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Forenübersicht » Pfadfinder - Forum » Allgemeines Off-Topic » Der letzte Detektiv von Michael Koser

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42 Beiträge in diesem Thema (offen)
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Jonas1 ist offline Jonas1  
42 Beiträge
Der letzte Detektiv
Eine Science-Fiction Krimiserie von Michael Koser.
Heute: Sündenbock

(Im Büro-Appartement von Jonas, dem letzten Detektiv. Morgens, 8 Uhr früh)

Sam: Uhuhuhuh, uhuhuhuh!

Jonas: Acht Uhr früh, und es krähte der Hahn.

Sam: Uhuhuhuh, uhuhuhuh!

Jonas: Ein Hahn war es natürlich nicht. Wo gibt's denn heutzutage noch Hähne?

Sam: Im zoologischen Garten, Herr Oberstabsveterinär, hinten rechts, neben den Schweinen. Oink.

Jonas: Weiß ich doch, Sammy. Ein armer alter Hahn ohne Schwanz. Wenn der überhaupt noch kräht, dann bestimmt nicht am Morgen, sondern nachts, da träumt er vielleicht von Würmern und von seinen Hennen. Mein Kräher war Sam.

Sam: Uhuhuhuh, uhuhuhuh! Wachet auf, wachet auf! Es krähte der Hahn. Morgenstund hat Gold im Mund. Erhebe dich du schwacher Geist, der du noch in die Kissen beißt. (singend) Early to bed and early to rise is healty, wealty and wise. Uhuhuhuh!

Jonas: Das reicht, Sam.

Sam: Uhuhuhuh!

Jonas: Ruhe!

Jonas: Sam ist mein Computer. Er kann nicht nur krähen, er kann auch reden. Und wie. Ohne Pause. Ohne Punkt und Komma. Ohne Luft zu holen. Sam ist ein ausgelaufenes Versuchsmodell. Die Firma McCoy wollte seinerzeit die Marktchancen für einen ungeheuer gebildeten Computer testen. Ergebnis: der Typ kam nicht an. McCoy mußte ihn verschrotten oder verramschen. Und so habe ich Sammy erstanden, billig, vor fünf oder sechs Jahren. Und jetzt habe ich ihn immer noch. Obwohl er an meinen Nerven sägt, obwohl seine hochgelehrten Textprogramme inzwischen ein bißchen durcheinandergeraten sind. Einen neuen Computer kann ich mir nicht leisten. Und ich habe mich an Sam gewöhnt. Möglicherweise.

Sam: Oh Dank, Meister. Ergebensten Dank. Von Herzen kommend, zu Herzen gehend.

Jonas: Als ob du ein Herz hättest, Sammy.

Sam: Hä?

Jonas: Und jetzt bist du still und läßt mich weiterschlafen.

Sam: Oh nein, nicht die Bohne, oh Fixstern meines Verlangens. Sam hat Befehl zu wecken, Sam weckt, beflissen, standhaft, ohne Unterlaß. Munter, munter aus dem Bette gehüpft, in die Naßzelle geschlüpft, zwecks matutiner Absolutionen.

Jonas: Wenn ich nicht so müde wäre, Sam, dann würde ich aufstehen...

Sam: Bravo Meistro.

Jonas: ...einen Hammer nehmen und dich zu Schrott schlagen.

Sam: Pfui, Pfui, Missiö de Marquis. Warum so unwirsch?

Jonas: Warum? Weil ich mir ganz umsonst die halbe Nacht um die Ohren geschlagen hatte. Auf dem Zentralfriedhof von Babylon, ausgerechnet. Ein Auftraggeber hatte mich per Fon hinbestellt, um Mitternacht. Mir war’s egal. Ich habe keine Angst vor Gespenstern. Aber er hatte wohl Angst. Jedenfalls tauchte er nicht auf. Zwei Stunden stand ich mir die Beine in den Bauch, dann zog ich ab. So was kommt manchmal vor. (Jonas jetzt in der Dusche. Wasser plätschert)

Sam: Ärgerlich, hoher Herr, höchst ärgerlich, doch leider, leider nicht zu ändern.

Jonas: Wenn ich dich nicht hätte, oh du mein Ausburt elektronischer Binsenweisheit. Wie wär’s denn zur Abwechslung mal mit Hausarbeit?

Sam: Hausarbeit? Ein intellektuell hochspezialisierter, verbal hochqualifizierter Computer und Hausarbeit? Nachbarin, euer Fläschchen.

Jonas: Keine Diskussion, Sam. Dein Herr und Meister will Frühstück.

Sam: Sam hört und gehorcht. Was wünschen Durchlaucht zu sich zu nehmen?

Jonas: Na was schon. Brötchen aus echtem Mehl, Butter, Eier mit Schinken, echten Bohnenkaffee.

Sam: Herr Graf scherzen im liegen, oh Korrektur, Herr Graf belieben zu scherzen.

Jonas: Du merkst auch alles, Sammy. Also Sojakaff und Plastiktoast wie jeden Morgen, und stell Holo-News an.

Sam: Sehr wohl Sir.

Holo-Sprecher: ...in der Nacht ermordet aufgefunden. Frau Dr. h.c. Ella Boss, genannt Bigboss, war Präsidentin von Chips Inc., dem bedeutenden Hardwareproduzenten. Chefinspektor Brock von der städtischen Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Nikosia: auf dem 33. Treffen der 11. Sitzungsperiode der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in der Welt, KF... (Jonas schaltet wieder ab)

Jonas: Hast du das gehört, Sammy? Sie haben Bigboss von Chips umgebracht. Weißt Du noch?

Sam: Dämliche Frage, du Brathahn. Sam weiß alles, oder naja, doch so gut wie.

Jonas: Ich hatte Bigboss vor einem viertel Jahr kennengelernt. Im Juni 2010. Eine merkwürdige Frau, und ein merkwürdiges Zusammentreffen, in ihrem Penthouse hoch über Babylon. Überhaupt ein merkwürdiger Fall, die ganze Schmiergeldaffäre. Ein toter Auftraggeber. Nike und Luna, die coolen Killerinnen mit der Drahtschlinge, Bigboss, und ihr persönlicher Referent, wie hieß er noch?

Sam (singend): To-To-To-To-Tolliver.

Jonas: Richtig, Tolliver. Ich habe ihn Joker genannt, weil er die Angewohnheit hatte, in aussichtslosen Situationen aufzutauchen, und dem Spiel eine Wendung zu geben. (Das Fon klingelt)

Sam: Dat Fon gibt Ton, oh Menschensohn.

Jonas: Hier Jonas. Nur Jonas. Der letzte Detektiv. Spezialist für hoffnungslose Fälle.

Tolliver: Tolliver.

Jonas: Wer?

Tolliver: Tolliver. Sie wissen wer ich bin.

Jonas: Aber ja, so ein Zufall!

Sam: Lupus in fabula, wie wir Lateiner sagen.

Tolliver: Bigboss, haben Sie gehört?

Jonas: Ja, eben.

Tolliver: In einer halben Stunde bin ich bei Ihnen.

Jonas: Das ist Tolliver. Mann der knappen Worte und schnellen Entschlüsse. Zweimal hat er mir das Leben gerettet, und dabei ganz lässig fünf Menschen umgebracht. Ein Mann, der zu seinem Wort steht. Genau 30 Minuten später saß er in meinem Büroapartment. Kühl und Konzentriert.

Tolliver: Interessiert an einem Auftrag, Jonas?

Jonas: Bigboss?

Tolliver: Ja. Sie sollen feststellen, wer sie umgebracht hat. Und warum.

Jonas: Hm, da sitzt doch schon die Kripo dran.

Tolliver: Sehr komisch. Chips ist der größte Hardwareproduzent in Europa. Wenn die Präsidentin von Chips ermordet wird, verläßt Chips sich nicht auf die Kripo.

