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Forenübersicht » Pfadfinder - Forum » Das Lieder-Board » Ormen - lange Schlange

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4 Beiträge in diesem Thema (offen) Seiten (1): (1)
Autor
Beitrag
M. Hammer-Kruse ist offline M. Hammer-Kruse  
Ormen - lange Schlange
247 Beiträge
Ich wollte mal wissen, was eigentlich hinter jenem Lied steckt.

Außer, dass Olaf Trygvasson ein Wikinger-Jarl war, wusste ich wenig Konkretes. Er wird noch heute in Norwegen hoch gehalten und in Norwegens Städten stößt man allenthalben auf seine Denkmäler. Ach ja, dass es das besungene Schiff tatsächlich gab, das war mit auch bekannt.

Meinen Codex habe ich gerade verliehen und so habe ich mal das Internet befragt und war recht erstaunt.

Hinter dem Lied steckt die faröische Ballade "Ormurin Langi" von 1830. Ein echtes Heldenepos mit 86 Strophen! Da findet sich im Netz der Originaltext und eine recht wortgetreue Übersetzung ins Deutsche. Und manches mehr zum geschichtlichen Hintergrund. Das mag jeder selber nachlesen.

Das, was wir zu dem Lied im Liederbock finden, hat mich allein wegen der schlechten Übersetzungshilfe schon immer geärgert. Orm heißt eigentlich Wurm (vgl. engl. worm), in einer Nebenbedeutung mitunter auch Schlange (vgl. "Lindwurm"). Aber Ormen heißt dann nicht "lange Schlange", sondern die Schlange. Denn das angehängte '-en' ist in den skandinavischen Sprachen der bestimmte Artikel.

Die ersten drei Strophen, die landauf-landab gesungen werden, sind eindeutig die Strophen 1, 5 und 12 des Originals. Aber die vierte findet sich in dieser Form gar nicht in der Vorlage.

Ihre erste Zeile scheint frei erdichtet. Denn von einer Namensgebung des Bootes steht in der Ballade nichts. Der Name wird dort schon mit dem Titel "Ormurin Langi" eingeführt und dann in Strophe zwei einfach als gegeben verwendet: "Ormurin Langi støstur var / Sum gjørdur á Noregis landi." (Ormurin Langi war das größte [Schiff], das gemacht war in Norwegens Land).

Die zweite Zeile der letzten Strophe in turis Liedtext scheint der 13. Strophe des Originals entnommen zu sein: "so er sagt, at kongurin hann stýrdi Orminum Langa." (so sagen sie, dass der König steuerte Orminum Langa). Ich kann kein faröisch, sondern nur schwedisch, dänisch, norwegisch. Und das alles auch nur lesen und nicht sprechen. Aber ich interpretiere Orminum Langa als Akkusativ von Ormurin Langi. Denn das groß geschriebene Langa ist Bestandteil des Eigennamens und nicht, wie es bei turi klingt, Temporaladverb: "Olaf Trygvasson, der König, steuert Ormen lange."

Damit schließt turi nämlich den Gedankenkreis, den er in der ersten Strophe öffnet: Gold und Tanz, nordische Helden mit ihrem König, denen im Traum irgendetwas verheißen worden war. Die stechen mit dem Langschiff in See. Woll'n auf Fahrten geh'n! Und ein König, der lange und erfolgreich regiert.
So reiten sie auch im Refrain aller vier Strophen "fröhlich ... hin zu Hildurs Thing". (Wer in aller Welt ist Hildur?)

Das jedenfalls war das, was ich immer mit diesem Lied assoziiert habe. Die Original-Ballade handelt aber von etwas ganz anderem: Von Krieg und Tod. Von einem glücklosen König, der nur fünf Jahre regierte. Von einer blutigen Seeschlacht irgendwo in der Ostsee. Das alles steht in den übrigen Strophen, die turi nicht übertragen hat.

Und Hildur: Das ist Högnis Tochter, die von Hedin geraubt wird. Die Schlacht zwischen den Heeren der beiden Könige Högni und Hedin dauert den ganzen Tag lang. Alle Gefallenen erstarren zu Stein. Aber Hildur erweckt sie durch einen Zauberspruch im Morgengrauen wieder zum Leben und die Schlacht beginnt von Neuem. Jeden Tag, bis ans Ende der Welt. Hildurs Thing, das ist ein Synonym für immerwährenden Krieg.

Und so erscheint ein altbekanntes Lied dann plötzlich in ganz anderem Licht.


