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Autor |
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Die Pfadfinder sind kein Teil der Jugendbewegung -?! |
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255 Beiträge
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Dies zumindest konstatiert eine Tagung rund um Barbara Stambolis und Jürgen Reulecke - und zwar in einem Nebensatz.
Lest hier den Tagungsbericht (Es ging übrigens eigentlich um die gesellschaftliche Wirkung der deutschen Jugendbewegung 1913-2013 <- !!!):
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsber...order=d own
Der gemeinte Nebensatz befindet sich im 1. Absatz, 9. Zeile.
Ehrlich gesagt bin ich da schon ziemlich fassungslos und frage mich, warum dann wohl tusk mal versucht hat, beim DPB anzudocken, und warum alles, was ein Halstuch trug aber nicht in der HJ war, vom HJ-Streifendienst als "bündische Umtriebe" verfolgt wurde, und warum so viele Jugendbewegte bei der Neugründung des BDP nach 1945 mitgemacht haben, um nur ein paar historische Fakten zu nennen, die klar das Gegenteil bezeugen.
Aus meiner Sicht ist das krass unhistorisch und schert Bünde wie die DPSG, die ja tatsächlich wenig Verbindung in die deutsche Jugendbewegung hatten, mit klar jugendbewegungsgeprägten Bünden wie den Ringpfadfindern, dem DPB oder auch dem BDP in den50er und frühen 60er Jahren u.v.a. über einen Kamm.
Wie wohl der Meißner 2013 ohne Pfadfinderbünde aussähe?!? Da haben wir ja dann wohl nichts mehr zu suchen, wenn wir nicht deutsche Jugendbewegung sind, weil zu international -
Auch das Resumee dieser Tagung dürfte angesichts der Aussagen aus diesem Film nicht mehr zutreffen, sobald man Pfadfinden in der Jugendbewegung mitdenkt: http://www.vdapg.de/berichte-und-informationen/14-...erlin-2 012
Was machen wir jetzt damit? Immerhin dominieren Namen wie Jürgen Reulecke und Barbara Stambolis die wissenschaftlich-historische Diskussion.
LG, eure Chrissi
Edit: Tippfehler, wie immer.
Edit 2: genauere Zitatangabe zur Abgrenzung der Pfadfinder
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von Chrissi am 13.05.2013 - 15:49.
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Beitrag vom 13.05.2013 - 15:39 |
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Fröschel |
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RE: RE: Die Pfadfinder sind kein Teil der Jugendbewegung -?! |
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Zitat Original geschrieben von Pitt
Also ich mach damit nix !
In der wissenschaftlichen Betrachtung hat der Komplex Jugendbewegung/bündische Jugend/Pfadfinder im Laufe der Zeit mehrere Phasen der Einsortierung durchlaufen.
Mir war das immer wurscht.
Wissenschaftler können gerne Detailarbeit machen und sich durch Archive wühlen...
Der Blick für das Grosse und Ganze ist anderen vorbehalten.
Grüsse
Pitt |
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Beitrag vom 13.05.2013 - 16:46 |
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Ich bin mir nicht sicher, dass der von dir kritisierte Satz tatsächlich das aussagt, was du herausliest - und ob er überhaupt die Tagung korrekt wiedergibt.
Wäre die Abtrennung der Pfadfinder- von der Jugendbewegung dort tatsächlich so vertreten worden, wie du das erkennst, hätten sich Stambolis und Reulecke gleich am Anfang der Tagung selbst widersprochen, da sie zunächst ihre neue Publikation "Jugendbewegt geprägt." vorgestellt haben, die im Untertitel an prominentester Stelle einen Pfadfinder nennt, nämlich Werner Heisenberg.
Wenn man den Tagungsbericht durchliest, muss man vor allem feststellen, dass die Tagung von Versuchen geprägt war, a) Jugendbewegung zu definieren bzw. abzugrenzen (zB die von dir kritisierte Abgrenzung von den Pfadfindern und weiter hinten die Erwähnung einer "engeren Definition von Jugendbewegung" ohne Parteijugend und kirchliche Jugend, die jedoch eine "weitere Definition von Jugendbewegung" mit diesen vorausetzt) und b) die Jugendbewegung zu historisieren, also einen Endpunkt zu definieren - aber auch da gibt es unterschiedliche Ansätze: Während Reulecke die JB offensichtlich vor allem an den Freideutschen festmacht, also so um 1925-30 enden lässt, wird an anderer Stelle von 1960 als Endzeitpunkt der Jugendbewegung gesprochen. Auch die Tagungsankündigung für 2014 spricht die Sprache der Historisierung der Jugendbewegung.
