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Forenübersicht » Pfadfinder - Forum » Allgemeine Pfadfinderthemen » Keine Homosexuellen bei den BSA

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137 Beiträge in diesem Thema (offen) Seiten (10): < zurück 5 6 (7) 8 9 weiter >
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günzel ist offline günzel  
Amt & Wissen/ Recht & Gerchtigkeit
31 Beiträge
günzel`s alternatives Ego
Ob ich meine Ämter meiner Kompetenz zu verdanken habe (eher unwahrscheinlich) oder meine Ämter mich kompetenter gemacht haben (schon wahrscheinlicher) oder aber beides in keinem unmittelbaren Zusammenhang steht (auch möglich), ist zu müßig zu beantworten und sicher nicht Gegenstand dieses Fadens. Ich bin sehr geneigt, in dieser Frage Andir zuzustimmen: Amt schützt nicht vor Doofheit. Mir ist allerdings wichtig zu betonen, dass ich hier als Privatperson diskutiere und nicht in meiner Funktion als BdP-Vorstand oder Ringevorsitzender.

Mir ist durchaus bewusst, dass es sich bei der BSA um einen Dachverband handelt, der weltanschaulich sehr unterschiedliche Trägerorganisationen versammelt. In diesem Sinne trifft ja auch der neue Vorschlag unter den baptistischen Gruppen nicht unbedingt auf Gegenliebe. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei einer Entscheidung Schwule zuzulassen, ebenfalls Sponsoren abgesprungen wären, nur eben aus einer anderen Ecke. Gleichwohl legen die BSA allgemeinverbindliche Kriterien für die Aufnahme von Mitgliedern fest, die eben einen Ausschluss von (offen bekennenden) Homosexuellen, Agnostikern und Atheisten vorsehen, weshalb ich denke, die Kritik schon an die richtige Verbandsebene zu richten.

Für mich ist die das Vereinsrecht letztlich nicht interessant, da es mir nicht um die Frage geht, was geltendes Recht ist (hierzu hat der U.S. Supreme Court bereits 2000 letztinstanzlich entschieden), sondern um die Frage, was richtig ist. Der Verein mag das Recht haben, Schwule auszuschließen, trotzdem ist diese Entscheidung aus meiner Sicht ethisch nicht vertretbar. Diese Position leite ich u. a. aus den Menschenrechten ab. Aber ich gebe Andir Recht, dass sich juristisch aus den Menschrechtserklärungen der U.N. kein unmittelbares Gleichstellungsgebot von Homosexuellen in der Frage von Vereinsmitgliedschaften ableiten lässt. Insofern ist der von mir verwendete Begriff der „Menschenrechtsverletzung“ vielleicht tatsächlich nicht so glücklich gewählt.

Wie Du allerdings zu dem Schluss kommst, dass der Begriff der „Diskriminierung“ unangemessen sei, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.


Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zuletzt von g&uuml;nzel am 30.01.2013 - 21:16.
Beitrag vom 30.01.2013 - 20:15
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günzel ist offline günzel  
RE: RE: RE: RE: RE: Ambivalente Entscheidung
31 Beiträge
günzel`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von HathiCP

Stimmt, wenn du die Bedeutungslosigkeit mit der Masse vergleichst, aber die Masse der BSA ist in den USA so groß, dass sie Weg & Ziel selbst bestimmen, alles andere ist weniger als 0,001%. Selbst WOSM traute sich gegenüber der BSA & Co nicht öffentlich wahrnehmbar Stellung zu nehmen - wer die Masse hat, aber vor allem wer das Geld hat, der bestimmt den Marschrythmus, wo der Weg ist und welches Ziel man anvisiert...