Jonas: Und Ihre eigenen Sicherheitstypen?

Tolliver: Aber die kennen Sie doch, Jonas. Brauchbare Nachtwächter, ganz passable Gorillas, aber keine Detektive. Für Fall Bigboss nicht gut genug. Dafür brauchen wir Sie, Jonas. Sie sind Experte. Und Sie haben auf Bigboss Eindruck gemacht damals.

Jonas: Ach ja? Hat sie nicht gesagt, ich bin zu klein?

Tolliver: Klein, aber anständig.

Sam: Pieeep. Dies sind die Eigenschaften eines erstklassigen Detektivs: Anständigkeit, Vorstellungsvermögen, Wißbegierde und Menschenliebe. All’ so spricht Lew Archer. Gott hab’ ihn selig.

Tolliver: Vorlaut, ihr Computer.

Jonas: Vorlaut und verrückt.

Tolliver: Wirklich? Ja, also wie gesagt, Bigboss war beeindruckt von Ihnen. Es wäre durchaus in ihrem Sinne, daß Sie den Mord untersuchen. Für wieviel war’s? 80 Euros pro Tag?

Jonas: 90. Seit dem 1. September. Und Spesen. Alles wird teurer, auch der letzte Detektiv.

Tolliver: In Ordnung. Und eine Prämie, wenn Sie den Fall schnell abschließen.

Jonas: Hm, großzügig.

Tolliver: Chips-Geld, nicht meins. Also was ist? Übernehmen Sie den Fall?

Jonas: Das war die Frage. Irgendwas an der Sache war mir nicht geheuer. Ich hatte ein dummes Gefühl. Wie so oft. Andererseits lag mein letzter Auftrag drei Wochen zurück, und weil der mir außer Beulen nur ganze 13 Euros eingebracht hatte, konnte ich’s mir nicht leisten, Tollivers Angebot auszuschlagen. Ich nahm an. Ein Fehler. Aber das merkte ich erst, als es zu spät war, wie so oft.

Tolliver: Sehr schön. Seien Sie Punkt 11 bei mir. Sie wissen wo: Chips-Zentrale am Henrick- August-Platz, 31. Stock, Bigboss’s Büro. Viel Erfolg!

Jonas: Moment, Tolliver, ich habe ja noch keine Ahnung. Kommen Sie mal rüber mit ‘n paar Einzelheiten, wann, wo, wie und so weiter.

Tolliver: Tja, Jonas, weiß ich alles selbst nicht genau. Daten, die Sie brauchen, müssen Sie sich schon woanders besorgen, hahaha, Sie sind doch Detektiv! (geht)

Jonas: Dann wollen wir mal was tun, Sammy. Das heißt...

Sam: Sam soll was tun, ja, ja, das alte Lied. Computers to the front. Sei’s drum. Was steht zu Diensten, Ritter Kunibert?

Jonas: Mordfall Dr. Boss, Knappe Sam. Polizeibericht mit allem Pipapo. Kripo-Code hast du ja.

Sam: Auf geht’s, pieeep, ähhhhh ah ah ah.

Jonas: Ja was ist?

Sam: Zu seinem größten Bedauern ist Sam nicht in der Lage, obschon durchaus willens, die gewünschte Information zu liefern.

Jonas: Unsinn Sammy, die Daten müssen in der Kripo-Bank sein.

Sam: Müssen, großer Meister, sind aber nicht. Sonderspeicherung, neuer Super-Geheimcode, Stichwort Belzebub.

Jonas: Belzebub, Belzebub, was soll das heißen?

Sam: Sam weiß zwar viel, doch dies kann Sam nicht wissen.

Jonas: Und den Super-Geheimcode weißt du natürlich auch nicht.

Sam: Woher denn? Oh du mein Jonas Superstar.

Jonas: Datenbank der Kripo ist also out. Na gut. Dann eben anders.

Sam: Natürlich, das mußte ja kommen. Unser Mann in Havanna.

Jonas: Bitte wer?

Sam: Sam wollte sagen, unsere Frau bei der Polizei.

Jonas: Die Rede war von Judith. Judith Delgado. Hauptabteilungsleiterin in der Sicherheitsverwaltung. Privat ist sie mit einem gewissen Jonas liiert. Z.B., zeitweilige Beziehung, seit anderthalb Jahren. In dieser Zeit hat sie mir ab und zu geholfen. Nicht gerade mit Begeisterung, muß auch nicht sein, wenn sie nur dafür sorgt, daß ich Daten kriege, an die ich normalerweise nicht rankomme. Aber diesmal konnte Judith mir nicht helfen, vor einer Woche hatte ihre Behörde sie nach Japan geschickt. Dienstreise. Plötzlich. Ohne Vorankündigung. Um die speziellen Probleme der Sicherheitsverwaltung in Tokio zu studieren. Jonas war allein in Babylon, abgesehen von Sam natürlich. Und Sam war über Judiths Abwesenheit gar nicht böse.

Sam (wie ein Pfarrer sprechend): Möge es ihr wohl ergehen im fernen La-ha-nde. Der Dame Ju-dith.

Jonas: Sam!

Sam: Auf daß sie lange Zeit dorten verweile und so es denn überhaupt sein muß, (priesterlich) erst recht, recht spät wiederkehre. Amen.

Jonas: Denk an den Schrottplatz, Sam.

Sam: Äh äh, lieber nicht, Kumpel. Dame Judith ist out. What now?

Jonas: Die Kripo direkt, Sammy, und das heißt, fürchte ich, Inspektor Brock.

Sam: Chefinspektor, Sir, seit 1. Juli 2010.

Jonas: Inspektor oder Chefinspektor, eins stand auf alle Fälle fest: Brock hatte was gegen Jonas. Aber Jonas hatte keine Wahl und fuhr rüber zur Sicherheitsverwaltung am Europaplatz, in Person. Jonas am Fon kann man abhängen, wenn er unversehens in Brock’s Büro auftaucht, muß man ihn schon rausschmeißen, und das ist schwieriger. (In Brock’s Büro: Brock stürzt herein)

Brock: Verrammeln Sie die Tür, Pauly, das Arschloch Jonas ist im Haus gesichtet worden.

Pauly: Äh, zu spät, Chef.

Jonas: Ich bin schon da, sagte der Swinigel zum Hasen.

Brock: Swinigel Jonas, auch nicht schlecht.

Jonas: Jedenfalls besser als Arschloch.

Brock: Wenn Sie meinen Jonas.

Brock: Was wollen Sie?

Jonas: Informationen.

Brock: Worüber?

Jonas: Mordfall Dr. Boss.

Brock: Was haben Sie damit zu tun?

Jonas: Ein Auftrag.

Brock: So? Was wollen Sie wissen?

Jonas: Sagen Sie mal, Bröckchen, haben Sie Kreide gefressen? So kenn’ ich Sie ja gar nicht. Sie müssen doch jetzt brüllen (mit verstellter Stimme, laut) das ist mein Fall! Halten Sie sich raus! Kommen Sie mir nicht in die Quere! (wieder normal) Sie sind mir doch nicht krank?

Brock: Quatschen Sie nicht ‘rum Jonas, sagen Sie mir, was Sie wissen wollen.

Jonas: Alles, was Sie wissen, Brock.

Brock: OK, passen Sie gut auf, Jonas, ich sag’s Ihnen nur einmal.

Jonas: Ich glaub’s immer noch nicht. Sie geben mir Informationen, freiwillig?

Brock: Heute Nacht 0 Uhr 19, anonymer Anruf in Kripo-Bereitschaft: Leiche am Tigrisplatz, unten in der Passage. 0 Uhr 34 Streife vor Ort bestätigt. Alte Frau, Loch von Laserstrahler über linkem Auge.

Jonas: Was sagt der Pathomat? Todeszeit?

