Logo Pfadfinder-Treffpunkt
Donnerstag, 6. November 2025
  • ONLINE-STATUS

  • Besucher
    Heute:
    13.693
    Gestern:
    17.766
    Gesamt:
    28.459.256
  • Benutzer & Gäste
    4776 Benutzer registriert, davon online:
    Steini
    und 412 Gäste
 
Start Einloggen Einloggen Die Mitglieder Das Foren-Team Suchfunktion
75829 Beiträge & 5206 Themen in 29 Foren
Keine neuen Beiträge, seit Ihrem letzten Besuch am 06.11.2025 - 14:13.
  Login speichern
Forenübersicht » Pfadfinder - Forum » Allgemeines Off-Topic » Der letzte Detektiv von Michael Koser

vorheriges Thema   nächstes Thema  
42 Beiträge in diesem Thema (offen)
Autor
Beitrag
Jonas1 ist offline Jonas1  
42 Beiträge
Der letzte Detektiv
Eine Science-Fiction-Krimiserie von Michael Koser
Heute: Paranoia

Sam: Zwei Knaben gingen durch das Korn...

Jonas: Nicht schon wieder.

Sam: Der eine bluß das Klappenhorn.

Jonas: Nein!

Sam: Doch. Er konnt's zwar nicht gut blasen, doch blus er’s einigermaßen.

Jonas: Freut euch des Lebens.

Sam: Ja, wahrlich freuet euch und abermals freuet euch, denn siehe, Großmutter wird mit der Sense rasiert. Ole. Hahaha.

Jonas: Sam hatte sich einen Virus eingefangen, den berüchtigten Klapphornvirus, weiß der Teufel, wo er sich rumgetrieben hatte. Sam ist mein Computer. Klein, aber laut, eine Nervensäge schon ohne Virus, und mit Virus gar nicht mehr auszuhalten.

Sam: Und ferner steht geschrieben im Buche des Klapphorns: Zwei Knaben suchten emsiglich am Baum nach einem Apfel. Sie fanden keinen Apfel nicht.

Jonas: Der Baum, das war ne Pappel. Hallo.

Koslowski: Was sagten Sie?

Jonas: Ich sagte Hallo.

Koslowski: Ach. Herr Jonas?

Jonas: Nicht ausgeschlossen.

Koslowski: Der Detektiv?

Jonas: Könnte sein. Und wer oder was sind Sie?

Koslowski: Vielleicht eine Klientin. Falls Sie mich heute noch aufsuchen. Hotel Tivoli, Babylon Ost, Löwengrube 28, Zimmer 42.

Jonas: Heute noch. Wissen Sie, wie spät es ist?

Koslowski: Selbstverständlich weiß ich, wie spät es ist. 22 Uhr 27. Sie sollten sich beeilen, Herr Jonas.

Jonas: Kein Name. Hotel Tivoli, Sammy. Fonnummer. Sam!

Sam: Bitte sehr, bitte gleich der Herr Fonnummer Hotel Tivoli.
772. A zwei Knaben reisten an den Nil.

Jonas: Ich schalt dich ab, Sam.

Sam: Den andern fraß ein Krokodil.

Jonas: Schluß, Sam. Ende. Punkt.

Sam: Punkt Punkt Komma Strich.

Jonas: Strich drunter. Aus. Kein Klapphorn, kein Knabe.

Sam: Zwei Knaben, Sir. So steht's geschrieben.

Jonas: Sendeschluß, Sam. Fonnummer Tivoli. Dalli.

Sam: 772583999.

Jonas: In Zimmer 42 wohnte keine Dame. In Zimmer 42 wohnte ein einzelner Herr. Babitsch mit Namen. Baris Babitsch. Seltsam. Verdächtig. Ganz und gar nicht astrein. Trotzdem machte Jonas sich auf die Socken. Alles war besser als im Büro zu hocken und Sams Klapphornversen zu lauschen. Die Löwengrube war eine kleine schäbige Straße in einem kleinen schäbigen Viertel. Hotel Tivoli war nicht klein, dafür um so schäbiger. Ich sah’s mir an, von der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich war allein, dachte ich.

Mann mit Plakat: Das Ende der Welt ist nahe.

Jonas: Sie sagen mir nichts neues.

Mann mit Plakat: Bereuet und tut Buße.

Jonas: Bei Gelegenheit. Gehen Sie weiter, Freund.

Mann mit Plakat: Das Ende der Welt ist nahe.

Jonas: Haben Sie schon mal gesagt, außerdem steht’s auf dem Plakat, das Sie um den Hals hängen haben.

Mann mit Plakat: Dem Untergang geweiht ist unser Raumschiff Erde.

Jonas: Kein Wunder, der Kapitän ist besoffen.

Mann mit Plakat: Schon verlassen die Ratten das sinkende Schiff. Sehen Sie, dort drüben, das helle Fenster im 4. Stock. Hotel Tivoli. Zimmer 42.

Jonas: Da steigt einer aufs Fensterbrett. Der will springen. Halt! Tot. Nichts mehr zu machen. In der Ferne heulten Sirenen. Ich sah mich um. Der Plakatmensch war verschwunden. Gute Idee. Jonas verschwand auch. Es war spät. Und ich hatte keine Lust, mich stundenlang als Zeuge ausquetschen zu lassen. Am nächsten Morgen wollte ich mir Gedanken machen über die anonyme Anruferin, über das Ende der Welt, und über den Selbstmörder in Zimmer 42. Aber ich hatte keine Zeit, weil jemand zu mir kam. Eine Frau, an die 40. Dunkel, wohlgefällig anzuschauen. Sie hieß Lisa Koslowski, sagte sie. Ihre Stimme kam mir bekannt vor. Hatte sie mich gestern abend angerufen?

Koslowski: Das spielt keine Rolle, Herr Jonas.

Jonas: Ach, und was spielt eine Rolle, Frau Koslowski?

Koslowski: Mein Onkel, Herr Jonas.

Jonas: Sieh mal an, der liebe Onkel. Und die übrige Verwandtschaft alles wohlauf.

Koslowski: Ihr Ton...

Jonas: Gefällt Ihnen nicht, ich weiß. Nachdem wir das geklärt haben, sollten wir zur Sache kommen. Warum sind Sie hier, Frau Koslowski?

Koslowski: Weil ich einen Privatdetektiv brauche natürlich. Aber inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich an der richtigen Adresse bin.

