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Forenübersicht » Pfadfinder - Forum » Jugendbewegung » Vorschlag zu einer Reflexion über Wandervogel-Zielsetzungen geschlossen

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154 Beiträge in diesem Thema (geschlossen) Seiten (11): < zurück 4 5 (6) 7 8 weiter >
Autor
Beitrag
Storch ist offline Storch  
434 Beiträge
Storch`s alternatives Ego
ich glaube, dass die wesentliche schwäche einiger wandervogelbünde, tatsächlich die verlorengegangene selbstverständlichkeit ist, dass der bund auch eigenen nachwuchs hervorbringt. klar kann man immer darauf hoffen, dass man durch konvertiten an nachwuchs gelangt, vergibt sich damit aber - so mein eindruck - wesentliche chancen. denn 1. bekommt man - so mein sicherlich subjektiver und holzschnittartiger eindruck - nicht immer die leute, die einen bund voranbringen können und wollen und 2. entwickelt man letztlich gerade durch solche eintritte eine kultur, die nur noch auf eine ältere klientel anziehend wirkt. die besteht dann nämlich im wesentlichen aus musizieren und feiern. das soll keineswegs negativ klingen (ich mache das auch sehr gerne!), aber es ist letztlich eine wenig kind- oder jugendgerechte form des erlebens. mein eindruck ist ferner, dass je älter die klientel wird, umso weniger klassisch auf fahrt gegangen wird. insofern stimme ich auch der von puschkin in seinem text gezeichneten karikatur von wandervögeln und pfadfindern keineswegs zu: denn erstens sehe ich nicht, dass seitens der wandervogelgruppen von heute noch wesentliche impulse auf die fahrtenkultur ausgehen (welche länder bereist denn ein bündisch orientierter pfadfinderstamm nicht oder anders, als eine wandervogelgruppe und in welchem bündischen pfadfinderbund gibt es keine weltfahrenden?), noch sehe ich, dass jugendliche (und zwar durch pfadfindergruppen!) nicht durch ein bündisches leben zu begeistern wären. die bündisch geprägten stämme in meinem bund sind nicht nur die kulturell prägendsten, sondern in aller regel auch die größten.
letztlich liegt die misere also an der arbeit: wer seine programmatik auf erwachsene ausrichtet, wird im wesentlichen auch solche ansprechen. das sind dann oftmals ehemalige pfadfinder, die eben keinen bock mehr haben, sich mit kindern und jugendlichen abzugeben bzw. in der gestaltung von fahrt und lager auf diese rücksicht zu nehmen. in der folge wird es also nicht unbedingt leichter, eine solche zielgruppe zu aktivieren. will man kinder und jugendliche tatsächlich ansprechen, dann muss man naturgemäß ein angebot machen, das von diesen angenommen wird. ich glaube, dass gerade ein klassisches fahrtenleben und kulturell geprägte nestabende dies vermögen - man muss sie halt nur machen!
Beitrag vom 15.02.2011 - 13:47
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Storch ist offline Storch  
RE:
434 Beiträge
Storch`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von moggeCPD

lueden, es gibt Kreuzpfadfinder in fast allen Bünden, die sich auf die alte CPD berufen,
so in: CPD, VCP, Heliand, CGP...
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzpfadfinder
http://www.kreuzpfadfinder.de/


wie ich oben schrieb: Die Kreuzpfadfinderbruderschaft ist kein Bund. Die Mitglieder entstammen (meist) vielmehr einem der oben genannten Bünde.



Da Zille aus dem ZV kommt, nehme ich an, dass er - aufrund eines regionalen Bezuges den Kreuzpfadfinderbund Wuppertal (oder auch schlicht: die Kreuzpfadfinder genannt) meint.
Die Kreuzpfadfinderstufe der verschiedenen C-Bünde ist da wohl eher nicht gemeint und außerhalb dieser Bünde zumeist auch unbekannt.
Beitrag vom 15.02.2011 - 13:50
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zille ist offline zille  
684 Beiträge
zille`s alternatives Ego
Ich komme aus der DPSG, allerdings hatte sich mein Trupp Ende der 90er vom Stamm abgelöst. Den Irrtum mit den Kreuzpfadfindern habe ich korrigiert. An jenen PB Kreuzfahrer hatte ich tatsächlich gedacht.