WOSM geht sicherlich sehr vorsichtig mit offener Kritik an den BSA um (was übrigens auch für andere Mitgliedsorganisationen gilt). In der Frage der BSA Entscheidung spielte die Finanzmacht und Mitgliederstärke des amerikanischen Verbandes wahrscheinlich keine Rolle. WOSM hat bislang schlicht keine eigene Position zum Verhältnis von Homosexualität und Pfadfinden, auf deren Grundlage sie hätte Kritik äußern können. Eine entsprechende Positionierung ist zumindest in absehbarer Zeit äußerst unwahrscheinlich. Wie ein kurzer Eklat auf der letzten Weltkonferenz in Curitiba zeigte, hat das Thema auch hier eine nicht zu unterschätzende Sprengkraft. Wir reden bei WOSM ja nicht nur über einen nationalen Dachverband westlicher Prägung, sondern quasi über die ganze Welt. Ich denke nicht, dass viele afrikanische, asiatische und arabische Verbände als Advokaten für die Rechte von Schwulen und Lesben in der Pfadfinderei auftreten würden. Wir reden immerhin auch von Ländern, in denen Homosexualität strafrechtlich verfolgt wird. Nach Curitiba hatte ich eher das Gefühl, als wäre – von Europa mal abgesehen - die Position der BSA innerhalb von WOSM durchaus mehrheitsfähig.

Man könnte allenfalls eine Verletzung des folgenden WOSM Grundsatzes monieren: “Scouting is open to all without distinction of origin, race, class or creed. Thus one of the basic precepts of the Movement is the principle of non-discrimination, provided that the personal voluntarily adhere to its purpose, principles and method.” (WOSM, Fundamental Principles. The basic ideas underlying the Scout Movement, 1992). Allerdings wird auch hier sexuelle Orientierung nicht explizit benannt.



Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von g&uuml;nzel am 30.01.2013 - 20:54.
Beitrag vom 30.01.2013 - 20:53
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Coffee ist offline Coffee  
RE: Ambivalente Entscheidung
186 Beiträge
Coffee`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von günzel
Man kann die neue Policy mit einiger Berechtigung aber auch wie folgt lesen: "Jeder Gruppe ist es freigestellt, ihre homosexuellen Mitglieder zu diskriminieren".


Das war allerdings sowieso die bisherige Policy ...


Die Entscheidung wurde übrigens auf den Mai vertagt. Ich nehme an, dass das nicht unwesentlich damit zu tun hat, dass das mediale Interesse extrem gewachsen ist und man vielleicht doch etwas kalte Füße bekam. Sogar Barney Stinson mischt sich via twitter ein.zwinkern



Ich weiß auf Erden keine reinere Lust ~ als still zu ruhen an der Erde Brust ~ auf heißer Mauer an bestaubten Wegen ~ wenn über mir das tiefe Blau sich dehnt ~ und einem ungekannten Glück entgegen ~ mein Wunsch sich leise und mit Lächeln sehnt
- hermann hesse

Disclaimer: Die von mir vertretene Meinung spiegelt nicht zwingend die meines Stammes, meines Bundes, meiner Nachbarn oder aller anderen Lipper wider.
Beitrag vom 06.02.2013 - 18:08
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phips ist offline phips  
Moderator
743 Beiträge
phips`s alternatives Ego
Auch die religiösen Chartered Organizations sind sich in dieser Frage nicht einig. Gerade reformierte Kirchen und auch das National Jewish Committe on Scouting sind für eine Integration von Homosexuellen.
Viele Kirchen sagen wir haben Homosexuelle Pastoren und Bischöfe, wir nutzen das Pfadfinderprogramm als Jugendprogramm und hier sollen wir keine Homosexuellen aufnehmen. Für uns passt das nicht zusammen.





Jabonah und Gut Pfad
phips (Fahrtenname), Tschil, (Führername)
Meine Gruppe: http://www.pfadfinder-wattens.at
Unser Landeszentrum das TPZ Igls; unsere Gruppe engagiert sich dort sehr stark: http://www.tpz-igls.at
Beitrag vom 08.02.2013 - 12:31
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Andir ist offline Andir  
Bitte belegen.
Moderator
3536 Beiträge
Andir`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von phips
Viele Kirchen sagen wir haben Homosexuelle Pastoren und Bischöfe, wir nutzen das Pfadfinderprogramm als Jugendprogramm und hier sollen wir keine Homosexuellen aufnehmen. Für uns passt das nicht zusammen.

