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Forenübersicht » Pfadfinder - Forum » Allgemeines Off-Topic » Der letzte Detektiv von Michael Koser

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42 Beiträge in diesem Thema (offen)
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Jonas1 ist offline Jonas1  
42 Beiträge
Der letzte Detektiv
Eine Science-Fiction-Krimiserie von Michael Koser
Heute: Requiem

Sam: Alles neu macht der Mai, macht die Seele froh und frei.

Jonas: Sam! Halt den Schnabel, Sammy.

Sam: Aber Chef, Sam hat keinen Schnabel. Sam ist kein Vogel. Sam ist ein Computer. Laß das Haus, kommt hinaus, bindet einen Strauß.

Jonas: Und Computer, die nicht gehorchen, kommen auf den Schrottplatz. So, jetzt kann ich mal was sagen. Zur Richtigstellung sozusagen.

Jonas: Es war nämlich gar nicht Mai. Nicht mal ein bißchen. Im Gegenteil. Es war Herbst. Trüber grauer Spätherbst. 7. November 2009. Und alles neu, das stimmt auch nicht, jedenfalls nicht ganz. Gut, ich hatte mir was Neues zum Anziehen geleistet, einen antiken Trenchcoat Marke Bogie, nicht billig, aber edel. Meinte Judith. Und für den guten Sam war ein funkelnagelneuer Vocoder drin gewesen. Der vorige hatte an hochgradiger Altersschwäche gelitten. Immerhin hatte er, ja, fast 5 Jahre auf dem Buckel. Im Jahr 2005 hatte ich Sam gekauft. Damals hieß er noch nicht Sam, sondern...

Sam: Doktor Chrysostomus MacCoy Incorporated.

Jonas: Sam ist mein Computer. Seine erste und eigentliche Existenz hat er in meinem Büro, als unbeweglicher Kasten, Terminal, Nerven- und Schaltzentrum, Kartei, Datei et cetera. Dann gibt es noch Sam zwo. Die Taschenausgabe mit drahtloser Verbindung zu Sam eins. Sam zwo hab ich ständig bei mir. Ich brauche ihn. Auch wenn er mir oft genug auf die Nerven geht. Er ist nämlich überzüchtet. Überhochmetzt. Programmatisch überfüttert. Oder sagen wir einfach verrückt.

Sam: O du mein Jonas. Jonas über alles. Ich kann dir nicht böse sein. Hast du doch tief in die Tasche gegriffen, um mich mit einem neuen Vocoder zu beglücken. Ist er nicht schick? Klingt er nicht wunderbar? Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick.

Jonas: Du bringst dich auf den Schrottplatz, Sammy.

Jonas: Sie hören es: Sam war wieder so gut wie neu. Und die Beziehung zwischen Judith und mir auch. Wir wollten noch mal anfangen, nach den Streitereien der letzten Monate.

Jonas: Also doch irgendwie Mai. Trotz November.

Sam: Sag ich doch, Alter.

Jonas: Weil wir beide, Judith und ich, Nostalgiker sind, buchten wir Plätze im Romantic-Park. Und im Romantic-Park ist es immer Frühling. Dank Klima-Konverter und Holo-Projektion. Wir saßen auf unserer Zweier-Bank. Über uns wölbte sich ein klarer Sternenhimmel. Auf kleinen Teichen schwammen große Schwäne. Weiß, wie frisch aus der Waschmaschine. Aus dem Gebüsch dudelten Soft-Pop und Nachtigallen vom Band. Soweit alles Bestens. Wenn da nicht ein altes Problem in der lauen Mai-Nacht gestanden hätte.

Judith: Gib`s zu, Jonas, es ist nur Stolz.

Jonas: Nur?

Judith: Dummer alberner unsinniger Stolz. Du bist zurückgeblieben, Jonas. 50 Jahre mindestens.

Jonas: Na und? Die Mitte des 20. Jahrhunderts ist meine Zeit. Die Zeit von Phil Marlowe und Konsorten. Als das Leben noch lebenswert war. Hart und wild. Eine Aufgabe. Eine Bewährung. Lachen Sie nicht. In den Büchern steht’s so.

Judith: Wo ich doch nun mal in einer höheren Wohnraumklasse bin.

Jonas: Kann man wohl sagen, bei 40 Quadratmeter.

Judith: 48 Quadratmeter.

Jonas: 48. Wie... wieso 48?

Judith: Seit ich befördert bin. Eine Hauptabteilungsleiterin bei der öffentlichen Sicherheitsverwaltung hat Anspruch auf 48 Quadratmeter.

Jonas: Gratuliere.

Judith: Also?

Jonas: Also was?

Judith: Du ziehst zu mir. Platz haben wir genug. Dein 20-Quadratmeter-Loch.

Jonas: 22.

Judith: Das kannst du ja als Büro behalten, wenn dein Herz schon an diesem Beruf hängt, der dir nichts einbringt, außer Schrammen und Beulen.

Jonas: Ich bin Detektiv. Privatdetektiv. Der letzte seines Zeichens. Vielleicht auf der Welt. Wahrscheinlich in den Vereinigten Staaten von Europa. Mit Sicherheit in Babylon. Kein begehrter Beruf. Judith hatte nicht so Unrecht. Das Leben war unsicher. Gefährlich. Und reich werden konnte man dabei auch nicht. Aber besser als eine stumpfsinnige Volksrenten-Existenz war es allemal.

Jonas: Sammy, wie sagt Chandler?

Sam: Viel Geld ist nicht drin. Jede Menge Ärger ist drin, aber auch `ne Menge Spaß. Und immer die Hoffnung auf einen großen Fall.

Jonas: Hast du gemerkt, Judith? Sam hat eine neue Stimme.

Judith: Keine Verbesserung, wenn du mich fragst. Kannst du den Schnatterkasten nicht zu Hause lassen, wenn wir verabredet sind?

Jonas: Das nächste Mal.

Sam: Was muß ich da hören, o Sonne meiner Software?

Judith: Misch dich nicht ein, Sam.

Sam: Sam erhält seine Anweisungen einzig und allein von seinem Herrn und Meister. Und sein Meister und Herr ist...

Jonas: Ruhe.

Sam: Ruhe?

Jonas: Absolute Ruhe, Sam.

Sam: Der Großmeister trefflicher verbaler Verknappung meint, Sam solle nichts sagen? Keinen Satz? Kein Wort? Keinen Buchstaben? HuHuHu! Jammer, Jammer, Weh und A...

Jonas: Sei doch jetzt endlich still, verdammt noch mal.

Sam: Jawohl, mein Fähnleinführer. Ein Wink genügt, und Sam ist still. Er sagt nichts mehr. Auch wenn eine Nachricht von persönlicher Dringlichkeitsstufe 1 anliegt. Gar nichts sagt Sam. Er schweigt.

Jonas: Mo-ment, Sammy. Was war das mit persönlicher Dringlichkeitsstufe 1? Hast du nicht gehört?

Sam: Sam schweigt eisern. Wie das Gesetz es befahl.

Jonas: OK OK OK. Hast du nun eine dringende persönliche Nachricht für mich oder nicht?

Judith: Laß doch den dummen Computer, Jonas.

Sam: Dummer Computer hat Nachricht für hochehrwürdigen Herrn Stabsfeldwebel.

Jonas: Raus damit.

Judith: Das hat doch Zeit.

Sam: Majestät wünschen Nachricht zu hören?

Jonas: Ja, ich wünsche. Entschuldige Judith, aber...

