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Zitat Original geschrieben von Andir
Brennt dir was auf der Seele? |
Ganz ungefragt melde ich mich mal etwas länger zu Wort...
Wenn ich also interpretatorisch tätig werden dürfte:
Ich nehme an, dass die Problematik gemeint ist, dass die Pfadfinderbewegungen (und anverwandte Bündische) als eine der wenigen Bastionen des wahren politischen Liberalismus (aber nicht dieses verwaschenen Wirtschaftsliberalsimus´, wie er auch heute noch politisch vertreten wird, sondern des echten, humanistischen Liberalitätsansatzes - das Stichwort ist Mündigkeit!) sich doch wohl ausdrücklich gegen jegliche Reizüberflutung, deren reflektierende Verarbeitung in der Fülle, wie die Reize uns geboten werden, gar nicht möglich ist, (was dem Mündigkeitspostulat zuwiderläuft) verwahren müsste... und damit vor allem gegen "Trashfernsehen" (nennt man das so?) und eben auch das Internet. Denn beide bieten uns schier unhändelbare Massen an Reizen, die bereits leicht angekaut sind, sodass jegliche Reflektion derselben ausbleibt. Ein Einlassen auf das Internet wäre also demnach eine Beschränkung der eigenen Mündigkeit.
Wie allerdings Tobias sehr richtig anmerkte:
Zitat Original geschrieben von Tobias
Hier solltest Du zunächst unterscheiden:
Internet als ein weitverbreitetes Kommunikationsmittel und
Internet als Selbstzweck. |
Der "Selbstzweck"... ich interpretiere diese Formulierung gerade einfach mal als das Beschriebene: pure Information ohne Sinngehalt.
Als "weitverbreitetes Kommunikationsmittel" ist aber das Netz durchaus ja auch sinnvoll. Man kann eben nicht nur jeden Schrott nachschlagen, sondern auch Organisatorisches per E-Post leichter als per "konventioneller" Post erledigen, man kann auch angeregte, meinungsbildende und damit die Bildung einer Mündigkeit sogar unterstützende Diskussionen führen, zum Beispiel diese. Durch diese recht bar präsentierte Frage wurden wir nicht nur angeregt, uns zu überlegen, was mit dieser gemeint ist, sondern auch (zumindest ich), mein eigenes Verhalten bzgl. Internet erneut zu reflektieren.
HD Thoreau meinte mit seinem "Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte." ja nicht, dass man sich der Gesellschaft verschließen muss, sondern, dass der Mensch sich als Naturwesen wahrnehmen und reflektieren sollte. Und gerade das ist der liberale Gedanke (im ursprünglichen Sinne), dass man als Einzelner die Gesellschaft und sich reflektiert und für sich bewertet, das für schlecht Befundene verwirft und zu ändern sucht, das Gute sich aneignet, und versucht, das Zwiespältige zum Guten zu machen. Und nicht, prinzipiell alles, was zwiespältig ist oder einem bestimmten Personenbild nicht entspricht, sofort zu verwerfen.
Und gerade Menschen, die sich solche Fragen stellen, die mündig sind, sollten das Internet benutzen können, da sie sinnlose Information von gehaltvollen Ansätzen und bereichernden Mitteln, aber auch Fragen, unterscheiden können. Und das Internet ist zweifelsohne nützlich, wenn man immer darauf achtet, wohin man schaut. Mündigkeit ist nunmal keine Institution, die man einmal errichtet und die dann weiterläuft, sondern wie eine Kerze im Wind: sie muss, wenn sie einmal brennt, immer gehütet werden, immer muss man darauf achten, dass sie nicht in einem Moment der Ablenkung und Zerstreuung verlischt.
Insofern sehe ich kein Problem darin, das Internet für den philosophischen Diskurs und die organisatorische Tätigkeit zu nutzen. (Für mehr nutze ich es aber auch nicht...)
Nur dabei immer dran denken: Sapere aude! (Wage, zu denken... und zwar selbst.) Denn auch die nützlichen Teile sind natürlich gespickt mit Fußangeln für den Geist, um uns zum puren Aufnehmen ohne Reflexion zu verführen...
um also mit Horaz zu schließen: Semper vigilans! ... Immer wachsam!
Edit: Wortkorrektur und zu überlegen -> uns zu überlegen
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Was morgen ist,
auch, wenn es Sorge ist,
ich sage Ja!
Die Heliand-Pfadfinderschaft hat immer grün. |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Marius am 01.11.2012 - 18:00.
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