Ich möchte dich herzlich bitten, diesen konkreten Zusammenhang einmal beispielhaft zu belegen. Danke.



" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."

(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)

- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau.
Beitrag vom 09.02.2013 - 00:12
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moggeCP ist offline moggeCP  
RE: Bitte belegen.
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von Andir

Zitat
Original geschrieben von phips
Viele Kirchen sagen wir haben Homosexuelle Pastoren und Bischöfe, wir nutzen das Pfadfinderprogramm als Jugendprogramm und hier sollen wir keine Homosexuellen aufnehmen. Für uns passt das nicht zusammen.

Ich möchte dich herzlich bitten, diesen konkreten Zusammenhang einmal beispielhaft zu belegen. Danke.



Die NEK hat sich seinerzeit sehr deutlich gegen jedwede Diskriminierung von homosexuellen Pastoren ausgesprochen; deren Lebenspartner ist es wie jedem anderen Lebenspartner eines Pastors oder einer Pastorin gestattet, mit ihm Pfarrhaus zu leben. Vgl. hier

Ich bin auch ganz froh, dass meine Landeskirche weiter ist als andere. vgl. hier.



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)


Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zuletzt von moggeCPD am 09.02.2013 - 10:56.
Beitrag vom 09.02.2013 - 10:53
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phips ist offline phips  
Moderator
743 Beiträge
phips`s alternatives Ego
Auch Kirchen lösen sich von ihrer Sponsorrolle und setzten Troops vor die Türe.
http://www.advocate.com/politics/religion/2012/09/...er-gay- ban

Schon in den 90er gab es Probleme mit der Unitarian Universalist Association über die Fragen Homosexualität, Atheismus und Agnostiker.
Weil die Unitarier in ihren Religious emblems Programm zu tolerante Positionen vertreten haben wurde es nicht mehr anerkannt.
siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/Religious_emblems_pro...ganizat ion

The General Convention of the Episcopal Church,Seventy-Third General Convention protestierte gegen die Dikreminierung von Homosexuellen innerhalb der Boy Scouts of America mit den Worten:

Zitat

Inform the local Boy Scouts of America council and other organizations of The Episcopal Church's policy adopted at the 65th General Convention (1976) that "homosexual persons are children of God who have a full and equal claim with all other persons upon the love, acceptance, and pastoral concern and care of the Church;"

Encourage the Boy Scouts of America to allow membership to youth and adult leaders irrespective of their sexual orientation

Strongly encourage individual churches which charter or host scout units to open a dialogue with the unit leaders, scouts and their parents regarding discrimination against youth and leaders on the basis of sexual orientation;



Die General Synod of the United Church of Christ beschreibt in einem Mail von 1993 den Widerspruch zwischen der Politik der Kirche Homosexuelle willkommen zu heißen und den Membership Policies der BSA.
http://www.bsa-discrimination.org/html/ucc-gay.html

Das General Board of Church and Society the United Methodist Church schrieb 1999:

Zitat

While the General Board of Church and Society would like to enthusiastically affirm and encourage this continuing partnership of the church and scouting, we cannot due to the Boy Scouts of America's discrimination against gays. This discrimination conflicts with our Social Principles.
http://www.bsa-discrimination.org/html/umcgbcs.html




Eine Reformjüdische Kommission forderte schon 2001 dazu auf dass ihre Mitglieder die BSA verlassen und keine Units mehr gesponsort werden sollen. http://www.bsa-discrimination.org/html/reform-juda...m-gay.h tml

All das zeigt es gibt auch innerhalb der religiösen COs eine Oppisition und Druck gegen die Diskreminierung. Und die Kirchen stellen keinen einheitlichen Block auf der Contraseite dar.