Jonas: Sie war. Richtiger ging’s gar nicht. Ich bin Privatdetektiv. Der letzte und darum auch der einzige. In Babylon, der großen Stadt, mitten in den Vereinigten Staaten von Europa. Jonas ist mein Name, nur Jonas. Nicht Philip Marlowe, nicht Sam Spade, nicht Nestor Burma. Ein großer Held bin ich nicht. Ich bin ein Nachfolger. Nehmen Sie mich, wie ich bin, dann tu ich für Sie, was ich kann.

Koslowski: Ich kann es nicht glauben. Onkel Baris hätte so etwas nie gemacht.

Jonas: Was?

Koslowski: Selbstmord. Ich versteh das nicht.

Jonas: Ich verstand es auch nicht. Diese Unterhaltung hatte ich schon mal geführt. Wort für Wort vor 4 Jahren. Mit Judith Delgado. Aber an Judith wollte ich jetzt nicht denken. Judith war tot. Am 19. Juli 2012 hatte man sie erschossen. Vor genau 9 Monaten.

Koslowski: Onkel Baris ist aus dem Fenster gesprungen, sagt die Polizei, gestern abend.

Jonas: Kurz vor Mitternacht. Zimmer 42. Hotel Tivoli. Löwengrube 28.

Koslowski: Korrekt, Herr Jonas.

Jonas: Sie haben mich gestern angerufen, Frau Koslowski.

Koslowski: Das ist nicht ihr Problem, Herr Jonas, Ihr Problem ist, was steckt hinter dem angeblichen Selbstmord, wie ist Onkel Baris wirklich umgekommen, das sollten Sie herausfinden, Herr Jonas, das ist ihr Auftrag.

Jonas: 120 Euros pro Tag und Spesen.

Koslowski: Einverstanden.

Jonas: Name?

Koslowski: Babitsch. Baris Babitsch. 60 Jahre, alleinstehend.

Jonas: Volksrentner?

Koslowski: Wo denken Sie hin, Herr Jonas, Onkel Baris ist, war eine Persönlichkeit von Gewicht, der Leitende Direktor von Sanssouci.

Jonas: Sanssouci. Sorgenfrei. Von wegen Entsorgung. So heißt die Müllkippe von Babylon, draußen vor den Toren, mehr als eine Müllkippe, eine Müllandschaft. Müllberge. Müllebenen. Müllschluchten von Horizont zu Horizont, viele Quadratkilometer, vollautomatisch gewartet von riesigen Müllmaschinen, Schaufeln und Bagger auf Ketten.

Koslowski: Und da hat er auch gewohnt, Onkel Baris. In Sanssouci. Im Verwaltungstrakt. Gleich neben seinem Büro.

Jonas: Nicht im Hotel Tivoli?

Koslowski: Im Hotel hat er sich erst gestern eingemietet, ganz plötzlich, ohne Gepäck.

Jonas: Aus welchem Grund?

Koslowski: Das weiß ich nicht.

Jonas: Vielleicht sollte ich da ansetzen.

Koslowski: Im Tivoli können Sie sich später umsehen, Herr Jonas, zuerst fahren Sie raus nach Sanssouci, gleich, so schnell wie möglich. Mieten Sie sich ein E-Mobil.

Jonas: Das kostet was, Frau Koslowski.

Koslowski: Auf Spesen natürlich. Brauchen Sie einen Vorschuß?

Jonas: Den braucht Jonas immer. Außerdem brauchte er Rat. Dringend. Im Fall Babitsch stimmte hinten und vorne nichts. Gab es überhaupt einen Baris Babitsch? Als Lisa Koslowski gegangen war, ließ ich Sam nachsehen.

Sam: Boris Klapphorn. Piep. Geboren 13.3.1953. Verstorben, Klammer auf, Suizid Klapphorn zu, 22.4.2013, Klapphornnummer 17357

Jonas: Falls du Bürgernummer meinst, Sammy, die brauchen wir nicht. Funktion.

Sam: Leitender Direktor der staatlich babylonischen Klapphorndeponie Sanssouci.

Jonas: Wenn du noch einmal Klapphorn sagst, Sam, nur noch ein einziges Mal, dann fliegst du aus dem Fenster.

Sam: Aus dem 16. Stock, du Sadist? Da könnte ein Klapphorn leicht Schaden nehmen.

Jonas: Ich geb’s auf. Hat er eine Nichte namens Koslowski?

Sam: Der Baris Klapphorn?

Jonas: Babitsch heißt er, Babitsch, hat er oder hat er nicht?

Sam: Hat er nicht, euer Unbeherrschlichkeit, weder Koslowski noch überhaupt eine Nichte. Zwei Nichten gingen durch das Korn, die eine hinten die andere vorn, ahahaha.

Jonas: Sam aus dem Fenster zu werfen, brachte ich nicht übers Herz, ich stellte ihn ab, dann steckte ich ihn ein und ging. Eine Stunde später saß ich im E-Mobil unterwegs nach Sanssouci, durch die Wildnis, immer gerade aus, auf den hohen Verteilerturm zu, der mitten in der Deponie steht, und auch die höchsten Müllberge weit überragt. Kurz vor 3 war ich da, nach Dienstschluß. Das Verwaltungsgebäude war so gut wie leer. Aber als ich die Tür zum Büro des Direktors aufmachte...

Frank: Nur herein, Jonas, wir warten schon auf Sie.

Jonas: Oberst Frank!

Frank: In Lebensgröße. Machen Sie den Mund zu, Jonas, die Tür auch, und nehmen Sie bitte die Hände hoch. Durchsuchen, Rosencrantz.

Rosencrantz: Zu Befehl, Herr Oberst.

Jonas: Oberst Frank, Chef des babylonischen Geheimdienstes GD. Früher Terrorpolizei. Ein unangenehmer Zeitgenosse. Zweimal hatte Jonas bisher mit ihm zutun gehabt, Fall Todestour und Fall Inselklau.

Frank: Auf ein neues, Jonas, in alter Freundschaft.

Jonas: Passe. Jonas steigt aus.

Frank: Das können wir nicht zulassen, was meine Herrn. Halten Sie ihn fest.

Rosencrantz: Zu Befehl, Herr Oberst.

Jonas: Was wollen Sie von mir?

Frank: Wir haben einen Hinweis bekommen, einen anonymen Hinweis, daß Sie hier aufkreuzen würden. Aber das war uns sowieso klar, immerhin stecken Sie drin bis über die Halskrause.

Jonas: Wo stecke ich drin?