Brock: Präzise 0 Uhr 12. Fundort der Leiche identisch mit Tatort.

Jonas: Wäre möglich. Nachts ist kein Mensch am Tigrisplatz. Nur Läden und Büros. Einsam wie die Amazonas-Wüste oder der Zentralfriedhof.

Brock: Sie halten hier keine Vorträge, Jonas, Sie hören nur zu.

Jonas: Hmm.

Brock: Identifizierung der Leiche durch Ausweis. Dr. Ella Boss, Präsidentin von Chips, kriminalpolizeiliche Ermittlungen aufgenommen: 2 Uhr 06. Keine Verwandten. Persönlicher Referent benachrichtigt. Wohn- und Arbeitsstätte durchsucht.

Jonas: Resultat?

Brock: Null. Und das war’s, Jonas, Ende der Durchsage, hauen Sie ab! (Jonas ab)

Jonas: Ich kam nicht drüber weg. Brock von der Kripo, Superwiderling und Jonas-Fresser, griff mir mit Daten unter die Arme. Äußerst merkwürdig. Ich nahm mir vor, bei Gelegenheit darüber nachzudenken. Jetzt hatte ich was anderes vor: Verabredung mit Tolliver. 11 Uhr. Chips-Zentrale. (In der Chips-Zentrale)

Jonas: Der schäbige kleine Raum, in dem die Präsidentin von Chips gehaust und regiert hatte, wirkte jetzt noch schäbiger als vor einem viertel Jahr. Der Raum war tot. So tot wie Bigboss. Brock hatte gesucht und nicht gefunden. Viel Arbeit hatte er nicht gehabt. Ein Klappbett, zwei Stühle, ein kleiner Schrank, ein Flickenteppich. Kein Computer.

Tolliver: Bigboss was (war) altmodisch.

Jonas: Bin ich auch.

Tolliver: Aber Sie haben doch wenigstens einen Computer.

Jonas: Manchmal sieht’s eher so aus, als ob er mich hat.

Sam: Wir sind eins, geliebete Seele. (singend) Ohne Sammy macht der Jonas keinen Schritt, keinen Schritt...

Jonas: Ruhe in der Manteltasche!

Sam: Psst! Ruhe bitte. Absolute Ruhe. Äußerste Ruhe. Verstummet ihr Pauken. Schweiget stille Drometen.

Jonas: Sam Zwo ist der mobile Teil von Sam. Ein handliches Kästchen, paßt in jede Tasche. Ich nehme ihn mit, wenn ich beruflich unterwegs bin. Guten Rat braucht der Detektiv immer und überall. Muntere Sprüche, die er weniger braucht, muß er ertragen. Was das Reden betrifft, ist Sam Zwo der ganze Sam. Sprachrohr und drahtlose Extension von Sam Eins, dem großen Datenspeicher in meinem Büro.

Tolliver: Stehen Sie nicht in der Gegend rum, Jonas. Tun Sie was!

Jonas: Nichts dagegen. Schlagen Sie was vor!

Tolliver: Oh mein Gott, woher soll ich das wissen? Ermitteln Sie, forschen Sie, untersuchen Sie! Sie sind der Detektiv!

Jonas: Das haben Sie mir heute schon mal gesagt, Tolliver, allmählich fange ich an, Ihnen zu glauben. Was ist in dem Schrank?

Tolliver: Ein paar Kleidungsstücke, und Bücher.

Jonas: Bücher? (öffnet den Schrank) Tatsächlich. Bücher. Aus dem vorigen Jahrhundert.

Tolliver: Interessieren Sie sich für Bücher?

Jonas: Besonders für alte Kriminalromane: Hammett, Chandler, Ross Macdonald, Riomarle (Leo Malet).

Tolliver: Sie haben Recht, Jonas, Sie sind altmodisch. Wie Bigboss.

Jonas: Wann haben Sie Bigboss zuletzt gesehen, Tolliver?

Tolliver: Gestern nachmittag bei Dienstschluß gegen fünf.

Jonas: Wissen Sie, was sie um Mitternacht am Tigrisplatz wollte?

Tolliver: Nicht die mindeste Ahnung.

Jonas: Ach, Sie waren doch ihr persönlicher Referent. Sie haben ihre Termine gemacht.

Tolliver: Na sicher. Aber das heißt nicht, daß ich über jede Aktivität von Bigboss informiert war. Die ganz wichtigen Sachen, also hohe Firmenpolitik usw., die hat sie grundsätzlich allein erledigt.

Jonas: Ach ja. Und wie merken sich altmodische Einzelgänger ihre wichtigen Termine? Indem sie sie aufschreiben. Ist das Bigboss Handschrift?

Tolliver: Ein Stück Papier. Wo haben Sie das her?

Jonas: Aus einem Buch. Ist das ihre Handschrift?

Tolliver: Ja, keine Frage: 6.9.10, 0 Uhr, Tigrisplatz, Passage, Mann von McCoy, Angebot: Übernahme. Ah, das ist ja interessant. McCoy, das wissen Sie vielleicht, Jonas, McCoy ist unser schärfster Konkurrent, der zweitgrößte Hardwareproduzent in Europa. Um McCoy zu schlucken, hätte Bigboss alles getan.

Jonas: Hätte sie sich auch heimlich, um Mitternacht, mit einem Abgesandten der Konkurrenz zu Verhandlungen getroffen?

Tolliver: Sicher! Das ist es, Jonas, McCoy steckt hinter dem Mord. Und Sie haben es herausbekommen. Der Zettel muß gleich zur Kripo.

Jonas: Apropos Kripo. Belzebub, sagt Ihnen das was?

Tolliver: Belzebub? Ja, irgendwas religiöses glaub’ ich. Also wissen Sie, Jonas, triviale Quizfragen sollten Sie besser ihrem Computer stellen.

Sam: Oh ja, großer Moderator, (singend) frag mich, bitte, bitte frag mich, doing doing. Oh, Kommando zurück, frag mich bitte nicht, keine Zeit. Alarm!

Jonas: Sammy? Was ist los?

Sam: Da versucht jemand, Sam eins zu knacken, in dero Durchlaucht Büro, uh ha, das kitzelt.

Jonas: Einbrecher, Sammy?

Sam: Nein, die Heilsarmee, du Dämlack.

Jonas: Bis später, Tolliver, ich melde mich. (Jonas verläßt das Büro)

Jonas: Als ich 20 Minuten später die Tür aufriß, war das Büro leer. Aber es war jemand da gewesen. Sam Eins hatte frische Kratzer an Schloß und Schnittstelle, reine Blechschäden, innen war ihm nichts passiert. Sam Eins ist so stark gesichert, daß ihn nur ein Erdbeben knacken kann, oder der Weltuntergang. Und die Papiere auf dem Tisch lagen anders da als heute morgen. Was hatten die Einbrecher bei mir gesucht?

Jonas: Gar nichts. Sie haben was mitgebracht. Sieh dir das an, Sam.

Sam: Ein Zettel. Wie eben bei Bigboss.

Jonas: Und es steht auch fast dasselbe drauf: 6.9.2010, Mitternacht, Tigrisplatz, Passage, Bigboss abhaken für McCoy. Und die Handschrift...

Sam: Ist unverkennbar die genial schlampige Klaue meines Herrn. Wäh.

Jonas: Sammy, ich habe das Ding nicht geschrieben, ich sehe es jetzt zum ersten mal. Verdammt, was ist hier los? (Die Tür wird aufgerissen. Alca Selzer und ihr Kameramann Alex stürzen herein)

Alca: Hallöchen und einen ganz ganz lieben Tag alle miteinander. Keine Umstände. Bleiben Sie sitzen, Herzchen, fühlen Sie sich wie zu Hause.

Jonas: Ich bin hier Zuhause!