Jabonah und Gut Pfad
phips (Fahrtenname), Tschil, (Führername)
Meine Gruppe: http://www.pfadfinder-wattens.at
Unser Landeszentrum das TPZ Igls; unsere Gruppe engagiert sich dort sehr stark: http://www.tpz-igls.at
Beitrag vom 09.02.2013 - 12:09
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Andir ist offline Andir  
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3536 Beiträge
Andir`s alternatives Ego
@phips & mogge: Dankeschön für eure Dokumentation!



" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."

(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)

- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau.
Beitrag vom 09.02.2013 - 14:24
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moggeCP ist offline moggeCP  
RE:
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von Andir

@phips & mogge: Dankeschön für eure Dokumentation!



Die liberaleren evangelischen Landeskirchen folgen im Wesentlichen lediglich der frohen Botschaft, wie Jesus Christus sie verkündet hat. Andere Kirchen haben da enormen Nachholbedarf.

Interessant finde ich die Äußerungen von David Berger - diese decken sich ziemlich mit dem, was ich bei (befreundeten) katholischen Theologen heraushören konnte.



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)
Beitrag vom 09.02.2013 - 17:54
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Karsten L. ist offline Karsten L.  
RE: RE: Bitte belegen.
238 Beiträge
Karsten L.`s alternatives Ego
[quote]Original geschrieben von moggeCPD
mit ihm Pfarrhaus zu leben/quote] (Hervorhebung von mir)

... wunderbarer kleiner Tippfehler - danke dafür! lachend
Beitrag vom 09.02.2013 - 20:44
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moggeCP ist offline moggeCP  
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
Ich könnte mich jetzt rausreden, dass dieses Wortspiel bewusst von mir gewählt war.



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)
Beitrag vom 09.02.2013 - 20:47
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Andir ist offline Andir  
Moderator
3536 Beiträge
Andir`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von moggeCPD

Die liberaleren evangelischen Landeskirchen folgen im Wesentlichen lediglich der frohen Botschaft, wie Jesus Christus sie verkündet hat. Andere Kirchen haben da enormen Nachholbedarf.

Interessant finde ich die Äußerungen von David Berger - diese decken sich ziemlich mit dem, was ich bei (befreundeten) katholischen Theologen heraushören konnte.

Der "Nachholbedarf" zeigt sich in dem Artikel mit Berger für die katholische Kirche leider argumentativ etwas merkwürdig: Er verweist (ohne empirischen Beleg) darauf, dass "anerkannt werden [muss], dass ein großer Teil der katholischen Kleriker und Priesteranwärter in Europa und den Vereinigten Staaten homosexuell veranlagt ist." und beschreibt dann, dass "die größte Schwulenfeindlichkeit in der katholischen Kirche von homophilen Geistlichen aus[geht], die ihre Sexualität krampfhaft verdrängen". Diese Argumentationskette wirft aber ein paar Fragen auf:

a) Gesetzt den Fall, die mehrheitliche homosexuelle Veranlagung der Priester in Europa und den USA ließe sich empirisch belegen (ich bezweifele, dass es da Statistiken gibt die mindestens offen zugänglich sind), muss es ja in anderen Erdregionen offenbar anders sein, da diese aus der Argumentation ausgeschlossen werden. Als Frage formuliert: Was soll den der Unterschied im Klerikerprofil der katholischen Kirche in Europa und den USA gegenüber dem Rest der Welt sein, dass ausgerechnet (nur) diese Regionen attraktiv für Homosexuelle macht, obwohl überall das Zölibat gilt?

b) Wenn die Schwulenfeindlichkeit der Katholischen Kirche von homophilen Geistlichen ausgeht, die ihre Sexualität verdrängen, zwingt sich eine andere Frage auf: Da ausnahmslos alle Geistlichen (bis auf ev. Geistliche, die zur kath. Kirche wechseln und kath. Diakone, die zur Zeit ihrer Weihe verheiratet waren) dem Zölibat unterliegen - also keine sexuelle Beziegung führen dürfen - müssten doch die heterosexuellen Geistlichen dann im Umkehrschluss die Heterosexualität verdammen. Warum tun sie das aber nicht?