Offensichtlich ist, dass die Pfadfinderbewegung - wenn überhaupt - nur ein Nebenthema der Tagung war. Was dazu gesagt wurde oder nicht, lässt sich nicht aus dem recht sprunghaften Tagungsbericht herauslesen, der mE mehrfach auf griffige Schlagworte zurückgreift, ohne dem Inhalt gerecht zu werden. Dazu bräuchte man einen ausführlichen Tagungsband.
Klar ist aber: Die Tagung war von der These durchdrungen, dass die Jugendbewegung seit mindestens 50 Jahren abgeschlossen ist.
PS:
Interessant wäre in diesem Zusammenhang, was die Diskussionsrunde zum letzten Thema "‚Restgeschichte‘ und Ende einer ,selbst‘-bewussten Bewegung?" ergeben hat. Das verrät uns der Berichterstatter aber leider nicht.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von jergen am 13.05.2013 - 17:03.
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Beitrag vom 13.05.2013 - 16:46 |
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RE: Die Pfadfinder sind kein Teil der Jugendbewegung -?! |
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Moderator 3536 Beiträge
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Du meinst das nachfolgende Zitat?
Zitat
Der selbstbestimmte Anspruch und die romantische Vereinnahmung von Mythen aus dem bildungsbürgerlichen Kanon grenzte die von Gymnasiasten dominierte Jugend zu ähnlichen Gruppen der organisierten Arbeiterjugend oder den internationalen Pfadfindern ab. |
Da verstehe ich deine Aufregung nicht - der Satz beschreibt doch die Wirklichkeit:
Zwar gibt es im Pfadfindertum das "ritterliche Ideal", aber darüber hinaus keinen weiteren Mystizismus (Lebensbund, "Pädagogischer Eros",...) und Romantizismus, der dem Bündischen innewohnt. Das macht ja auch die Sonderstellung der Deutschen Jugendbewegung gegenüber der Internationalen Pfadfinderbewegung aus: Deutsche Jugendbewegung und Internationales Pfadfindertum haben in den deutschsprachigen Ländern eine gemeinsame Schnittmenge - umgeben von einer unscharfen Aurora - aber auch nicht mehr als dies.
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" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."
(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)
- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau. |
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Beitrag vom 13.05.2013 - 17:35 |
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255 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von jergen
Ich bin mir nicht sicher, dass der von dir kritisierte Satz tatsächlich das aussagt, was du herausliest - und ob er überhaupt die Tagung korrekt wiedergibt. |
Kann sein, dass ich da etwas überreagiere, aber ich habe in den letzten Jahren bei vergleichbaren Tagungen die Erfahrung machen müssen, dass der Kreis um Reulecke dazu neigt, die (bündischen) Pfadfinder zu marginalisieren und die Jungenschaft in ihrer Bedeutung aufzublasen - völlig entgegen den Zahlen der Teilnehmer. Deshalb mag ich da etwas überempfindlich sein.
Aber hier wird auch davon gesprochen, dass die Jugendbewegung nur 100.000 vorwiegend männliche Personen erfasst hätte (1. Absatz 4. Zeile) - auf diese kleine Zahl kann man nur kommen, wenn man die Pfadfinderbünde alle raus läßt.
Zitat Original geschrieben von jergen Während Reulecke die JB offensichtlich vor allem an den Freideutschen festmacht, also so um 1925-30 enden lässt, wird an anderer Stelle von 1960 als Endzeitpunkt der Jugendbewegung gesprochen. |
Das ist falsch. Reulecke meint den Freideutschen Kreis, der sich erstmals 1947 getroffen hat, und folgende Kreise ähnlicher Bauart. (Absatz 6, 3. Zeile). In den wissenschaftl. Zirkeln um Reulecke endet die Jugendbewegung übrigens immer mit der Studentenbewegung, was - Zufall oder meine böse Lesart - auch der Zeitpunkt ist, an dem meines Wissens Prof. Reuleckes aktive Zeit in der Jungenschaft geendet hat. Insofern: kein Widerspruch hier.
