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ruski |
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Zitat Original geschrieben von Jesko
Die historische deutsche Jugendbewegung war eine Veranstaltung der bürgerlichen Gesellschaft des frühen 20 Jahrhunderts in Deutschland. In weiten Teilen trifft auch auf ihre Erben bei heutigen Pfadfindern und Wandervögeln zu: Die Jugend dessen, was man tradiert als "bürgerlich", "Bildungsbürgertum" bezeichnen kann findet ihren Weg zu Pfadfindern, Wandervogel, Jungenschaften.
Der Punk-Rock als jugendliche Subkultur ist aus dem englischen urbanen Arbeitermilieu der späten 60er Jahre entstanden.
fällt mir schwer, das unter "alles was heute Jugend in Deutschland bewegt, hat seinen Ursprung im Wandervogel" unter einen Hut zu bringen.
Abgesehen davon gab es zu Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland auch bereits eine Arbeiterjugendbewegung die dann auch nicht unterschlagen werden sollte. Nicht alles was je Jugend in Deutschland bewegt hat, hat seinen Ursprung in Wandervogel und bündischer Jugend. |
Berechtigter Einwand.
Allerdings ist es mit der Arbeiterjugendbewegung um 1900 so eine Sache - denn "Jugend" wie wir sie heute verstehen (Anspruch der Selbstgestaltung, Freizeit, Subkultur etc.) war gerade dort nicht möglich. Es gab ja keinen Freiraum zwischen autoritärem Schulsystem, Lehre und Maloche (und damit ist sicherlich keine 40-Stunden-Woche gemeint).
Die bürgerliche Jugendbewegung war insofern privilegiert, als dass sie sich die erschaffenen Freiräume überhaupt leisten konnten.
Im Laufe des Jahrhunderts ist die Weterentwicklung der bürgerlichen Jugendbewegung dann sicherlich auch nicht mehr rein bürgerlich geblieben.
Dass Wandervögel die "Punks" der Kaiserzeit waren, würde ich so sicher nicht unterstreichen. Aber andersherum: Wenn man sich historisch damit auseinandersetzt, was bewirkt wurde, indem der Jugend erstmalig ansatzweise ein relativ autonomer Gestaltungsspielraum, losgelöst von den Vorstellungen der Erwachsenenwelt eingeräumt wurde, dann wurde dort in gewisser Weise schon ein Grundstein jugendlicher Selbstgestaltung (und -inszenierung) gelegt. Die Jugendphase galt bis dato als eine zu überwindende Zeit des Lernens. Wobei das Lernen darauf abzielte, die von der Erwachsenengeneration vorgegebenen Wert- Moral- und Normvorstellungen, sowie die kulturell-gesellschaftlichen Verhaltensweisen zu überhemnen.
Sämtliche international existierenden Jugendszenen auf das primär deutsche Wandervogel-Phänomen zu beziehen, wäre sicher sehr vermessen. Interessant finde ich aber die Frage: Wofür würden sich Jugendliche, die vor hundert Jahren mit dem Wandervogel einen Aufbruch, eine Emanzipation und eine errungene Autonomie erlebt haben, heute vielleicht interessieren?
Jugendlicher Selbstbestimmungs- und Selbstgestaltungsdrang bleibt bei aller Unterschiedlichekeit der verschiedenen Jugendbewegungen oft eine Parallele
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von ruski am 14.10.2008 - 16:18.
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Beitrag vom 14.10.2008 - 16:00 |
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