Sam: Randy Orgas ist tot.

Jonas: Was?

Sam: Randy Orgas ist tot. Meldung durch epa vor 5 Minuten. Bestätigung vor 1 Minute 33 Sekunden.

Judith: Orgas? Randy Orgas? Ein Rockmusiker, oder?

Jonas: Ein Rockmusiker, jawohl. Ein ziemlich bekannter sogar. Chef und First Player der Gruppe Fuck The Duck. Und der Freund eines ziemlich unbekannten Privatdetektivs namens Jonas. Vor zweieinhalb Jahren hatte ich ihn kennen gelernt. Im Sommer 2007. Böse Menschen hatten ihm sein goldenes Keyboard weggenommen, und wollten es nur gegen einige Millionen zurückgeben. Ich brachte die Sache in Ordnung. Auf meine Art. Und danach kam Randy mich ab und zu besuchen. Wir sahen uns ähnlich. Auch wenn er viel jünger war. Und das faszinierte ihn. Vielleicht war ich für ihn ein Spiegel der Zukunft. Oder er brauchte so was wie eine Vaterfigur. Außerdem hatte ihm mein Stil imponiert. Von seinem konnte ich das nicht sagen. Plastik-Rock-Pop ist nicht meine Musik. Und damals war Randy mit seinen Ducks der unbestrittene King of PRP. Inzwischen hatte er ein bißchen abgebaut. Er war nicht mehr jede Woche in den Charts. Aber für den einen oder anderen Hit reichte es noch. Manchmal. Der letzte, warten Sie, das war...

Sam: Dritte Aprilwoche 2009. Nummer 17 in Euro-Chart, 26 in World-Chart.

Jonas: Also doch schon ein gutes halbes Jahr her. Titel? Sammy, was ist denn? Ich will den Titel von Randy Orgas letztem Hit.

Sam: Wenn Hoheit darauf bestehen. Der Titel lautete, wäh, Computer-Tod. Ein höchst ungehöriger, ja obszöner Titel, wenn es armem kleinem Computer erlaubt ist, eine persönliche Meinung zu äußern.

Judith: Ich bin übrigens auch noch da, wenn es mir erlaubt ist, ganz bescheiden darauf hinzuweisen, und darauf, daß wir im Romantic-Park sind, um miteinander zu reden.

Jonas: Ja sicher, Judith, aber verstehst du denn nicht, Randy Orgas ist tot.

Judith: Ja was hat das mit uns zu tun?

Jonas: Es hat was mit mir zu tun. Ich muß was unternehmen, wenn Randy wirklich tot ist.

Sam: Klar ist er tot, Blödmann. Gestorben in Babylon, 7. November 2009. 3 Uhr 23 nachts.

Jonas: Vor gut acht Stunden.

Sam: Todesursache: Herzversagen.

Jonas: Wer hat den Totenschein ausgestellt? Ein Robo-Doc?

Sam: Mitnichten, Majestät. Ein menschlicher Arzt in all seiner biologischen Unvollkommenheit.

Jonas: Name?

Sam: Dr. Waldemar Zirose.

Jonas: Zirose? Kenn ich nicht. Wo ist denn das Büro von Randy Orgas Managerin? Wie heißt die?

Sam: Lexis Scarlet, o Spitze des Eisbergs. Und ihr Büro befindet sich im Musik-center. 39. Stockwerk.

Jonas: Also los, Sammy.

Judith: Jonas, du gehst wirklich?! Du läßt mich sitzen.

Jonas: Tut mir leid. Judith, aber ich muß. Ich muß... sagen wir mich von Randy verabschieden.

Sam: Ach, ein langer Abschied, o spätgeborener Marlowe.

Judith: Was soll das heißen?

Jonas: Ich erklär es dir später, Judith.

Judith: Wenn du dazu noch Gelegenheit hast.

Jonas: Raus aus der künstlichen Maien-Nacht in den tristen babylonischen Novembertag. Mit der Rikscha ins Büro. Aus dem wackligen Verschlag, den mein hochstapelnder Vermieter Safe nennt, nahm ich den Holo-Clip, den Randy mir nach seinem letzten Besuch geschickt hatte. Zurück ins Zentrum. Mit dem üblichen Aufenthalt. Auf dem Bob-Dylan-Platz lief eine unangemeldete Massen-Selbstverbrennung mit großem Zulauf. Und als ich im 39. Stock des Musikcenter aus dem Quick-Lift stieg, wurde ich gleich noch mal aufgehalten. Lexis Scarlets Bürotür wurde bewacht. Von einem grimmigen Vorzimmer-Robot mit elektronischer Barriere.

Vorzimmer-Robot: Halt.

Jonas: Was?

Vorzimmer-Robot: Halt. Sie wünschen, meine Dame bzw. mein Herr?

Jonas: Was hältst du denn von dem Kollegen, Sam?

Sam: Kollege? Ich muß doch sehr bitten, Herr Oberförster.

Vorzimmer-Robot: Sie wünschen, meine Dame bzw. mein Herr?

Jonas: Also, taufrisch ist er nicht mehr. Daß Lexis Scarlet ein so überholtes Modell nicht auswechselt. Geschäft geht wohl nicht so gut, was meinst du, Sam?

Sam: Veraltet? Hmh, besser gesagt, vergreist. Aber stur und zuverlässig. So ohne weiteres kommen wir hier nicht rein, Alter.

Vorzimmer-Robot: Sie wünschen, meine Dame bzw. mein Herr?

Sam: Nun sag ihm schon, was wir wünschen.

Jonas: Lexis Scarlet. Ich will sie sprechen.

Vorzimmer-Robot: Sind Sie mit Frau Scarlet verabredet, meine Dame bzw. mein Herr?

Jonas: Nein, aber ich muß sie trotzdem...

Vorzimmer-Robot: Bedaure, Sie dürfen nicht passieren, meine Dame bzw. mein Herr.

Jonas: Es geht um Randy Orgas. Sag ihr das.

Vorzimmer-Robot: Bedaure, Sie dürfen nicht passieren, meine Dame bzw. mein Herr.

Sam: Was habe ich gesagt, ehrwürdiger Onkel mütterlicherseits? Stur.

Jonas: Stur und blöd.

Sam: Blöd. Das eröffnet gewisse Möglichkeiten. 2 plus 2 ist 3.

Vorzimmer-Robot: Hah!

Sam: 8 mal 0 ist 8. 8 hoch 2 ist 57.

Vorzimmer-Robot: Oh!

Jonas: Sammy, was ist denn los mit dir, alter Junge? Du wirst mir doch nicht krank?

Sam: Ich nicht, geschätzter Hoch- und Deutschmeister. Wohl aber ein gewisser sturer Robot älterer Bauart. Die Quadratwurzel aus 9 ist zwölfeinhalb.

Vorzimmer-Robot: Oh!

Jonas: Kluges Kind, Sammy. Bei einem rechtwinkligen Dreieck ist die Summe der Quadrate über den Kathetern...

Vorzimmer-Robot: Ah!

Sam: Katheten, Dummie.

Jonas: Äh Ka... Katheten, von mir aus, aber jedenfalls ist die Summe nicht im Mindesten gleich dem Quadrat über der Hypo... Hypodings... Hypo... Hypotenuse.

Vorzimmer-Robot: Ah! Aufhören, bitte, aufhören, meine Dame bzw. mein Herr!

Sam: Einmal sieben ist 6. Zweimal sieben ist 11. Dreimal sieben ist 109.