Tatsache ist doch, dass es grade innerhalb der deutschen Pfadfinder eine bündische Bewegung gibt und diese scheint mir für ältere Kinder und Jugendliche attraktiv genug zu sein, dass man nicht an einer neuen Zielsetzung herumrätseln muß. Die fromme Aufforderung mehr zu tun, ist sicher nett gemeint, aber hört sich für mich ein bißchen nach "wünsch Dir was" an. Ich hätte gerne Weltfrieden, oder, ach ne, lieber 1,5 Tonnen Gold....

@Andir, mogge, torananga, jergen, Nachtwache:
Darf ich versuchen, die immer wieder aufgeworfene Frage, was den Wandervogel und die bündische Kultur ausmacht, mit einer Gegenfrage beantworten?

Sind bei euch die Fahrten mit Pimpfen auch so, dass ihr z.B. nachts im Winter an irgendeinem zugeschneiten tschechischen Bahnhof ankommen und absichtlich nicht wissen, wo ihr schlafen werdet und wie es die nächsten Tage weitergeht? Dass ihr wochenlang in Albanien, Rumänien, Russland mit dem Motto "wird schon schief gehen" unterwegs seid? Kommt ihr auch manchmal überraschend tagelang an keinem Laden vorbei, übernachtet auf dem Boden der Dorfkneipe, unter Brücken, oder ansonsten klandestin in der freien Natur? Geht ihr auch davon aus, eventuell von Förstern, Bahnwächtern oder Grenzsoldaten aus dem Schlaf gerissen zu werden und habt mit denen dann schon so manches mal die restliche Nacht hindurch Kaffee und Wein getrunken, gemeinsam (oder abwechselnd) gesungen?

Viele scoutische Pfadfinder (und Eltern von Einzelkindern) empfinden es erstmal als verantwortungslos, wie wir auf Fahrt gehen. Eine bündische Fahrt ist nie durchgeplant, man hat meist nur eine grobe Vorstellung/Landkarte, wo es vielleicht schöne Natur gibt, alles andere regelt sich immer erst vor Ort. Abenteuer kann man nur erleben, wenn man (verantwortungsbewußt) einen Kontrollverlust zuläßt.




"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens


Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von Zille am 15.02.2011 - 22:16.
Beitrag vom 15.02.2011 - 21:47
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Toranaga ist offline Toranaga  
RE:
225 Beiträge
Zitat
Original geschrieben von Zille
Abenteuer kann man nur erleben, wenn man (verantwortungsbewußt) einen Kontrollverlust zuläßt.



Ist ja soweit richtig.
Ich sehe hier jedoch kein Alleinstellungsmerkmal von Bündischen oder dem Wandervogel.
Beitrag vom 15.02.2011 - 22:22
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Andir ist offline Andir  
Moderator
3536 Beiträge
Andir`s alternatives Ego
@Zille:
Ja, in den Stämmen, in denen ich bisher war kennen wir Hajks, die nicht durchgeplant sind, sondern sich an den Gegebenheiten orientieren. Das macht die erste Woche unserer zweiwöchigen Sommerlager aus (in der zweiten Woche leben wir im Standlager des ganzen Stammes) - so machen wir uns mit Land und Leuten vertraut. Das ganze ist auch (parallel zum Wandervogel) genauso originärer Teil des Scoutismus - was interessanter Weise in bündischen Kreisen oft gar nicht wahrgenommen wird.

Den Unterschied macht aber wohl aus, dass wir erwachsene Verantwortungsträger greifbar haben (via Telefon, in der Nähe oder begleitend) um unserem Verständnis von Aufsichtspflicht gerecht zu werden.



" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."

(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)

- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau.
Beitrag vom 15.02.2011 - 22:29
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Pitt ist offline Pitt  
RE:
300 Beiträge
Zitat
Original geschrieben von puschkin

Tatsache 1 ist doch, dass Jugendliche immer weniger oder schwerer für Wandervogelgruppen gewonnen werden können und dass die Altersstruktur der Wandervögel sich immer mehr in die höheren Jahrgänge verschiebt. Mögliche Gründe habe ich genannt. Wie kann man in solch einer Situation reagieren?

Dabei bestand der frühe Wandervogel überwiegend aus Jugendlichen und aus jungen Erwachsenen, war landauf-landab bekannt und war eine zahlenmäßig ansehnliche Bewegung. Man schätzt für die Zeit von 1910 bis 1933 irgendwo zwischen 10.000 und 20.000 Mitgliedern. Das waren zwar deutlich weniger als Pfadfinder in Deutschland, aber diese Wandervogelgruppen übten einen viel größeren Einfluss aus. Wichtige Impulse gingen vom Wandervogel aus auf die Jugendherbergsbewegung, auf den Schulmusik-Unterricht, auf die Reformschul-Bewegung, auf eine lockerere, gesündere Bekleidung, auf eine Wiederentdeckung der Volkskultur…




Wahrscheinlich kann man die Situation von 1910 gar nicht mit der heutigen Zeit vergleichen...
Der Wandervogel war in seiner Entstehung eine Jugendbewegung. Heute würde man Subkultur sagen.

Die intensive Beschäftigung mit dem singen, musizieren, wandern, Nietzsche lesen, Hafergrütze abkochen und Scherenschnitte basteln, ist in einer Zeit entstanden, die von ihren kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen völlig anders war als das Hier und Jetzt.

Jene Merkmale des Wandervogels waren vor dem ersten Weltkrieg noch Ausdruck einer "echten" Avantgarde.
Heute wirken sie stark konserviert, angestaubt und "verbreiten mit ihrer Landhausmode mitunter den Geruch von Mottenkugeln" (den Vergleich hab ich geklaut - finde ich aber sehr passend).

Die Jahrzehnte sind ins Land gegangen. Swing, Rockn Roll, Woodstock, lange Haare, Punks, Drogen, Hausbesetzer, Popper, Ökos und Raver sind die nachfolgenden jugendlichen Subkulturen gewesen und haben ihrer jeweiligen Generation eine kulturelle Heimat bieten können.

Der Wandervogel wird nur noch eine sehr kleine Anzahl von Jugendlichen begeistern können.
Das die Pfadfinderei das wahrscheinlich grösste Rekrutierungspotential bietet, hängt wahrscheinlich damit zusammen, das in den Pfadfinderbünden immer noch grosse Bestandteile des ursprünglichen jugendbewegten Millieus vermittelt werden.

Ich wage zu behaupten, das es ohne die Pfadfinderbewegung heute gar keine Wandervögel mehr geben würde...

Grüsse
Pitt
Beitrag vom 15.02.2011 - 22:35
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jergen ist offline jergen  
RE:
1653 Beiträge
Zitat
Original geschrieben von Zille

@Andir, mogge, torananga, jergen, Nachtwache:
Darf ich versuchen, die immer wieder aufgeworfene Frage, was den Wandervogel und die bündische Kultur ausmacht, mit einer Gegenfrage beantworten?

Sind bei euch die Fahrten mit Pimpfen auch so, dass ihr z.B. nachts im Winter an irgendeinem zugeschneiten tschechischen Bahnhof ankommen und absichtlich nicht wissen, wo ihr schlafen werdet und wie es die nächsten Tage weitergeht? Dass ihr wochenlang in Albanien, Rumänien, Russland mit dem Motto "wird schon schief gehen" unterwegs seid? Kommt ihr auch manchmal überraschend tagelang an keinem Laden vorbei, übernachtet auf dem Boden der Dorfkneipe, unter Brücken, oder ansonsten klandestin in der freien Natur? Geht ihr auch davon aus, eventuell von Förstern, Bahnwächtern oder Grenzsoldaten aus dem Schlaf gerissen zu werden und habt mit denen dann schon so manches mal die restliche Nacht hindurch Kaffee und Wein getrunken, gemeinsam (oder abwechselnd) gesungen?

