|
|
Der letzte Detektiv
Eine Science-Fiction-Krimiserie von Michael Koser
Heute: Weihnachtsmärchen
Coco: Sti-hille Nacht. Hei-lige Nacht. Coco hat in die Hose gemacht.
Sam: Altes Ferkel.
Coco: Coco lacht, daß es kracht. Hahahahaha! Spaß muß sein, Kinder. Aber jetzt sind wir mal ein bißchen ernst ausnahmsweise.
Sam: Ich nicht.
Coco: Kinderweihnachten steht vor der Tür. Das Fest der Liebe. Was ist Liebe? Liebe ist nicht nur das, was die Großen nachts im Bett machen, wenn sie glauben, ihr schlaft schon.
Sam: I pfui Teufel.
Coco: Liebe ist Fühlen. Mitfühlen. Mit den vielen armen Kindern, die keine Geschenke kriegen, mit den Kindern in der Drittwelt, die krank sind, die Hunger haben. Liebe ist Geben.
Sam: Ne ne! Nehmen.
Coco: Gebt, Kinder, soviel Euros, wie ihr könnt. Schickt sie an mich, an euren Freund Coco, den Clown mit dem goldenen Herzen, Network Holo-TV Babylon.
Sam: Bab-ypsilon.
Coco: Sti-hille Nacht, heilige Nacht, geben so viel Freude macht. Gebt von eurem Taschengeld für das Elend in der Welt.
Jonas: Zum Kotzen. Warum sehe ich mir das an, warum schalte ich nicht gleich ab?
Sam: Unzureichende Daten, euer Fragwürden. Apropos Weihnachten.
Jonas: Sam wollte ein Geschenk. Einen neuen Namen. Sam gefiel ihm nicht mehr. Zu kurz. Sammy war ihm zu albern. Und Samuel zu umständlich. Die Frage war, wie wollte er ihn Zukunft heißen?
Sam: Behufs dieses Punktes steht eine endgültige Entscheidung noch dahin bzw. aus. In wohlwollender Erwägung befinden sich Prof. Einstein und Superhirn unter anderem.
Jonas: Weltseele. Lieber Gott.
Sam: Ach, seien Sie nicht albern, junger Mann, heiliger Geist, das hat was.
Val: Hallo, jemand zu Hause?
Jonas: Valerie!
Sam: Sieh mal einer kuck, der Wal, in voller Lebensgröße.
Jonas: Valerie. Kurz Val, Sammy sagte: Der Wal. Weil sie so groß und umfangreich war. Das sollte ein Witz sein. Jonas und der Wal. Sehr komisch. Valerie war eine Ex-Freundin, ausgesprochen ex, wir waren nur kurz zusammen, und seit Jahren auseinander, von mir aus hätte es so bleiben können. Was wollte Val von Jonas?
Jonas: Was willst du Val von Jonas.
Val: Dir frohe Weihnachten wünschen, dir erzählen, wir’s mir geht, ich hab mich selbständig gemacht, hier, sieh mal, meine Karte.
Jonas: Valerie, nur Valerie, die letzte Detektivin.
Val: Merkst du was, Jonas, ich hab von dir gelernt.
Sam: hehe, das geht doch gar nicht.
Jonas: Das konnte man wohl sagen. Ich bin Jonas, nur Jonas, der letzte Detektiv. In der großen Stadt Babylon und drum herum. Val hatte mich schamlos kopiert. Ich schlug ihr ne Änderung vor, die allerletzte Detektivin.
Val: Charmant wie eh und je, Jonas, wie sieht's bei dir aus, alles OK?
Jonas: O danke.
Val: Ich hab so was gehört. Daß es dir vor ein paar Wochen gar nicht gut ging.
Jonas: Sie meinte den Ufofall, Anfang November 2013, damals hatte Jonas drei Dinge verloren, Sam seinen sprechenden Computer, sein Gedächtnis und den Glauben an die Menschheit. Computer und Gedächtnis hatte ich wieder, den Glauben an die Menschheit suchte ich immer noch.
Val: Armer Jonas. Da wirst du noch lange suchen müssen.
Jonas: Du bist doch nicht gekommen, weil du dir Sorgen um mich machst, Val. Was willst du?
Val: Ich bring dir 'nen Fall, Jonas.
Jonas: Du mir glaub ich nicht.
Val: Einen richtigen Jonasfall, schwierig aber interessant.
Jonas: Wo ist der Haken?
Val: Naja, die Leute haben kein Geld.
Jonas: War nett dich mal wieder zu sehen, Val, mach's gut.
Val: Ach, nun hör dir die Sache doch wenigstens mal an.
Jonas: Von mir aus.
Val: Also, da ist ein altes Hetero-Paar, Ramona und Kevin Klein, arm aber ehrlich, Nachbarn von mir, sie wohnen im selben Hochhaus, Straße 130 in der Südstadt.
Jonas: Vor gut 50 Jahren haben sie die Südstadt hochgezogen, flott und billig, inzwischen sind die grauen Hochhäuser kräftig am krümeln, soweit sie überhaupt noch stehen. Aber die Südstadt ist kein Slum, sagt die Bürgermeisterin. Die Südstadt ist ein urbaner Sektor mit spezifischen strukturellen Problemen. Oder so. In der Südstadt wohnt, wer sich wo anders keine Wohnung leisten kann.
Val: Gestern ist den Kleins das Kind gestohlen worden, das sie sich gerade erst gekauft hatten, aus dem Bett, von Weihnachtsmännern mit Laserstrahlern.
Jonas: Lösegeld.
Val: Ne, nichts. Keine Kontaktaufnahme. Kein Wort von den Kidnappern. Die Kleins sind zu mir gekommen, aber unter uns, Jonas, für mich ist der Fall eine Nummer zu groß. Naja, ob du nicht ganz unverbindlich aus fachlichem Interesse.