Jonas: Zwei parallele Linien treffen sich...

Sam: An der nächsten Straßenecke.

Jonas: Sagt die eine zur andern...

Vorzimmer-Robot:...

Jonas: Oh. Voll durchgedreht, der arme Kerl.

Sam: Hihihihihihihi. Computer-Kollaps. Inkorrekte Mathematik halten sie nicht aus, diese alten Hündchen.

Jonas: Gute Idee, Sam.

Sam: Trick 17, Schüler Jonas. Da ich auf dero Genialität Kooperation wert zu legen habe, durfte ich mich leider nur auf Minimaldia-Mathematika stützen.

Jonas: Soll heißen?

Sam: Unterste Unterstufe, o Adam Riese. Pythagoras etc., Klippschule.

Jonas: Machen wir jetzt einen Exkurs über meine mathematische Bildung oder was?

Sam: Was, euer Durchlaucht.

Jonas: Was was?

Sam: Wir machen jetzt das, was Sie, o genialischer Verkürzer, so treffend als was bezeichneten. Wir suchen Frau Scarlet auf, die Managerin des seligen Randy Orgas, und da die elektronische Barriere, hihihihi, nun mehr dauerhaft geknackt ist...

Fredo: Was ist denn hier los? Hey, der Robot ist im Eimer.

Jonas: Senile Dysfunktion. Sagen Sie Frau Scarlet, sie soll sich einen neuen kaufen.

Fredo: Ah, Sie haben ihn kaputt gemacht.

Sam: Nein, ich.

Jonas: Der Typ, der in der Tür stand, war doppelt so breit wie ich. Und ich bin kein schmales Handtuch. Er trug formelle Geschäftskleidung. Grauer Blouson, schwarze Bermudas mit Nadelstreifen. Aber wenn der Geschäftsmann war, dann fraß ich meinen Computer. Er roch förmlich nach Gorilla.

Fredo: Wer sind Sie?

Jonas: Jonas.

Fredo: Und?

Jonas: Nur Jonas.

Fredo: Und was wollen Sie?

Lexis Scarlet: Was gibt’s da draußen, Fredo?

Fredo: Ach, hier ist einer, der heißt Jonas, und der hat unseren Robot kaputt gemacht.

Lexis Scarlet: Schmeiß ihn raus, Fredo.

Jonas: Leichter gesagt als getan. Fredo war ein Bulle, aber fix war er nicht. Während er versuchte, mich vorn zu fassen zu kriegen, spazierte ich hinten um ihn herum durch die Tür ins Büro. An den Wänden hingen verstaubte Holo-Disks. Reliquien goldener Hit-Zeiten. Auf dem staubig gelben Teppichboden: ein Schreibtisch. Und dahinter eine angestaubte Musik-Managerin. Unter dem Make-up: goldene Schatten der Vergangenheit. Sie musterte mich, als habe mich die Katze reingetragen. Fredo hatte inzwischen mitgekriegt, wo ich abgeblieben war, und trampelte mir nach.

Lexis Scarlet: Was soll das heißen?

Fredo: Ich kann nichts dafür, Lexis. Erst hat er den Robot kaputt gemacht, und dann ist er einfach um mich rumgelaufen.

Lexis Scarlet: Was will er?

Fredo: Hat er nicht gesagt.

Jonas: Aber jetzt sagt er’s. Ich will Lexis Scarlet was ausrichten. Von Randy Orgas.

Lexis Scarlet: Der ist tot.

Jonas: Eben drum. Sonst wär ich nicht hier. Auf dieser Holo-Kassette steht: Für Lexis, wenn ich tot bin. Sie kennen die Handschrift.

Lexis Scarlet: Zeigen Sie. Ja, Randy, keine Frage. Und?

Jonas: Legen Sie den Clip in Ihren Holo-Set ein. Für Ihren Lakaien findet sich derweil sicher was zu tun.

Lexis Scarlet: Fredo ist mein Sekretär, Jonas.

Jonas: Wenn Sie das sagen.

Lexis Scarlet: Warten Sie draußen, Fredo.

Fredo: Aber, Lexis.

Lexis Scarlet: Raus.

Jonas: Sie legte ein, drückte auf den Knopf, und da stand er. Mitten im Raum. Randy Orgas. Wie ich ihn kannte. Ohne Keyboard, ohne grüne Perücke, ohne Kutte, ganz zivil und fast inkognito. Wenn da nicht der berühmte rechte Mundwinkel mit seinem ironischen Zucken gewesen wäre.

Randy Orgas: Hei, Lexi Baby, und wer sonst noch da ist, vielleicht Tutti, oder DD, oder Scrooge von den alten Ducks. Laß mal Moment das Geldscheffeln, Lexi, hör mir mal zu. Ich bin also abgetreten. Abgeschrammt. Abgefuckt. Hab mich verpißt. Löffel abgegeben. Stiefel ausgezogen. Fini. Schluß. Aus. Ende. Amen. Mit den Mäusen und so ist alles klar. Testament liegt beim Notar. Das hier ist so ne Art Zusatz, mein wirklich und wahrhaftig endgültig allerletzter Wille.

Jonas: Ich erinnerte mich an unser letztes Treffen. Vor vier, fünf Monaten in meinem Büro plus Apartment, 22 Quadratmeter, bißchen eng. Randy war da, und ich, und eine große Flasche Old Forester, von Sammy ganz zu schweigen. Randy stand unter Plastik-Kiff und Solipsin, dazu noch der Whiskey, kein Wunder, daß er sich leicht melancholisch fühlte.

Randy Orgas: Blue, Baby. Down and out. Ich merks am Zwerchfell, Baby. Nicht mehr lange, dann kratz ich die Kurve. Haut auch nicht mehr so richtig hin mit der Musik und so. Solipsin?

Jonas: Nehm ich nicht. Weißt du doch.

Randy Orgas: Allright. Nur nostalgische drugs. Whiskey. Ist auch nicht schlecht. Listen, Jonas Baby, wenn’s mich erwischt hat, will ich auf gar keinen Fall eingebuddelt werden. No, Sir. Ich hab was gegen Schwermetall, und für’s Feuer bin ich auch nicht.

Jonas: Hhm. Hhm. Das Meer? Wie wär’s damit?

Randy Orgas: In die Abwasser-Scheiße? Nie, Baby.

Jonas: Dann bleibt nur der Weltraum.

Randy Orgas: Sounds good, Baby.

Jonas: Es gibt ein paar Firmen, die schießen dich für schweres Geld nach oben. In einem Satelliten. Und dann kreist du um die Erde. Von nun an bis in Ewigkeit.

Randy Orgas: Amen, Baby. 4-3-2-1-zero, wäng. I like it, Baby. Das will ich.

Randy Orgas: Das will ich, Baby. Und weil ich das dann selber nicht mehr kann, wird sich mein Freund Jonas darum kümmern, daß sie mich auch wirklich ins All knallen. Jonas ist OK, der macht das, eh, Jonas Baby? Das war’s, Leute. Spielt mal ab und zu was von mir. Computer-Tod oder den Seveso-Rock oder Software in the Head. Als dann. So long.

Lexis Scarlet: Das ist alles?

Jonas: Das ist alles.

Lexis Scarlet: Deshalb dringen Sie hier ein? Deshalb beschädigen Sie meinen Vorzimmer-Robot und verstören den guten Fredo? Ha, da kann ich nur sagen: Viel Lärm um Nichts.

Jonas: Um Randy.

Lexis Scarlet: Das ist dasselbe. Da ist die Tür.