Alca: Klaro. Neben der Tür ist ‘ne Schnittstelle, Alex, da kannst du rangehen mit deinem Kasten. Bißchen eng, was? Na wird schon. Und wir bleiben jetzt total ruhig Herzchen. Absolut entspannt. Irre locker.

Jonas: Was wollen Sie? Wer sind Sie?

Alca: Aber, aber, Herzchen, Sie kennen mich doch, haben mich doch schon x-mal auf dem Schirm gesehen: Alca Selzer, die berühmte Alca Selzer, rasende Reporterin von HoloNews Babylon. Wir senden schon heute, was Morgen passiert. (Jonas räuspert sich)

Alca: Seh’n Sie, wußt’ ich doch, Herzchen.

Alex: Wir können, Alca!

Alca: Moment, Alex! Alex, mein Bilderknecht. Also Herzchen, nicht aufregen, gar kein Grund vorhanden, Tante Alca macht das schon. Erstmal kurz neueste Entwicklung im Mordfall Bigboss, dann Frage nach Background, bißchen Spekulation: Wird kalter Firmenkrieg heiß, schlägt Chips zurück etc. das übliche. (Alka räuspert sich) Los, Alex.

Alex: OK. Bild, Ton läuft! Fall Bigboss, Interview mit Privatdetektiv Jonas,
6. 9., 11 Uhr 55.

Alca: Guten Tag meine Damen, guten Tag meine Herrn. Wir sind zu Gast bei Jonas, dem letzten Detektiv, wie er sich nennt, dem Mann, dem wir die sensationelle neue Wendung im Fall Dr. Boss verdanken. Herr Jonas. In die Kamera, Herzchen, sehen Sie in die Kamera. Herr Jonas, bitte sagen Sie uns, wie ist es Ihnen gelungen, das entscheidende Beweisstück aufzuspüren, durch das, wie man hört, die Firma McCoy in erheblichem Maße belastet wird?

Jonas: McCoy? Woher wissen Sie das?

Alca: Aus, aus, Alex! Also so nicht, Herzchen, so machen wir das nicht. Wir antworten schön auf das, was Tante Alca fragt. Wir reden nicht einfach dazwischen.

Jonas: Woher wissen Sie das mit McCoy, und daß ich was gefunden habe?

Alca: Wenn’s Sie’s unbedingt wissen wollen, Herzchen, von der Kripo.

Jonas: Wann haben Sie es erfahren?

Alca: Wann war das? Gegen neun würde ich sagen, da haben sie mich angerufen. Dann waren wir beim Stehfrühstück von Senator Tinnef, dann die Bombe in der Südstadt, und jetzt sind wir hier, Herzchen und machen brav unser Interview.

Jonas: Nix! Wir gehen jetzt. Und wenn wir ganz artig sind, dürfen wir vielleicht später wiederkommen und dann unser Interview machen. Raus! (Jonas wirft Alca und Alex hinaus)

Jonas: Als sie endlich draußen waren, wollte ich mich zurücklehnen und bei einem Bürowhisky die seltsamen Dinge verarbeiten, die in den letzten Stunden passiert waren, in Ruhe und Frieden. Aber das sollte nicht sein. Sam fing an zu zetern. Und wenn Sammy selbst auch weder Hand noch Fuß hat, das was er zeterte hatte, ganz entschieden.

Sam: Tatütata! Tatütata! Alarm, Alarm, steh’ auf mein Volk. Die Flammenzeichen rauchen. Hinfort! Hinfort! Geschieden muß nun sein!

Jonas: Du meinst, ich soll von hier verschwinden?

Sam: Ja was denn sonst, du dreimal verdrehter Begriffstutz. Kratz’ die Kurve, mach’ ‘ne Fliege, verfatz dich, Mann hau ab, sonst haben sie dich!

Jonas: Wer, Sammy?

Sam: Na, tatütata, (im Hintergrund Sirenengeheul), da die, die da! Brock und sein Plattfußballett. Unterwegs zu meinem Sahib, um das diesem untergeschobene Beweisstück zu finden und mitzunehmen, nebst meinem Sahib. Rückzug ist angesagt!

Jonas: Wohin, Sam?

Sam: Zu einer Stätte der Ruhe und der Besinnung, oh rosa mia mystica, zwecks Meditation und deliberation der Situation mein Sohn. (Im ”Armen Schlucker“)

Jonas: (in Gedanken) Ich wollte ins Casablanca, aber das fiel aus. Brock wußte, daß ich da gerne hingehe, also landeten wir im armen Schlucker. Ein Dipsomat, eine Stätte des Alkoholismus und der Anonymität. Wie geschaffen für eine ungestörte Beratung zwischen Mensch und Computer. Ich zog mir einen kleinen Rum mit Wasser. Der Magen, das übliche, und auch sonst fühlte ich mich nicht gerade großartig. Nicht weil Brock hinter mir her war, daran bin ich gewöhnt. Weil ich die Regeln nicht kannte, obwohl ich die Hauptfigur im Spiel war.

Jonas: Heute früh um neun hat die Kripo schon gewußt, daß ich bei Bigboss den Notizzettel finden würde, gut zwei Stunden später! Kannst du mir das erklären, Sam?

Sam: Ein complo, Herr Chefagent. Kompott, äh Korrektur, Komplott wollte Sam sagen. Ohne jeden Zweifel ein Komplott.

Jonas: Dann legt mir jemand auch noch so einen Zettel auf den Tisch.

Sam: Nachdem besagter Jemand sich erfolglos um Sam’s Datenspeicher bemühte, o großer Grübler, vermutlich in der Absicht, Sam’s Memory für letzte Nacht zu fälschen.

Jonas: Und warum das alles, Sammy?

Sam: Diesem Problem, hohes Gericht, werden wir gemeinsam auf den Grund zu kommen suchen. (2x Geräusch eines Hammers wie im Gericht) Ruhe, oder ich lasse den Saal räumen!

Jonas: (beschwichtigend) Schrei doch nicht so, Mensch.

Sam: (wie bei einem Verhör sprechend) (leise) Nach Aussage der Kriminalpolizei wurde Frau Dr. Boss um Null Uhr Zwölf getötet. Wo hielten Sie sich um diese Zeit auf, Angeklagter?

Jonas: Weißt du doch, Sam, auf dem Zentralfriedhof.

Sam: Nicht am unweit vom Friedhof gelegenen Tigrisplatz?

Jonas: Natürlich nicht.

Sam (immer lauter werdend): Aber eine von ihrer Hand, Angeklagter, herrührende Notiz, welche die Kriminalpolizei unter der umsichtigen Leitung von Chefinspektor Brock bei ihnen sicherstellen konnte, beweist, daß Sie die Absicht hatten, sich um Mitternacht am Tigrisplatz einzustellen, um, ich zitiere wörtlich, Bigboss abzuhaken.

Jonas (flehend): Ich habe das nicht geschrieben!

Sam: Das behaupten Sie, Angeklagter. Ich behaupte dagegen, Sie haben sich mit dem Opfer, Frau Dr. Boss, am Tigrisplatz verabredet, angeblich, um über eine Übernahme der Firma McCoy durch die Firma Chips Inc. zu verhandeln. In Wahrheit jedoch, um im Auftrag besagter Firma McCoy, besagte Frau Dr. Boss zu töten. Was sagen Sie dazu, Angeklagter?

Jonas: Unsinn. Was habe ich mit einem Firmenkrieg in der Hardwarebranche zu tun?

Sam: Sie, Angeklagter, sind Privatdetektiv, der letzte seines Zeichens in Babylon, insofern ein zwielichtiger Charakter.

Jonas: Besten Dank.

Sam: Sie sind käuflich, Angeklagter, Sie wurden für den Mord bezahlt.

Jonas: Ach wirklich? Bei einem Kontostand von knapp 200 Euros?