Jonas: Manchmal übernimmt Jonas einen Fall für noth, aus Sport sozusagen, weil er ihn interessiert, weil er sich langweilt. Außerdem hatte ich meinen sozialen Tag. Weihnachten stand vor der Tür, das Fest der Liebe usw. Ich fuhr mit Val in die Südstadt, Straße 130, Haus N, 13. Stock, Ramona und Kevin Klein, ältlich, ärmlich und völlig aufgelöst. Es dauerte ein bißchen bis sie sich bekrabbelt hatten und mir erzählen, was passiert war, der Reihe nach, von Anfang an.
Klein: Wir hatten mal einen Sohn, Herr Jonas, vor langer Zeit als wir jung waren.
Kevin Klein: Einen selbstgemachten.
Klein: Er ging zur UNO als Soldat, und dann ist er gefallen, unser Kevin junior.
Kevin Klein: In Mazedonien, Sommer 1998.
Klein: Wir haben uns so sehr einen neuen Sohn gewünscht, Herr Jonas.
Kevin Klein: Kevin junior Nummer zwei.
Klein: Aber ein Retortenkind oder eine Leihmutter können wir uns nicht leisten, und für eine legale Adoption sind wir zu alt.
Jonas: Also entschlossen sich die Kleins, ihr Wunschkind illegal zu adoptieren, das heißt zu kaufen, das ist offiziell nicht gestattet, wird aber toleriert, es gibt jede Menge Kinderhändler, sie beziehen ihre Ware aus der Drittwelt und verkaufen sie in Babylon. Mehr oder weniger offen.
Klein: Wir haben alles zusammengekratzt was wir hatten.
Kevin Klein: Verschuldet haben wir uns auch.
Klein: Mit dem Geld sind wir zu Olga Omarenko gegangen, die ihren Laden am unteren Ende vom Markgrafenboulevard hat, Omas Kinderstube.
Kevin Klein: Offiziell vermittelt Frau Omarenko Kinder für Werbung und Medien, aber in erster Linie verkauft sie Adoptivkinder.
Klein: Wir sind also zu ihr gegangen.
Kevin Klein: Das war vor drei Wochen, Ende November.
Klein: Und wir haben ihr genau gesagt was wir wollten, einen Jungen etwa zwei Jahre alt, gesund.
Omarenko: Gesund, Omas Kinder sind alle gesund, Mütterchen, kerngesund.
Klein: Und dunkle Haare.
Omarenko: Dunkle Haare, Karacho, keine Sorge Mütterchen Väterchen, Oma wird besorgen.
Kevin Klein: Und äh wieviel wird es kosten.
Omarenko: Nicht teuer, Väterchen, spottbillig, 8000.
Kevin Klein: 8000 Euros?
Omarenko: 5000 jetzt sofort, bar als Anzahlung 3000 später wenn Oma liefert. Recht so, Väterchen, Mütterchen?
Ramona: Gib mir das Geld Kevin. Und wann? Wann Frau Omarenko kriegen wir unseren kleinen Kevin junior?
Omarenko: Schwer zu sagen Mütterchen. Geduld, ja?
Ramona: Wir hätten ihn so gern zu Weihnachten.
Omarenko: Alle wollen Kinder zu Weihnachten Mütterchen, nu Oma wird versuchen, Karacho?
Kevin Klein: Wir kommen vorbei und fragen nach.
Omarenko: Tut das Väterchen, tut das.
Kevin Klein: Ich weiß nicht, wie oft wir in Omas Kinderstube waren.
Ramona: 5 Mal, Kevin. 6 mal mit gestern.
Kevin Klein: Jedes Mal wurde uns gesagt, noch nicht da, tut uns leid, demnächst, fragen Sie wieder nach.
Ramona: Aber gestern, da war es endlich soweit.
Angestellter: Bedaure, Frau Omarenko ist nicht im Hause, kann ich was für Sie tun?
Kevin Klein: Mein Name ist Klein, wir hatten vor drei Wochen
Ramona: Kevin, hier ist er. In der dritten Krippe. Unser Kevin Junior. Genau wie wir ihn haben wollten. Ja nicht wahr, du bist mein kleiner Kevin, so ein süßes Kind.
Angestellter: Sie meinen das ist das Kind, das Sie bestellt haben.
Kevin Klein: Ganz bestimmt.
Angestellter: Sehen wir mal nach. Aha. Klein, Ramona und Kevin, Restpreis 3000 Euros.
Kevin Klein: Hier. 3000.
Angestellter: Na, dann ist ja alles in bester Ordnung. Sollen wir das Kind schicken oder nehmen Sie gleich mit.
Ramona: Ein netter junger Mann.
Kevin Klein: Kevin junior haben wir natürlich mitgenommen.
Ramona: Schon seit Wochen war alles fertig. Bettchen, Kleidung, Spielzeug, Sie sehen ja hier in der Ecke. Gestrahlt hat er unser Kleiner.
Kevin Klein: Eine Stunde später klingelte es, ich machte auf, es war Frau Omarenko, sie sagte kein Wort, schob mich zur Seite, kam rein, sah sich um.
Ramona: Und wollte mir Kevin junior vom Arm reißen.
Ramona: Was fällt ihnen ein?
Omarenko: Ruhig Blut, Mütterchen, Kind ist nicht ihr Kind, Mein wie sagen Sie Ladenhüter hat gemacht Irrtum, Kind ist für einen anderen Kunden, geben Sie zurück, Mütterchen, Väterchen.
Ramona: Nein, unseren Kevin junior geben wir nicht mehr her.
Kevin Klein: Wir haben ihn voll bezahlt, hier ist die Quittung.
Omarenko: Hören Sie Mütterchen, Sie sind Frau, Sie werden verstehen, leibliche Mutter in Drittwelt ist ganz krank vor Sehnsucht, wird sterben wenn nicht bekommt zurück ihr Kind. Seien Sie Engel Mütterchen, geben Sie her.
Ramona Klein: Das glaub ich Ihnen nicht. Kevin junior bleibt hier.
Omarenko: Väterchen Oma sagt Ihnen was, Oma gibt Ihnen zurück ihr Geld, 8000 Euros und dazu 2000, njet, 4000? 6000? Viel Geld Väterchen.
Kevin Klein: Na ich weiß nicht.