Jonas: So geht’s nicht. Sie sind Randys Managerin.

Lexis Scarlet: Ich war Randys Managerin. Leichen manage ich nicht. Was mit Randy Leiche passiert, geht mich nichts an. Ich bin die falsche Adresse. Stecken Sie Ihren Holo-Clip wieder ein, Jonas. Gehen Sie ein Haus weiter.

Jonas: Zu wem?

Lexis Scarlet: Zu Tutti.

Jonas: Tutti?

Lexis Scarlet: Tutti Paletti. Der Styler der Ducks. Berater. Beichtvater. Seelischer Mülleimer. Ich bin bloß die Brieftasche. Gehen Sie zu Tutti. Fredo gibt Ihnen die Adresse.

Jonas: Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, Lexis. Ein so aufgeschlossenes loyales warmherziges Wesen.

Lexis Scarlet: Geschenkt. Ach, und Jonas...

Jonas: Ja?

Lexis Scarlet: Wenn Sie an einer gut dotierten Dauerstellung interessiert sind...

Jonas: Als Sekretär?

Lexis Scarlet: Sie haben es erfaßt. Fredo läßt stark nach. Also?

Jonas: Hhm. Unwahrscheinlich.

Lexis Scarlet: Hab ich mir gedacht. Falls doch, kommen Sie vorbei.

Jonas: Im schicken Südwesten von Babylon, da wo es vor 20 Jahren noch echte Bäume gegeben hatte, standen heute ein paar Luxus-Wohntempel herum. Mit super postmodernem Geschnörkel. In einem dieser Tempel wohnte Tutti Paletti. Das heißt, eigentlich nicht in, sondern auf. Paletti hatte ein Penthouse. An die 100 Quadratmeter. Pop-Styling war offenbar eine einträgliche Sache. Paletti hatte nicht nur ein Penthouse. Paletti hatte auch Möbel aus Mailand, einen versilberten Ro-Butler, und den letzten Schrei in Statussymbolen: Einen echten japanischen Bonsai.

Paletti: Mein Wald. Ich nenne ihn meinen Wald, hehehe... Ein Scherz.

Jonas: Finden Sie?

Paletti: Sie nicht? Also die meisten Besucher halten das für witzig.

Jonas: Soll ich Ihnen sagen, was ich für witzig halte?

Paletti: O, ich bitte darum.

Jonas: Einen Whiskey. Und wenn Sie ihn doppelt machen, lach ich sogar zweimal.

Paletti: Ich verstehe. Gandalf. Gandalf! Ja was in drei-Teufels-namen ist denn mit dem verflixten Ro-Butler?

Ro-Butler: Gar nichts ist mit dem verflixten Ro-Butler. Nur daß er seit Sonntag nicht mehr Gandalf heißt. Haben Sie vergessen, Sir? Tolkiens ist out. Muppets sind in.

Paletti: Äh, ja, richtig. Muppets, ähm, dann heißt du...

Ro-Butler: Kermit, Sir. Applaus, Applaus.

Paletti: Äh, Kermit. Es lag mir auf der Zunge. Ja, und was willst du, Kermit?

Ro-Butler: Sie wollen, Sir, Sie haben mich gerufen.

Paletti: Ach, hab ich?

Jonas: Einen doppelten Whiskey, Kermit, kein Wasser, kein Eis, kein Soda. Scotch, wenn möglich.

Ro-Butler: Bedaure, Scotch ist out. Wäre Jack Daniels Black Label Ihnen genehm, Sir?

Jonas: Auch gut. Und Sie, Paletti?

Paletti: Ja, einen kleinen Campari, mit sehr sehr viel Eis.

Ro-Butler: Sehr wohl, die Herren.

Jonas: Sie haben mir noch nicht geantwortet, Paletti. Wo ist Randys Leiche? Und wer kümmert sich um die Beisetzung?

Paletti: Ach, jetzt fangen Sie schon wieder an. Hören Sie endlich auf mit diesem Gerede über... über Sterben und Begraben. Das ist unappetitlich und widerlich. Jawohl, widerlich. Ich bin Ästhet, guter Mann. Ich habe 8 Semester kommerzielle Ästhetik studiert. Ich style Musiker. Ich kreiere ihr Image. Ich bin Künstler. Kreativ. Sensitiv. Wie kommen Sie nur darauf, daß ich irgendwas mit Randys... äh mit solchen Dingen zu tun habe.

Jonas: Sie gestatten. Prost. Zum Wohl. Hhm, ja. Lexis Scarlet hat mich zu Ihnen geschickt.

Paletti: O, ja, das verstehe ich nicht. Wie konnte sie das tun?

Jonas: Das frage ich mich auch. Bei wem kann ich denn nun was erfahren?

Paletti: Tja, nicht bei Lexis Scarlet. Bei mir schon gar nicht. Bleiben nur die Ducks. Scrooge und DD.

Jonas: DD?

Paletti: Donald-Daisy. Der/die Androgyne vom Dienst. Meine Idee. Ein cleverer Rückgriff auf die frühen 80er. Boy George, Marilyn, Dead or Alive, wenn Ihnen das was sagt.

Jonas: Wenig.

Paletti: Fragen Sie DD. Das wird das Beste sein.

Jonas: Und Scrooge?

Paletti: Oh, den können Sie vergessen. Scrooge ist nur der Drummer. Der kann nicht mal sprechen. Reden Sie mit DD, Jonas. Da kommen Sie weiter.

Jonas: Er gab mir eine Fon-Nummer. Ich suchte mir erst ein rot-gelbes Häuschen, das funktionierte. In Palettis Gegend kein Problem. Und dann suchte ich das rätselhafte Wesen Donald-Daisy. Auch das war kein Problem. DD war zuhause, kam ans Fon, und war auch bereit, zu reden. Das war gut so. Mir ging allmählich die Geduld aus. Allerdings wußte sie/er nicht viel, sagte er/sie.

Donald-Daisy: Ah, keine Ahnung, Darling, niente. Um so was kümmert sich Lexis.

Jonas: So? Und Lexis Scarlet hat mich zu Paletti geschickt, und Paletti... ach vergiß es.

Donald-Daisy: Ja, immerhin ist es ja auch bei Lexis passiert.

Jonas: Passiert? Was?

Donald-Daisy: Na, Randys Abtritt heute Nacht. Kleine Party im Büro, nur der engste Kreis. Lexis, Randy, Tutti, ich, Scrooge, Fredo, ja, und dieser neue Freund von Lexis. Wer sind Sie überhaupt? Medien?

Jonas: Freund von Randy. Jonas, nur Jonas.

Donald-Daisy: Ah, Sie sind der Detektiv! Ihnen sage ich gar nichts.

Jonas: Sie haben mir schon einiges gesagt, DD.

Donald-Daisy: Nichts habe ich gesagt. Ich sage nichts. Ich weiß nichts. Lassen Sie mich in Ruhe.

Jonas: Erster Impuls: zurück zum Musikcenter und Lexis Scarlet auf die Bude rücken. Zweiter Gedanke: tief durchatmen und überlegen. Natürlich nicht in der Fon-Zelle. Dafür hat Jonas ein heimeliges Büro, 22 Quadratmeter, und ein Loch, nach Judiths Meinung. Judith! Die hatte ich ganz vergessen. Bitte Judith, noch ein bißchen Geduld. Erst muß ich die Sache mit Randy Orgas in Ordnung bringen.

