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Ich neige dazu mehrere Bücher auf einmal zu lesen, da ich mich selten entscheiden kann, bei einem zu bleiben.
Momentan lese ich privat:
- `Wandervögel von ehedem` - Reisen und Wanderungen junger Hessen aus den Jahren 1787, 1788, 1839, 1840 und 1853 von Karl Esselborn
in der 1. Auflage von 1913 ----> äußerst empfehlenswert
außerdem noch:
- " Wasserpolitik" von Petra Dobner
" Sauberes Wasser ist die Grundvoraussetzung irdischer Existenz, und nichts verdeutlicht die Bedeutung einer Gemeinwohlsicherung stärker, als die Frage der Wasserversorgung.
Im Zuge der neoliberalen Privatisierungs - und Globalisierungsideologie fiel jedoch Anfang der neunziger Jahre auch diese Bastion öffentlicher Alleinverantwortung.
Seither wird die Privatisierung der Trinkwasserressourcen und der damit verbundenen Dienstleistungen einerseits als Königsweg propagiert, andererseits vehement bekämpft.
Das Buch macht die komplexen Dimensionen der globalen Wasserkrise sichtbar und verfolgt die Entwicklung von der öffentlichen Daseinsfürsorge zu Struckturen globaler Governance - eine Entwicklung die eng mit theoretischen Auffassungen über die Bedeutung der Allmende , die beste Art der Gemeinwohlsicherung und die Möglichkeiten politischer Steuerung verknüpft.
Die empirische Untersuchung der TSruckturen des globalen Wassernetzwerkes macht dabei exemplarische deutlich, dass es gute effizienz - und demokratietheoretische Gründe gibt, den generellen Vertrauensvorschuss für globale Governance einer kritischen Überprüfung zu unterziehen"
Außerdem freue ich mich sehr auf:
" Wir pfeiffen auf den ganzen Schwindel-
Versuche jugendlicher Selbstbestimmung" von Herbert (Berry) Westenburger
Herbert ( Berry ) Westenburger , 05.01. 1920 in Frankfurt am Main geboren, seit März 1932 bis zum Verbot 1934 im Nerother Wandervogel, danach in illegaler Jugendschafts - Horte. Mit jüdischen Vorfahren entfällt ein Studium. Wechsel vom Gymnasium zur Handelsschule. Danach Konditorenlehre und Hotelfachschule.
Die Familie ist mütterlicherseits seit Generationen Konditorei und Cafehausbetreiber. Er soll diese Tradition fortführen.
1938 Haft wegen "bündischer Umtriebe" , Amnestie und ab September 1939 Flaksoldat.
.Westfront, Berlin, 1942/43 bis zur Niederlage Afrika-Korps. Verwundet, britische und amerikanische Gefangenschaft, zwei vergebliche Fluchtversuche. Rückkehr Januar 1946. Mutter als „Halbjüdin“ in Auschwitz ermordet. Wiederaufbau der Nachkriegs-Jugendbewegung. Ehrung durch Verleihung der „Johanna Kirchner“-Medaille für sein standhaftes Festhalten an bündischen Idealen während der NS-Zeit. Hielt in Schulen und Fachhochschulen Frankfurts Aufklärungsvorträge über die jugendliche Verweigerungstaktik. Beruflich tätig in internationalen Büromaschinenfirmen. Verkaufsdirektion Nato-Truppen, Europa.
