Amoklauf in Realschule

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79 Beiträge in diesem Thema (offen)

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Beitrag

	gert

RE:

21 Beiträge

Zitat
Original geschrieben von .Tilia.

Was auf jeden Fall unter aller Kanone ist, ist die Berichterstattung der BILD-Zeitung... wenn der Junge das, was dort steht, auch im Leben ständig zu hören bekam , wundert mich der aufgestaute Haß nur bedingt.

http://www.bild.de/BILD/news/2009/03/11/winnenden/...chmer.h tml

Bei aller Trauer und wirklich echtem Mitgefühl mit den Betroffenen (und das ist keine Floskel) sollte man ganz klar schon jetzt die Brandstifter und Mitschuldigen an dieser Tragödie benennen: Wir alle!

BILD lesen ist doch so schön einfach...und dann dieser Kick.... Die reißerischen Reportagen von RTL, ZDF, ARD etc. sind doch KLASSE. Wir sind direkt dabei - mit Uhrzeit, den weinenden Menschen...ja, wir ziehen unwillkürlich den Kopf ein, weil uns die Kugeln förmlich um die Ohren sausen. Gerne hören wir den selbst ernannten Fachleuten zu, die analysieren und uns natürlich sofort Lebenshilfe geben... Wie käme ich mit meinem Leben klar, wenn ich die hoch intelligenten und sprachbegabten Journalisten nicht hätte. Sie entscheiden für mich, was WICHTIG ist, wann und wie ich betroffen zu sein und wie ich Dramatik einzuschätzen habe...

Längst ist Journalismus verkommen zu Sensations-Berichterstattung ohne wirklichen Informationswert (was interessieren mich z.B. die exakten Uhrzeiten des Geschehens...das ist pure Effekthascherei) . Man ist so dreist, dass man selbst bei solchen schrecklichen Ereignissen noch um Quote kämpft. Und wir alle lassen uns da irgendwie mitreißen...

Gleichzeitig lassen wir uns von den selben Journalisten erzählen, wie WICHTIG wirtschaftliches Wachstum, Erfolg, sportliche Höchstleistungen usw. sind. Wir lassen uns von "Fachleuten" einreden, dass nur Ganztagsschulen und das Abitur nach 12 Jahren Jugendliche im "beinharten" internationalen Wettbewerb bestehen lassen.

Mir ist bisher kein Reporter begegnet, der zugibt, keine Antwort auf gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu haben. Ich kenne keinen Moderator, der seine unbestreitbare Meinungsmacht einsetzen würde, um den Zuschauer einmal "ratlos" am Ende einer Fernsehdiskussion zurück zu lassen. Es gibt keine Zeitung und keinen Sender mehr, der dem Zuschauer/hörer allein die Beurteilung der reinen Fakten überlässt... wie auch? Wir haben ja Meinungsfreiheit...

Ja, ich denke, es gibt Leute, die all diesen Einflüssen in Kombination mit Erfolgsdruck nicht mehr gewachsen sind, die sich manipuliert und kontrolliert fühlen und schließlich auch Hass aufbauen. Hass, der in einem Netzwerk von Eltern, Freunden, Nachbarn etc. normalerweise noch abgebaut wird, aber dort wo dieses Netzwerk gestört ist, ist man plötzlich allein. Die Welt der Neunmalklugen bricht regelrecht über einem zusammen und im schlimmsten Fall klickt es dann...

Verbitterung gehört eigentlich nicht zu meinen Haupteigenschaften, aber auch trotz 48-jähriger Pfadfinder-Zugehörigkeit, beginne ich jetzt an der Entwicklung unserer Gesellschaft - an uns - zu verzweifeln...

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von gert am 12.03.2009 - 09:18.

Beitrag vom 12.03.2009 - 09:15

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