c) Wenn die Schwulenfeindlichkeit der Katholischen Kirche von homophilen Geistlichen ausgeht, die ihre Sexualität verdrängen, müssen es ja ausgerechnet diese sein, die die Lehrmeinung der Kirche formulieren. Das wäre dann zum einen die "Kongregation für die Glaubenslehre" im Vatikan und zum anderen die katholischen Konzilien. Beide Strukturen werden durch Bischöfe, Kardinäle oder hochrangige (nicht unbedingt klerikale!) Theologen bestimmt. Dann muss es demnach ein hochkarätiges Netzwerk "Homophiler" in der katholischen Kirche geben, das Einfluss auf die Bischofs- und Kongregationsberufungen nimmt. Denn wie sonst ließe sich eine "Ballung" homophiler Geistlicher dort erklären?

d) Wieso gestalten Theologen - wie Berger -, die die Schwulenfeindlichkeit der Katholischen Kirche kritisieren, nicht einen öffentlichen Gegenentwurf zu der katholische Glaubenslehre, deren gültige Version jeder Laie im weltweit einheitlichen "Katechismus der Katholischen Kirche" problemlos nachlesen kann? Denn dort ist doch die Grundlage formuliert, an der alle mögliche Änderung ansetzten muss:

Zitat

§2357 - Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet, hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, "daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind" (CDF, Erkl. "Persona humana" 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens [Andir: die die kath. Sexualmoral für den Beischlaf als Voraussetzung und Ziel der Vereinigung zweier Menschen definiert] bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen, Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie ist in keinem Fall zu billigen.

§2358 - Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.

§2359 - Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich - vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -, durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.

Leider greift also auch dieser Zeitschriftenartikel zu kurz und prallt damit argumentativ ab.

EDIT: Ansätze einer (leider etwas esoterisch orientierten) Gegenargumentation auch zur Sexualmoral bietet z.B. Peter Michel in "Der Anti-Weltkatechismus. Christ-Sein in Liebe und Freiheit"; Grafing 1995. Das Themenfeld der Homosexualität taucht dort jedoch nicht bzw. nur indirekt auf.



P.S.: Ich bin nicht der Inquisor, der die "reine Lehre" verteidigt. Gerade deshalb interessieren mich Diskurse die theologische Argumentationen/Kritiken aufarbeiten und die sich mit der Glaubenslehre positiv auseinandersetzten, die ja die Grundlage der katholischen Kirche bildet. Denn auf einer solchen (Wissens-)grundlage ist dann letztendlich die Gewissensentscheidung des einzelnen gläubigen Menschen zu seiner Kirche gefragt.

Ich wünsche mir Argumente - nicht plakative Slogans - die eine (Weiter-)Entwicklung fördern können. Denn nur Argumente werden den "Stein" des Katechismus langfristig höhlen können. Aber genau diese schlüssigen, auf den Glauben ausgerichteten Argumente fehlen mir leider zu oft bei der Wahrnehmung von medialen Auseinandersetzungen mit (nicht nur) der im katholischen Katechismus enthaltenen Sexualmoral.



P.P.S.: Eines lässt sich mit den Paragraphen aus dem Katechismus der Katholischen Kirche übrigens definitiv nicht begründen: Die Ablehnung homosexueller Mitglieder in Strukturen katholischer Organisationen. Sei es nun in Pfadfinderschaften oder anderswo.



" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
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(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)

- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau.


