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Zitat Original geschrieben von Sidonid
ich kann es nur immer wieder betonen...einen Nazi im Bus ansprechen und ins Gewissen reden ist eine andere Sache, als sich dessen geschlossene Gruppe auf ein Treffen einzuladen. Das gilt auch für Völkisch-Nationale (sind ja keine echten Nazis, denn die wollen ja keinen Holocuast, sondern nur die "eigene Kultur" reinhalten von multikulturellen Einflüssen).
Es gibt Gründe, warum ausschließen, nicht mit jemandem Reden, nicht die Abneigungen abbauen gerechtfertigt und wichtig sein kann...ich möchte niemals meine reflexartige Ablehnung gegen Sexisten, Schläger, Nazis und deren Light-Varianten verlieren, nur weil die doch auch persönliche Gemeinsamkeiten mit mir haben könnten, die aber beim besten Willen nicht das überwiegen, was uns trennt. |
Du möchtest Leute ausschließen, die ihre "eigene Kultur" reinhalten wollen, um Deine "reflexartige Ablehnung" dieser Leute nicht zu verlieren?
Wie denkst Du darüber, wenn Gruppen von Menschen aus anderen Ländern in Sachen "eigene Kultur" unterwegs sind? Ich meine jetzt gar nicht nur salafistisch angehauchte Muslime. Setz' Dich 'mal in lockerer Runde mit identitätssuchenden Letten oder Slowenen zusammen. Da wird Dir vor lauter Volk und Heimat ganz schwindlig. Wäre es da, wenn man Deiner Linie folgt (und Tucholsky bemüht) nicht auch sinnvoll, jeden Kontakt zu meiden? Und inwiefern könnte das die weitere Entwicklung in diesen Ländern beeinflussen?
Und weil es ja auch türkische "Zwischentage" gibt: Würdest Du dafür plädieren, alle in Deutschland lebenden Migranten vor die Tür zu setzen, die an solchen Veranstaltungen teilnehmen, weil sie ihre "eigene Kultur" vor multikulturellen Einflüssen reinhalten wollen? Oder würdest Du "nur" konsequent jeden Kontakt zu ihnen meiden?
Also, ich denke das mit der Pflege der "reflexartigen Ablehnung" war jetzt keine so überzeugende Argumentation.
Zitat Original geschrieben von Malte
Normalisierung durch Masse |
Wenn man nur an die Singenächte denkt und die Kaminzimmerrunde (mit 100+ Leuten auf 34 qm) als gesetzt nimmt, dann braucht es tatsächlich auch außerhalb dieses Kreises noch genug starke Sänger, damit sich weitere Schwerpunkte bilden können. Die muss man dann auch als "Themenräume" akzeptieren, sonst kommt hier wie da nichts in Schwung.
Begegnung entsteht aber nicht nur durch die Anzahl der Leute, sondern auch durch die Vielfalt der Stile und durch das Interesse am anderen. Das Beräunertreffen dient ja v. a. dem Austausch von Leuten, die aus dem jugendbewegten Erleben heraus etwas selber machen und das einander vorstellen wollen. Und da bieten die Werkstätten, der Markt, das Café und die Tatsache, dass Gruppen jederzeit eine Vielzahl vergleichsweise stilvoller Tagesräume für spontane Treffen okkupieren können noch bessere Möglichkeiten als die nächtlichen Singerunden (zumindest die drei bis vier großen, die es nun einmal braucht).
Ob da insgesamt eine glückliche Mischung zustande kommt, ist oft erst beim Singewettstreit erkennbar, weil der das Spektrum der Gruppen vor Ort ganz gut abbildet. Die Qualität finde ich dabei schon deshalb ganz beachtlich, weil ihr die gleichfalls gewollte Vielfalt entgegenwirkt. Würde man sich mit Gleichgestimmten auf dem gleichen Feld messen, fänden sich nun einmal eher Sänger, die noch mal an der Qualitätsschraube drehen, als wenn man Gefahr laufen muss mit einem mehrstimmigen Lied, das man mühsam und gewissenhaft einstudiert hat, gegen eine nicht ganz so gut vorgetragene aber schwungvolle Vertextung aus einem ganz anderen Genre zu verlieren, weil beides nicht wirklich vergleichbar ist und letzteres die Stimmungslage des Publikums gerade besser trifft. Wer zum Beräunertreffen kommt weiß, dass eine Herausforderung darin besteht, solche Spannungen auszuhalten. (Und zumindest kann sich ja jeder, der keinen Becher gewinnt, über die weit gestreute Liveaufnahme freuen.)
Wenn allerdings jemand einem gelungenen Vortrag nicht applaudiert, weil er den Stil oder gar die Gruppe ablehnt (wovon irgendwo in diesem Faden die Rede war), dann hat das Treffen seinen Zweck an dieser Stelle nicht erfüllt. Beim Inhalt ist das nicht immer so einfach. Dass aber alle konvertierten Wandervögel, die ich im Blick hatte, Deinem wavosong applaudiert haben, und dass auch die für Dich gestimmt haben, gegen die Du fortwährend austeilst, ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Teil der Qualität des Beräunertreffens. Deshalb fand ich den Einspruch in diesem Faden berechtigt - und Deine Reaktion erfreulich.
In dieser Hinsicht wünsche ich mir auch keine Normalisierung und angesichts der Tatsache, dass jedes Jahr hundert Leute mehr vor dem Burgtor stehen, mache ich mir schon Gedanken, wie es gelingen kann, gerade diesen Qualitätsanspruch für alle, die neu mit dabeisein wollen, schnell genug begreifbar zu machen.
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von tolu am 25.03.2013 - 12:44.
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