Edit: 100.000 männliche Jugendliche usw.
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zuletzt von Chrissi am 13.05.2013 - 18:11.
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Beitrag vom 13.05.2013 - 17:46 |
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RE: RE: Die Pfadfinder sind kein Teil der Jugendbewegung -?! |
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255 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Andir
Da verstehe ich deine Aufregung nicht - der Satz beschreibt doch die Wirklichkeit:
Zwar gibt es im Pfadfindertum das "ritterliche Ideal", aber darüber hinaus keinen weiteren Mystizismus (Lebensbund, "Pädagogischer Eros",...) und Romantizismus, der dem Bündischen innewohnt. |
Aus Sicht von Baden-Powell und dem internationalen Scouting hast du da recht (wenn wir John Hargrave und seine "Lone Scout"-Bewegung ausklammern, aus der Kibbo Kift entstand) - aber wenn wir in die deutsche Geschichte der Jugendbewegung schauen, haben die deutschen Pfadfinder (Verlag der weiße Ritter und angeschlossene Bünde wie Ringpfadfinder und Neupfadfinder, daraus hervorgehend Freischar, Reichsschaft dt. Pfadfinder und schließlich der heutige DPB, Spuren davon auch noch im frühen BDP) da kräftig mitgemischt. Die DPSG ist davon natürlich unbeeinflusst geblieben, insofern ist dein Eindruck völlig verständlich, aber für die deutsche Pfadfindergeschichte als Ganzes ist deine Einschätzung schlicht falsch. Andererseits wurde Baden-Powell bei den genannten deutschen Pfadfindergruppen kaum rezipiert, was auch der Grund für die Nicht-Anerkennung der deutschen Pfadfinderbünde durch das internationale Büro vor 1950 war. Deutsche Pfadfinder vor 1933 waren in der Mehrheit (Ausnahme: das Spähercorps bzw. der Späherbund und vielleicht die Georgspfadfinder) schlicht keine Scouts.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Chrissi am 13.05.2013 - 18:10.
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Beitrag vom 13.05.2013 - 17:55 |
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255 Beiträge
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Und genau deshalb finde ich diesen Umgang von Seiten der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung mit der Geschichte der deutschen Pfadfinder innerhalb der deutschen Jugendbewegung auch so schief.
@Pitt: Diese Menschen um Reulecke sind nicht diejenigen, die sich nur in die Archive vergraben: diese Leute bestimmen die Bewertung der Geschichte dort, wo geforscht wird und Geschichte geschrieben wird, dort, wo das Urteil über die Jugendbewegung festgestellt wird, und dieses Urteil wird schief und immer schiefer, wenn man die deutschen Pfadfinder nur in einem "weiter gefassten" Begriff der Jugendbewegung zuläßt.
Die ganze bündische Szene hätte ohne den Verlag "Der weiße Ritter" gar keinen ideologischen Unterbau gehabt - und das waren Pfadfinder (wenn auch nicht nach der Definition des Weltbundes).
Deshalb frage ich mich, was diese Fokussierung auf Wandervögel, deren goldene Zeit 1914 vorbei war, und Jungenschaft, die es ohne die Freischar (die aus Altwandervogel, WVDB, Ring- und Neupfadfinder gegründet wurde) gar nicht gegeben hätte? ich kann das nicht nachvollziehen, und es ärgert mich kolossal. Ich empfinde das als geschichtsfälschend.
Vor allem ist es eine relativ neue Entwicklung - früher wurden die Pfadfinderbünde der bündischen Jugend ganz selbstverständlich dazu gezählt.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Chrissi am 13.05.2013 - 18:09.
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Beitrag vom 13.05.2013 - 18:04 |
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RE: RE: RE: Die Pfadfinder sind kein Teil der Jugendbewegung -?! |
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Moderator 3536 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Chrissi
aber wenn wir in die deutsche Geschichte der Jugendbewegung schauen, haben die deutschen Pfadfinder (Verlag der weiße Ritter und angeschlossene Bünde wie Ringpfadfinder und Neupfadfinder, daraus hervorgehend Freischar, Reichsschaft dt. Pfadfinder und schließlich der heutige DPB, Spuren davon auch noch im frühen BDP) da kräftig mitgemischt.
