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Die Waldjugend zur aktuellen Situation auf der Burg Ludwigstein
31.10.2013 - 15:13 von -Hansi-


Die Waldjugend zur aktuellen Situation auf der Burg Ludwigstein

Als Waldjugend sehen wir unsere Wurzeln im Naturschutz und in der Tradition der bündischen Jugendbewegung. In diesem Sinne führen wir seit Jahrzehnten unsere Bundesforsteinsätze auf dem Ludwigstein durch, einzelne Mitglieder sind aktiv in den Bauhütten oder der VJL oder haben als Freiwilligendienstleistende eine besondere Bindung zu dieser Identifikationsstätte der Jugendbewegung aufgebaut.

Als demokratischer Bund und Mitunterzeichner der Mannheimer Resolution diskutieren wir schon seit mehreren Jahren kritisch mit den Verantwortlichen der Stiftung Jugendburg Ludwigstein und der Jugendbildungsstätte über den politischen und bündischen Hintergrund eines Teils ihrer Besucher. Uns verwundert daher die aktuelle Berichterstattung nicht. Sie ist für uns aber Grund, den bisher leise geführten Diskurs in die (bündische) Öffentlichkeit zu tragen. Dabei ist uns folgendes wichtig:

Das Engagement der Deutschen Waldjugend auf der Burg Ludwigstein ist seit mehreren Jahren als kritische Begleitung einer auch aus unserer Sicht mindestens unglücklichen Entwicklung zu verstehen. Wir stimmen der Interpretation des Konzepts der „Offenen Burg“ durch die Verantwortlichen der Stiftung, des Burgbetriebs und der Jugendbildungsstätte ausdrücklich nicht zu. Entschieden distanzieren wir uns von Gruppen, die offen oder verdeckt völkisches oder nationalistisches Gedankengut fördern.

Wir halten die Burg als überbündischen Identifikationsort der Jugendbewegung aber für zu wichtig, als dass wir sie durch unser Weichen noch weiter den umstrittenen völkisch-nationalistischen Gruppen überlassen können.

Wir haben im Rahmen dieser Diskussion in den letzten Jahren mehrere Schritte unternommen:

2010: Mehrere Gespräche mit Verantwortlichen der Jugendbildungsstätte und der Stiftung über unsere Kritik am Zugang der völkisch-nationalistischen Gruppen auf die Burg Ludwigstein.
2011: Erstmalige Verlegung unseres Bundesforsteinsatzes auf die Burg Waldeck als Zeichen unseres Protestes gegen den zu offenen Kurs der Burg Ludwigstein
2012: Erstmalige Verlegung unseres Fahrtenabschlusses auf die Burg Waldeck
2011 – 2012: Insbesondere in der Schlussphase verstanden wir unser letztendlich erfolgreiches Bemühen, bei der Errichtung des Enno-Narten-Baus die aktivste bündische Gruppierung zu stellen, auch als Verhinderung einer möglichen Umdeutung des dritten Rings in ein Symbol neurechten Wirkens auf der Burg Ludwigstein.

Leider müssen wir konstatieren, dass diese kritische und achtsame Begleitung nicht zum Umdenken geführt hat. Stattdessen ist festzustellen, dass sich zunehmend umstrittene Besucher von Veranstaltungen der Burg angezogen fühlen, während viele demokratische Bünde des Meißnerlagers den Ludwigstein zunehmend meiden.

In der bündischen Bewegung wird derzeit intensiv darüber diskutiert, was vom 100jährigen Jubiläum des Freideutschen Jugendtages auf dem hohen Meißner bleibt – ja, ob er überhaupt etwas verändert hat. Aus unserer Sicht wird eine der bedeutsamsten Veränderungen dabei nicht ausreichend gewürdigt: Die bündische Jugendbewegung hat sich im Rahmen der Bundesführerversammlung des Meißner-Vorbereitungskreises unter hohem emotionalen Aufwand von völkischen und nationalen Gruppen distanziert und sie von der Teilnahme ausgeschlossen.

In diesem Sinne rufen wir die Bünde des Meißner-Lagers auf, der Burg Ludwigstein nicht den Rücken zu kehren, sondern sie gemeinsam mit uns weiterhin in bewusster Achtsamkeit kritisch zu begleiten. Die Jugendburg Ludwigstein ist aus unserer Sicht ein passender Ort, um die Auseinandersetzung mit dem und die Abgrenzung zum rechten Rand weiter zu diskutieren und zu festigen.