Gut Pfad
mike
Beitrag vom 18.11.2015 - 23:39
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aghamemnun ist offline aghamemnun  
RE: Ormen - lange Schlange
299 Beiträge
aghamemnun`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von M. Hammer-Kruse
Olaf Trygvasson


Du meinst vermutlich Olaf Tryggvason?

Zitat
Hinter dem Lied steckt die faröische Ballade "Ormurin Langi" von 1830. Ein echtes Heldenepos mit 86 Strophen!


Und hinter dem färöischen kvæði stecken wieder isländische Überlieferungen (Heimskringla, Färingersaga usw.). Allerdings ist ziemlich klar, daß Turi auf das kvæði zurückgegriffen und den Text kräftig eingedampft hat. Seit ich mir das Ding mal in voller Länge angehört habe, bin ich ihm dafür auch gar nicht mehr so recht böse. Und immerhin hat er es mit der dichterischen Freiheit nicht so weit getrieben, daß der Stoff gar nicht mehr wiederzuerkennen gewesen wäre. An etlichen anderen Stellen ging er da wesentlich grobschlächtiger zu Werke (Russisch mit niederrheinischem Akzent: "U kawkaskisch gor", Schwedisch von ganz und gar eigenen Gnaden: "När vi tall planterar är vintern redan glömmt... Sjungar trollen djup i skogarna." usw. usf.). Muß man sich eben einfach ein paar Gläser mehr genehmigen, dann singt sich das wie von selbst.

Zitat
Orm heißt eigentlich Wurm (vgl. engl. worm), in einer Nebenbedeutung mitunter auch Schlange (vgl. "Lindwurm").


Öhöm... Im Schwedischen ist orm die Schlange, mask der Wurm, slang der Schlauch. Im Dänischen, Norwegischen kann orm sowohl die Schlange als auch der Wurm sein. Also alles im grünen Bereich.

Zitat
Aber ich interpretiere Orminum Langa als Akkusativ von Ormurin Langi.


Och, da braucht man eigentlich gar nichts zu interpretieren. Da genügt ein Blick in eine Grammatik. Es ist Dativ. Akkusativ wäre Ormin Langa.

Zitat
Denn das groß geschriebene Langa ist Bestandteil des Eigennamens und nicht, wie es bei turi klingt, Temporaladverb: "Olaf Trygvasson, der König, steuert Ormen lange."


In "Unterm Nordstern" ist das Lied leider nicht enthalten. Ich kann also nicht feststellen, auf wessen Konto die Kleinschreibung geht. Turi traue ich durchaus gerade noch zu, daß er das richtig einsortiert hat. Wahrscheinlicher ist wohl, daß irgendwer anders Stille Post gespielt hat. Kommt ja in unseren Kreisen häufiger vor, wenn man sich die gängigen Liederbücher so ansieht.



"Geben ist seliger denn Nehmen."
(Max Schmeling)
Beitrag vom 23.11.2015 - 17:48
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meroder ist offline meroder  
93 Beiträge
meroder`s alternatives Ego
klatschend grosses Lachen

Ich bin total begeistert! Ich liebe die launigen Fußnoten in meinem Codex, aber das hier finde ich ganz groß!
Gerne mehr davon!

Gut Pfad, meroder

Beitrag vom 23.11.2015 - 23:29
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aghamemnun ist offline aghamemnun  
RE:
299 Beiträge
aghamemnun`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von meroderdas hier finde ich ganz groß!
Gerne mehr davon!


Ach, das ist doch noch gar nix! Den Vogel dürfte der Typ abgechossen haben, der diesen merkwürdigen Text mit dem Birkenring zusammengedichtet hat. Irgendsoein eurythmisches Tanzlied, wenn ich mich recht erinnere. Im Original geht es aber nicht um Birken, die im Kreis stehen, sondern um einen Fingerring aus Birkenrinde (muß man sich so geflochten wie einen Halstuchknoten vorstellen). Ich-Erzähler des Liedes ist ein gar lustiger Vogel, der mit Begeisterung der seriellen Monogamie frönt und seinen momentanen Mädels solche Ringe anzustecken pflegt, nicht ohne die Erklärung beizufügen, daß die Vergänglichkeit des Materials durchaus sinnbildlich für die notorische Kurzlebigkeit seiner Beziehungen ist.



"Geben ist seliger denn Nehmen."
(Max Schmeling)
Beitrag vom 24.11.2015 - 16:13
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