Ramona Klein: Nicht für 1 Million Euros. Gehen Sie. Raus. Raus.
Ramona: Frau Omarenko ging. Und wir spielten mit Kevin bis es Zeit war ihn ins Bettchen zu bringen nach dem Abendessen. Er war gerade eingeschlafen, da
Kevin Klein: Da kamen die Weihnachtsmänner, ganz normale Weihnachtsmänner mit Bärten in roten Mänteln und roten Zipfelmützen, die haben nicht geklingelt, die haben gleich die Tür eingetreten.
Weihnachtsmann: Fröhliche Weihachten.
Ramona Klein: Pst. Sie wecken das Kind auf.
Weihnachtsmann: Hände hoch an die Wand.
Kevin Klein: Was soll das bedeuten?
Weihnachtsmann: Kein Wort, keine Bewegung. Nimm das Kind, Nick.
Ramona: Nein, lassen Sie ihn los, geben Sie Kevin her.
Kevin Klein: Einer hat Ramona niedergeschlagen. Mit dem Griff seines Laserstrahles. Zeig Herrn Jonas die Beule, Ramona.
Ramona Klein: Hier, unter den Haaren.
Jonas: Wie viele waren es.
Kevin Klein: Drei. Zwei hielten uns mit Laser in Schach, einer nahm Kevin junior aus dem Bett, es dauerte nur ein paar Sekunden.
Jonas: Sind Sie den Männern nachgegangen Herr Klein.
Kevin: Nein, sie hatten doch Laserstrahler, aber ich hab aus dem Fenster gekuckt.
Jonas: Was haben Sie gesehen.
Kevin Klein: Ein graues E-Mobil, die drei sind eingestiegen. Mit unsrem Kind.
Jonas: Nummer?
Kevin Klein: Konnt ich nicht erkennen. Das E-Mobil Ist losgefahren, Richtung Westen.
Val: Zum Markgrafenboulevard. Omas Kinderstube.
Jonas: Möglich. Wir werden uns da mal umsehen, Val.
Ramona: Bringen Sie mir meinen Kevin Junior zurück, Herr Jonas, bitte.
Jonas: Omas Kinderstube lag am ruhigen Ende des Markgrafenboulevard, keine Hektik, wenig Geschäfte, Büros und Wohnungen, zehnmal so teuer wie in der Südstadt. Auf der Straße war nicht viel los, wenig Passanten, ein einsamer Weihnachtsmann hockte geduldig am Rinnstein, ab und zu bimmelte er mit seiner Glocke, lustlos, pflichtbewußt. Omas Laden war dunkel und bis auf weiteres geschlossen, das stand auf dem Schild an der Tür.
Val: Geschlossen. Was tun wir Jonas.
Jonas: Wir glauben nichts unbesehen. Wir sind skeptisch. Wir checken.
Sam: Jawohl, wir recken, wir drecken die dreckige Klinke.
Val: Die Tür ist auf.
Jonas: Nach Ihnen, meine Dame.
Val: Du meinst wir gehen rein, Jonas, einfach so?
Sam: Ja.
Jonas: Einfach so. Ganz ordentlich eingerichtet der Laden, schwarzer Tisch, schwarze Sessel, fast Echtholz, fast Leder, fast Mailänder Design, an der hinteren Wand ein Arbeitsplatz mit Computer, 6 leere Kinderkrippen und eine Tür.
Val: Ich hör was, Jonas.
Jonas: Hinter der Tür.
Val: Kinder. Kleine Kinder.
Sam: Hach, was haben Gnädigste denn in einem Kinderladen erwartet? Elefantanten
Jonas: Sehen wir mal nach, Val. Und du Sammy beschäftigst dich mit deinem Kollegen auf der Konsole, kriech mal rein, kuck in den Speicher. Das übliche.
Sam: Hach, wenn euer Großkotzigkeit doch nur ein einziges Mal einen Gedanken daran verschwenden würden, wie frustrierend, ja demütigend es für einen Computer von Bildung und Distinktion ist, einem minderbemittelten nicht einmal der Sprache mächtigen Rechner ins Gedärm zu schlüpfen. Ach, doch wenn es denn sein muß.
Jonas: Hinter der Tür ein kurzer Gang, drei Türen. Rechts, links, voraus. Das Kindergeschrei kam von rechts. Val machte die Tür auf. Eine Menge Kinderbetten. Drei davon belegt. Drei Kleinkinder im eigenen Saft und offensichtlich hungrig. Val ging auf die Suche. Hinter der linken Tür fand sie eine kleine Küche, Schrank, Flaschenregal, Kühlbox voller Milchcontainer und ein Herd, davor ein toter Mann, den Kopf in der Bratröhre, er roch nicht gut.
Val: Ih, wer ist das?
Jonas: Omas Ladenhüter vermutlich, der nette junge Mann, der den Kleins das Kind überlassen hat. Jemand hat seinen Kopf in die Röhre gesteckt und den Strom angedreht. Glitschig.
Val: Da ist einer im Laden, Jonas.
Jonas: Der Weihnachtsmann.
Val: Der mit der Bimmel, woher weißt du?
Jonas: Der Weihnachtsmann auf einsamer Straße, der nicht schnorrt und nicht wirbt, kann nicht astrein sein. Geh raus in den Laden, Val.
Val: Wieso ich?
Jonas: Weil Jonas was anders vorhatte. Er ging in den Gang, stellte sich neben die Tür zum Laden, und wartete. Nicht lange. Dann kam Val durch die Tür, rückwärts, beide Hände oben. Gefolgt von einer Pranke mit Laserstrahler, ein roter Ärmel. Das reichte. Jonas holte aus und schlug zu. Mit der schweren Eisenpfanne aus dem Küchenschrank. Die Pranke ließ den Laser fallen, der dazugehörige Weihnachtsmann stolperte durch die Tür, ein Profi, er hatte noch eine zweite Hand und einen zweiten Laserstrahler, den zog er aus dem Gürtel. Was sollte Jonas tun. Er hatte auch einen Laser. Er drückte auf den Abzug. Der Weihnachtsmann fiel um.