Sam: (Piepen, dann Sam mit Computerstimme) Das Konto meines sich im Golde wälzenden Dagobert Duck enthält genau 4189 Euros 12 Cent. Piep.

Jonas: Was?

Sam: Die letzten Einzahlungen wurden getätigt gestern abend und heute morgen. Jeweils 2000 Euros. Angegebener Einzahler: McCoy. Der Sünde Lohn. Er hat an alles gedacht, jener mysteriöse Jemand. Oh Oh!

Jonas: Oh! Nochmals Oh! Ist das wirklich wahr, Sam?

Sam: Es ist wahr, oh mein Opferlamm, mein Sündenbock, mein schuldlos gebeutelter Jonas. (mit Richterstimme) Sie sind der Mörder von Dr. Boss, Angeklagter, Sie haben kein Alibi!

Jonas: Weil man mich auf den einsamen Zentralfriedhof gelockt hat. Zwischen Mitternacht und Zwei. Moment Sammy, ich habe ein Alibi!

Sam: Häh?

Jonas: Die Friedhofsratte.

Sam: Igitt.

Jonas: Sie haben viele Namen: Penner, Streicher, Treber, Plastiktüter, Obdachlose, Unbehauste, aber meist nennt man sie Ratten, weil sie grau sind und schmutzig, und weil man sie überall findet, sogar auf dem Zentralfriedhof. Da hauste die Friedhofsratte, in einem verkommenen Familiengrab. Ein Mann von unbestimmtem Alter. Beim Warten hatte ich mich mit ihm unterhalten. Die meisten Menschen nehmen Ratten gar nicht zur Kenntnis. Jonas ist anderes, der spricht sogar mit ihnen. Nicht nur aus Menschenliebe. Für einen Detektiv kann es nützlich sein, wenn Ratten ihm was pfeifen. (Auf dem Zentralfriedhof) Das zerbröckelte Mausoleum war leer. Dunkelrote Flecken, noch ziemlich frisch auf den alten Zeitungen, unter denen mein Freund nachts schlief. Das mißfiel mir. Ich verschwand und tauchte in der Passage am Tigrisplatz unter. Da ist es nur nachts still. Tagsüber wimmelte es von Menschen. Ich hatte eine Idee: auch unter dem Tigrisplatz hauste eine Ratte.

Stadtstreicherin: Hast du ‘nen Schluck für mich, Sohnematz?

Jonas: Schluck nicht. Wie wär’s mit 5 Euros?

Stadtstreicherin: Noch besser. Du willst doch was, Sohnematz.

Jonas: Ich war eben drüben im Zentral. Was ist mit der Friedhofsratte? (Ich wollte ihn besuchen.)

Stadtstreicherin: Die Bullen. Heut’ Morgen. Na’ dann mach’s mal gut, Sohnematz.

Jonas: Moment!

Stadtstreicherin: Hä?

Jonas: Hast du heut nacht hier unten was mitgekriegt? 12 oder ‘n bißchen später.

Stadtstreicherin: Kann schon sein. Das kostet aber noch ‘nen Fünfer.

Jonas: OK. Pfeif mir was vor.

Stadtstreicherin: Hm. Ein Typ und ‘ne alte Frau, sind die große Treppe runtergekommen und da drüben stehengeblieben, vor dem Schaufenster vom äh Uhrenladen. 10 nach 12

Jonas: Haben sie dich gesehen?

Stadtstreicherin: Glaube ich nicht, Sohnematz. Ich war in meiner Ecke und so was wie mich sehen die gar nicht. Die haben geredet, und plötzlich holt der Typ ‘nen Laser raus und strahlt die Alte ab. Und dann ‘is er weg. Ich bin auch weg. Ich will keinen Ärger...

Jonas: Bigboss und ihr Mörder. Wie sah der Mann aus?

Stadtstreicherin: Normal. Nichts besonderes

Jonas: Ähnlichkeit mit mir?

Stadtstreicherin: Och, kein Stück. Er war kleiner und dünner und besser angezogen.
Hey, hey, hey. Finger weg.

Jonas: Wir beide suchen uns jetzt einen Notaromaten, und da erzählst du die Geschichte noch mal.

Stadtstreicherin: Mensch, laß mich los! Ich bin doch nicht blöd, Sohnematz. Bei so was hält’ man die Schnauze.

Jonas: Außer man kriegt was dafür. 20 Euros?

Stadtstreicherin: Ne, ne, ne, ich hab erst mal genug für Sprit. Zisch ab! Zisch ab, Sohnematz!

Jonas: Wie wär’s denn damit: erst gehen wir zusammen zum Notaromaten, und dann in den armen Schlucker, und da kannst du dir ziehen, soviel du willst. Ich zahle.

Stadtstreicherin: Auch die teuren Sachen?

Jonas: Auch die teuren Sachen.

Stadtstreicherin: Auch zum mitnehmen?

Jonas: Auch das.

Stadtstreicherin: Nanana, schlag keine Wurzeln, Sohnematz. Wir haben was vor.
(Im Notaromaten)

Jonas: In der Passage unter dem Tigrisplatz gibt’s alles, auch einen öffentlichen Notaromaten, in einer Nische hinter der Treppe, gleich neben dem Klo. Eine alte Anlage, enge Kabinen, miese Belüftung, und meine Begleiterin duftete nicht gerade nach Zimt und Nelken. Aber was tut man nicht alles für die Wahrheitsfindung, vor allem, wenn es um den eigenen Kopf geht.

Robot-Stimme: Verehrte Bürgerinnen und Bürger, seien Sie willkommen im öffentlichen Notaromaten der Stadt Babylon. Was Sie hier urkunden, wird in der Datenbank des notariellen Hauptamtes gespeichert, wo Sie es jederzeit abrufen können. (Für eine ordnungsgemäße Beurkundung bitten wir Sie darum) Bitte beachten Sie die vorgeschriebene Prozedur: Urkundende Personen sowie Zeugen haben sich zunächst zu identifizieren. Dieses geschieht auf folgende Weise: Sie nennen laut und deutlich Ihren Namen sowie Ihre Bürgernummer, Sie halten Ihren Ausweis vor den entsprechend markierten Sensorschirm, Sie plazieren Daumen und Zeigefinger der rechten Hand auf die entsprechend markierten Sensorfelder, sodann entrichten Sie die im Monitor angezeigte Gebühr. Nun können Sie urkunden, verehrte Bürgerinnen und Bürger. Fassen Sie sich kurz. Auf Ihre Kabine warten schon andere. (Es klopft)

Jonas: Besetzt. Suchen Sie sich eine anderen Kabine, oder warten Sie ein paar Minuten.

Tolliver: Warten liegt mir nicht, mein lieber Jonas.

Jonas: Tolliver!

Tolliver: Na, Sie wissen doch, Jonas, der Joker taucht immer dann auf, wenn man es nicht vermutet.

Stadtstreicherin: Das isser, das isser, Sohnematz, der von ‘heut Nacht! Der mit dem Laser!

Tolliver: Und den hat er auch jetzt bei sich.

Jonas: Was soll das? Stecken Sie den Laser weg, die Frau ist eine wichtige Zeugin, sie hat den Mord an Bigboss beobachtet. Oh.

Tolliver: Ha, ha, sieh mal an, gut, daß wir Sie nicht aus den Augen gelassen haben, Jonas. Und was Sie betrifft, meine Dame, Sie wissen zuviel, wie es in der einschlägigen Literatur heißt. Ich lese nämlich auch alte Kriminalromane.
(Zischen eines Lasers, die Ratte stöhnt auf)

Stadtstreicherin (sterbend): Ich hätt’ die Schnauze halten sollen, Sohnematz.

Tolliver: Lobenswerter Vorsatz, meine Dame, leider zu spät. So, dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich.

Jonas: Sie haben Bigboss umgebracht, Tolliver.