Zitat aus dem Buch:
»Am Montagmorgen war es dann soweit. Ich wurde um sieben Uhr vom ›Klapperfeld‹ in die Bürgerstraße verfrachtet. Dort befand sich die Frankfurter Gestapoleitstelle. Die Häftlinge wurden durch einen unscheinbaren Hintereingang eingeliefert und in enge Eisenkäfige gezwängt. Es gab keine Sitzgelegenheiten; sie mußten stehen oder hocken – in einem Käfig, der vielleicht doppelt so breit war wie ein Spind. Stundenlang, auch tagelang und nicht selten im Dunkeln. Dieser Käfig ging mir durch den Kopf, als ich zwischen zwei Beamten auf dem Rücksitz durch die Frankfurter Innenstadt kutschiert wurde. Aber mir blieb diese Tortur erspart, denn in der Bürgerstraße angekommen, fuhren wir mit einem Aufzug in den dritten Stock. ›Zimmer 31, Referat 11, Mondorf‹, stand an der Tür. ›Da haben wir ihn ja.‹ Der Mann hinter dem Schreibtisch war Mondorf. Es war derselbe, der mich drei Tage vorher festgenommen hatte, mittelgroß, bleich und mit dem damals üblichen kurzen Haarschnitt. Wortlos spannte er einen Bogen Papier in die Schreibmaschine. ›Name, geboren, wo? Beruf? Name des Vaters, Name der Mutter, geborene?‹ Dann drehte er das Blatt ein wenig höher und begann vorzulesen. »Vorgeführt, erscheint der Vorgenannte und gibt, mit dem Gegenstand der Vernehmung bekannt gemacht und zur Wahrheit ermahnt, an.‹ Ich war vollkommen verdutzt. Was sollte das alles? Außerdem hatte er mir nicht erklärt, was der Gegenstand der Vernehmung sein sollte. Ich konnte es mir nur denken. Dann ging es los. ›Und nun zur Sache. Wer gehört zu der Organisation, außer dir und deinen Frankfurter Freunden? Na, wird‘s bald?‹ Jemand stand hinter mir, ich konnte ihn nicht sehen, hörte aber, wie er hin und her ging. Bei jeder Antwort blieb er mit einem Ruck stehen, als ob er nur so zuhören könnte. Mondorf schaute ab und an über mich hinweg und schüttelte den Kopf, wenn ihm meine Antwort nicht gefiel. ›Was, nur gesungen und gewandert? Das gibt‘s doch nicht, der Kerl lügt ja, ohne rot zu werden.‹ Doch was sollte ich machen, es entsprach der Wahrheit. Ich starrte auf das Führerbild, das damals in jeder Amtsstube zu hängen hatte. Es hing ziemlich schief an der Wand, schon etwas verblichen und mit Mückenschiß auf der Scheibe. ›Wir sperren dich ein, bis du schwarz wirst. Im KZ wirst du schon reden lernen, ich versprech‘s dir. Also los jetzt, Namen will ich hören, verstehst du, Namen!‹ Er schwieg eine Weile, dann brüllte er drohend los. ›Warum hast du so viele Stempel in deinem Fahrtenbuch, aus jeder Stadt, hast wohl Post dort hinterlegt, was?‹ Dabei nahm er mein Fahrtenbuch und hielt es triumphierend hoch. ›Nein, ich sammele die Stempel nur, um zu beweisen, daß ich tatsächlich in der Stadt gewesen bin. Die Stempel von der Reichspost hab ich genommen, weil sie ein Tagesdatum haben. Das ist alles.‹ ›Das ist doch alles Quatsch, Datumsstempel! Einer von euch war doch in der kommunistischen Jugend. Und der Koebel – wie heißt der bei euch doch gleich – Tusk. Der war auch dabei. Also los, wer gab euch die Anweisungen?‹ So vergingen viele Stunden. Mal leise und eindringlich, mal laut und brüllend versuchten Mondorf und der andere, etwas aus mir herauszuquetschen, das wir wirklich nicht getan hatten. ›Abführen, in den Keller mit ihm‹, schrie Mondorf irgendwann, knallte den Aktendeckel zu und schlug mit der Faust auf den Tisch. Ich wurde von einem Gestapobeamten eine Kellertreppe hinuntergeführt – in den Eisenkäfig. ›Aber nur für kurze Zeit, dann gab es was zu futtern. Gegen Abend brachte man mich wieder zurück ins ›Klapperfeld‹. An der Pforte traf ich Pit, der in Begleitung von zwei Beamten an mir vorbeistolperte. Er sah zerzaust und verweint aus. Ihn und die anderen hatte man schon vor 10 Tagen festgenommen. Nun kam er wohl dran. Die Verhöre waren also noch nicht abgeschlossen. Sie schienen tatsächlich von der Idee besessen, uns zu kommunistischen Widerstandskämpfern zu machen. Wenn sie das schafften, dann landeten wir alle in Dachau oder Buchenwald.«
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Ohne Netz
Man sollte Kinder
lehren
ohne Netz
auf einem Seil zu tanzen
bei Nacht allein
unter freiem Himmel zu schlafen
in einem Kahn
auf das offene Meer hinauszurudern
Man sollte sie
lehren
sich Luftschlösser
statt Eigenheime zu erträumen
nirgendwo sonst
als nur im Leben zu Hause zu sein
und in sich selbst
Geborgenheit zu finden
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