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Andir am 09.02.2013 - 22:37.
Beitrag vom 09.02.2013 - 22:12
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Marius ist offline Marius  
Themenicon    ein paar "warme" Worte zum kath. Katechismus, §§2357-2359
20 Beiträge
Marius`s alternatives Ego
Ich hoffe, es ist mir gestattet, mich destruktiv über die Bewertung der Homosexualität in besagtem Abschnitt des kath. Katechismus, den Andir schon sehr trefflich zitiert hat, zu äußern, für konstruktive Kritik steht der kleine Zeiger meiner Uhr deutlich zu nah an der 12... Aber auch eine schlichte Hinterfragung (ohne direkte Alternative) kann bei derart ethischen Fragen mE weiterführend sein, und zwar insofern, dass einer Ungleichheit vor der ethischen Perspektive Einzelner (und nein, das ist hier auf niemanden gemünzt, ich gehe von einem unbedarften Leser des Katechismus aus) durch das nunmehr greifende Prinzip verhindert wird, dass eine Herabsetzung, nicht eine Heraufsetzung der Toleranzgrenze gerechtfertigt werden muss.

Dann werf ich mich doch mal auf die Referenzstellen des Paragraphen:
Genesis 19, 1-29: Hier werden die "Männer Sodoms" verurteilt, weil sie fordern, dass Lot seine Gästte zwecks "Verkehr" ausliefert. Gemeint ist mit dem harmlosen Wort hier freilich: zwecks einer Vergewaltigung. Die eigentliche "Sodomie" an dieser Stelle ist also mitnichten die Homosexualität. Vielmehr ist es die rauhe Verletzung des heiligen Gastrechts durch eine gewalttätige Handlung, die an dieser Stelle verurteilt werden soll. In einigen bis vielen nahöstlichen Kulturen war es zu dieser Zeit (ob aber die ... zu wem gehörte Sodom, zu den Elamiten? - ob die dazugehörten, weiß ich nicht) war es vielmehr ein Zeichen äußerster Wertschätzung seitens des Gastgebers, wenn man den hübschesten der Söhne dem weitgereisten männlichen Gaste für eine Nacht überlassen hat.
1. Korinther 6, 9f.: Hier ist nie die Rede von Homosexuellen, sondern nur von Hurern, Abgöttischen, Ehebrechern, Weichlingen, Knabenschändern, Dieben, Geizigen, Trunkenbolden, Lästerern und Räubern.
1. Timotheus 1, 9-11: Ebendieses. Es werden marginal Unterschiedliche gegeißelt, aber auch hier von Homosexuellen kein Wort.
Einzig zu 1. Römer 26f. fällt mir gerade nichts von Gewissheit ein... das Stammpapyrus P40 ist sogar von den entsprechenden Historikern in "Kategorie I" eingeteilt, also unzweifelbar historisch, aus dem 3. Jh. (Septuaginta-Abschrift). Aus dem Kontext müsste ich allerdings vermuten, dass es bei den hiesigen Akten um Kulthandlungen geht (Wortwahl. "Brauch". Sexuelle Praktiken zu Klutzwecken waren auch im Frühchristentum nicht üblich. Der "unnatürliche Brauch" an der Frau (in den der "natürliche" verkehrt wurde, also, verzeiht, die Arterhaltung durch kultischen hieros gamos "verspottet", so wohl die Auffassung der Frühchristen) ebenso wie auch häufig vorkommende homoerotische Kultpraktiken unter den "heidnischen" Völkern, vornehmlich der griechischen Kulte, glaube ich.
Diese meine Vermutung wäre hinreichend belegt, wenn ich nur die entsprechende Septuagintastelle lesen könnte. Das griechische Wort, das Luther mit "Brauch" wiedergibt, wird hier wohl entscheiden. Aber ich bin mir schon sehr sicher.

Ach, übrigens: DIe berühmtesten vermeintlichen Beweisstellen der Verdammnis der Homosexualität aus den levitischen Gesetzen wird richtigerweise im Katechismus schon gar nicht mehr als Referenzstelle aufgeführt, jedenfalls nicht in der Version, die ich genutzt habe, um dies zu prüfen: http://stjosef.at/index.htm?kkk/index.html~mainFrame
Sowohl Lev 18,22 als auch Lev 20,13 handeln nämlich von der Knabenliebe, also der Beziehung zu einem Kind! (Und die Verwerflichkeit dessen ist ja gerade Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit nun wirklich allzeitig bewusst.)