Viele scoutische Pfadfinder (und Eltern von Einzelkindern) empfinden es erstmal als verantwortungslos, wie wir auf Fahrt gehen. Eine bündische Fahrt ist nie durchgeplant, man hat meist nur eine grobe Vorstellung/Landkarte, wo es vielleicht schöne Natur gibt, alles andere regelt sich immer erst vor Ort. Abenteuer kann man nur erleben, wenn man (verantwortungsbewußt) einen Kontrollverlust zuläßt.


Ein entschiedenes Ja dazu - wobei ich als nun tatsächlich alter Sack das nur noch selten mit den aktiven Führern oder Jugendlichen auslebe; das bekommen die selbst gut genug hin, als dass sie jemand doppelt so Alten mitnehmen müssten, der dann im (erwünschten) Problemfall als Joker eingesetzt würde.
Beitrag vom 15.02.2011 - 23:01
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zille ist offline zille  
RE: RE:
684 Beiträge
zille`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von jergen
Ein entschiedenes Ja dazu.

Hm, das habe ich tatsächlich nicht erwartet - wieder was gelernt. Das schöne an Vorurteilen ist ja, dass man sie abbauen kann.
verliebt



"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens
Beitrag vom 15.02.2011 - 23:19
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moggeCP ist offline moggeCP  
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
....wer mal sehen möchte, wie bei uns so eine Sommerfahrt ausschaut:
Bilder 1
Bilder 2

Die Fotos sind von der Sommerfahrt 2009 ins österreichsiche Waldviertel. Nette Gegend übrigens! lachend



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)
Beitrag vom 15.02.2011 - 23:28
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Die Tiger ist offline Die Tiger  
Wo kein Wollen da kein Wandervogel
527 Beiträge
Die Tiger`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von puschkin
Was könnte man dagegen tun? Das ist meine gestellte Frage.


Just do it! (Schlöndorff)
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Kästner)
Wir können unsere Kinder erziehen wie wir wollen, sie werden unserem Vorbild folgen. (HeileWelt-Postkarte)

Bitte entschuldige den Sarkasmus, aber "Wandervogel" ist einfach keine vor dem Aussterben bedrohte Tierart, sondern eine Bewegung, die von denen abhängt, die sich in gewisser Form und Farbe bewegen.





Music is a release from the tyranny of conscious thought (Kevin Burke)
Gute Laune - immer: http://www.fiddlers.de/
Beitrag vom 16.02.2011 - 07:56
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lueden ist offline lueden  
RE:
80 Beiträge
lueden`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von Zille
Sind bei euch die Fahrten mit Pimpfen auch so, dass ihr z.B. nachts im Winter an irgendeinem zugeschneiten tschechischen Bahnhof ankommen und absichtlich nicht wissen, wo ihr schlafen werdet und wie es die nächsten Tage weitergeht? Dass ihr wochenlang in Albanien, Rumänien, Russland mit dem Motto "wird schon schief gehen" unterwegs seid? Kommt ihr auch manchmal überraschend tagelang an keinem Laden vorbei, übernachtet auf dem Boden der Dorfkneipe, unter Brücken, oder ansonsten klandestin in der freien Natur? Geht ihr auch davon aus, eventuell von Förstern, Bahnwächtern oder Grenzsoldaten aus dem Schlaf gerissen zu werden und habt mit denen dann schon so manches mal die restliche Nacht hindurch Kaffee und Wein getrunken, gemeinsam (oder abwechselnd) gesungen?