Gegenüber den Verantwortlichen der Burg Ludwigstein ist es uns auch in der jetzt öffentlichen Diskussion weiterhin wichtig, fair und wertschätzend zu kommunizieren. Wir erkennen den hohen Wert des außerbündischen Angebots der Jugendbildungsstätte für die demokratische Bildung junger Menschen an und haben am freiheitlich-demokratischen Wertegerüst der derzeitigen Verantwortlichen von Stiftungsvorstand, Burgbetrieb und Jugendbildungsstätte keine Zweifel. Umso mehr bedauern wir, dass die ausgezeichneten Projekte und Angebote durch die derzeitige Diskussion an Glanz verlieren. Es ist für uns ebenfalls nur schwerlich nachzuvollziehen, warum man sich dem Thema der Offenen Burg nicht mit der professionellen Distanz, der Offenheit und der ganzheitlichen Betrachtung nähern kann, die man im Arbeitskreis „Schatten der Jugendbewegung“ wertvoll und vorbildlich beweist.

Horrido

Kai Underberg,

Für den Bundesverband

Wir formulieren aus dieser grundsätzlichen Haltung folgenden Appell und freuen uns, wenn viele Bünde und jugendbewegte Gruppen unser Anliegen durch Mitunterzeichnung auf eine breite Basis stellen. Dazu genügt eine E-Mail an bundesleitung@waldjugend.de



Appell an die Jugendburg Ludwigstein im Meißnerjahr 2013

Wir bitten die Verantwortlichen der Stiftung Jugendburg Ludwigstein um eine neue, ergebnisoffene Diskussion über die Interpretation des Konzepts der Offenen Burg.

Neben der Überarbeitung der Kriterien für den bündischen Zugang und die bündische Mitwirkung auf der Burg fordern wir vor allem ein bewusstes Hinterfragen der aktuellen Anziehungskraft auf völkisch und nationalistisch gesinnte Kreise.

Die unterzeichnenden Bünde sehen diese Attraktivität nicht als Zufall, sondern als zwangsläufige Folge der fast unbegrenzten Öffnung der Jugendburg Ludwigstein in einer Zeit, in der die breite Basis der Jugendbewegung für ihre Orte und Veranstaltungen mittlerweile klare Grenzen definiert hat.

Die von den Gremien der Jugendburg Ludwigstein festgelegten Kriterien zum Ausschluss von Bünden empfinden wir – insbesondere für einen Ort der Jugendbegegnung – als unzureichend.

Wer definiert die Jugendbewegung? Für uns sind dies nicht die Gremien der Burg, sondern die gewählten Vertreter einer breiten Basis der Bünde.

Der ablehnende Beschluss der Bundsführerversammlung zur Meißnervorbereitung führt uns zurück zu der Grundsatzentscheidung, ob die umstrittenen Gruppen überhaupt als Teil der Jugendbewegung zu verstehen und somit von der Idee der Offenen Burg angesprochen sind.

Die bündische Jugendbewegung ist nicht die einzige Subkultur, die sich mit den Strategien der neuen Rechten auseinandersetzen muss. Wir halten es für den Beweis von Stärke und der Bedeutung der Ludwigstein für angemessen, die gebotene und hier angemahnte Neuorientierung unter Einbeziehung und Moderation neutraler, anerkannter Experten zu gestalten. Wir begrüßen in diesem Sinne jegliches Engagement der Meißner-Bünde auf der Burg Ludwigstein.

Im Namen der unterzeichnenden und auf der Burg aktiven Bünde: Wir lehnen die aktuelle Interpretation des Konzepts der Offenen Burg ab. Wir verwahren uns dagegen, dass unser Engagement als Beweis für die Funktionsfähigkeit des Konzepts oder zur Verharmlosung neurechter Umtriebe herangezogen wird.

Unterzeichner (Stand: 30.10.2013):

Deutsche Waldjugend Bundesverband e.V.


Quelle: http://www.schwarzzeltvolk.de/die-waldjugend-zur-aktuellen-situation-auf-der-burg-ludwigstein/
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