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Ha, wusste ich doch fast, dass manche sich auf den Fuß getreten fühlen, obgleich ich meinte, alles klar formuliert zu haben. Da muss ich dann doch etwas weiter ausholen:
Die Maxime "Jugend führt Jugend" ist keine Erfindung von Baden-Powell. Wobei sein Ansatz, den Heranwachsenden selber Verantwortung zu geben, schon in diese Richtung geht.
Sie ist insofern auch keine echte Maxime, weil es in jeder Gruppe anders gehandhabt wird.
Nach meiner Erfahrung sind Gruppen, bei denen im Hintergrund (darunter verstehe ich alles ab Stammesführer aufwärts, also auch den Jungenschaftsführer von Teutone) Personen jenseits der 25 Jahre tätig sind, in ihrem Bestand stabiler, quantitativ größer und besser organisiert.
Das nur als Hinweis darauf, dass ich, wenn ich "Jugend führt Jugend" in Bezug auf die Jugendbewegung gesetzt habe, das Vorhandensein von erfahrenen Kräften nicht verunglimpfen wollte.
Für mich jedoch setzt eine Jugendbewegung (und davon sind nicht alle Pfadfindergruppen gleichermaßen beeinflusst) voraus, dass in der direkten Gruppenführung von Jugendlichen zwischen 13-19 Jahren in etwa Gleichaltrige tätig sind. Und dass der überwiegende Teil der Fahrten auch in diesem Konstrukt erfolgen. Es macht vom gesamten Stil der Gruppe und ihrer sozialen Interaktion untereinander und von den Lerneffekten her einen großen Unterschied, ob ein dreißigjähriger mit den Jugendlichen unterwegs ist, oder ein in etwa Gleichaltriger. Deshalb Peergroup. Natürlich kann auch ein dreißigjähriger mit Jugendlichen auf Fahrt gehen, aber das ist nicht das gleiche, sondern etwas anderes. Es ist jedenfalls nicht "Jugend führt Jugend".
Ja, "die Großen" der Jugendbewegung waren selber auch schon älter. Aber sie sind nicht dafür berühmt geworden, dass sie in ihrem Alter noch Fähnleinführer gewesen sind, sondern eben Ordensführer oder Bundesführer. Ich hoffe, das war jetzt klarer.
Jüngere Gruppenführer bzw. ältere (in Hinsicht auf Jugendliche, nicht in Bezug auf Kinder als Mitglieder der Gruppe) haben beide ihre Vor- und Nachteile. Ich bin halt ein überzeugter Vertreter der Jüngeren.
Die Älteren müssen nicht automatisch die Kasse führen, aber auch nicht der nachwachsenden Generation das Durchkommen versperren. Und das tun sie allein bereits durch Anwesenheit ihrer geballten Kompetenz.
Deshalb ist folgendes Modell mein Favorit: Sippen: jugendliche Gruppenführer. Meuten: Erwachsene Gruppenführer. Stammesführer und drüber: Auch Erwachsene. Hat vielleicht auch was mit der inneren Leitung zu tun: Wäre jede Sippe mit einem Erwachsenen besetzt, würde es für den Stammesführer schwerer sich bei Konflikten durchzusetzen. Sehr ihr das Durchsetzen nicht als wesentlich an, dann ist auch dies ein Zeichen dafür, dass mit Veränderung der Altersstruktur in der Führung bzw. Leitung sich eben doch der Stil ändert.
Das Prinzip Jugend führt Jugend muss entstanden sein zu einem Zeitpunkt, an welchem das Jugendalter als solches und als Eigenwert bereits erkannt worden war und die Jugendlichen die notwendige Zeit und Autonomie hatten, dieses auch umzusetzen. Also ich tipp mal Bündische Phase, in der HJ war es ja bereits umgesetzt und die haben doch fast nix selber erfunden, sondern sich an erfolgreichen Vorlagen bedient. Die Reformpädagogik fällt ja auch in diese Zeit. Also sag ich einfach mal 1925.
Und damit ihr trotzdem was zu nölen habt:
Ich persönlich tue mich sehr schwer mit denjenigen innerhalb insbesondere der Pfadfinderbewegung, die in einem Alter, wo andere erfolgreich im Berufsleben sind und sich um ihre eigene Familie kümmern, immer noch jedes Wochenende mit den sechszehnjährigen unterwegs sind. Ich verstehe es einfach nicht. Man (also ich) hat doch nicht unbegrenzt Energie und Zeit. Warum liegt bei diesen die Priorität immer noch bei der privaten Freizeitgestaltung? Also ich bin ja damit groß geworden, dass die Ideale, mit denen man bei den Pfadfindern großgeworden ist, sich später im Zivilleben zu beweisen haben. Dass also das auf Fahrt und Lager gehen, so wunderschön es ist, dennoch eine Phase im Leben darstellt und zwar genaugenommen eine vorbereitende Phase. Die Pfadfinder leben doch streckenweise in einer Parallelwelt. Und ich kann mich gut erinnern, dass es mir als Heranwachsende oft so vorkam, als sei das "wahre" Leben das auf Fahrt und im Lager, und der "Alltag" das störende dazwischen. Aber Leute, wenn ihr das mit jenseits der dreißig immer noch so empfindet, das ist doch nicht gesund. Da solltet ihr vielleicht einen Weg finden, das Pfadfindersein auch in euren Alltag zu integrieren, dann müsst ihr nicht mehr mit ersten Gelenkbeschwerden noch auf dem Boden schlafen und euch mit der zwanzigsten Generation pubertierender Jugendlicher herumärgern?! Und das meine ich jetzt nicht als Angriff, sondern mehr als philosophische Frage. Wer mich kennt, weiß dass ich selber auch jenseits der dreißig bin und mich auch noch für eine aktive Pfadfinderin halte. Aber eben nicht mehr ausschließlich und unbedingt und ständig im direkten Arbeitsbereich der Jugendlichen. Stattdessen gehöre ich zum haginternen und inoffiziellen "KAS". Heißt: Kompetenzkreis alte Säcke und da gehöre ich auch hin.
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