Viele scoutische Pfadfinder (und Eltern von Einzelkindern) empfinden es erstmal als verantwortungslos, wie wir auf Fahrt gehen. Eine bündische Fahrt ist nie durchgeplant, man hat meist nur eine grobe Vorstellung/Landkarte, wo es vielleicht schöne Natur gibt, alles andere regelt sich immer erst vor Ort. Abenteuer kann man nur erleben, wenn man (verantwortungsbewußt) einen Kontrollverlust zuläßt.


Ein bisschen anders, eben "durchgeplanter" sind Pfadfinder-Fahrten denke ich schon. Bei uns ist es so, dass wir mit den "Pimpfen" unter 13-14 ganz bewusst erst mal in Deutschland auf Fahrt gehen, damit es später auch noch Steigerungsmöglichkeiten gibt um sie bei der Stange zu halten. Aber auch wir wissen nicht, wo wir schlafen werden - meistens überlegen wir uns zwar vorher eine Wanderroute und markieren Schutzhütten oder ebene Kohtenplätze, die in der Nähe von Quellen oder anderen Wasserhol-Möglichkeiten liegen. Aber da wird sich nicht stur dran gehalten. Übernachtet wird meistens in der Kohte oder Schutzhütten, wenn das Wetter gut ist ponchen wir einfach, nur wenn es durchregnet suchen wir auch mal ein Quartier in der Zivilisation: Wir haben schon auf einem Heuboden übernachtet, mit Schweinen im unteren Stockwerk und frischer Milch zum Frühstück, in einem Feuerwehrhaus, im Umkleideraum eines Fußballvereins und natürlich in evangelischen Gemeindehäusern, das ist immer die erste Adresse für ev. Pfadfinder. Begegnungen dritter Art mit Förstern ("das ist aber sehr vernünftig, dass ihr euer Feuer auf dem Weg macht und nicht im Unterholz"), Jagdpächtern und in Spanien mit der maschinengewehrten Guardia Civil hatten wir auch, mit uns singen wollten sie allerdings nicht. Wein und andere Spirituosen haben wir auf Fahr grundsätzlich nicht im Angebot.
Also ich denke, wir erleben ähnliche Abenteuer auf Fahrt, aber es ist alles doch ein bisschen "kontrollierter" und vorhergeplant. Das hat auch wieder seinen guten Grund in den Zielen, den Leuten Fähigkeiten beizubringen und sie zur Verantwortung zu erziehen. So werden die Aufgaben im Vorfeld eingeteilt: Fahrkarten, Wanderroute, evtl. Sehenswürdigkeiten, das Essen, Morgenlosungen, Vorlesegeschichte, zentrales Zeug - jeder bereitet etwas mit vor. Auf der Fahrt gibt es dann auch diese bündische Freiheit und Romantik, aber das Konzept ist eben "typisch pfadfinderisch" durchgeplant.

Fotos von unseren Fahrten:
http://www.stamm3.de/fotos/2007-oster/
http://www.stamm3.de/fotos/2004-spanien/




<|8-D >0== lueden.
Heliand-Pfadfinderschaft, Stamm III (Frankfurt am Main)


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von lueden am 16.02.2011 - 09:27.
Beitrag vom 16.02.2011 - 09:17
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puschkin ist offline puschkin  
33 Beiträge
Es gibt mittlerweile interessante und gute Beiträge, die realistische Beobachtungen zeigen. Im mittleren Teil dagegen wurde noch zu leicht abgeschweift und einige Beiträge waren nur gedacht um etwas zu provozieren (die überliest man dann am besten).

