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Ich mag !
Um den Unterschied zu verdeutlichen würde ich in eigenen Worten wiedergeben, was mir ein (mittlerweile verstorbener) Teilnehmer des Jamborees 1951 in Bad Ischl erzählt hat.
Besonders hervorgehoben wurde die Erkenntnis, zu einer weltumspannenden Bewegung zu gehören, die sich in einem kameradschaftlichen Bruderschaftsgedanken ausdrückte. Nun war es das erste Jamboree an dem deutsche Pfadfinder offiziell teilnehmen durften und somit sichtbar in diese weltweite Bruderschaft aufgenommen wurden.
Das ist deshalb erwähnenswert, weil die Väter der teilnehmenden Jungen sich sechs Jahre zuvor noch in unterschiedlichen Fronten gegenseitig mit Waffengewalt nach dem Leben trachteten und die Deutschen bekannterweise hier eine Hauptschuld an diesem Orlog trugen.
Einige Jungen waren Halbweisen geworden, hatten ihre Väter in sowjetischer Kriegsgefangenschaft oder mussten ihre Geburtsorte auf der Flucht verlassen.
Da war die vollzogene Handreichung, vor allem der Pfadfinder aus ehemals gegnerischen Nationen, ein Schritt mit prägendem Symbolcharakter.
Das hat nicht unbedingt zu einer Weltbürgerbewegung geführt, aber dem westlich orientierten Europagedanken durchaus geholfen.
Durch die Kriegsereignisse war die Welt und vor allem Europa in zwei Blöcke gespalten. Einige osteuropäische Pfadfinderverbände, die in den 20er und 30er Jahren auf dem internationalen "Pfadfinderparkett" eine Rolle spielten, waren nur noch als kleine Exilpfadfinderkontingente vertreten. Man solidarisierte sich und verstand sich als legitime jugendliche Vertreter der "freien Welt" - geeint durch eine sehr ablehnende Haltung zum Kommunismus.
Das mag heute sehr staubig und nach kapitalistischer Propaganda klingen, ist aber im Kontext der Zeit durchaus ein ernstzunehmender internationaler Kitt gewesen.
Viele deutsche Pfadfinder kannten die weite Welt nur aus der Wochenschau, Abenteuerromanen und Hagenbecks Völkerschauen. Fernreisen in exotische Länder waren die Ausnahme. Das war jetzt nicht gerade ein sehr breitgefächerter Blick auf die Welt. Die direkte Begegnung auf dem Lager, in kameradschaftlicher Atmosphäre, schaffte da schon ein deutlich greifbareres Bild.
Die traditionellen folkloristischen Vorführungen der einzelnen nationalen Kontingente verstärkten diese Wirkung.
Die folgenden Jamborees der 50er und auch noch der frühen 60er Jahre scheinen ähnlichen Einfluss gehabt zu haben, wenngleich sich das Lagerbild von Jamboree zu Jamboree technisch immer mehr aufrüstete. Das hat im BDP bei einigen Puristen, damals schon, für Unbehagen gesorgt.
Unsere ( also die Jamboreeteilnehmer der vergangenen 20 Jahre aus meinem Stamm) kommen zwar ebenfalls euphorisiert wieder nach Hause, haben aber weniger den Völkerverständigungsgedanken im Gepäck, sondern berichten von einer "geilen Zeit" mit vielen Begegnungen. Manches sorgt zwar für Irritationen (Berge von Müll, Festivalcharakter, aufwendige Technik im Lager, Showeinlagen...), wird aber schnell als gegeben hingenommen und dann durchaus mit viel Freude konsumiert.
Insofern ist Dein Vergleich mit Wacken und ESC wahrscheinlich gar nicht so falsch.
Vor 30 Jahren versuchten BdPer noch mit dem Verpflegungsorganisator der koreanischen Pfadfinder über Müllvermeidung zu diskutieren. Der arme Mann hatte keine Ahnung was die umweltschutzaffinen Pfadfinder aus Deutschland überhaupt von ihm wollten.
Heute werden solche Dinge zwar bemerkt aber in der Regel nicht mehr großartig diskutiert und scheinbar dann auch nicht kritisiert.
Bei unseren Sipplingen ist die Nachwirkzeit also scheinbar schneller vorbei als in früheren Jahrzehnten.
Das mag aber auch daran liegen, das viele in der Folgezeit noch Auslandssemester, Work and travel und ähnliche Möglichkeiten der internationalen Begegnung nutzen. Da wird so ein Jamboree halt zu einem Baustein von diversen Begegnungsformen.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Pitt am 10.08.2023 - 00:18.
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