Sam: Unzureichende Daten, Herr Kapellmeister. Oder sagen wir es so: Die Geschichte macht einen noch recht verquasten Eindruck.

Jonas: Ein wahres Wort, Sammy. Da renne ich durch die Gegend, lasse mich an der Nase rumführen, von Hinz zu Kunz schicken, von Pontius zu Pilatus.

Sam: Von Scarletti zu Paletti.

Jonas: Und wozu? Ich krieg nicht mal was dafür.

Sam: Ein Fall ohne Honorar und Spesen, o personifizierte Großzügigkeit, ist wie Casablanca ohne Bogie.

Jonas: Oder wie Sam ohne das letzte Wort.

Sam: Jaja.

Jonas: Andererseits hat uns die Schlachthaus-Sache neulich einiges eingebracht. Und davon müßte doch noch was da sein, oder Sam?

Sam: Der Kontostand eurer geradezu Rothschild´schen Superfluenz beträgt zur Zeit genau 817 Euros und 4 Cents.

Jonas: Also keine Panik. Finanziell können wir uns eine kleine Extravaganz durchaus leisten. Frage, Sammy: Warum mache ich das ganze, wenn nicht für Geld, aus Loyalität?

Sam: Die Freudestreue o starke Säule im Sturm gilt zu recht als eine der hehrsten, der erhabensten Tugenden.

Jonas: Blabla.

Sam: Bitte?

Jonas: Blabla.

Sam: Aha. Wer da?

Jonas: Ja?

Lexis Scarlet: Lexis Scarlet.

Jonas: Sie? Sie haben mir gefehlt wie ein hohler Zahn.

Lexis Scarlet: Charmant. Sind Sie an einem Auftrag interessiert, Jonas?

Jonas: O, ich höre.

Lexis Scarlet: Sie sitzen in Ihrem Büro, sagen wir, eine Woche, und tun nichts.

Jonas: Ach, und dann?

Lexis Scarlet: Nichts dann. Das ist alles. Dafür kriegen Sie 1000 Euros. Was meinen Sie?

Jonas: Einverstanden. Sobald die Sache mit Randy geklärt ist.

Lexis Scarlet: Ich sehe, Sie lassen nicht locker, Jonas.

Jonas: Hhm, Berufskrankheit. Warum haben Sie mich angelogen, Lexis?

Lexis Scarlet: Bitte. Das war nur ein Test. Ich wollte feststellen, wie hartnäckig Sie sind. Damit Sie sich wieder abregen können, die Weltraumbestattung von Randy Orgas ist bereits in die Wege geleitet. Von mir. Ich habe eine renommierte Firma damit beauftragt.

Jonas: Name?

Lexis Scarlet: Immer und Ewig.

Jonas: Halleluja.

Lexis Scarlet: Nein, GmbH und Co KG.

Jonas: Kenne ich nicht. Warum sind Sie nicht zu den bekannten Spezialisten gegangen? Elysium AG oder Peace in Space?

Lexis Scarlet: Wissen Sie, was eine Raumbestattung kostet, Jonas? Immer und Ewig hat uns das preiswerteste Angebot gemacht. Auch so geht praktisch der gesamte Nachlaß drauf. Zufrieden, Jonas?

Jonas: Nein. Sie haben mir schon viel erzählt, Lexis. Ich will selber sehen. Das bin ich Randy schuldig.

Lexis Scarlet: Rührend. Ost-Zentral. Tigrisstraße 67. Fragen Sie nach Dr. Zirose.

Jonas: Zirose? Dr. Zirose? Ist das nicht der Arzt, der den Totenschein für Randy ausgestellt hat?

Lexis Scarlet: Ach, das wissen Sie?

Jonas: Und der ist bei Immer und Ewig? Merkwürdiges Zusammentreffen.

Lexis Scarlet: Gar nicht merkwürdig. Waldemar... äh Dr. Zirose war zufällig auf meiner Party. Und äh als Randy umfiel, hat er sich um ihn gekümmert. Weil er ausgebildeter Mediziner ist.

Jonas: Und dann schießt er ihn in den Kosmos? Ganz zufällig? Woran ist Randy gestorben, Lexis?

Lexis Scarlet: Sie kennen doch den Totenschein: Herzversagen.

Jonas: Und warum hat sein Herz versagt?

Lexis Scarlet: Was weiß ich? Zuviel, nehme ich an.

Jonas: Zuviel? Wovon?

Lexis Scarlet: Von allem, Jonas. Von allem.

Jonas: Die abgebrochenen Wolkenkratzer in der Tigrisstraße sind voll von kleinen Unternehmen, die es noch nicht geschafft haben, oder es nie schaffen werden. Immer und Ewig war eine Tür mit einem Schild. Das Zimmer dahinter enthielt einen Tisch, ein paar unbequem aussehende Stühle, einen Holo-Set, darüber das bunte Bild einer Rakete, die zum Himmel fuhr, eine vage Aura von Weihrauch und Karbol, und im Hintergrund, neben einer zweiten Tür, und vor einem offenen Wandsafe, einen ältlichen Mann mit kahlem Schädel und in dunkler Sackleinwand von Hals bis Fuß. Ein Neo-Puritaner, wie es aussah. Als er mich hörte, verschloß er den Safe, drehte sich um und glitt auf mich zu. Mit dem gedämpft mitfühlenden Lächeln des Friedhof-Profis.

Dr. Zirose: Bitte, mein Herr, nehmen Sie doch Platz.

Jonas: Nicht nötig, ich bin kein Kunde. Dr. Zirose?

Dr. Zirose: Waldemar Zirose. Dr. med und rer. fun. Zu ihren Diensten.

Jonas: Rer. fun.?

Dr. Zirose: Rerum funeralium, der Bestattungswissenschaften. Fachuniversität Forest Lawn, Kalifornien. Was kann ich für Sie tun?

Jonas: Nicht für mich. Für Randy Orgas. Sie schießen ihn ins All, hab ich mir sagen lassen.

Dr. Zirose: Wir sorgen dafür, daß seine sterbliche Hülle in die Ewigkeit des Weltenraums gelangt. So ist es. Wer hat es Ihnen gesagt?

Jonas: Lexis Scarlet.

Dr. Zirose: Ach, dann sind Sie...

Jonas: Jonas. Nur Jonas.

Dr. Zirose: Jonas, ganz recht. Seien Sie unbesorgt, Herr Jonas, alles geht seinen geregelten Gang. Die Beisetzung, der Start, technisch ausgedrückt, findet, wenn das Wetter es zuläßt, bereits in drei Tagen statt.

Jonas: So schnell? Ich dachte, es dauert eine Weile, bis Sie genug Leichen...

Dr. Zirose: Hüllen, bitte, oder auch Verblichene.

Jonas: Oder Urnen beisammenhaben, damit der Start sich lohnt.

Dr. Zirose: Sie denken gewiß an unser volkstümliches Angebot Preiswert zu den Sternen, 10.000 Urnen oder 2000 Särge pro Satellit.

Jonas: Ganz recht.

Dr. Zirose: Da kann es schon passieren, daß Sie warten müssen, bis wir ausgebucht sind. Aber eine solche Massenabfertigung ist doch nichts für Ihren Freund, Herrn Orgas. Frau Scarlet hat selbstverständlich unser Super-Exklusiv-Individual-Programm gewählt. In einsamer Glorie. Eine Rakete. Ein Satellit. Ein Start für einen Verblichenen. Das Äußerste an funeralem Luxus, Herr Jonas. Der Preis ist natürlich entsprechend.