Aber immer noch kreist die Diskussion teilweise um das eigentliche, von mir zur Diskussion eingestellte Thema herum. Dass die Pfadfinder mit ihrer Konzeption eine solide Basis für die Zukunft haben, ist für mich unbestritten und man sollte seine Freude oder Genugtuung darüber nicht zu häufig wiederholen. Es sollte hier darum mehr gehen, dass die Wandervögel und die Bündischen im weiteren Sinne sich ihrer Einmaligkeit, aber auch ihrer Gefährdetheit durch ihre Sorglosigkeit und Unbekümmertheit mehr bewusst werden und überlegen, wie sie in der Gegenwart und Zukunft wieder mehr Bekanntheit, Stabilität und Mitglieder aller Altersstufen, besonders natürlich von Jugendlichen als Basis, bekommen. Und dann könnte vielleicht auch einmal ein Buch erscheinen, dass statt des pessimistischen Titels von FM’s Buch „Vielleicht die letzten Wandervögel“ den aufbauenden Titel „Hoffentlich nicht die letzten Wandervögel“ oder noch besser „Sicher nicht die letzten Wandervögel“ trägt.

Die Pfadfinder, besonders die bündischen Pfadfinder, könnten in einer solchen Diskussion insofern nützliche Beiträge liefern, als sie z.B. die aus der Geschichte des Wandervogels (und der Bündischen als modernem Dachbegriff) aufgelisteten möglichen Zielsetzungen aus ihrer Sicht analysieren und beurteilen. Dabei sollte beachtet bleiben, dass es Unterschiede im Gesamt-Ziele-Rahmen zwischen Pfadfindern und Wandervögeln geben sollte, denn sonst wären die Wandervögel ja nur eine besondere frühe deutsche Form des Pfadfindertums, und dass gemeinsame Schnittmengen, die es natürlich auch gibt, nur begrenzt sind.

Und dazu passt, dass der abwertende Terminus „Konvertiten“ für diejenigen, die aus anderen Bünden mit anderen Zielsetzungen zum Wandervogel gegangen sind, vermieden werden sollte. Denn offensichtlich bietet der Wandervogel etwas an, was andere Bünde nicht haben – und dabei sind wir wieder bei den Unterschieden zwischen Wandervögel und Pfadfindern.


Beitrag vom 16.02.2011 - 09:36
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moggeCP ist offline moggeCP  
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
lueden, dem habe ich nichtshinzuzufügen.
danke!



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)
Beitrag vom 16.02.2011 - 11:20
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Hawkeye ist offline Hawkeye  
Moderator
1538 Beiträge
Hawkeye`s alternatives Ego
Steht es denn wirklich so schlimm um die Wandervoegel?
Vor geraumer Zeit wurde hier ja mal der Brandenburger Wandervogel e.V. vorgestellt und die scheinen keine Nachwuchsprobleme zu haben, wenn man der Bilderstrecken so betrachtet.
Gut, die laufen jetzt nicht mit Affen und in Vorkriegsklamotten durch die Gegend, aber der Wandervogel wird sich (denke ich mal) nicht ueber seine Kleidung definieren.

Und ich denke, wenn die derzeit aktiven Wandervoegel zufrieden mit sich und der Welt sind, sollte man auch nichts aendern. Status Quo ist manchmal auch schoen.

Gruss
H



A Scout smiles and whistles under all circumstances.
Beitrag vom 16.02.2011 - 11:48
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Nachtwache ist offline Nachtwache  
RE:
1003 Beiträge
Nachtwache`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von Hawkeye
Gut, die laufen jetzt nicht mit Affen und in Vorkriegsklamotten durch die Gegend, aber der Wandervogel wird sich (denke ich mal) nicht ueber seine Kleidung definieren.
Und ich denke, wenn die derzeit aktiven Wandervoegel zufrieden mit sich und der Welt sind, sollte man auch nichts aendern. Status Quo ist manchmal auch schoen.
Gruss
H



Die Frage aufgreifend: Wie definieren sich die derzeit aktiven Wandervögel?



-- Ostwestfalen - wo man mit dem lieben Gott zusammen ein Bier trinken gehn kann. Hier komm'wa wech. --
-- Graue Kluft am Leibe, Zelte so schwarz wie die Nacht, Freundschaft die süchtig macht, Abenteuer so bunt --
Beitrag vom 16.02.2011 - 11:55
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