Val: Der Mann ist tot Jonas.
Jonas: Dann hat er sicher nichts dagegen, daß wir ihn mal kurz durchsuchen, noch ein Laser, Neurofreezer, Messer und eine Geschäftskarte, aha.
Val: Nick Bazooka, Firma Ex und Hopp.
Jonas: Tatsächlich. Ein Profi. Ex und Hopp war bekannt als effizientes Killerunternehmen, fast so gut wie die Todesschwadron, und in manchen Kreisen beliebter. Die Todesschwadron ist konservativ, ein bißchen langweilig, ihre Leute tragen nur formelles Busineßoutfit, Ex und Hopper sind peppiger, bunter, modischer und passen sich der Saison an.
Val: Unser Fall ist auf dem falschen Gleis, Jonas, wir haben zwei Leichen auf dem Hals, drei vollgekackte halbverhungerte Babys und weiter sind wir immer noch nicht.
Jonas: Abwarten Val. Sam?
Sam: Roter Baron Sam meldet sich zurück vom Feindflug Herr Luftmarschall, äh Heißluftmarschall.
Jonas: Wie sieht's aus in Omas Computer, Sammy.
Sam: Melde gehorsamst kahl.
Jonas: Unterlagen gelöscht.
Sam: Sozusagen Sahib gewissermaßen Genosse.
Jonas: Quatschkopf.
Sam: Majestät nehmen mir das Wort aus dem Munde.
Jonas: Den du nicht hast. Was heißt Quasi.
Sam: Siehe die dahingingen und löscheten waren in großer Eile und agiereten dilettantisch, ja und da Sammy stolzer Besitzer eines recht leistungsfähigen Retrievalprogramms ist, wie mein Meister nur zu gut weiß, hat er es doch seinem geliebten Computer gespendet.
Jonas: Konntest du was retten.
Sam: Der Daten Hülle und Fülle, Herr Programmdirektor.
Jonas: Zum Beispiel?
Sam: Zum Bleistift wo sich Stammsitz und Nachschubdepot der Firma Omarenko, Kinder en gro und en detail befinden: General Bastiani.
Jonas: Bastiani.
Sam: Was du mein wonniger Jonas.
Jonas: Was ist was Sam?
Sam: General Bastiani ist der Name einer Festung unserer tapferer Grenztruppen, die bekanntlich ohn Unterhos Korrektur ohn Unterlaß das Abendland vor dem Untergang bewahren, sprich vor dem Ansturm hungriger Drittweltler.
Jonas: Interessant.
Sam: Es dürfte Herrn Chefinspektor ebenfalls interessieren, daß die Geschäfte der Firma Omarenko weiter ausgreifen als es den Anschein hat, vor allem im Schmuddelbereich.
Jonas: Schmuddel. Das treffende Wort. Oma Omarenko verkaufte nicht nur Adoptivkinder, Oma belieferte auch die Kinderpornoindustrie und den Pädophielenfreundeskreis, mit Mengenrabatt, Außerdem besorgte und verscherbelte sie kindliche Organspender. Aber was hatte das alles mit unserem Fall zu tun.
Sam: Beiläufig dieses, o Vater aller dummer Fragen, Klein Kevin junior, Omarenko-Laufnummer D1270-4 ist gar nicht Klein Kevin Junior, er ist vielmehr der Knochenmarkspender, den ein Auftraggeber für 125.000 Euros bestellt und mit 50.000 Euros angezahlt hat. Das ist Megamäuse Boß.
Jonas: Du sagt es Sammy. Wer ist der Auftraggeber?
Sam: Ein mit Chiffre C. gekennzeichnetes anonymes Individuum mein Gutester.
Jonas: So. Wieso ist der teure Knochenmarkspender als preiswertes Adoptivkind bei Kleins gelandet. Ein Versehen?
Sam: Mal sehen, äh mag sein, Meister, doch könnte nicht auch der Geist der nahen Weihnacht Omarenkos Ladenschwengel zu einem bewußten Akt des Mitleids veranlaßt haben, um das Kind vor einer kurzen aber schmerzhaften Existenz als Transplantationsopfer zu bewahren.
Jonas: Wie auch immer Sam, die Omarenko hat versucht, den Kleins das Kind abzuschwatzen, als das nicht klappte, hat sie sich bei Ex und Hopp ein paar Vollstrecker gemietet, und die haben den Kleins das Kind weggenommen.
Val: Warum Jonas? Ich meine wozu der Aufwand. Warum hat Oma ihrem Auftraggeber nicht irgendein anderes Kind besorgt.
Sam: Null Ahnung von Medizin, was Gnädigste. Irgendein Kind tut es mit Nichten und Neffen. Von wegen Histokompatibilität... Antigeneabstoßung. Comprende.
Val: Kein Wort Sam.
Sam: Aha, qui sporidi ruski.
Val: Tanjaschnor.
Jonas: Von allen Kindern, die Oma zur Verfügung hatte, kam als kompatibler Knochenmarkspender in diesem Fall nur dieses eine in Frage. Richtig so.
Sam: Grünau.
Val: Und wo ist das Kind jetzt.
Jonas: Beim Auftraggeber vermutlich.
Val: OK alles klar.
Jonas: Bis auf ein paar Kleinigkeiten. Wer ist der Auftraggeber, wer hat den Angestellten umgebracht und warum. Weshalb ist Ex und Hopp immer noch aktiv.
Val: Und wo steckt Oma Omarenko.
Jonas: Sie hat ihre Daten gelöscht und ist untergetaucht und ich glaube ich weiß wo.
Val: Wollen wir ihr nach, Jonas.
Jonas: Unbedingt, weil wir nur über sie weiterkommen, aber das macht Jonas besser allein. Du wirst hier gebracht, Val, die kleinen Scheißer müssen versorgt werden, bring sie zur nächsten Sozialstation und dann gehst du zu Kleins und wartest auf mich.
Jonas: Jonas flog von Babylon nach Murnau, nicht weit von der Grenze. Und da mietete er ein E-Mobil. Alles aus eigener Tasche, aus der eisernen Reserve, so ist Jonas nun mal, was er anfängt, zieht er durch.