Jonas: Wieviel?

Dr. Zirose: Bedaure sehr, Herr Jonas, aber das muß zwischen dem Institut und dem leidtragenden Kunden bleiben.

Jonas: Ach was.

Dr. Zirose: Apropos. Haben Sie schon einmal an eine Weltraumbestattung gedacht, für Sie persönlich, meine ich. Die großen Vorteile dieser modernen Beisetzungsweise sind Ihnen vermutlich gar nicht bewußt, sonst hätten Sie zweifellos schon längst bei uns gebucht. Herr Jonas, Sie erweisen sich als progressiver Mensch des 21. Jahrhunderts auf der Höhe der Zeit, und abhold den muffigen Methoden der Vergangenheit. Sie ersparen Ihren werten Hinterbliebenen erhebliche Kosten, die anderenfalls für die Grabpflege aufgewendet werden müßten. Und das Wichtigste, Herr Jonas: Solange das Universum besteht, werden Sie, Herr Jonas, durch die unendlichen Weiten des Alls fliegen. Sie werden sich nicht verändern, Herr Jonas, keine Degeneration, Sie verstehen, keine Dekomposition, denn im All, Herr Jonas, im All gibt es weder Würmer noch Bakterien, Sie werden, Herr Jonas, existieren jetzt und immer dar, Herr Jonas, Sie werden unsterblich sein.

Jonas: Sehr verlockend, Dr. Zirose. Um auf Ihre Art unsterblich zu werden, müßte ich allerdings erst einmal sterben. Und dazu habe ich im Moment noch nicht die mindeste Lust. Sie geben mir Bescheid, wann und wo Sie Randy hochschießen. Ich will dabei sein.
Dr. Zirose: Herr Jonas, ich bitte Sie. Unsere Abschußrampe steht in Amazonien, mitten in der Südamerikanischen Wüste. Ersparen Sie sich Mühen und Kosten einer unerfreulichen Reise, tun Sie das, was alle unsere Hinterbliebenen tun, bleiben Sie zuhause, und nehmen Sie von Ihrem teuren Verblichenen Abschied, indem Sie das würdige Holo-Band von der Zeremonie betrachten, das wir Ihnen überreichen werden, mit den Komplimenten unseres Hauses.

Jonas: Randy, wo ist er jetzt?

Dr. Zirose: Falls Sie die Hülle Ihres verblichenen Freundes meinen, Herr Jonas, so befindet sie sich in den hinteren Räumlichkeiten.

Jonas: Ich will ihn sehen.

Dr. Zirose: Herr Jonas. Das ist völlig ausgeschlossen. Pietät und Takt verbieten es kategorisch. Professionelle Mysterien, wenn ich mich so ausdrücken darf. Es müssen noch gewisse äh Behandlungen vorgenommen werden, bevor Herr Orgas morgen Abend bei der Gedenkfeier im Musikcenter aufgebahrt wird. Übermorgen fliegen wir ihn dann nach Manaus. Und nun entschuldigen Sie mich, Herr Jonas, Ihre Fragen sind, meine ich, erschöpfend beantwortet, Ihre Bedenken, sofern es sie gab, ohne Zweifel ausgeräumt worden.

Jonas: Da war ich etwas anderer Ansicht. Irgendwas roch höchst verdächtig. Ach was roch. Die Sache stank. Und dieser wohlbekannte Gestank nach Kromatur und vielen vielen Euros wurde immer penetranter. Jonas mußte was tun. Durch die Gegend rasen und Leute ausquetschen, das reichte jetzt nicht mehr. Aktion war gefragt. Aktion von der direkten, wenn auch nicht 100-prozentig legalen Sorte. In der Tigrisstraße einzubrechen, ist keine Kunst. Hier kümmert sich kein Schwanz um das, was nebenan passiert. Die meisten Häuser stehen nachts leer, elektronische Sicherungen sind Mangelware, und die Tür zu Nummer 67, Immer und Ewig ohne Halleluja, war nur zugedrückt, nicht abgeschlossen, und sprang schon auf, wenn man sie scharf anguckte. Innen war alles ruhig. Ich wußte, wo was zu finden war, und wie ich rankommen konnte. Bei meinem Besuch vor ein paar Stunden hatte der eingeschaltete Sam in meiner Tasche sehr genau zugehört, wie Dr. Zirose das Schloß seines Wandsafes neu eingestellt hatte.

Sam: Sieben.

Jonas: Sieben.

Sam: An und für sich, o Nabel des Kosmos, liegt es weit unter der Würde eines anständigen Computers, mechanischen Schrott wie diesen Safe, auch nur zur Kenntnis zu nehmen.

Jonas: Sicher Sam. Mach weiter.

Sam: Neun.

Jonas: Neun.

Sam: Und die Drei.

Jonas: Drei. Na bitte. Kein Geld, keine Papiere, nur eine Holo-Kassette. Und darauf steht: Randy Orgas. Randy Orgas?

Sam: Zwei Meter entfernt, o schnellster aller Merker, befindet sich ein Holo-Set, in welchem besagte Kassette einzulegen, ich euer Herrlichkeit dringend anempfehlen möchte.

Jonas: So schlau bin ich selbst, Sam. Eine Rakete auf der Rampe! Startbereit!

Dr. Zirose: Fünf, vier, drei, zwei, eins, null! Nun fährt er auf gen Himmel, unser teurer Verblichener, unser Freund, Randy Orgas, in den strahlend blauen Tropenhimmel über Amazonien, an diesem strahlend schönen 10. November 2009. Er steigt auf, höher, immer höher, in die grandiose Erhabenheit des Alls, allwo er über uns schweben wird, werte Hinterbliebene, für immer und ewig. Halleluja.

Sam: Eine recht anrührende Performance, euer Gelungenheit.

Jonas: Und so prophetisch. Randys Weltraumbeisetzung, auf Holo, drei Tage, bevor sie über die Bühne geht. Jetzt wissen wir, was hier los ist.

Sam: Tun wir das, o großer Denker von Rodin?

Jonas: Ganz klar. Immer und Ewig ist eine Schwindelfirma. Zirose kassiert schweres Geld für Bestattungen, die gar nicht stattfinden. Die Raketenstarts in Amazonien, die Satelliten auf ewiger Umlaufbahn, alles getürkt, alles Schwindel.

Sam: Ein Schuß, euer Gewichtigkeit möge den Kalauer verzeihen, ein Schuß in den Ofen, sozusagen.

Jonas: Sozusagen, Sam. Die Hinterbliebenen kriegen ein Holo, wahrscheinlich immer dasselbe, nur mit anderen Namen, Zirose hat praktisch keine Unkosten, und steckt das ganze Geld als Reingewinn ein.

Sam: Und die ihm übergebenen Toten, o großer Kombinator?

Jonas: Och, die schafft er sich irgendwie vom Halse. Aber nicht Randy. Jonas ist auch noch da, und Jonas wird dafür sorgen, daß Randy in den Raum geschossen wird, so wie er es gewollt hat. Wir gehen nach hinten, Sammy, holen ihn raus und bringen ihn zu einem seriösen Unternehmen. Peace in Space oder Celestis oder Elysium.

Sam: Wenn wir ihn finden, Boss.

Jonas: Ein kahler, fensterloser, weiß gekachelter Raum. In der Mitte ein geschlossener Sarg. Ein Plastikkasten von der billigen Sorte. Schummerlicht durch eine trübe Birne an der Decke. Das war alles. Keine Spur von den professionellen Mysterien des Dr. Zirose, oder?