[...]
für die deutsche Pfadfindergeschichte als Ganzes ist deine Einschätzung schlicht falsch. |
Da kann ich deinem Schluss wirklich nicht folgen: Ich weiß, dass "damals" durchaus kleinere Bünde eine große anleitende Wirkung auf die Bündische Jugend hatten, aber diese Leitfunktion ist beim näheren Hinsehen doch tatsächlich spätestens nach dem 2. Weltkrieg vorbei gewesen - selbst wenn Spuren davon noch im BDP nachgewirkt haben. In der "Moderne" sind bündische Pfadfinder doch nur noch eine marginale Größe im Pool der Verbände und im Spagat zwischen beiden Bewegungen und ohne nennenswerte Ausstrahlung mehr auf Dritte. "DIE" Pfadfinderbewegung im deutschsprachigen Raum wird doch inzwischen rein Zahlen- und Formmäßig von den scoutistisch geprägten Verbänden dargestellt (ich denke da an DPSG, VCP, RR, CPD,... (auch wenn es in jedem dieser Verbände ein paar bündische Gruppen geben mag). Insofern sehe ich für die letzten 50-60 Jahre mein Bild von der Schnittmenge als ziemlich passendes Bild.
Zitat
was auch der Grund für die Nicht-Anerkennung der deutschen Pfadfinderbünde durch das internationale Büro vor 1950 war. Deutsche Pfadfinder vor 1933 waren in der Mehrheit [...] schlicht keine Scouts. |
Diese Begründung wage ich zu bezweifeln: Auch damals hatte das IB ein reges Interesse daran EINEN Verband pro Nation zu akzeptieren. Ich kenne auch keine Aussagen von BiPi, dass er nationale Eigenheiten/Eigenwege in der Pfadfinderbewegung ablehnte. Gegen eine Aufnahme sprach doch vor allem die zersplitterte Situation in Deutschland. Erste Bestrebungen für eine gemeinsame Auslandsvertretung gab es ja dann auch durchaus, nur das sich diese viel zu spät stabilisierten (um noch vor der nationalsozialistischen Diktatur in Bezug auf das IB wirksam werden zu können).
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" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."
(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)
- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau. |
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Beitrag vom 13.05.2013 - 18:43 |
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RE: RE: RE: RE: Die Pfadfinder sind kein Teil der Jugendbewegung -?! |
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255 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Andir
Da kann ich deinem Schluss wirklich nicht folgen: Ich weiß, dass "damals" durchaus kleinere Bünde eine große anleitende Wirkung auf die Bündische Jugend hatten, aber diese Leitfunktion ist beim näheren Hinsehen doch tatsächlich spätestens nach dem 2. Weltkrieg vorbei gewesen - selbst wenn Spuren davon noch im BDP nachgewirkt haben. In der "Moderne" sind bündische Pfadfinder doch nur noch eine marginale Größe im Pool der Verbände und im Spagat zwischen beiden Bewegungen und ohne nennenswerte Ausstrahlung mehr auf Dritte. "DIE" Pfadfinderbewegung im deutschsprachigen Raum wird doch inzwischen rein Zahlen- und Formmäßig von den scoutistisch geprägten Verbänden dargestellt (ich denke da an DPSG, VCP, RR, CPD,... (auch wenn es in jedem dieser Verbände ein paar bündische Gruppen geben mag). Insofern sehe ich für die letzten 50-60 Jahre mein Bild von der Schnittmenge als ziemlich passendes Bild.
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Das ist für die Gegenwart natürlich durchaus korrekt, aber in dieser historischen Konferenz ging es ja um die Wirkungen der deutschen Jugendbewegung, die die Konferenzteilnehmer offenbar in den 60er Jahren beendet sahen. Von 1919 bis 1960 sah das Bild der deutschen Pfadfinderbünde nun mal deutlich anders aus. Man kann von mir aus darüber diskutieren, ob es ab den 60er Jahren, als der BDP sich zu pädagogisieren begann (was auch bedeutet, das Bipi dann großflächig rezipiert wurde - und zwar erst dann, wie Jochen Senft mehrfach beklagt hat), noch nennenswerte große Bünde (mit mehreren tausend Mitgliedern) gab, die wirklich noch jugendbewegt waren. Aber da die Konferenzteilnehmer dann ja scheinbar ohnehin das Ende der Jugendbewegung festgestellt haben, wäre dann die Frage zu stellen, ob da ein Zusammenhang bestand.