Sam: Unbeirrbar, unerschütterbar unerbitterlich, in einem Wort, in einer Silbe stur, stur wie ein Panzer.
Jonas: Wie Sam Spade, wie Phil Marlowe.
Sam: Ein Mann geht den Weg, den ein Mann gehen muß. Bis ans Ende. Allien äh Korrektur allein.
Jonas: Chandler.
Sam: Ne, Sam, nicht schlecht was, hätte gut von Chandler sein können. Achtung, Fort General Bastiani voraus.
Jonas: Kilometerweit rechteckige Klötze, Kasernen im beliebten 08/15-Stil, daneben vorfabrizierte Plastikschuppen, weit hinten am Horizont ein dunkler Streifen, die Grenze. Sperranlagen, Stacheldraht und die gewaltige Mauer. Ich fragte mich durch zum Dienstzimmer des Medienoffiziers. Jonas war Medienarbeiter, Researcher, für Supermedia Holo TV. Papiere und Identscheibe hatte Sam fabriziert, eine seiner leichteren Übungen.
Medienoffizier: In Ordnung, Herr Jonathan.
Jonas: Jonas.
Medienoffizier: Sie kommen allein klar. Leider kann ich mich kaum um Sie kümmern, unsere große Weihnachtsfeier, wissen Sie, alle im Fort haben mit den Vorbereitungen zu tun, bis auf die Grenzstreife natürlich.
Jonas: Ich werde mich schon zurechtfinden.
Medienoffizier: Bestens. Sie dürfen sich im Fort frei bewegen, sich umsehen, ihre Recherchen durchführen. Apropos, warum geht's da eigentlich. Was hat Supermedia vor?
Jonas: Unter uns. Wir planen eine große Holodoku über den verantwortungsvollen Dienst der Grenztruppen. Europas Bollwerk auf Wacht, während die anderen schlafen, so etwa.
Medienoffizier: Klingt gut, na dann viel Erfolg, Herr Jonathan. Falls Sie länger bleiben wollen, unser Gästetrakt steht zu Ihrer Verfügung.
Jonas: In den Kasernen war Platz für 30.000 Grenzer. Falls die Drittweltler wieder einen großen Durchbruch versuchen sollten. Außerhalb der Kasernen gab es Läden, ein Bordell und Kneipen. Was der Mensch so braucht. Olga Omarenko fand Jonas nicht, statt dessen fand er Schieber, Nutten, einen geschwätzigen Wirt. Und überteuerten Synthwhisky.
Wirt: 20 Euros.
Jonas: Die Flasche?
Wirt: Haha, das Glas.
Jonas: Fröhliche Weihnachten.
Wirt: Wie gefällt Ihnen der General Bastiani Chor?
Jonas: Umwerfend. Olga Omarenko. Kennen Sie die?
Wirt: Klar kenn ich Oma. Jeder im Fort Bastiani kennt Oma, sehr beliebt, bringt Geld unter die Leute, was wollen Sie von Oma?
Jonas: Ich hab was mit ihr zu besprechen, geschäftlich.
Wirt: Ich frage nur, weil Sie nicht der erste sind, der sich heute nach ihr erkundigt, vor ner Stunde waren ein paar Weihnachtsmänner hier mit nem Laster.
Jonas: Und die haben nach Oma gefragt.
Wirt: Ja. Wollten wissen, wo sie sie finden können.
Jonas: Haben Sie's ihr gesagt.
Wirt: An der Grenze, Kontrollzone 7 mit der Streife, Oma ist oft mit der Streife unterwegs, damit sie die Ware gleich an der Quelle begutachten kann.
Jonas: Was für Ware?
Wirt: Na die Kinder, die sich durchschleichen.
Jonas: Die kauft Oma, von den Grenzern.
Wirt: Fragen Sie sie selbst, ich hab zu tun und ich weiß gar nichts.
Jonas: Ich hatte eine Karte vom Grenzbezirk. Der Medienoffizier war so freundlich gewesen. Damit arbeitete ich mich vor. Die Mauer am Horizont wurde höher, immer höher, ihr gigantischer Schatten legte sich über das Grenzgebiet, über Babylon, über ganz Europa. Die Mauer war neu, sonst sah die Gegend aus wie früher, als sie noch Niemandsland hieß, wüst und leer, Stilleben mit Ruinen. Wann war Jonas zuletzt hier gewesen.
Sam: Präzis im August 2010 euer Vergeßlichkeit.
Jonas: Vor dreieinhalb Jahren Sammy. Inzwischen ist eine Menge passiert.
Sam: Anfall Chef und Überfall.
Jonas: Anfall Überfall, was soll das heißen Sam.
Sam: Fall an Fall, Fall über Fall, ein Witz.
Jonas: Haha, Durchfall, verbaler Durchfall, das ist das, was du hast Sam.
Sam: Nanana. Trouble is waiting, Captian.
Jonas: Hinter dem Hügel, direkt an der Mauer.
Sam: Vorschlag zur Güte: Anhalten, aussteigen und ganz vorsichtig weiterkrauchen.
Jonas: Bis auf den Hügel. Ich hob den Kopf hinter einem großen Stein, langsam, und was sah ich unten: Eine offene Klappe in der Mauer, davor im Halbkreis die Grenzstreife, 12 Mann, am Boden lagen etwa 20 Drittweltler, Frauen und Männer, tot, dazwischen ein paar Kinder, lebendig und laut, und eine stämmige Frau in farbiger Folklore, munter und geschäftig. Das mußte Oma Omarenko sein.
Omarenko: 3,4,5,6. 6 Kinder, Leutnant.
Leutnant: Macht 300 Euros.
Omarenko: Moment, 250, Oma kann nicht gebrauchen den da, zu alt, hat schiefes Bein.
Leutnant: Abschießen. So, macht das Loch in der Mauer wieder zu, heute kommt doch keiner mehr.
Weihnachtsmann: Weihnachtlich glänzet der Wand, freue dich...