Sam: Los, Alter, mach die Kiste auf.

Jonas: Langsam Sammy, erst mal orientieren.

Sam: Was gibt’s denn hier zu orientieren? Hihihihihihihi, Alter, du hast Schiß, hä?

Jonas: Unsinn.

Sam: Vielleicht liegt in dem Sarg ein Zombie. Oder gar Graf Dracula, der Schrecken von Transsylvanien, wuah.

Jonas: Laß den Quatsch, Sammy. Du Sammy?

Sam: Ja.

Jonas: Gerade hat sich der Sargdeckel bewegt.

Sam: Und da fällt euer Furchtlosigkeit natürlich das tapfere Herz in die dito Hose.

Jonas: Siehst du?

Sam: Hilfe, ein Geist!

Jonas: Ein Geist namens Fredo!

Fredo: Hände hoch und keine Bewegung! Jetzt bist du dran, Jonas.

Jonas: Dem Sarg entstieg Fredo, Lexis Scarlets sogenannter Sekretär. Einen Laserstrahler in der Hand, und um die Augen die deutlich lesbare Absicht, ihn auch zu benutzen, an Jonas. Aber weil er wohl recht lange steif im Sarg gelegen hatte, und auch sonst nicht von der schnellen Truppe war, dauerte es ein bißchen, bis er in Schußposition kam. Solange wollte ich nicht warten. Ich sprang hoch, und schlug die Glühbirne runter. Resultat: ägyptische Finsternis, nur unterbrochen durch die Blitze aus Fredos Laser, mit dem er sinnlos durch die Landschaft ballerte. Das war dumm von ihm. Ich wußte, wo er war, und trat zu. Nicht sinnlos. Gezielt. Und mit Erfolg.

Fredo: Ah!

Jonas: Fredo? He, Fredo? Er rührt sich nicht. Vielleicht ein Trick?

Sam: Kein Trick, o kraftvoller Herkules. Meine akustischen Sensoren empfangen keinerlei Fredosches Atemgeräusch mehr. Wenn euer Gewaltigkeit für ein wenig Helligkeit sorgen würden. Hhm. Die Taschenlampe. Mach hin, geistiger Zeitluperich.

Jonas: Da liegt er, der Gute. Ist über seinen Sarg gestolpert, und hat sich den Hals gebrochen. Mal sehen, was er außer dem Laser so bei sich hat. Eins, zwei, drei, vierhundert Euroscheine. Was meinst du, Sam, wer einen friedlichen Detektiv in mörderischer Absicht überfällt, der hat doch wohl eine Strafe verdient.

Sam: Hiermit wird der Beklagte zu einer Geldbuße von 400 Euros verurteilt.

Jonas: Besten Dank, euer Ehren.

Sam: Bitte.

Jonas: Und was hat er hier? Eine elektronische Paßscheibe. Musik-Center steht drauf. Haupteingang und 39. Stock.

Sam: Unser zweiter deutlicher Hinweis, o gewaltiger Entdecker, daß Lexis Scarlet in die Angelegenheit verwickelt ist, und zwar in beträchtlichem Maße.

Jonas: Zweiter Hinweis? Was ist denn der erste?

Sam: Muß ich es eurer erhabenen Begriffstutzigkeit wirklich und wahrhaftig vorbuch-stabie-r-e-n. Der erste Hinweis ist natürlich die Person des P.P. Fredo, will sagen, Doppelpunkt, seine Anwesenheit an diesem Ort, und seine Absicht, Durchlaucht umzubringen. Zweifellos im Auftrag seiner Chefin. Und das alles bedeutet...

Jonas: Lexis Scarlet weiß Bescheid über Immer und Ewig.

Sam: Ja.

Jonas: Und sie ist an Ziroses Schwindel finanziell beteiligt.

Sam: Ja.

Jonas: Weshalb hätte sie sonst ihren Fredo auf mich gehetzt.

Sam: Euer Verbissenheit ließen sich weder ablenken noch kaufen, blieben vielmehr als wahrer Freund hartnäckig am Ball.

Jonas: Und darum drohte die ganze Geschichte hochzugehen. Das ist es, Sammy.

Sam: Zweifellos, Hoheit. Doch ist es auch alles?

Jonas: Was meinst du?

Sam: Einige Fragen sind noch offen. Wo zum Beispiel befindet sich Randy Orgas Leichnam?

Jonas: Beseitigt. Irgendwo versteckt.

Sam: Wo?

Jonas: Weiß nicht.

Sam: Sie nicht, o leuchtendes Vorbild an Ignoranz. Wohl aber, h-hm, h-hm... na?

Jonas: Dr. Zirose.

Sam: Sehr gut. Und?

Jonas: Lexis Scarlet.

Sam: Ausgezeichnet. Worauf warten wir noch, o Vater der schnellen Entschlüsse.

Jonas: Mit Fredos Paß-Scheibe kam ich ohne Probleme ins Musikcenter und in Lexis Scarlets Vorzimmer. Der Robot war noch nicht repariert. Ich hielt mich an meinem, das heißt, an Fredos Laser fest, schlich zur Bürotür, und machte sie vorsichtig einen Spalt breit auf. Und wer war drinnen? Die ganze Gang. Scarlet, Dr. Zirose, Tutti Paletti, ein undefinierbares Geschöpf mit Stocklocken, rosa Tatoe, und viel zu großen Füßen, Donald Daisy, ich kannte sie/ihn aus Randys Holos, und ich erkannte auch Scrooge, der finster im Hintergrund hockte, und keinen Ton von sich gab.

Donald-Daisy: Hat jemand ein Kaffadon für mich?

Dr. Zirose: Programmpunkt Jonas können wir dann wohl auch abhaken.

Lexis Scarlet: In solchen Sachen ist Fredo sehr verläßlich. Messer. Laserstrahler.

Paletti: Nicht, Lexis, ich will das nicht hören.

Donald Daisy: Hat denn keiner ein Kaffadon?

Lexis Scarlet: Halts Maul, DD. Und du auch, Tutti. Wir stecken alle mit drin. Jeder hat von Anfang an gewußt, was auf dem Spiel steht.

Paletti: An sich sollte es ja nur ein PR-Gag sein.

Lexis Scarlet: Nur ist gut. Nur eine Leiche. Nur ein Mord.

Paletti: Bitte, nicht diese Ausdrücke.

Dr. Zirose: Vielleicht wäre es ja auch ohne gegangen.

Lexis Scarlet: Klar. Dann hätten wir uns nur die große öffentliche Feier abschminken müssen. Nein, nein, Leute, das Requiem für Randy, das ist das A und O. Deshalb machen wir doch die Sache. Und ohne Leiche im Sarg fällt das Requiem aus. Das heißt: Es geht nicht ohne Mord. Und dafür übernehmen wir alle die Verantwortung. Alle sieben. Keiner schließt sich aus.

Donald-Daisy: Ein Kaffadon. Ich muß jetzt ein Kaffadon haben.

Jonas: Sieben? Scarlet, Zirose, Paletti, DD, Scrooge, Fredo. Ich komm nur auf 6.

Randy Orgas: Hi Baby.