Frank: Aber Jonas, im Fall der sogenannten Selbstmorde natürlich.

Jonas: Wieso sogenannte, und wieso Selbstmorde? Ich kenne nur einen.

Frank: Babitsch meinen Sie? Da sollten Sie sich wohl auskennen, Jonas, schließlich haben Sie den Mann um die Ecke gebracht.

Jonas: Was, ich?

Frank: Sie waren da, Jonas, Hotel Tivoli, gestern nacht.

Jonas: Sie sind gut informiert, Frank.

Frank: Das ist unser Job, Jonas. Jetzt müssen wir nur noch feststellen, für wen Sie arbeiten, obwohl wir das eigentlich auch schon wissen.

Jonas: Würden Sie es mir verraten?

Frank: Spielen Sie nur den Idioten, Jonas, Sie machen das nicht schlecht.

Jonas: Naturtalent, Frank.

Frank: Aber das hilft Ihnen nicht raus. Ich weiß, daß Sie für die Drittwelt arbeiten, für afrikanische und asiatische Terrorgruppen. Sie erinnern sich doch noch an die Kusbekische Befreiungsfront. Ich weiß, daß die hinter allem steckt, was bei uns passiert, auch hinter den Selbstmorden, und das heißt, hinten Ihnen Jonas.

Jonas: Sie spinnen, Frank, Sie sind nicht dicht, paranoid, Berufskrankheit nehm ich an.

Frank: Wir werden uns in Babylon weiter unterhalten, in der Zentrale, da haben wir Experten, die jeden zum Reden bringen, auch Sie, Jonas. Kommen Sie. Rosencrantz, Güldenstern, Sie behalten den Mann im Auge.

Rosencrantz: Zu Befehl, Herr Oberst.

Jonas: Jonas kam mit, ruhig, in sein Schicksal ergeben. So sah es aus, aber vor dem Haus riß ich mich los, rannte um die Ecke, nach hinten, wo mein E-Mobil stand, Start, los, nicht zur Straße nach Babylon, weil Frank das erwartete, in die andere Richtung, zur Deponie, in den Müll, das heißt bis zum Rand, da ließ ich den Wagen stehen, weiter ging’s nur zu Fuß, über Müllberg und Mülltal, eine aufreibende Kletterei, ganz abgesehen vom Geruch, aber es gab schlimmeres, Franks Experten zum Beispiel. Also weiter, immer tiefer in den Müll, wo ich sicher war, dachte ich. Ich dachte falsch. Wie so oft. Ein Geräusch hinter mir, ich drehte mich um und fühlte mich auf einmal sehr klein.

Jonas: Eine Müllmaschine! Sie haben mir eins von diesen Superbaggern nachgeschickt. In 5 Minuten hat er mich, und dann macht er Matsch aus Jonas. Sam, Sammy, ich brauch dich.

Sam: Jaja, abgestellt, angestellt, hüh und hott, ne, erst beschimpfen und dann bitte bitte, ja, das kennen wir. So ist das Leben, eure dialektische Weltweisheit, ein ewiges auf und ab. Wie spricht das Klapphorn.

Jonas: Ich laß dich hier, Sammy, ich schmeiß dich auf den Müll.

Sam: Nicht doch, Freund. Es spricht vergeben und vergessen, das ist Computers Zier. Was steht zu Diensten?

Jonas: Tu was, Sammy, steig ins Kontrollsystem der Deponie, halt ihn an den Leviatan. Kennst du das Codewort.

Sam: Das Sesam öffne dich des Sanssouci-Systems, o du mein Ali Baba, aber gewiß doch, es lautet Klapphorn.

Jonas: So, das reicht, du hast es so gewollt.

Jonas: Plötzlich sackte der Bagger weg, in ein Loch, eine durch Müll verdeckte Fallgrube, und da kam er nicht mehr raus, draußen im Müll Bewegung, Menschen tauchten auf, graue Gestalten, vom Rand der Grube hakten sie auf die gefangene Maschine ein, mit Stangen und Steinen, wie Neandertaler auf der Mammutjagd. Das mußten Trolle sein. Ich hatte davon gehört. Trolle lebten mitten im Müll, von dem was sich bot, auch von Menschen, wenn sie welche kriegten, sagt man. Jonas blieb in Deckung, vorsichtshalber, bis sie den Bagger kurz und klein geschlagen hatte und mit den Stücken abgezogen waren. Dann zog auch Jonas ab. Es wurde dunkel.

Sam: Hallo, Augenblick mal, Chef, Sie haben was vergessen.

Jonas: Nicht das ich wüßte.

Sam: Sam heißt er. Ein Computer ist er.

Jonas: Das Klapphorn meinst du, das bleibt hier, auf dem Müll, ich hab keine Verwendung dafür. Du kannst mir viel erzählen. In dieser Nacht wurde geschlichen. Erst durch den Müll, dann durch die Wildnis. Am frühen Morgen war Jonas wieder in Babylon, mit Sam natürlich, unbeschadet, müde, guter Dinge, vor allem wenn ich an Oberst Frank dachte, der stocherte sicher noch im Müll rum, aber als ich die Tür zum Büroapartment aufstieß, verging mir die gute Laune schlagartig. Ich hatte Besuch gehabt.

Sam: Barbaren, Goten, Skyten, Hunnen, Vandalen.

Jonas: Alles durchgewühlt, alles auf den Kopf gestellt, den Bürowhisky haben sie ausgetrunken, meine letzte Flasche Old Forrester.

Sam: Sie ruhe in Frieden. Mein tief empfundnes Beinkleid den durstgeplagten Hinterbliebenen aus ganzem Herzen.

Jonas: Hast keines, Sammy, trotzdem danke.

Sam: Bitte.

Jonas: Deinem Speicher ist zum Glück nichts passiert.

Sam: Was?

Jonas: Ja, sie haben’s versucht, aber sie konnten ihn nicht knacken, Sam 1 ist eine Festung.

Sam: Nichts passiert? Und diese tiefe Wunde, du gefühlslose Tomate?

Jonas: Ach, das ist nur ein Kratzer, Sam, da schmieren wir bei Gelegenheit ein bißchen Lack drauf. So, fahr mal das Bett aus, Jonas ist müde, aufgeräumt wird später.

Sam: Geschlafen auch. Tatatata. Der Sammy stößt ins Klappenhorn...

Jonas: Geht das schon wieder los.

Sam: Mein Jonas hat hier nicht verloren, er eile flott von dannen, sonst schnappen ihn die Mannen, er eile fix von innen, sonst kriegen ihn die Finnen.