Jonas: Ein roter E-Kleinlaster, auf der Ladefläche 6 rote Weihnachtsmänner, der Laster hält, die Weihnachtsmänner springen ab, sie strahlen und winken, und rufen fröhliche Weihnachten, die Grenzer winken zurück und lassen die Hände gleich oben, weil die Weihnachtsmänner plötzlich Laserstrahler aus den Manteltaschen ziehen. Profikiller von Ex und Hopp.
Leutnant: Hey, die Grenztruppen im aktiven Dienst mit der Waffe zu bedrohen ist streng verboten. Stecken Sie Ihre Laser weg.
Weihnachtsmann: Regen Sie sich ab, Leutnant, Ihnen und Ihren Leuten tun wir nicht. Wir wollen bloß Oma. Wir haben Auftrag sie ein bißchen totzuschießen. Gehen Sie aus dem Weg, dann passiert Ihnen nichts.
Leutnant: Sie werden hier niemanden totschießen, schon gar nicht Frau Omarenko, sie steht unter unsrem Schutz.
Weihnachtsmann: Wenn Sie das so sehen, Leutnant, Feuer.
Jonas: Harte Sitten im Grenzgebiet, und lockere Laser. Jetzt lagen auch die Grenzer auf der Erde neben den Drittweltlern, die sie eben erst erschossen haben. Olga Omarenko lebte noch, sie bückte sich, versuchte eine Waffe aufzuheben, aber der Oberweihnachtsmann hatte was dagegen.
Omarenko: Au, meine Hand tut weh.
Weihnachtsmann: Machen Sie sich nichts draus, Oma, in ein paar Sekunden tut ihnen nichts mehr weh. Garantiert.
Omarenko: Was Sie wollen, Oma hat Vertrag mit Ex und Hopp wir Partner Täubchen.
Weihnachtsmann: Keine Partner, Oma. Der Vertrag ist abgelaufen, Ihr werter Geschäftsfreund ist für Sie eingestiegen, und der bezahlt uns eine Menge, wenn wir Sie umlegen.
Omarenko: Väterchen Conrad Coburg, aber warum, Oma hat ihm geliefert Kind mit Knochenmark für sein Söhnchen, war nicht leicht, Täubchen, gar nicht leicht.
Weihnachtsmann: Sie haben versucht, Coburg ein bißchen zu erpressen, um den Preis hochzudrücken, darum Oma. Coburg hat nicht gegen Sie als Mensch, aber Sie sind im Stande, ihn bloßzustellen, das kann er sich nicht leisten als prominente Persönlichkeit und professioneller Kinderfreund. Nehmen Sie's nicht tragisch, Oma, Sie können zufrieden abtreten, ein erfülltes Leben liegt hinter Ihnen, viele tausend tote Drittwelter, viele tausend verhökerte Kinder, ist doch was. Also dann.
Omarenko: Wir machen neue Vertrag, Karatscho, Oma wird bezahlen. Ah.
Jonas: Abgang Olga Omarenko. Genannt Oma. Kinderhändlerin, keine nette Person, die Weihnachtsmänner schnitten ihr den Kopf ab, und packten ihn in eine Kühlbox als Beweis für ihren Auftraggeber, dann bestiegen sie ihren Laster und verschwanden in einer Staubwolke mit weihnachtlichem Gesang. Zurück blieben diverse Leichen, 5 heulende Kinder und Jonas.
Sam: Und Sam.
Jonas: Wie konnte ich dich vergessen, geliebtester Computer meiner Seele.
Sam: Ah, von wannen diese ungewohnten Töne, mein Jonas. Ist dir die Ballerei an dei Nieren gegangen. Kein Wunder, laut, blutig, schlimmer als die Karl May Festspiele.
Jonas: Sei du froh daß du keine hast.
Sam: Was.
Jonas: Keine Nieren meine ich.
Sam: Nobody ist perfekt.
Jonas: So hat die Omarenko sich also ihre Waren besorgt, die Kinder die sie in Babylon verkauft hat. Die Grenze machen ein Loch in der Mauer auf, lassen eine Gruppe Drittweltler durch, bringen die Erwachsenen um.
Sam: Und die Kinder kriegt Oma jaja zum bescheidenen Stückpreis von 50 Euros.
Jonas: Hat sie gekriegt, Sammy, jetzt haben wir sie, die fünf kleinen Heuler da unten. Was machen wir damit. An der Grenze gibts keine Sozialstation.
Sam: Hier lassen, Augen zu und weg, nein nein, ist nicht drin, du Wohltäter der Menschheit. Wir nehmen sie mit, jawohl, aber nur bis zum Fort, sollen die Grenzer sich drum kümmern.
Jonas: Da seh ich schwarz, Sammy.
Sam: Wieso?
Jonas: Weißt du was, wir geben Sie im Bordell ab.
Sam: Bravo Commandore, wie alle Welt weiß haben die dort tätigen Damen Herzen aus purem Gold, ja, da wird's ihnen gut gehen den kleinen Scheißern.
Jonas: Amen. Von der Festung General Bastiani fuhr Jonas schnell weiter nach Murnau und stieg in den nächsten Flieger nach Babylon, bloß weg, bevor es Ärger gab, und den würde es geben, sobald jemand über die Leichen an der Mauer stolperte.
Sam: Piep. Geruhen mein Herr und Meister zu schlafen.
Jonas: Ich denke nach Sammy.
Sam: Er denkt, o Wunder.
Jonas: Und du kannst mir dabei helfen.
Sam: Machen wir doch glatt. Ein Mensch allein, was kann das schon sein. Chaos Herr Oberkirchenrat, Tohu und Bohu, Kraut und Rüben, Omi und Opi.
Jonas: Conrad und Coburg. Wer ist Conrad Coburg Sammy?
Sam: Na schauen wir mal. Erstens Geschäftsfreund von Frau Omarenko selig.
Jonas: Ist bekannt.
Sam: Zwotens: prominente Persönlichkeit und professioneller Kinderfreund.
Jonas: Auch bekannt, Sam, wenn du nichts neues zu bieten hast.
Sam: Drittens: weithin geschätzter und beliebter Holoclown.