Jonas: Eine plötzliche Bewegung hinter mir, ein Luftzug, ein jäher Schmerz an der rechten Schläfe, und Jonas startete in einer Rakete der Firma Immer und Ewig ins All. Ich stieg, Dr. Zirose winkte von unten, der Babylonische Staatsopernchor sang Händels Halleluja, ich schwenkte ein in die Umlaufbahn und kreiste und kreiste und kreiste, für immer und ewig, Halleluja. Bis ich auf einmal zum Stehen kam, und die Augen aufmachte. Vor mir, das bekannte Zucken im Mundwinkel, stand Randy Orgas. Ich dachte, jetzt bin ich da gelandet, wo die toten Musiker hinkommen und die toten Detektive, aber dann sah ich genauer hin. Ich war in einer Kammer voller Gerümpel, einem Abstellraum, und saß in einem alten Korbstuhl, die Hände auf den Rücken gefesselt. Und Randy zielte mit meinem Laser auf meinen Bauchnabel.

Randy Orgas: Hi, Jonas Baby. Sag jetzt bloß nicht so was wie: Du bist also nicht tot, Randy.

Jonas: Das brauch ich nicht, Randy. Ich krieg das auch so mit.

Randy Orgas: Clever, Baby. Ein Glück, daß ich gerade mal draußen war, und dich gesehen habe, vor Lexis Tür, da kommen wir beide doch dazu, ein bißchen miteinander zu reden, bis es soweit ist.

Jonas: Bis was soweit ist?

Randy Orgas: Aber Baby, bis ich nachhole, was Fredo offensichtlich nicht geschafft hat. Weißt du, Baby, die ganze Sache tut mir echt leid. Aber was soll ich machen? Business, das ging in letzter Zeit so mies, und da hat Lexis sich ausgedacht, daß ich nen Jimmy Hendrix mache. So was bringt money. Besonders wenn ich nicht einfach so abkratze, wenn das richtig super gemacht wird, big time, Baby, weißt du, Rakete ins All und so. Und dann der große Tränendrücker. Das Requiem. Die Trauerfeier. Du mußt dir das vorstellen, Baby. Der Riesensaal hier im Musikcenter, überall schwarze Schleier, weiße Lilien, Tutti hat das first-class gestylt, der Sarg oben auf einem hohen Podest, mitten unter den Fans, und über allem, in gigantischer Größe, meine Holos, und Scrooge und DD, die spielen live dazu, ist das ne Schau, Baby, ist das ne Schau?

Jonas: Nicht schlecht.

Randy Orgas: Nicht schlecht? Nicht schlecht? Das ist great, Baby, das ist grand, das ist super, das ist das größte seit John Lennon. Und meine Holos, Baby, die werden laufen und laufen, ich sag dir, Baby, mein neues Stück, The Long Good-Bye, das ist übermorgen schon die Nummer 1. Hab ich dir übrigens eins geschickt?

Jonas: Hast du, Randy.

Randy Orgas: Ist toll, nicht? Ist toll! Ja, siehst du Baby, und deshalb brauchen wir einen echten toten Randy Orgas. Die Fans sind ja so geil, Baby, und erst die Medien, Maker. Irgendwer linst bestimmt in den Sarg, und wen sieht er, Baby? Randy. Oder einen, der so aussieht wie Randy. In etwa.

Jonas: Also Jonas.

Randy Orgas: Du hast`s erfaßt, Baby. Wenn Zirose dich richtig hinkriegt, dann lassen wir den Sarg sogar offen.

Jonas: Darum wolltest du, daß ich mich um deine Weltraumbestattung kümmere.

Randy Orgas: Klar, Baby, deine Sturheit, dein Weg von Hü nach Hott, bis in Ziroses Hinterzimmer. Alles vorausberechnet, alles einkalkuliert, alles nur eine Schau, Jonas Baby. Du hast genau das gemacht, was du machen solltest. Sieh mich nicht so an, Jonas Baby. Das war Lexis Idee. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Well, Baby, jetzt weißt du Bescheid. Also please don`t be mad und mach kein Gezeter. Es muß sein. Sorry.

Jonas: Ich dachte, wir sind Freunde, Randy.

Randy Orgas: Ja sind wir doch auch, Baby. Friends, Bunnies. Durch dick und dünn und so weiter, aber Freundschaft ist Freundschaft, und business ist business. Also dann, so long, Jonas Baby.

Jonas: Sein Daumen drückte auf den Laserabzug, der Strahl zischte und traf. Den Korbstuhl, nicht Jonas. Während Randy sich produzierte, hatte ich den Strick um meine Handgelenke durchgescheuert, an einem aus der Rückenlehne ragenden scharfen Ende Rohr, als Randy schoß, warf ich mich zur Seite, und ehe er sich von seiner Verblüffung erholen konnte, hatte ich ihm den Laser aus der Hand geschlagen. Wir tauchten ihm beide nach, der Ausgang war klar, Randy war jünger, aber ich war härter.

Jonas: So, Randy Baby, jetzt drehen wir den Spieß um.

Randy Orgas: Nicht schießen, Jonas. Nicht schießen.

Jonas: Schießen? Gar nicht nötig Randy, beweg dich, wir machen einen Spaziergang.

Randy Orgas: Ja, Jonas, alles was du sagst, Jonas. Wo gehen wir denn hin, Jonas?

Jonas: Aus der Tür, Randy. Und durchs Vorzimmer in Lexis Scarlets Büro. Da werde ich deinen versammelten Freunden kurz was sagen, und weil ich einen Laser habe, werden sie mir zuhören.

Randy Orgas: Ja, und dann, Jonas?

Jonas: Dann gehe ich nach Hause. Und weil ich einen Laser habe, werden sie mich gehen lassen.

Randy Orgas: Und ich, Jonas?

Jonas: Du bleibst da, Randy. Bei Lexis, und den anderen lieben Menschen.

Randy Orgas: Nein, Jonas, nein.

Jonas: Du hast es gesagt, Randy, ihr braucht einen echten toten Randy Orgas. Und wenn Jonas nicht mehr zur Verfügung steht, dann müßt ihr den nehmen, der da ist. Und der offiziell sowieso schon tot ist. Hauptsache, die Holos laufen.

Randy Orgas: Jonas, bitte.

Jonas: Los, Randy Baby. Mach die Tür auf.

Randy Orgas: Wir sind doch Freunde, Jonas.

Jonas: Ich werde dich vermissen, Randy.

Jonas: Am nächsten Abend lief auf allen Holo-Kanälen das Requiem für Randy. Live aus dem Musikcenter. Sehr beeindruckend. Ich sah und hörte mir Randy große Titel an, Computer-Tod, Seveso-Rock, Software in the Head. Als The long Good-Bye einsetzte, schaltete ich ab. Als dann, so long. Ich nickte. Sam nickte auch, das heißt, er hätte genickt, wenn er einen Kopf gehabt hätte, so tat er das nächst Beste. Und machte einen zustimmenden Eindruck. Ich stand auf, ging zum Fon, und rief Judith an.

Das war Requiem. Eine Folge aus der Science-Fiction-Krimiserie Der letzte Detektiv von Michael Koser. Den Detektiv Jonas sprach Bodo Primus, seinen Supercomputer Sam Peer Augustinski. Es wirkten außerdem mit: Karin Anselm, Ingrid van Bergen, Reinhard Glemnitz, Felix von Manteuffel, Siemen Rühaak, Wolfgang Hess und viele andere (Isolde Thümmler, Alexander Malachovsky, Jens Müller-Rastede). Ton und Technik: Günter Heß und Christine Koller. Aufnahmeleitung: Reiner Kositz. Regie: Alexander Malachovsky. (Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks) (1985) (Redaktion: Dieter Hasselblatt und Erwin Weigel).

Beitrag vom 02.04.2022 - 21:12
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