Jonas: Finnen, was für Finnen?

Sam: Naja Rinnen, Zinnen, Spinnen, nur des Reimes wegen.

Jonas: Und wen meinst du in schlichter Prosa, Sam?

Frank: Uns meint er, Jonas. Wissen Sie, wir hatten keine Lust, stundenlang im Müll zu buddeln, statt dessen haben wir es uns bei ihnen bequem gemacht, wir haben ihr Büro ein bißchen umdekoriert, und wir haben gewartet, für alle Fälle, und Sie haben es tatsächlich geschafft, Jonas, trotz Müllmenschen und Müllmaschinen, Respekt Jonas, guter Mann. Ihr Whisky ist übrigens auch nicht schlecht. Rosencrantz?

Rosencrantz: Herr Oberst?

Frank: Verpassen Sie ihm was mit ihrem Neurofreezer, damit er uns nicht noch mal auskneift.

Rosencrantz: Befehl, Herr Oberst.

Jonas: Sie hatten nicht nur Neurofreezer, sie hatten auch weiße Mäntel und eine Bahre, auf die legten sie Jonas. Kein Problem, ich war hilflos, steif wie ein Brett. Sie schleppten mich raus, auf die Straße, da parkte eine Ambulanz, aber sie kamen nicht mehr dazu, mich einzuladen, plötzlich war eine große schwarze E-Limousine da, Aufschrift Bestattungsinstitut Moroni, ein Leichenwagen, ein paar Typen in schwarz sprangen raus, fingen sofort an zu schießen, mit Laserstrahlern. Frank und Co hatten keine Chance. Die schwarzen ließen sie liegen. Jonas klaubten sie auf und stopften ihn in den Leichenwagen. Während sie mich in einen Sarg bugsierten, sah ich durch die offene Klappe einen Mann am Straßenrand, einen Mann mit einem Plakat, auf dem stand: Das Ende der Welt ist nahe. Ich war ganz seiner Meinung. Der Wagen hielt, der Sarg wurde rausgehoben, ein Stück getragen, abgesetzt, geöffnet, und geleert, der Neurofrezereffekt ließ allmählich nach, ich konnte den Kopf drehen. Ich sah mich um. Ein hoher Raum. Feierlich. Schwarz ausgeschlagen. Kirchengestühl, eine automatische Orgel, die vor sich hindudelte, es roch irgendwie fromm nach Weihwasser und Weihrauch. Eine Tür ging auf. Eine Frau trat ein. Lisa Koslowski. So hatte sie sich gestern genannt.

Koslowski: Bleiben wir dabei, Herr Jonas, das ist einfacher. Was ist ein Name.

Jonas: Wo bin ich?

Koslowski: Die konventionelle Frage, wie nett, Sie befinden sich im Bestattungsinstitut Moroni, in der babylonischen Zentrale des GGD, des geheimen Geheimdienstes.

Jonas: Was hab ich mit dem GGD zu tun.

Koslowski: Der GGD hat sich Ihrer bedient, Jonas, Sie benutzt als Lockvogel. Gewissermaßen.

Jonas: Heißen Dank.

Koslowski: Wir haben zu danken, Jonas, durch Sie sind wir ein ganzes Stück weitergekommen. Sehen Sie, seit Monaten macht uns ein Problem zu schaffen: eine Reihe hoher babylonischer Funktionsträger begeht Selbstmord, so scheint es jedenfalls. Zuerst Samson vom Amt für Luftüberwachung und Luftreinhaltung, dann Marschall Medina, der Kommandeur unserer Grenzschutztruppe. Dr. Klaas, Direktor des Rechnungshof, und jetzt Babitsch von der Deponie, eine richtige Epidemie. Es ist uns natürlich klar, daß es sich in Wirklichkeit um Morde handelt und daß der GD dahinter steckt, Frank und seine Leute.

Jonas: Der babylonische Geheimdienst bringt babylonische Würdenträger rum. Völlig klar wie Kloßbrühe.

Koslowski: Der GD ist natürlich unterwandert.

Jonas: Von der Drittwelt.

Koslowski: Unsinn, vom CIA. Von den Amerikanern.

Jonas: Von unseren Verbündeten?

Koslowski: Was heißt das schon? Die USA wollen Europa kleinhalten, verunsichern, destabilisieren.

Jonas: Und welche Rolle spielt Jonas in diesem Szenario?

Koslowski: Wir haben alle möglichen Selbstmordkandidaten beobachtet. Als wir den Eindruck hatten, Babitsch sei der nächste, haben wir Sie ins Spiel gebracht, Jonas, als unbekannte Größe, um den GD aufzuspüren, aus dem Rhythmus bringen, mit durchschlagendem Erfolg, das können Sie nicht bestreiten.

Jonas: Mir schwirrte der Kopf. Das lag nicht am Neurofreezer. Babitsch war nicht ermordet worden, er war aus dem Fenster gesprungen, allein, aus eigenem Antrieb, das hatte ich gesehen, und ich kannte noch einen Selbstmörder aus der Liste. Dr. Klaas, Stammgast im Casablanca. Ich hatte beobachtet, wie er immer verschlossener, immer verstörter wurde, bis er sich erschoß. Zuviel Schlamperei und Korruption in Babylon, zu viel Streß für den obersten Rechnungsprüfer, das stand im Abschiedsbrief, den er dem Casablanca hinterließ, und beim Rest war es sicher ähnlich, alle hatten Jobs mit maximaler Verantwortung und minimalen Erfolgserlebnissen. Die Selbstmorde waren echt, das sagte ich Lisa Koslowski. Aber auf dem Ohr war sie taub.

Koslowski: Sie haben keine Ahnung, Jonas, Sie sind naiv.

Jonas: Lieber naiv als paranoid.

Koslowski: Oder Sie sind ein Provokateur. Sie stecken mit dem GD unter einer Decke. Sie sind ein CIA-Agent.

Jonas: Klar, deshalb hat Frank mich durch den Müll gescheucht und mich mit dem Neurofreezer kaltgestellt.

Koslowski: Alles Theater, Jonas, Ablenkungsmanöver, fast wäre ich drauf reingefallen. Sie sind durchschaut, Jonas, packen Sie aus.

Jonas: Herzlich gerne, wenn ich nur wüßte was.