Jonas: Aha. Conrad Coburg. Co-Co. Coco!
Sam: Mit dem goldenen Herzen.
Jonas: Der Weihnachtssülzer.
Sam: Eben dieser und kein anderer euer Ehren. In diesem Zusammenhang dürfte wohl eine kürzliche Meldung einschlägiger Medien von gewissem Belang sein, daß nämlich besagter Conrad Coburg alias Coco einen etwa 2-jährigen Sohn, Costa mit Namen sein eigen nennt, welcher ganz plötzlich von der bösen akuten Leukämie daniedergestreckt wurde.
Jonas: Sieh mal an. Jetzt paßte alles zusammen. Das Puzzle war gelöst. Der Fall war klar.
Sam: Klar wie Knödelsuppe. Wie Knochenmarkslösung.
Jonas: Conrad Coburg braucht für seinen Sohn einen histokompatiblen Knochenmarkspender, er geht zu Oma.
Sam: Ja.
Jonas: Oma sucht.
Sam: Ja.
Jonas: Oma findet.
Sam: Und was geschieht? Aus irgendeinem Grunde landet das für Coburg bestimmte Kindlein bei den Kleins.
Jonas: Oma läßt es kidnappen und liefert es bei Coburg ab.
Sam: Ja, und dabei kommt sie auf die Idee, ihren Auftraggeber unter Druck zu setzen, um einen höheren Preis rauszuschinden, hätte sie lieber lassen sollen, die gierige Großmutter, denn Herr Kollege.
Jonas: Coburg wird sauer.
Sam: Ja.
Jonas: Ihm wird klar, wie gefährlich die Sache für ihn werden kann.
Sam: Coco mit dem goldenen Herzen, Holopersonality, geliebt von allen Kindern in und um Babypsilon, kauft heimlich ein Drittweltkind, um es gnadenlos auszuschlachten. Pfui Teufel, so geht's ja wirklich nicht, meine Damen und Herren, liebe Kinder, hochverpupptes Ehrlikum.
Jonas: Coburg muß handeln, und was tut der Herr Kollege?
Sam: Jaja er beauftragt Ex und Hopp, alle Beteiligten zu beseitigen, zu liquidieren, auszuradieren, zum Schweigen bzw. um die Ecke zu bringen zu killen, abzumurksen.
Jonas: Oma. Ihren Angestellten.
Sam: Ja. Und was Herr Kollege ist mit Ramona und Kevin Klein.
Jonas: Ja was war mit den Kleins. Ich machte mir Sorgen. Zu recht. Am frühen Morgen kam Jonas nach Hause, und da stand sie, vor der Tür des Büroapartments und wartete, Valerie. Nur Valerie, die letzte Detektiv. Die allerletzte.
Val: Ich brauch dringend was zu trinken, Jonas.
Jonas: Bürowhisky?
Val: Na wenn du nichts besseres hast.
Jonas: Wollten wir uns nicht bei den Kleins treffen.
Val: Kleins sind tot. Laserstrahler, gestern abend hab ich sie gefunden. Was jetzt Jonas, wir haben keine Klienten mehr. Der Fall hat sich erledigt.
Jonas: Nicht ganz, Val. Wir haben Kevin Junior noch nicht gefunden, das müssen wir tun, das sind wir den Kleins schuldig und uns selbst auch.
Val: Wenn du meinst. Wo willst du anfangen zu suchen.
Jonas: Da wo er steckt Val.
Val: Und das weißt du.
Jonas: Das weiß ich. Sammy?
Sam: Gnädiger Herr wünschen.
Jonas: Coburgs Adresse.
Sam: Piep. Im allgemein zugänglichen Bürgerverzeichnis nicht zu finden Sir.
Jonas: Na und, dann sieh in die nicht zugängliche Liste der Geheimadressen. Oder kannst du das nicht.
Sam: Eine derart dümmliche Unterstellung vermag Sam nicht einmal ein müdes Lächeln zu entlocken. Hehe. Piep. Conrad Coburg ist seß- und wohnhaft am Schwanensee bei Tschaikowski. Wo die feinen Häuser pinkeln, Korrektur wo die feinen Pinkel hausen, die reichen Schweine.
Val: Wer ist Coburg, Jonas.
Jonas: Erzähl ich dir unterwegs Val.
Sam: Erlaube mir den bescheidenen Hinweis, Sir, daß es nicht gänzlich unproblematisch sein dürfte, Sir, zu besagtem Coburg vorzudringen, Sir.
Jonas: Da wird sich schon was finden Sammy.
Sam: Erlaube mir ferner den Hinweis, daß es nicht geraten erscheint, Sir, dies Haus auf dem üblichen oder auch direktem Weg zu verlassen, Sir. Weihnachtsmänner vor dem Tor, Sir, von draußen vom Schwanensee da kommen sie her.
Jonas: Tatsächlich. Die müssen dir gefolgt sein, Val. Von Kleins aus.
Val: Ich hab nichts gemerkt.
Jonas: Das hätte mich auch gewundert. Also durch den Notausgang.
Sam: Kellerzwischentür, Kellernebenhaus, Hintertür.
Val: Und dann?
Jonas: Auf zu Coburg.
Sam: Hallali Safari. Vom Himmel hoch da komm ich her.
Jonas: Zuerst machten wir einen kleinen Abstecher, was besorgen, umziehen, das dauerte ein bißchen. Drei Stunden später standen zwei Weihnachtsmänner vor Coburgs Tür. Korrektur: ein Weihnachtsmann und eine Weihnachtsfrau, rote Mützen ins Gesicht gezogen. Rote Mantelkragen hochgeschlagen. Die Frau drückte auf den Klingelknopf, der Mann hielt eine Visitenkarte vor das Scannerauge. Nick Bazooka stand darauf. Firma Ex und Hopp. Die Tür ging auf. Weihnachtsmann und Weihnachtsfrau traten ein.
Val: Schick die Hütte.
Sam: Alles sauber, Boss. Nur ein Mensch im Haus. Keine Waffen.
Jonas: Personal?