Zitat Original geschrieben von Andir Diese Begründung wage ich zu bezweifeln: Auch damals hatte das IB ein reges Interesse daran EINEN Verband pro Nation zu akzeptieren. Ich kenne auch keine Aussagen von BiPi, dass er nationale Eigenheiten/Eigenwege in der Pfadfinderbewegung ablehnte. Gegen eine Aufnahme sprach doch vor allem die zersplitterte Situation in Deutschland. Erste Bestrebungen für eine gemeinsame Auslandsvertretung gab es ja dann auch durchaus, nur das sich diese viel zu spät stabilisierten (um noch vor der nationalsozialistischen Diktatur in Bezug auf das IB wirksam werden zu können). |
Ich habe aber dafür Belege: Originalaussagen von Lord Rowallen, damals Chef des IB und BPs Nachfolger, aus dem Internationalen Büro (IB) von 1946. Die Unterlagen sind im Scout Archiv in Gilwell Park einzusehen und auch teilweise in puls23 zitiert. (http://www.jugendbewegung.de/Zeitschriften/Puls/Pf....html)
Die Zersplitterung war nur ein ziemlich vorgeschobener Grund und der, der in Deutschland gerne kommuniziert wurde, um den eindruck zu erwecken, dass IB wolle die deutschen Bünde nicht. Aber Dachverbände mit mehreren Mitgliedsbünden hat das IB damals problemlos akzeptiert, das macht WOSM erst in jüngster Zeit nicht mehr so gerne. Und einen solchen Dachverband zu gründen, nach dem Vorbild der skandinavischen Länder, hätten sogar die deutschen Bünde in der Weimarer Republik ziemlich leicht hingekriegt - wenn sie denn gewollt hätten und nicht die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen aus Prinzip abgelehnt hätten, weil Deutschland ja nicht im Völkerbund sein durfte!
Die Tatsache, dass die deutschen Pfadfinder einfach keine Ahnung vom Scouting hatten und Schulungen darin als ein Überstülpen englischer Methodik abgelehnt haben, war aber mindestens ebenso gewichtig - Rowallen bezieht sich mehrfach darauf und legt großen Wert darauf, dass dieser Zustand im Neuaufbau deutschen Pfadfindens nach 1945 unbedingt abgestellt wird.
Edit: Zitatlayout bereinigt.
edit2: Link zum Quellennachweis eingefügt.
edit 3: Das hier gesagte bezieht sich allein auf Männerbünde. Bei den Frauen war alles ganz anders.
Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zuletzt von Chrissi am 13.05.2013 - 21:43.
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Beitrag vom 13.05.2013 - 21:31 |
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Moderator 743 Beiträge
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Lieber Andir,
Auch für die Pfadfinderbewegung in Österreich gibt es Wechselwirkungen und Kontakte zu verschiedenen Strömungen. Gerade im Österreichischen Pfadfinderbund. Einer der Bundesführer in den 20er Jahren kam aus dem Wandervogel.
So wird das Liederbuch St.Georg empfohlen, oder in einem Brief von 1931 heißt es "Heini will zur Freischar", andere wechseln zum DPB und zu den Neupfadfindern (und auch wieder zurück zum ÖPB zum Teil), Äußerlichkeiten wie z.B. die Schiffchen und Schulterriemen getragen werden, in Unser Weg 9/10 1937 findet sich ein Artikel über die Fahnenwache der extrem an dj.1.11 erinnert und unterschrieben in Kleinschrift mit jup.
Die Fahrtenberichte passen auch gut zu Fahrtenberichten aus der bündischen Jugend.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg pflegt der ÖPB oder Teile des ÖPBs Elemente aus der bündischen Jugend (Kothe, Jurte, Liedgut, Teilnahme am Meißner 1963...)
Immer wieder gab es Versuche zur Einigung so sollte 1925 ein "Verband Österreichischer Pfadfinder" aus dem ÖPB, dem Bund deutscher Neupfadfinder und den katholischen Pfadfinder gegründet werden (vgl. Fux, 1970, S.137)
Im ÖPB lassen sich bei Durchsicht der Fotos, Zeitschriften und bundeseigenen Literatur über lange Zeit zwei Pole erkennen ein scoutistischter und ein an der Bündischen Jugend orientierter.
Das katholische Österreichische Pfadfinderkorps St.Georg orientiert sich hingegen streng am englischen und französischen Vorbild der Scout de France.