Koslowski: Auch der GGD hat Neurofreezer, Jonas. Wenn Sie störrisch bleiben, stecken wir Sie wieder in den Sarg, wir richten ihnen eine ergreifende Trauerfeier aus, und dann ab ins Krematorium, das oder Sie reden. Ich gebe Ihnen Bedenkzeit, eine halbe Stunde. Schafft ihn nach nebenan.

Jonas: Nebenan war ein langer schmaler Raum ohne Fenster, eine Birne baumelte von der Decke und warf trübes Licht auf 6 Särge, alle belegt.

Sam: Ein Ambiente wie weiland im Unternehmen Immer und Ewig, erinnert sich mein Herr und Meister.

Jonas: Fall Requiem. Ich weiß, Sammy. Wann war das? 2009. Interessant.

Sam: Fall Requiem meinen Herr Oberarchivar?

Jonas: Ich meine nicht Requiem, ich meine den Toten hier im Sarg, gleich neben der Tür, sieht ein bißchen aus wie Jonas.

Sam: Laß kucken, Kumpel, hmh, männlich, groß, kräftig, gereift, bildschön, naja von letzterem abgesehen das präzise Ebenbild eines nicht unbekannten babylonischen Privatdetektivs.

Jonas: Das eröffnet uns gewisse Perspektiven, Sammy?

Sam: Rollentausch und Kleiderwechsel bzw. Kleidertausch und Rollenwechsel?

Jonas: Genau das, Sammy. Schwerer Fall. Der Doppelgänger.

Sam: Armer Yorrik. Und wie der Mensch angezogen ist. Igitt, ein Frack anno 1950 oder noch früher. Pfui Spinne und Spargel, so was willst du deinem edlen Körper zumuten?

Jonas: Ich wollte nicht, ich mußte, das war die einzige Möglichkeit, heil aus diesem Irrenhaus rauszukommen. Ich zog dem Toten meine Sachen an und setzte ihn ganz hinten in die Ecke. Jonas stiegt in den Frack und dann in den Sarg, zog den Deckel zu bis auf einen Spalt und wartete.

Bedenkzeit ist um, raus mit ihnen, Jonas, los doch, lassen Sie die Chefin nicht warten, seien Sie vernünftig, machen Sie keine Zicken. OK, dann muß ich Sie eben holen. Sturer Bock.

Jonas: Er stapfte nach hinten. Jonas machte den Sargdeckel auf, ganz leise und stieg aus, noch leiser, schlich zur Tür, unhörbar, machte sie von außen zu, drehte den Schlüssel um, schlich weiter durch einen Gang, und dann war ich draußen, so einfach ging das. Aber es blieb nicht so einfach. In meinem Frack war ich so unauffällig wie Schimanski in der Damensauna. Jonas mußte in Deckung und Jonas wußte auch wo. An der nächsten Ecke war ein öffentliches Klo. Ich sauste die Treppe runter, durch die Tür mit der Aufschrift Herren, Sicherheit. Für etwa 5 Sekunden. Bis die Tür der hintersten Zelle aufging und ein alter Bekannter rauskam. Das Ende der Welt. Mit Plakat und mit schußbereitem Laserstrahler.

Mann mit Plakat: Sehr aufmerksam von ihnen, Jonas, Sie kommen freiwillig. Wir brauchen kein Greifkommando auszuschicken. Heben Sie freundlicherweise die Hände. Ja, so danke. Von der Bestattung zum Bedürfnis, ein sozialer Abstieg, könnte man meinen, in Wahrheit ist es genau das Gegenteil. Treten Sie näher, Jonas, durch diese Tür, wenn ich bitten darf, hinter ihr befindet sich keine Toilettenzelle, wie Sie und die Welt vermuten, und vermuten sollen, hinter ihr verbirgt sich die Zentrale des GGGD, des ganz geheimen Geheimdienstes. Kommen Sie, Jonas, nach Ihnen.

Jonas: Was es nicht alles gab in unserer großen Stadt Babylon, untendrunter bessergesagt. Ein weiter Saal, weißgekachelt, klinisch sauber, desinfiziert, rechts und links Schreibtische, darauf Konsolen, davor fleißige Amtsschimmel, mitten im Saal stand ein Kasten aus glänzendem Chrom, 2 Meter im Geviert. Knöpfe, Skalen, Hebel, ein Kabel lief zu einem summenden Aggregat an der hinteren Wand, obenauf ein Fußball ohne Luft, kahl, schrumpelig, Brillengläser aus Panzerglas, ein Hörrohr und ein horizontaler Schlitz, der sich bewegte. Der Schrumpfkopf konnte sprechen.

O: Näher, noch näher. Damit ich Sie besser sehen kann. Damit ich Sie besser hören kann.

Jonas: Damit er mich besser fressen kann.

Mann: Unser Chef, O, nur O.

Jonas: Wie Oweh?

Mann: Sehr witzig.

Jonas: Der Kasten, in dem er steckt, ist das eine Herzlungenmaschine?

O: Ein totaler Körperfunktionsautomat, er hält mich am Leben, er ist mein Leben, ich pflege zu sagen, die Kabelschnur ist meine Nabelschnur.

Mann/O: Hahaha.

O: Ich muß am Leben bleiben, nicht meinetwegen, für den Dienst, den GGGD.

Mann: Für Babylon, Chef, für Europa, für die Welt.

O: So ist es. Ich bin der einzige, der die Welt retten kann. Die beiden anderen sogenannten Dienste, der GD und der GGD sind durch und durch verseucht, unterwühlt, untergraben, unterwandert.

Jonas: Aha, lassen Sie mich raten. Von der Drittwelt. Vom CIA.

O: Ganz falsch. Wer so etwas behauptet, ist schwachsinnig, oder böswillig. Es gibt nur einen Feind, die Verkörperung allen Übels, die Ausgeburt Satans.

Jonas: Und wie heißt er, ihr böser Feind?

O: Wie können Sie fragen, es ist der rote, wer sonst.

Mann: Der Russe, der Iwan, der Bolschewik.

Jonas: Ach was, ich dachte, der kalte Krieg ist vorbei, seit fast einem Viertel Jahrhundert.

O: Das will man uns einreden, aber es ist nicht wahr. Das sogenannte Ende des sogenannten Ostblocks ist ein gigantisches Täuschungsmanöver.

Mann: Ein hinterhältiger Trick, um uns ins Sicherheit zu wiegen.

O: Sie sind zu allem fähig, diese Teufel.

Mann: Hinter den Selbstmorden stecken sie ja auch.

O: Den sogenannten Selbstmorden.

