, als ich zum ersten Mal richtig mit Messer und Gabel gegessen oder meine Schuhe zugebunden habe. Oder zählt das nicht, da mir meine Eltern dieses beigebracht haben?
Ansonsten: Ich war neulich stolz auf mich, dass ich in meinem "hohen Alter" den Hochseilgarten im HansaPark überlebt habe. Jawohl Ich!
Stolz ist was seltsames. Es ist ein Gefühl, dass man nicht richtig greifen kann. Ich war auch lange der Ansicht, dass man nur auf etwas stolz sein kann, was man selbst geleistet hat. Und doch bin ich stolz auf meine Tochter, wenn sie alleine schwierige Aufgaben meistert. Die hat sie gemeistert, nicht ich. Doch das Gefühl, dass ich verspühr, kann ich nicht bloß mit "freude" umschreiben. Es ist mehr. Es ist stolz.
Der Witz ist nun, dass ich nicht verlangen kann, dass ein anderer ein bestimmtes Gefühl haben soll. Man hat man es oder man hat es nichtt. Mn kann es nicht erzwingen oder verbieten. |
Das mit Deiner Tochter ist ein gutes Beispiel. Die meisten Eltern schweben knapp unter der Zimmerdecke und teilen das jedem mit der es wissen will (und auch einigen anderen) wenn der Nachwuchs das erste Wort gesagt hat oder den ersten eigenen, unbeholfenen Schritt gemacht hat.
Natürlich kann man auch auf die "Leistungen" stolz sein die Du oben beschreibst. Sich selbst die Schuhe zubinden zu können - für so Kleine Vier- bis Sechsjährige ist das eine Supersache. In Deutschland. In vielen anderen Gebieten der Erde lernen Kinder das nicht, nicht weil sie dümmer sind sondern weil Schuhe dort nicht getragen werden, vielleicht sogar unbekannt sind. Dafür können diese Menschen im Vergleich zu den Deutschen vielleicht stolz sein das sie Probleme wie Stinkefüße garnicht kennen - oder ohne Problem barfuss über Schotterfelder laufen können wo Deutsche keine zehn Schritte freiwillig barfuss tun.
Es ist streng genommen ein Stück Kultur überhaupt Bedarf nach "Schuhe zubinden" zu haben. Du hast Dir mit dieser Fähigkeit ein Stück deutscher Gegenwartskultur erschlossen. Du hast die Fähigkeit gelernt - aber das Du den Wunsch hattest gerade diese Fähigkeit zu lernen und Du nicht stattdessen etwa Deine Energie aufgewandt hast um zu lernen wie man mit einem Speer Fische fängt - das liegt nicht an Dir.
Zitat Vom Stolz unabhänig ist mE das Gefühl der Verbundenheit. Ich fühle mich Deutschland verbunden, ich mag es, ich bin froh hier zu leben (Demokratie, Recht, wenig Erdbeben, Luxus). Aber deswegen bin ich nicht stolz. Ich weiß, dass ich meinen Beitrag zu diesem Land zu leisten habe, indem ich die Demokratie verteidige, Steuern zahle und es unterlasse mein Land in Mißkredit zu bringen. Die "besondere Verantwortung" ist natürlich auch gegeben. Wenn wir nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt oder sie gar vergessen haben, dann darf man getrost an unserer kollektiven Intelligenz zweifeln. Aber die Verantwortung beinhaltet nicht, dass man sein Land verleugnet und sich als Usbeke tarnt.
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Mit der Darstellung kann ich gut leben. Es kommt dem, was ich meine, sehr Nahe.
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Das Beste am Norden
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Beitrag vom 13.10.2009 - 17:52 |
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Zitat Original geschrieben von derralf
Es ist streng genommen ein Stück Kultur überhaupt Bedarf nach "Schuhe zubinden" zu haben. Du hast Dir mit dieser Fähigkeit ein Stück deutscher Gegenwartskultur erschlossen.
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Das ist jetzt ein bischen schräg, findest Du nicht?
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Beitrag vom 13.10.2009 - 21:17 |
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Zitat Original geschrieben von Pato
Das ist jetzt ein bischen schräg, findest Du nicht? |
tolles Theater hier - allerbeste Sahne ... ist das schon surrealistisch? 
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www.alt-rover.de
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Beitrag vom 13.10.2009 - 23:00 |
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Administrator 4028 Beiträge
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Wo ist das Popkorn?
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Beitrag vom 13.10.2009 - 23:37 |
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Rover, ich glaube, du machst dir hier nicht nur Freunde ...
Es ist streng genommen ein Stück Kultur überhaupt Bedarf nach "Schuhe zubinden" zu haben. Du hast Dir mit dieser Fähigkeit ein Stück deutscher Gegenwartskultur erschlossen.
Obwohl ich das auch ziemlich übertrieben finde...
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Beitrag vom 14.10.2009 - 06:21 |
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Zitat Original geschrieben von derralf
Es ist streng genommen ein Stück Kultur überhaupt Bedarf nach "Schuhe zubinden" zu haben. Du hast Dir mit dieser Fähigkeit ein Stück deutscher Gegenwartskultur erschlossen.
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...und ich hatte bisher immer angenommen, dass (Fuß-)Bekleidung etwas mit den Klimabedingungen zu tun hat. So kann man sich also irren.... 
Wenn es hier im Forum ein eigenes Blödel-Board gäbe, wäre dies genau der Moment, wo ich diesen Faden dorthin verschieben würde...
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" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."
(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)
- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau. |
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Beitrag vom 14.10.2009 - 12:35 |
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ja doofes klima hier...ich bin manchmal echt froh, wenn ich gar keine schuhe tragen muss und sie somit natürlich auch nicht zubinde...
ich bin sowas von kulturlos...
schröder gibt sadarji jetzt mal das popcorn...
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www.vcp-rps.de |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von schröder am 14.10.2009 - 12:44.
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Beitrag vom 14.10.2009 - 12:43 |
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Moderator 3537 Beiträge
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Überlege mir gerade, ob ich jetzt nicht mal Schuhe mit Klett-Verschluss kaufen sollte...
Habt ihr das Popkorn auch salzig? Dann her damit!
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" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."
(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)
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Beitrag vom 14.10.2009 - 13:11 |
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