Das Österreichische Pfadfinderkorps St.Georg beeinflusste auch die DPSG.
Formal gegründet 1926. Mit Wurzeln bis in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg zurück. Die Zeitschriften der österreichischen St.Georgspfadfinder wurden auch in den anderen deutschsprachigen Ländern und bei den deutschsprachigen Minderheiten bezogen. (vgl.Fux, 1970, S.182). nge Kontakte gab es zur DPSG, so wurden zeitweise Abzeichen gemeinsam produziert. Pfadfinderführer der österreichischen St.Georgspfadfinder hielten Ausbildungskurse für die DPSG (1928,1930). Adolf Klarer vom Österreichischen Pfadfinderkorps St.Georg war auch bei der ersten Tagung der DPSG in Altenberg dabei. (vgl. Fux, 1970, S.187).
So weit ein erster Beitrag von mir.
*Fux Manfred, Geschichte der österreichischen Pfadfinderbewegung-Von den Anfängen bis zum Jamboree der Einfachheit (1912-1951), Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien,Wiener Domverlag 1970
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von phips am 14.05.2013 - 01:33.
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Beitrag vom 14.05.2013 - 01:32 |
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RE: RE: RE: RE: Die Pfadfinder sind kein Teil der Jugendbewegung -?! |
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Zitat Original geschrieben von Andir
[. "DIE" Pfadfinderbewegung im deutschsprachigen Raum wird doch inzwischen rein Zahlen- und Formmäßig von den scoutistisch geprägten Verbänden dargestellt (ich denke da an .... CPD,... (auch wenn es in jedem dieser Verbände ein paar bündische Gruppen geben mag). |
Das wage ich stark zu bezweifeln. die meisten Gruppen der CPD wird sich wohl eher "bündisch" verorten als "scoutistisch", auch schon vor der Verbotszeit hat Fritz Riebold die CPD in seinem Späherbuch als Teil der bündischen Bewegung verortet und zwar im eigentlichen Sinne des Wortes (abseits von Affen, Kokosnuß, Schaffell und Lederhose), als lebendiger Bund von Menschen mit gleichem Ziel und gleichem Zweck. Dies ist heute IMHO zwar nicht mehr so, es herrscht eher eine "bündisch, moderne" Unstrukturiertheit, aber vom eigentlichen Scoutismus ist das Meilen entfernt, selbst bei solchen Gruppen wie bei uns, die eher sich wohl eher als scoutitisch bezeichnen würde, wenn sie sich denn darüber Gedanken machen würden....
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Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed! |
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von HathiCP am 14.05.2013 - 07:32.
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Beitrag vom 14.05.2013 - 07:30 |
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Die Diskussion scheitert schon daran, dass wir Aktiven der Generationen der 50er, 60er, 70er, 80er und 90er Jahre völlig unterschiedliche Bewertungen der Begriffe "bündisch" und "jugendbewegt" haben und eine Abgrenzungen nicht übereinstimmend hinbekommen. Wie soll das einem Historiker gelingen, der noch auf Dinosauriern reitend auf Fahrt gegangen ist? Es ist (s)ein Versuch einer Situationsbeschreibung, ziemlich verkopft wie ich finde und jenseits der gelebten Realität der heutigen bündischen Jugendbewegung. Ich fand die Behauptung, die >wahre< Jugendbewegung (oder bündische Jugend) existiere seit diesem oder jenem Zeitpunkt nicht mehr, schon immer als anmaßend und arrogant. Aber ich bin eben auch nur ein Kind meiner Zeit und vielleicht fehlt es mir am historischen Weitblick.
Die Bedeutung der zitierten Aussage findet eigentlich nur in solchen Diskussionen wie dieser Beachtung, aus dieser Sicht ist der möglicherweise vorhandene >historische Schaden< relativ gering und die Aufregung darüber nebensächlich. Es macht aus meiner Sicht auch keinen Sinn, hier unendlich über die Relevanz zu streiten, so lange man sich nicht mit Reulecke & Co. direkt auseinandersetzt. Zum Glück lebt der Herr noch, vielleicht ist in einem Gespräch mehr rauszuholen, als in einer Internetdiskussion den Untergang des Abendlandes zu orakeln.