Insofern möchte ich doch sagen: Der Katechismus in allen Ehren, aber an dieser Stelle wurde einfach nicht gut und textgenau gearbeitet und ist sachlich schlicht falsch. (Ich möchte betonen: an dieser Stelle!!! Über den Rest nehme ich mir kein Urteil heraus.) Mit der Sachlichen Fehlerhaftigkeit des §2357 fallen mE auch die Folgeparagraphen §§2358f.

Achja, für meine Referenz: Ich beziehe mich in miener Bibellektüre auf die Lutherübersetzung (Fassung von 1912). Den hebräischen Originaltext kann ich mangels Sprachkenntnissen nicht zitieren, von der Septuaginta habe ich leider die Referenzstellen nicht in Druckversion, und die Übersetzung des Hieronymus will ich gar nicht zitieren (wer "metanoeite" (entschuldigt, der griechische Text wird nicht angenommen... meine eigene Unfähigkeit) = "Denket um!" mit "poenitentiam agite!" = "Tut Buße!" übersetzt... naja)

Ich hoffe, dass meine kleine Stänkerei bei zumindest einigen auf fruchtbaren Boden fallen konnte. Wer damit nichts anfangen kann oder will, der mißachte dieses bitte als OT-Hintergrundrauschen eines OT-Armes des eigentlichen Themas.

Allerliebste Grüße und herzlich Gut Pfad!
Marius lachend

EDIT: Textverweise und -versatzstücke sowie Satzbau korrigiert.



Was morgen ist,
auch, wenn es Sorge ist,
ich sage Ja!

Die Heliand-Pfadfinderschaft hat immer grün.


Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zuletzt von Marius am 10.02.2013 - 00:29.
Beitrag vom 10.02.2013 - 00:13
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moggeCP ist offline moggeCP  
RE: ein paar "warme" Worte zum kath. Katechismus, §§2357-2359
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von Marius

Sowohl Lev 18,22 als auch Lev 20,13 handeln nämlich von der Knabenliebe, also der Beziehung zu einem Kind!



Kurz auf die Schnelle und ohne dass ich hier tiefgreifende Bibelexegese betreiben kann und will...
Wo und wie liest Du das? Mein hebräischer Masoretentext schreibt von "sachar", und das bedeutet einfach nur "männlich", "Mann".
Ein Hinweis auf einen jungen Mann/Knaben/was auch immer kann ich nicht finden.



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)
Beitrag vom 10.02.2013 - 10:30
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Marius ist offline Marius  
RE: RE: ein paar "warme" Worte zum kath. Katechismus, §§2357-2359
20 Beiträge
Marius`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von moggeCPD
Wo und wie liest Du das? Mein hebräischer Masoretentext schreibt von "sachar", und das bedeutet einfach nur "männlich", "Mann".



Ja, da hast du wohl recht. Ich habe keine Sprachkenntnisse im Hebräischen (leider), und habe nur die Septuaginta abgeglichen. Dort steht "arsen" (d.i. antik "arren"). Heißt in seiner Grundbedeutung aber auch nur "männlich". Das mit der Jugend war wohl eine Spezialbedeutung, die ich mir irgendwann mal in den Kopf gesetzt habe, weil sie mit der lutherschen Lehre kompatibel und zumindest in den Sprachen vor der Zusammenführung zur Koine, soweit ich weiß, möglich war. Dieses belangt die Übersetzer der Septuaginta natürlich nicht, das war eine Fehlleistung meinerseits, der ich die Übersetzung Luthers nicht gut genug prüfte.
Tut mir Leid, war spät gestern, äh, heute. zwinkern Aber der fehlerbehaftete shcweigt unn des weiteren betreten...



Was morgen ist,
auch, wenn es Sorge ist,
ich sage Ja!

Die Heliand-Pfadfinderschaft hat immer grün.
Beitrag vom 10.02.2013 - 11:33
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