Mann: Selbstverständlich, Chef, verzeihen Sie.

Jonas: So was hab ich mir gedacht. Dann wäre ja wohl alles geklärt.

O: Bis auf eines, wer sind Sie?

Jonas: Ich? Jonas, nur Jonas. Privatdetektiv, der letzte.

O: Ihre Legende interessiert mich nicht. Wer sind Sie wirklich?

Jonas: Und wenn ich Ihnen sage, daß ich wirklich Jonas bin, nur Jonas.

O: Zwecklos, absolut zwecklos.

Mann: So dumm sind wir nicht, was Chef?

Jonas: Dann muß ich Ihnen wohl reinen Wein einschenken. Jawohl, ich bin Russe, Jonas Jonasowitz Jonasenko, Oberst im KGB.

Mann: Ein ganz dicker Fisch.

Jonas: Ich bin aber noch mehr. Ein Wechselbalg gezeugt von Gorbatschow mit einer Baba Jaga, ein schwarzer Magier, im Dienst der roten Revolution.

O: Ja, weiter!

Jonas: Es lebe die Diktatur des Proletariats, es lebe der 1. Parteitag der KPdSU, Bolschewiki, es lebe der 2. Parteitag, es lebe der 3., der 4., es lebe mein Taschenmesser.

O: Ihr Taschenmesser?

Jonas: Das habe ich an Ihrer Kabelnabelschnur. Ein kurzer Schnitt.

O: Nein, bitte nicht, ich tu alles, was Sie wollen.

Jonas: Das hörte Jonas gern. Als erster wollte er einen Laserstrahler, dann wollte er raus. Das war schwierig. Vorne ging’s nicht, auf der Straße lauerten die Leichenbitter vom GGD.

Sam: Preisfrage, was tut Meister Lampe, wenn Meister Reinike vor seinem Bau umherstreicht.

Jonas: Weiß nicht, Sammy, Klapphornblasen?

Sam: Er geht hinten raus, Karnickel, verschwiegene Establishments pflegen geheime Ausgänge aufzuweisen.

Jonas: Gute Idee, Sam. Wo ist hier die Hintertür? Na?

O: Nicht schneiden, bitte nicht! In der Rückwand neben dem Aggregat.

Jonas: Ich seh nichts.

O: Das können Sie auch nicht. Wir haben den Ausgang mit einer Holoprojektion der Wand zugedeckt.

Jonas: Abschalten. Wird’s bald.

O: Schalten Sie das Holo ab, Agent 07, schnell.

Sam: Aber hurtig.

Jonas: Rechts vom Aggregat verschwand ein Stück Kachelwand, dafür erschien eine kleine Tür. Agent O7 alias Ende der Welt schloß sie auf. Jonas ging rückwärts, Laserstrahler in der rechten Hand, die linke am Kabel. Ein kurzer Blick durch die Tür. Ein paar Stufen, unten ein breiter Abwasserkanal, der dritte Mann ließ grüßen, vor der untersten Stufe lag ein Schnellboot.

O: Das Boot ist aufgeladen und startbereit, falls die Russen uns überrollen.

Jonas: Seit Jahren haben die nichts anderes im Sinn. Die Schlüssel.

O: Geben Sie ihm die Bootsschlüssel, O7.

Jonas: Danke. Den Schlüssel zur Hintertür auch. So, und jetzt bleiben alle ganz brav da, wo sie sind. Keiner rührt sich, sonst stehen morgen in Holotext zwei interessante Anzeigen: Durch Laserstrahl beschädigter Funktionsautomat billig abzugeben wegen Todesfall. Und

Sam: Beim ganz geheimen Geheimdienst ist die Stelle des Chefs neu zu besetzen. Paranoia Bedingung. Sinilität angenehm.

Jonas: Ins Schnellboot und weg, mit aufgeblendetem Scheinwerfer und schäumender Bugwelle durch die zähe dunkle Brühe. Sam war Navigator. Sam kannte sich aus in der Unterwelt von Babylon. Sam kennt sich überall aus. Kein Wunder, wenn man sich in praktisch jedes System einklinken kann. Wir fuhren ab von Hauptkanal durch ein Labyrinth kleiner Seitenkanäle, einer davon weitete sich aus, zu einem Teich, da machten wir halt. Zeit für a) Bestandsaufnahme b) Zukunftsplanung.

Sam: Ein idyllisches Plätzchen, Herr Oberförster.

Jonas: Für einen Koprophilen Kongreß.

Sam: Haha, kuck mal, der kann Fremdwörter, der Kakopluile.

Jonas: Nur kein Neid, Sam, du denkst wohl, du bist der einzige, der große Töne spucken darf.

Sam: Ruhe im Saal, bitte Ruhe. Die Sitzung ist eröffnet. Thema wie so oft. Was nun. Punkt 1 der Tagesordnung: Wohin oder präziser, welcher Aufenthaltsort verspricht Zuflucht und Sicherheit.

Jonas: Wenn ich das wüßte.

Sam: Siehste.

Jonas: Drei Geheimdienste sind hinter Jonas her. Der GGGD hält mich für einen russischen Spion, der GGD denkt, ich bin vom CIA, und der GD...

Sam: Ist erledigt, fini, Strich drunter.

Jonas: Glaub ich nicht, Sammy, sicher, Oberst Frank ist tot.

Sam: Desgleichen Rosencrantz und Güldenstern.

Jonas: Na und? Im GD gibt’s noch viel mehr Leute, die haben Jonas auf der Abschußliste als Drittweltagenten.

Sam: Kurz und knapp. Bis auf weiteres können Exzellenz sich in Babypsilon nicht sehen lassen.

Jonas: Büro ist out, Casablanca is out.

Sam: Straßen, Häuser alles out, megaout, outer geht's nicht.

Jonas: Und hier unten können wir auch nicht ewig bleiben.

Sam: Warum denn nicht, mein subterraner Robinson, ist doch ganz gemütlich.

Jonas: Ach, und der Gestank.

Sam: Hach, stört Sammy überhaupt nicht.

Jonas: Weil du keine Nase hast, aber vom Duft mal ganz abgesehen, hier unten fehlt einfach alles, was der Mensch so braucht, kein Sauerstoff.

Sam: Ja gibt's oben auch nicht.

Jonas: Nichts zu essen, kein Whisky.

Sam: Keine Geheimdienste mit Verfolgungswahn.

Jonas: Die werden noch früh genug kommen, apropos, die Typen vom GD, GGD, GGGD sind wirklich paranoid.