Schlimmstenfalls wird sich herausstellen, dass ein Protagonist von 1988 nur gerne mal wieder seinen Namen lesen möchte, nachdem klar geworden ist, dass ihm 2013 keine tragende Rolle zugedacht ist. Aber das kann ich mir nun beim besten Willen nicht vorstellen
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"Guten Freunden gibt man ein Küsschen." (Judas) |
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Beitrag vom 14.05.2013 - 08:39 |
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Zitat Original geschrieben von Pitt
Eine glasklare Unterscheidung lässt sich da wohl auch kaum treffen.
Viele Stämme suchen sich aus dem inhaltlichen und äußerlichen Pool von Richtungen, das für sie passende oder Interessante raus.
Am Beispiel meines Stammes kann ich in den letzten 15 Jahren einen Trend zu mehr Internationalität (Jamboreeteilnahme), Gillwellausbildung, stärkere Umsetzung der Stufenarbeit (klarere Trennung der Altersstufen mit spezifischem Programm) und dafür eine eher kleinere Gewichtung auf bündisches Liedgut, Fahrt und die oft als Indiz für "bündischsein" herangezogenen Äußerlichkeiten.
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Das steht und fällt ja auch mit den Köpfen, die die >Gruppenarbeit< vor Ort beeinflussen. 15 Jahre sind da schon eine relativ lange Zeit. Ich vermute, die Halbwertzeit von Leitungen liegt deutlich darunter..
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"Guten Freunden gibt man ein Küsschen." (Judas) |
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Beitrag vom 14.05.2013 - 09:28 |
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RE: RE: RE: RE: RE: Die Pfadfinder sind kein Teil der Jugendbewegung -?! |
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Moderator 3536 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Chrissi
Ich habe aber dafür Belege: Originalaussagen von Lord Rowallen, damals Chef des IB und BPs Nachfolger, aus dem Internationalen Büro (IB) von 1946. Die Unterlagen sind im Scout Archiv in Gilwell Park einzusehen und auch teilweise in puls23 zitiert. (http://www.jugendbewegung.de/Zeitschriften/Puls/Pf....html)
Die Zersplitterung war nur ein ziemlich vorgeschobener Grund und der, der in Deutschland gerne kommuniziert wurde, um den eindruck zu erwecken, dass IB wolle die deutschen Bünde nicht. Aber Dachverbände mit mehreren Mitgliedsbünden hat das IB damals problemlos akzeptiert, das macht WOSM erst in jüngster Zeit nicht mehr so gerne. Und einen solchen Dachverband zu gründen, nach dem Vorbild der skandinavischen Länder, hätten sogar die deutschen Bünde in der Weimarer Republik ziemlich leicht hingekriegt - wenn sie denn gewollt hätten und nicht die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen aus Prinzip abgelehnt hätten, weil Deutschland ja nicht im Völkerbund sein durfte!
Die Tatsache, dass die deutschen Pfadfinder einfach keine Ahnung vom Scouting hatten und Schulungen darin als ein Überstülpen englischer Methodik abgelehnt haben, war aber mindestens ebenso gewichtig - Rowallen bezieht sich mehrfach darauf und legt großen Wert darauf, dass dieser Zustand im Neuaufbau deutschen Pfadfindens nach 1945 unbedingt abgestellt wird. |
Ich danke dir!
Diese Begründung seitens des IB war mir unbekannt. Ich werde mich da gerne einmal einlesen.
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" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."
(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)
- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau. |
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Beitrag vom 14.05.2013 - 11:24 |
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Administrator 4028 Beiträge
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Ich habe bei Jürgen u.a. wegen diesem Faden kurz angefragt, wie das gemeint war:
Zitat Lieber Kurt, Dank für den Hinweis auf die Diskussion, die von einem (ziemlich falsch verstandenen) Satz im Tagungsbericht zur Marbachtagung (nicht Paderborn) ausgeht. Tatsächlich kann man sehr ausführlich über das Thema Jugendbewegung und Pfadfinderei seit 1909 in Deutschland bis heute diskutieren, und wir haben das bei einer der letzten Ludwigstein-Archivtagungen auch getan. Wenn gewünscht, können wir gerne noch weiter dazu Argumente austauschen. [...] |
Es folgte noch eine Diskussion zu einem bisher noch unveröffentlichten Text für das Archivjahrbuch, den ich hier nicht posten werde und in dem es genau um dieses Thema geht.
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Beitrag vom 14.05.2013 - 11:26 |
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