Tolliver: Na bis Sie mal was merken, mein lieber. Haben Sie die letzten Nachrichten gehört? Nein? Zwei hochinteressante Meldungen. Die Fertigungsanlage von McCoy in der östlichen Vorstadt ist in die Luft geflogen. Ein Vergeltungsschlag von Chips, wie man vermutet. Für den Mord an Dr. Boss. Jetzt hat er angefangen, der heiße Krieg zwischen den Hardwaregiganten. Und die Kurse von Chips und McCoy sind in den Keller gefallen. Sie sehen Jonas, Unternehmen Belzebub läuft wie geplant.

Jonas: Das müssen Sie mir schon ein bißchen genauer erklären, Tolliver.

Tolliver: Kommissar Tolliver bitte! Kommissar Tolliver von der Kartellpolizei. Seit einem halben Jahr in geheimer Mission bei Chips, um Belzebub vorzubereiten.

Jonas: Der Mord an Bigboss ist eine Aktion der KaPo?

Tolliver: Aber ja doch. Um den heißen Firmenkrieg auszulösen. Chips und McCoy sind zu groß geworden. Marktbeherrschung. Preisdiktat usw. Jetzt kriegen sie sich gegenseitig klein. Wir haben nur für den Anstoß gesorgt.

Jonas: Deshalb der Name.

Tolliver: Ja natürlich. Wir treiben den Teufel mit Belzebub aus. Und wo wir schon dabei sind gleich noch ein Spruch: Wo gehobelt wird, fallen Späne.

Jonas: Ich verstehe. Bigboss, die arme Ratte...

Tolliver: Und Sie, Jonas. Mein Laser wird Ihnen ein kleines Loch in die Stirn brennen. Das dritte Auge der tibetanischen Lamas. (Kommissar Brock taucht auf)

Brock: Nicht so schnell, Kommissar, runter mit dem Laser. Davon war nie die Rede.

Jonas: Brock! Hätte nie gedacht, daß ich mich mal freuen würde, Sie zu sehen.

Brock: Sie heuern Jonas an, Tolliver, er findet den Hinweis auf McCoy und gibt die Sache bekannt, weil man ihm eher glaubt als uns. Dann legen wir ihn ein paar Tage auf Eis, bis Belzebub richtig läuft. So war es verabredet zwischen Kripo und KaPo. Keine Rede davon, daß ihm der Mord angehängt wird, oder daß er umgelegt werden soll.

Tolliver: Auf der Flucht erschossen, Chefinspektor, die sauberste Lösung.

Brock: Kommt nicht in Frage. Ich seh nicht mit an, wie Sie ihn cool ablasern.

Jonas: Danke Bröckchen, danke, Sie sind ein Engel!

Brock: Bilden Sie sich bloß nichts ein, Jonas.

Tolliver: Wenn Sie sich auf diesen Standpunkt stellen, muß ich Sie daran erinnern, daß ein Kommissar höher steht als ein Chefinspektor, und daß Sie Anweisung haben loyal mit der KaPo zusammenzuarbeiten. Halten Sie sich raus, überlassen Sie Jonas mir! Sie haben schon genug Mist gebaut. Wer hat den HoloNews viel zu früh benachrichtigt?

Brock: Spielt doch keine Rolle. Und Ihren Rang können Sie sich in die Haare schmieren, Herr Kommissar. Jonas kommt mit zur Sicherheitsverwaltung. Pauly!

Pauly: Chef?

Brock: Nehmen Sie dem Herrn Kollegen den Laser ab.

Pauly: Jawoll, Chef.

Tolliver: Das wird Konsequenzen haben, Chefinspektor. In einer halben Stunde bin ich Ihrem Büro, das verspreche ich Ihnen, mit einer Sondervollmacht. Und dann nehme ich Jonas mit, und meinen Laserstrahler auch. Aufgeschoben, Jonas, nicht aufgehoben.

Jonas: Au, ohha, ahhh. Mir wird schlecht.

Brock: Tun Sie sich keinen Zwang an.

Jonas: Nein, ahh, lassen Sie mich ins Klo. Nebenan.

Brock: OK. Sie gehen mit, Pauly!

Jonas: Für einen Bullen war Pauly ein zurückhaltender Mensch. Er blieb im Vorraum, wusch sich die Hände und bewunderte im Spiegel seine Schönheit. Alle Kabinen waren leer. Wurde ja auch Zeit, daß ich mal Glück hatte. Ich suchte mir die aus, die am weitesten vom Vorraum entfernt lag, wankte rein, schob den Riegel vor. Und dann war ich plötzlich wieder kerngesund. Ich zog die Schuhe aus und stellte sie so vor den Sitz, daß man sie von draußen sehen konnte. Die Türen waren einen halben Meter über dem Boden zuende, die Trennwände auch. Ich kroch leise unter allen Kabinen durch, bis zur letzten, der Kabine, die direkt neben der Tür zum Vorraum lag. Da klemmte ich mich zwischen die Wände wie ein Bergsteiger im Kamin und wartete, bis der zurückhaltende Pauly die Geduld verlor.

Pauly: Was machen Sie denn da so lange, Jonas? (klopft an die Tür) Kommen Sie raus! Kommen Sie raus!

Jonas: Pauly sah, was er sehen sollte: die verriegelte Kabine und meine Schuhe. Er merkte nicht, daß Jonas die Tür einer ganz anderen Kabine öffnete und sich hinter ihn schlich. Dann ein Standardgriff aus der Guerillaschule, Pauly verlor die Luft, die Besinnung, und vermutlich auch das Vertrauen in die Menschheit.

Sam (singend): Der arme alte Plattfuß ist müde vom Marschieren, Marschieren, ist müde vom Marschieren.

Jonas: Na so was. Sammy ist wieder da. In letzter Zeit hast du dich ja sehr zurückgehalten, mein Guter.

Sam: Na und? Kriechen, schleichen, Luft abdrehen, das macht mein Meister alleine aus dem Bauch. Elektronischen Rats vermag er dabei zu entbehren. Und ohne Zweifel wird eure Findigkeit sich auch weiterhin zu helfen wissen.

Jonas: Du meinst, wie wir hier herauskommen, bevor Brock ungeduldig wird?

Sam: Ja.

Jonas: Ich denke durch den Luftschacht im Vorraum.

Sam: Ja.

Jonas: Du rufst inzwischen die Baupläne der Häuser um den Tigrisplatz ab, Sammy.

Sam: Ja.

Jonas: Damit wir wissen wo wir landen.

Sam: Ja.

Jonas: Und wie’s dann weitergeht.

Sam: Glück auf, Herr Obersteiger!

Jonas: Der Schacht führte nach oben, in einen Lichthof, so groß wie ein Badelaken. Rings herum kahle Mauern bis in den Himmel, und eine Tür. Ich machte sie auf.

Sam: BING! Erdgeschoß. Damenbekleidung. Herrenartikel. Sonderangebote. Wünscht jemand auszusteigen?

Jonas: Das Wunderland, Sam!

Sam: So ist es, kleine Alice, Babylons neuestes und schönstes Kaufhaus.

Jonas: Dann wollen wir mal im Gewühl untertauchen, Sammy.

Sam: Aber ein bißchen plötzlich, wenn ich bitten darf, eure Behäbigkeit, wie es scheint, ist Chefinspektor Brock uns bereits auf der Spur, will sagen: im Lichthof.

Brock: Halt, bleiben Sie stehen Jonas!

Jonas: Lieber nicht. (Jonas geht los) So, vom Regen in die Traufe sagt man dazu. Hinter uns Brock und vorn Richtung Ausgang mein spezieller Freund Tolliver, mit ein paar unfreundlichen Typen in schwarzen Overalls mit gelben C auf der Brust.

Sam: Sicherheitsorgane von Chips Inc.