Sam: Jaja total beknackt, absolut bescheuert, echt bekloppt.

Jonas: Die glauben, was sie sagen, mit Vernunft und gutem Zureden ist da nichts zu machen.

Sam: Andererseits, werter Kollege und Vorredner, erscheint es als ebenso unmöglich, sich den Verfolgern auf Dauer durch die Flucht zu entziehen.

Jonas: Jonas will auch nicht mehr weglaufen, Jonas hat die Nase voll.

Sam: Gut, Debatte beendet, wir schreiten zur Beschlußfassung.

Jonas: Wir drehen den Spieß um, Sammy, wir kämpfen, wir greifen an.

Sam: Attacke, jawohl, einstimmig angenommen. Es tönt das Klapphorn laut und froh.

Jonas: Klapphorn äh Klappe zu, Sam. Fang nicht wieder damit an.

Sam: Und wie ist es mit halili und hollido?

Jonas: Alle wollen Jonas in die Pfanne hauen, also

Sam: Hauen wir sie in die Pfanne. Alle. Ne?

Jonas: Und ich weiß auch schon, wie wir das hinkriegen, Sammy, du wirst mächtig ackern müssen.

Sam: Ja, von der Stirn heiß rinnen muß der Schweiß, was wünschen guter Massa, was sollen tun Onkel Tom. Tom? Tom?

Jonas: Sam erschuf einen Jonas, einen Pseudojonas, ein Phantom, das überall präsent war, in Infobänken, Listen, Dateien, in allen relevanten elektronischen Systemen, nur nicht in der Realität. Dieser falsche Jonas entstieg der Kanalisation, brach auf der Straße zusammen, wurde mit akuter Cholera ins Zentralkrankenhaus eingeliefert, in die Isolierstation, da kam keiner an ihn ran, und er kam nicht raus. Damit waren die Verfolger vorläufig abgelenkt, auf die falsche Spur gesetzt, ruhig gestellt. Soweit Punkt 1. Dann ließ ich Sammy die Zentralen der drei Geheimdienste kontakten. Bestattungsinstitut Moroni, Bedürfnisanstalt in der 71. Straße, und der GD.

Sam: Steht im Fonbuch, du Tütensuppe.

Jonas: Dann mal los, Sammy, du kennst deinen Text.

Sam: Ich kennen Massa. Piep. Hallo? Geheimdienst Europa? Gut, du zuhören, Kollege, ich dir sagen große Geheimnis. Heute zu mittag, wenn Uhr sein Zwölf, dann sich treffen alle geheime Agenten Dritte Welt in Babylon, alle Terroriste, Befreiungsfront Kusbekistan. Wo treffen? No, in Dreck Kollege, in Müll, in Deponie, was heißt Sanssouci, du verstanden Kollege?

Jonas: Gut so Sammy, jetzt der GGD.

Sam: OK, Boss.

Sam: Hi, folks, listen, if you want erwischen all the top agents from the CIA in Europe, the mulls, doubelagents, tripleagents and so on, you must come today to you know what i mean how do you call it, Sanssouci, the groß rubbish dump, big meeting, mitten in the müll, top secret, high noon,12 Uhr mittags, you know, so long folks, good hunting.

Jonas: Sehr schön, Sammy, absolut echt. Und nun noch der GGGD.

Sam: Dara dawisch. Hallo? Kommen mit Mann und Maus heute mittag zwölf Uhr Deponie Sanssouci. Mitten in Müll große geheime Versammlung. KGB nebst revolutionäre Zellen. Neue Anweisungen aus Moskau, Kreml. Karaschnovetsnedemil.

Sam: Werden sie uns den Quatsch wirklich glauben, du hinterfotziges Fliegenmaul?

Jonas: Sie werden, Sammy, verlaß dich drauf, das paßt genau in ihr Weltbild. Wie spät?

Sam: Piep. 5 Uhr 39 in der Früh. Morgenstund.

Jonas: Ist ungesund. 12 Uhr mittags geht sie los, die große Show, die wir nicht verpassen dürfen. Wann müssen wir los?

Sam: Per Müllförderband nach Sanssouci, euer Gemächlichkeit? Na, sagen wir um 10.

Jonas: Pause, Sammy, Jonas schläft ein paar Stunden.

Sam: Ist gut. Von linden Lüften lau umlabert, schlaf mein Prinzchen schlaf ein.

Jonas: Kein kurzer Weg, aber auch kein schwieriger, unter Sam Leitung, vom Abwassersystem zur zentralen Müllerf... vollautomatisch natürlich. Und von der Müllerfassung läuft ein unterirdisches Förderband nach Sanssouci, mit allem nicht verwertbaren Müll der großen Stadt Babylon, Jonas fuhr mit, als blinder Passagier, oder als Abfall ehrenhalber. Eine ereignislose Reise. Gleichmäßiges Rattern, Dunkelheit, Gestank, und ein leicht flaues Gefühl im Magen, nicht wegen Gestank und Müll, wegen der Dinge, die da kommen sollten. Nach einer guten Stunde stoppte das Band, weiter ging’s vertikal. Im Müllpaternoster. Viele viele Meter in die Höhe.

Sam: Zwei Knaben stiegen auf den Turm.

Jonas: Das paßt, Sammy.

Sam: Der eine hat nen Band im Wurm.

Jonas: Wie die Faust aufs Auge.

Sam: Ja, und der andere frisch und munter ließ sich dran herunter, hehe.

Jonas: Da oben wird’s hell.

Sam: Achtung, fertig machen zum Absprung. Ansonsten würde jemand in die Verteilerdüse eingespeist werden, wie all dieser Müll, der uns Gesellschaft leistet, und dann wird er über die Deponie verstreut, der Jemand, in handlichen formschönen Teilchen.

Jonas: Muß nicht sein, Sammy.

Sam: Countdown läuft. 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1.

Jonas: Bei Null sprang Jonas ab, ein paar Schritte, und ich stand auf der Plattform an der Spitze des Verteilerturms, mitten in der Deponie Sanssouci und ganz hoch drüber. Die Aussicht war einmalig, ein bißchen monoton vielleicht. Im Osten Müll, im Westen Müll, im Norden Müll, und im Süden, Sie haben es erraten, Müll. Müll, soweit das Auge reichte, und im Müll krabbelte es wie in einem Ameisenhaufen.

Sam: Siehe, sie höreten das Wort des Herrn und sie folgeten ihm nach.