Sam: Elektronisch. Automatisch. Nicht blöd der Coburg. Roboservants tun was man ihnen sagt, ruhen sich nicht aus, nehmen keinen Urlaub, werden nicht krank so wie du Rotzlöffel.
Jonas: Und wenn sie stören, werden sie einfach abgeschaltet, klar Sammy?
Sam: Klar Boss. Nur ein Wort und das System liegt lahm. Kein Problem für Sam, Sam den Hacker, den Knäcker, den Racker, den Kacker, ach ne der Kacker bist du.
Coburg: Was soll das? Keine Hausbesuche, das habe ich ihnen ausdrücklich gesagt. Sie kompromittieren mich.
Jonas: Das tut uns aber schrecklich leid, Herr Coburg.
Coburg: Was wollen Sie denn?
Jonas: Das Kind.
Coburg: Was?
Val: Den kleinen Drittweltler, den sie bei Olga Omarenko gekauft haben.
Coburg: Sie... Sie sind nicht von Ex und Hopp.
Jonas: Sehr richtig, Herr Coburg, wir haben gelogen, damit Sie uns reinlassen. Wir sind überhaupt zwei rücksichtslose und gefährliche Typen. Wo ist das Kind.
Coburg: Ich weiß nicht, wovon Sie reden.
Jonas: Er wußte es dann doch. Als wir ihm zwei entsicherte Laserstrahler unter die Nase hielten, er fing an zu schwitzen, versuchte zu verhandeln. Aber Jonas ließ sich auf nichts ein. Coburg gab auf und ging voran, ins Untergeschoß, in ein Krankenzimmer, hell, sauber, bestens ausgestattet, Robodoc und Robonurse standen in Bereitschaft, Maschinen summten und piepten, dazwischen zwei kleine Betten. In einem ein etwa zweijähriges Kind, blaß, völlig kahl, es schlief und warf sich dabei unruhig hin und her.
Coburg: Mein Sohn, mein Sohn Costa, er hat Leukämie, akute lymphatische Leukämie, die Chemotherapie hat ihm nicht geholfen, nur die Transplantation kann ihn retten, die Knochenmarktransplantation, verstehen Sie, darum.
Jonas: Im zweiten Bett, das ist Kevin Junior, der Junge aus der Drittwelt.
Coburg: Ja, der Knochenmarkspender. Sie haben ja keine Ahnung, wie schwierig es ist, ein histokompatibles Kind zu finden, damit das transplantierte Gewebe nicht gleich wieder abgestoßen wird, das ist sehr sehr schwierig.
Val: Was ist mit ihm los. Warum rührt er sich nicht.
Coburg: Er ist, ich meine, wir haben ihn nun ja in ein Koma versetzt.
Jonas: Was heißt das, ist er tot?
Coburg: Nicht direkt. Sehen Sie, er atmet.
Sam: So, aber sein Hirn arbeitet nimmer, Herr Medizinalrat, und es wird auch nimmer arbeiten. Kein Hirnstrom, kein Lebenszeichen.
Jonas: Der Junge ist also hirntot.
Sam: Hirntot ist tot, Herr Oberstabsarzt, tot wie ein Sargnagel, toter geht das nicht.
Val: Sie haben das Kind umgebracht Coburg.
Coburg: Gott, was heißt umgebracht, so ist es einfach praktischer, das Material bleibt länger frisch, länger transplantationsfähig, und der Spender ist ruhiggestellt. Er wäre sowieso draufgegangen. Mein Sohn braucht sehr viel Knochenmark in kurzer Zeit.
Jonas: Schalt ab, Sam.
Sam: Kevin Junior?
Jonas: Natürlich Kevin Junior. Stop die Maschinen, die ihn künstlich am Leben erhalten, laß ihn sterben.
Sam: Zu Befehl. Piep.
Coburg: Nein, mein Sohn, mein Costa. Wenn die Transplantation nicht weiterläuft, stirbt er. Wo soll ich so schnell einen neuen Spender herkriegen.
Jonas: Wie wär's denn mit ihnen selbst, Coburg, als leiblicher Vater sind Sie automatisch histokompatibel.
Coburg: Das steh ich nicht durch, bei der Menge Knochenmark, die Costa braucht.
Jonas: Ihre Entscheidung Coburg. Vielleicht fällt Sie Ihnen leichter, wenn Sie sich klarmachen, daß Sie sowieso schon tot sind, so gut wie. Sie kommen vor Gericht, die Medien werden Sie in der Luft zerreißen, Ihren Job werden Sie los, kein Kind wird Sie noch sehen wollen. Dafür werden wir sorgen.
Coburg: Das... Sie wollen mich anzeigen.
Jonas: Das ist nicht nötig Coburg. Wir stecken die Geschichte ihrem größten Konkurrenten.
Val: Peter Pelican, Pepe mit der roten Nase, Holoclown bei Supermedia.
Jonas: Und kommen Sie nicht auf den Gedanken, uns Ihre Ex und Hopper auf den Hals zu hetzen.
Val: Mit denen werden wir ganz fertig. Was Jonas?
Jonas: Aber sicher Val. Wenn sie ein bißchen Anstand und Mut haben, Coburg, dann retten Sie ihrem Sohn das Leben, Sie selbst sind nicht mehr zu retten. Komm Val.
Sam: Und noch recht fröhliche Weihnachten allerseits. Es ist ein Roß entsprungen, wo will das Pferd bloß hin...
Das war Weihnachtsmärchen. Eine Folge aus der Science-Fiction-Krimiserie Der letzte Detektiv von Michael Koser. Den Detektiv Jonas sprach Bodo Primus, seinen Supercomputer Sam: Peer Augustinski. Außerdem hörten Sie Ilse Neubauer, Ellen Schwiers, Simone Solga, Peter Fricke, Michael Hinz und andere (Hubert Mulzer, Werner Haindl, Timo Dierkes, Klaus Neumann, Friedrich Schloffer). Ton und Technik: Daniela Röder und Günter Heß. Assistenz: Holger Buck. Regie: Werner Klein. Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 1995. Redaktion: Erwin Weigel.
|