Jonas: Du sagst es, Sammy. Wir sitzen in der Falle. Wenn nicht was unerwartetes passiert, so was wie ein Ablenkungsmanöver im großen Stil. Du hast die Pläne fürs Wunderland Sam?

Sam: Klar Chef.

Jonas: Wo ist der nächste Hitzesensor?

Sam: Einen Augenblick, eure Dringlichkeit, piep. Herrenartikel, 2. Umkleidekabine von rechts.

Jonas: Bring mich hin!

Sam: Bitte mir zu folgen, Sir. Geradeaus... links... wieder links... ganz rechts.

Jonas: Heute war ein Tag der Kabinen: erst der Notaromat, dann das Klo und jetzt das Wunderland. Hier war allerdings jemand drin. Ein fetter Greis, der sich abmühte, einen gelb-grün geringelten Synthiwollpullover über seinen Wanst zu ziehen.

Kunde: Entschuldigen Sie, das ist meine Kabine.

Jonas: Zu klein, Sie brauchen mindestens 56. Außerdem, gelb-grün steht Ihnen nicht, macht Sie alt, und zu dick.

Kunde: Also erlauben Sie mal, verlassen Sie meine Kabine!

Jonas: Nach Ihnen. Wo ist der Sensor, Sammy?

Sam: Rückwand rechts unten. Hinter der Bespannung.

Jonas: Aha. Haben Sie Feuer?

Kunde: Ja, ein Feuerzeug. Wieso?

Jonas: Geben Sie her! Na wird’s bald?

Kunde: Bitte.

Jonas: Besten Dank.

Kunde: Was äh, was machen Sie da?

Jonas: Feuer! Sehen Sie doch. Direkt an diesem hochmodernen und hoffentlich auch hochempfindlichen Hitzesensor.

Kunde: Ja warum denn?

Jonas: Darum!

Kunde: Mein Gott, mein Gott! Feueralarm! Feuer! Hilfe! Feuer! Hilfe! (läuft davon)

Sam: Jetzt rennt er, hähähä.

Jonas: Es war ein Höllenspektakel. Die Sirenen heulten. Menschen schrien und drängten sich durch die Ausgänge. Brock, Tolliver und Konsorten wurden mitgeschwemmt, ob sie wollten oder nicht. Die Panik dauerte Minuten. Allmählich wurde es ruhiger. Schließlich Stille. Nur die Sprinkler liefen noch und rauschten wie ein ferner Regen.

Sam: Hähä. Hähähä. Darf ich Herrn Oberbranddirektor beglückwünschen? Eine geradezu geniale Idee. (wienerisch) Ja, a bisserl laud vielleicht.

Jonas: Du kannst dir gern was leiseres ausdenken, Sam. z.B. wo wir uns verstecken können. Die Feuerwehr ist im anrollen und wie ich Tolliver und Brock kenne, werden sie nach dem ersten Schreck sehr bald zurück kommen. Wohin Sammy? Nach Hause können wir nicht. Zu gefährlich. Casablanca? Dito. Nochmal der arme Schlucker?

Sam: Sam erlaubt sich abzuraten. Denn siehe, es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget. Majestät benötigen eine Schlafgelegenheit.

Jonas: Judiths Wohnung? Nein geht auch nicht.

Sam: In Anbetracht der weithin bekannten spezifischen Beziehungen, welche zwischen meinem Herrn und jener Dame obweilt...

Jonas: Sam!

Sam: Ja. Dürfte ihr Domizil bewacht sein. Ihre Arbeitsstätte jedoch...

Jonas: Judith Büro in der Sicherheitsverwaltung!

Sam: Die Höhle des Löwen, Wahna. Dort mutmaßt ihn niemand, den großen weißen Jäger.

Jonas: Gut gedacht, Sammy, aber in Judiths Büro kommt man nur mit Judiths Paßscheibe und Judiths Paßscheibe, Moment mal, Sam, die habe ich! Hier in der Tasche klar. Judith wollte sie eigentlich mitnehmen hat es sich dann aber auf dem Flughafen anders überlegt und sie mir geben. Hab ich fast vergessen.

Sam: Wenn es eurer zerebralen Zähflüssigkeit nur jetzt wieder eingefallen ist. Rate rapiden Rückzug rüstiger Recke! Na, nicht zur Türe. Willst du den Bullen in die Hörner laufen, trüber Torero?

Jonas: Muß wirklich nicht sein Sam, aber wo soll ich hin?

Sam: Nach oben, bis es nicht weitergeht, und dann, horizontal. Ja, über die Dächer von Babylon.

Jonas: Ein sicherer Weg, wenn auch mühsam, vor allem im Dunkeln. Keine Zwischenfälle. Auch nicht in der Zentrale der Sicherheitsverwaltung. Ich benutzte Seitentür und Treppe, nicht Haupteingang und Fahrstuhl, und unterwegs war ich vorsichtig. Nicht zu sehr, Brock und Tolliver waren sicher noch im Wunderland und suchten nach Jonas. (In Judith’s Büro) In das Büro einer Hauptabteilungsleiterin bei der Sicherheitsverwaltung paßt mein’s mehrmals rein. Ganz abgesehen von der Luxusausstattung: Teppichboden, schallisolierte Wände, Badezimmer, Kühlschrank, Hausbar. Hier konnte es ein gejagter Privatdetektiv schon eine Zeitlang aushalten. Ich machte es mir bequem und beschäftigte mich mit der Senkung von Judiths Whiskypegel. (Am nächsten Tag) Am frühen Morgen wachte ich auf, mit den üblichen Magenschmerzen, aber der Kopf war klar, und das war gut so, denn jetzt mußte ich das tun, wozu ich am letzten Abend zu müde gewesen war: nachdenken. Mit Sam natürlich.

Sam: Wenn’s recht ist, wird Sam kurz rekapitulieren.

Jonas: Schieß los, Sammy!

Sam: Also, Unternehmen Belzebub ist eine offizielle Aktion der Kartellpolizei in Zusammenarbeit mit der Kripo. Ziel: mit allen Mitteln, auch illegalen, eine überhandnehmende Konzentration auf dem Hardwaresektor zu beseitigen und die zwei marktbeherrschenden Produzenten durch einen zwischen ihnen ausgelösten Firmenkrieg entscheidend zu schwächen.

Jonas: Hhm, präzise formuliert, Sam.

Sam: Erster Schritt: Kommissar Tolliver von der KaPo wird bei Chips Inc. eingeschleust.

Jonas: Hhm.

Sam: Zweiter Schritt: Tolliver tötet Bigboss von Chips. Dritter Schritt: Mein Meister, von Tolliver beauftragt, den Mord aufzuklären, entdeckt, was er entdecken soll: einen fabrizierten Hinweis, der das Konkurrenzunternehmen McCoy belastet, oh Schmach, oh Schande, oh grauslige Tat.

Jonas: Jetzt übertreibst du aber Sam, bloß weil du ein McCoy-Produkt bist.

Sam: Es steht geschrieben: (priesterlich) Du sollst Vater und Mutter ehren.

Jonas: Vergiß nicht, McCoy hat dich verstoßen und verramscht. Weiter im Text: wenn die Polizei was verlautbart, glaubt ihr kein Mensch, deshalb haben sie mich in die Sache reingezogen, als nützlichen Idioten.

Sam: Sam kann leider nicht widersprechen.

Jonas: Und darum mußten sie vorher Judith auf Dienstreise schicken, damit sie mich nicht warnen konnte. Hhm. Soweit ist der Fall klar, Sammy. Jetzt kommt der unklare Teil: warum hat Tolliver versucht, mir den Mord an Bigboss anzuhängen? Und warum wollte er mich umbringen?

Sam: Es handelt sich hier auf gar keinen Fall um eingeplante Bestandteile der offiziellen Aktion Beelzebub. Ansonsten wäre Chefinspektor Brock informiert gewesen.