Jonas: Sie sind da, Sammy, sie sind alle da. GD, GGD, GGGD und der Kasten da drüben, das ist O, O vom GGGD, seine Leute haben ihn auf Rollen gesetzt, und ziehen ihn hinter sich her, mit samt Aggregat.

Sam: Ach, hätten wir doch nur ein Bömbchen, Herr Luftmarschall, oder einen Kessel voll des heißen Öles.

Jonas: Nicht nötig, Sam, das erledigen die da unten selber, mit ihren Laserstrahlern, Sturmgewehren, Neurofreezern, mit ihren Flammenwerfern und Super-MGs. Was sagt die Uhr, Sam.

Sam: 5 Minuten vor 12, hohes Gericht. Dies Ire. Dies Illa, Solve seklum, com fanila oder so ähnlich.

Jonas: Vielleicht eine Nummer zu groß, das dies irae, aber irgendwie angemessen. Die versammelten Geheimdienstler jagten ihren jeweiligen Feindbildern nach und massakrierten sich gegenseitig.

Sam: Amagedon. Herr Großinquisitor. Apokalypse. Verwüstung.

Jonas: Das wird mir zu laut, Sammy. Phase 2.

Sam: Zu Befehl, Phase 2. Zack zack.

Jonas: Schalt dich ins System der Deponie ein.

Sam: Auftrag ausgeführt. Zack zack.

Jonas: Laß die Müllmaschinen los.

Sam: Müllmaschinen los, marsch. Konzentrischer Angriff. Zack Zack.

Jonas: Riesenbagger und Superschaufeln rückten vor, unaufhaltsam, unwiderstehlich, sie überrollten das Schlachtfeld, deckten ab, gruben um, planierten, schütteten das ganz Gewusel zu, und falls sich doch einer herausarbeiten konnte, am Rand lauerten die Trolle, mit Messer und Kochgeschirr. Nachmittag. Jonas kam zurück ins Büro und schmiß als erstes den Trauerfrack von sich.

Sam: In den Müll, hoher Herr.

Jonas: In den Müll, Sammy. So, und jetzt wollen wir uns mal ans Aufräumen machen. Nein, es ist niemand zu Hause.

Sam: Na, geh ran, du Knallhorn.

Jonas: Warum sollte ich.

Sam: Weil es ein Kunde sein könnte, mit einem ganz normalen Auftrag.

Jonas: Glaubst du an den Weihnachtsmann, Sammy?

Sam: Oder eine unverhoffte Erbschaft, oder der Hauptgewinn in der babylonischen Klassenlotterie, oder...

Jonas: Damit du endlich Ruhe gibst. Hallo.

Stimme am Fon: Guten Tag. Bin ich verbunden mit Herrn Jonas, nur Jonas, seines Zeichens Privatdetektiv.

Jonas: Sie sind.

Stimme am Fon: Sehr gut. Gestatten Sie mir, Herr Jonas, Ihnen im Namen meiner Organisation Dank und Anerkennung auszusprechen. Sie, Herr Jonas, haben sich um Babylon, um Europa verdient gemacht, in einer brillanten Aktion haben Sie GD, GGD, und GGGD eliminiert, gründlich und nachhaltig, es war höchste Zeit, Herr Jonas, sonst hätten sie die Erde unterworfen, Herr Jonas, besetzt, Herr Jonas, kolonisiert.

Jonas: Wer? Die Geheimdienste?

Stimme am Fon: Und ihre geheimen Lenker und Leiter, die Drahtzieher im Dunkel, Herr Jonas, die Marsmenschen mit ihren Ufos und ihren Todesstrahlen.

Jonas: Ach ja, und wer sind Sie?

Stimme am Fon: Hier spricht der GGGGD, Herr Jonas, der ganz und gar geheime Geheimdienst. Leben Sie wohl, Herr Jonas.

Jonas: Paranoia, Sammy, totale Paranoia.

Sam: Zwei Knaben schlichten durch die Nacht, der eine still, der andre sacht. Ja, und man konnt sie weder sehen noch hören, wenn sie’s nun gar nicht gewesen wären.

Jonas und Sam: Freut euch des Leben, Großmutter wird mit der Sense rasiert, alles vergebens, sie war nicht eingeschmiert.

Sam: Ja wieso denn nicht?

Das war Paranoia. Eine Folge aus der Science-Fiction-Krimiserie Der letzte Detektiv von Michael Koser. Den Detektiv Jonas sprach Bodo Primus, seinen Supercomputer Sam Peer Augustinski. Außerdem wirkten mit: Johanna Liebeneiner, Hans Jürgen Silbermann, Bernd Stephan, Jochen Striebeck und viele andere (Alois Maria Giani, Detlef Kügow). Ton und Technik: Günter Heß und Christine Koller. Aufnahmeleitung: Reiner Kositz. Assistenz: Wolfgang Ruhdörfer. Regie: Werner Klein. (Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks) (1991). (Redaktion: Erwin Weigel).

Beitrag vom 02.04.2022 - 21:23
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von Jonas1 suchen Jonas1`s Profil ansehen Jonas1 eine private Nachricht senden Jonas1 zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
Boardstruktur - Signaturen verstecken
vorheriges Thema   nächstes Thema

Beiträge Autor Datum
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:06
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:10
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:11
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:11
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:12
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:13
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:13
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:14
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:15
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:15
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:16
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:16
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:17
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:18
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:18
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:19
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:19
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:20
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:20
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:21
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:21
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:22
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:22
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:23
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:23
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:24
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:24
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:25
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:25
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:26
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:26
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:27
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:27
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:28
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:28
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:29
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:29
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:30
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:30
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:31
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:31
 Der letzte Detektiv von Michael Koser
Jonas1 02.04.2022 - 21:32

Gehe zu:  
Es ist / sind gerade 1 registrierte(r) Benutzer und 412 Gäste online. Neuester Benutzer: shubham565
Mit 18083 Besuchern waren am 19.04.2025 - 11:04 die meisten Besucher gleichzeitig online.
Registrierte Benutzer online: Steini
Alles gute zum Geburtstag    Wir gratulieren ganz herzlich zum Geburtstag:
Bundesanne (29), de Franzi (27), hannelore (36), Philipp Humme (26), scoutissima (52)
Aktive Themen der letzten 24 Stunden | Foren-Topuser
 
Seite in 0.12265 Sekunden generiert


Diese Website wurde mit PHPKIT WCMS erstellt
PHPKIT ist eine eingetragene Marke der mxbyte GbR © 2002-2012