Jonas: Der gute Brock. Seit heute Nachmittag habe ich ihn richtig gern.

Sam: Jetzt übertreibst du, Kumpel.

Jonas: Soll sein, Sammy. Also, ein Alleingang von Freund Tolliver. Warum?

Sam: Euer Treuherzigkeit gelten als anständig und sauber und hartnäckig. Über all diese Eigenschaften war Tolliver bestens informiert, durch den Schmiergeld-Fall.

Jonas: Du meinst, er hat Angst, ich krieg was raus über ihn?

Sam: Die einzig mögliche Erklärung seines Verhaltens, oh Leuchte aller Detektive. Tolliver hatte etwas zu verbergen.

Jonas: Was Sammy? Was?

Sam (im Tonfall eines preußischen Generals): Vorschlag zur Jüte, Herr Kamerad: Schlagen wir Haken. Pirschen wir uns von hinten an feindliche Stellung.

Jonas: Das mach mir mal vor, Sammy.

Sam: Mit Vergnügen, Herr Kamerad. Frage: Wenn Kurse von Chips und McCoy fallen, wer profitiert?

Jonas: Vermutlich andere Firmen, kleinere. Sieh doch mal in die Börsenaufstellung von heute, spaßeshalber.

Sam: Schon passiert. Der bisher drittgrößte Hardwareproduzent, HardCore mit Namen, hat einen gewaltigen Kurssprung gemacht, nach oben, um gut 17 Punkte.

Jonas: Sammy, ich hab’ einen Geistesblitz!

Sam: Ist es denn die Möglichkeit, oh du mein spirituelles Donnerwetter?

Jonas: Wir sitzen hier wie die Maden im Speck. Überall kommen wir ran. An all die Bänke, Speicher und Datotheken, auch wenn sie geheim sind und nicht für jeden zugänglich. Wenn wir feststellen könnten, daß jemand vor nicht allzulanger Zeit eine größere Menge Aktien der Firma Hardcore gekauft hat, vielleicht sogar die Majorität.

Sam: Ein Jemand mit dem Namen Tolliver.

Jonas: Und genau das stellten wir fest. Es war nicht leicht und es dauerte seine Zeit. Tolliver hatte seine Spuren gut verwischt. Hätten wir nicht gewußt, was wir suchten, wären wir ihm wohl kaum auf die Schliche gekommen. Jetzt war alles klar.

Sam: Das also war des Hasen Kern.

Jonas: Ja, Sammy. Da liegt der Pudel im Pfeffer. Tolliver hat sein Wissen über Aktion Belzebub ausgenutzt, um sich finanziell Gesund zu stoßen. Hm, wenn das Chefinspektor Brock wüßte.

Sam: Hehe, wollen wir’s ihm sagen, Genosse? Hä?

Jonas: Eine Stunde später rief Chefinspektor Brock bei der Kartellpolizei an.

Brock: Tolliver? Brock hier. Wir haben Jonas geschnappt. Hier. Ja Sie können ihn haben. Gut, alles klar. - Es klappt. Er kommt rüber!

Jonas: Und noch eine Stunde später erschien Kommissar Tolliver von der KaPo bei Chefinspektor Brock von der Kripo. (Tolliver kommt herein)

Tolliver: Wo ist er?

Brock: Jonas? Im Nebenzimmer.

Tolliver: Mein Laser! Sie haben noch meinen Laser!

Brock: Pauly!

Pauly: Chef?

Brock: Geben Sie ihm seinen Laserstrahler!

Pauly: OK, Chef! Hier, Ihr Laser.

Tolliver: Danke. (Tolliver geht ins Nebenzimmer)

Jonas: Tolliver!

Tolliver: Na, wissen Sie noch, Jonas, aufgeschoben, nicht aufgehoben.

Jonas: Ich weiß noch was, Tolliver. Ich weiß von dem dicken Paket Hardcore-Aktien, das Sie vor drei Tagen gekauft haben, als der Kurs noch ganz niedrig war.

Tolliver: Ach, wirklich? Schade, daß Sie nicht eher drauf gekommen sind, Jonas. Jetzt nutzt es Ihnen gar nichts mehr. Nur Sie und ich wissen von dem Aktienkauf, und Sie, mein Lieber, werden gleich nichts mehr davon wissen, Sie werden überhaupt nichts mehr wissen. (Tolliver versucht Jonas zu erschießen, aber der Laserstrahler funktioniert nicht) Ach was ist denn? Warum geht denn das nicht?

Jonas: Lassen Sie Ihren Laserabzug ruhig wieder los, Tolliver. Brock hat das Ding entladen.

Tolliver: Entladen? Warum? (Brock kommt herein)

Brock: Weil Brock über Sie Bescheid weiß, Tolliver.

Jonas: Und Brock ist nicht der einzige.

Brock: Pauly ist auch informiert, und die Sicherheitsleitung.

Jonas: Und Alca Selzer von Holonews.

Tolliver: Nein! (Tolliver rennt zum Fenster)

Brock: Weg vom Fenster Tolliver! Aus dem Weg Jonas! Weg vom Fenster, oder ich schieße! (Brock erschießt Tolliver) Auf der Flucht erschossen. Die sauberste Lösung. Lassen Sie ihn wegschaffen Pauly!

Pauly: Jawoll, Chef!

Brock: Und Sie verschwinden auch, Jonas. Diesmal haben Sie Glück gehabt. Beim nächsten mal halten Sie sich ganz von Anfang an raus!

Sam: Wieder ganz der Alte, unser Brrock.

Jonas: Ich ging nach Hause. Mein dummes Gefühl war immer noch da. Merkwürdig. Der Fall war doch zu Ende. Ein böses Ende, für einen bösen Fall. Tolliver war tot. Wie Bigboss und wie die Ratte vom Tigrisplatz. Chips und McCoy bekriegten sich. Und Brock war sauer, wie immer. Niemand hatte was von der Sache gehabt.

Sam: Mit Ausnahme meines Herrn und Meisters.

Jonas: Sicher, Sammy, eine verkorkste Nacht und einen dito Tag.

Sam: Und 4000 Euros, welche der selige Tolliver auf dero Wohlhabenheit Konto überwies, zwecks Untermauerung der Sündenbock-Rolle.

Jonas: Freu dich nicht zu früh, Sam. Wenn die Polizei den Fall genauer untersucht, werden wir das Geld ganz schnell wieder los.

Sam: Sofern es noch vorhanden ist, oh geruhsamster aller Durchblicker.

Jonas: Was heißt das?

Sam: Na was schon? Wir setzen es um, in Sachwerte! Speis und Trank, Malt Whiskey, Kaviar.

Jonas: Eier und Schinken! Bohnenkaffee! Brötchen und Butter. Ein Bogie-Hut. Schuhe aus echtem Leder. Und vielleicht sogar eine Chandler Erstausgabe.

Sam: Sam könnte übrigens ein paar neue Mikrochips brauchen.

Jonas: Aber nicht von Hardcore.

Sam: Also dann, junger Mann. Geh'n’ wir Shopping!

Das war Sündenbock. Eine Folge aus der Science-fiction-Krimiserie DER LETZTE DETEKTIV von Michael Koser. Den Detektiv Jonas sprach Bodo Primus, seinen Supercomputer Sam Peer Augustinski. Es wirkten außerdem mit: Hans Korte, Claudius Zimmermann, Andrea Lukas, Rita Russek, Nino Korda, Frank Petzelt und viele andere (Matthias Gollowsky, Karin Frei). Ton und Technik: Günter Heß und Christine Koller. Aufnahmeleitung: Reiner Kositz. Regie: Alexander Malachovsky. Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks (1986). Redaktion Erwin Weigel.

Beitrag vom 02.04.2022 - 21:15
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