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Beitrag im Thema: Piet Strunk: Die Pfadfinder in Deutschland 1909 - 2009
Ukawe ist offline Ukawe  
Strunks Pfadfinderbuch
9 Beiträge
Liebe Leut,
ich schließe mich dem Veriss nicht an. Was scouting über das Buch schreibt ist, aus welchen Gründen auch immer, unsachlich.

Die Verlagswahl ist die Angelegenheit des Autors. Bei Büchern mit einer zu erwartenden relativ geringen Auflage ist es heute leider üblich geworden, dass diese nur mit Zuschuss des Autors gedruckt werden, was deshalb im Wissenschaftsbereich schon lange üblich ist. Darauf haben sich bestimnmte Verlage spezialisiert. Das sagt aber noch gar nichts über den Inhalt und seine Qualität aus.

Die "billige" Herstellung hängt einfach mit der Kalkulation des Preises bei geringer Auflage zusammen. Das steuern wir als Kunden mit unseren Preisvorstellungen auch mit. Für uns kann´s ja nie billig genug sein. Da dürfen wir auch nichts besseres erwarten. Das ist bei Büchern wie beim Brot. Schade ist sie, aber sie spricht nicht gegen das Buch als solches.

Inhaltlich kann an jedem Buch runmgemäkelt werden. Das ist so. Und kein Buch kann alle Erwartungen des Lesers erfüllen, besonders wenn die Leserschaft äußerst heterogen ist, schon alters- und bildungsmäßig. Dann bleibt nur ein Kompromiss, der dann alle irgendwie enttäuschen muss. Versteht man das, kann man darüber hinwegsehen. Das ist bei Strunks Buch auf jeden Fall in Rechnung zu stellen.

Was es aber besser leistet als alles andere derzeit auf dem Markt, einschließlich des im Stil akademisch verquasteten und sachlich leider völlig unzuverlässigen Karl Seidelmann, ist, einen möglichst vollständigen Abriss der Geschichte des deutschen Pfadfindens und seiner Einbindung in das Weltpfadfinden einschließlich des weiblichen Pfadfindens und der Altpfadfinderbewegung zu geben. Er legt seinen Schwerpunkt dabei auf die rdp-Bünde und nennt die kleinen Splittrebünde nur summarisch. Das weibliche Pfadfinden und die Altpfadfinder wurden vorher aus welchen Gründen auch immer weitestgehend übergangen, was ein klares sachliches Defizit war. Ebenso die weltweite Einbindung. Das hat Strunk beseitigt.

Dass das zu Veriss bei den Mitgliedern der "übergangenen" Bünde führt, ist vorhersehbar. Sie müssen aber akzeptieren, dass sie für einen Abriss schlicht zu unbedeutend sind, Randerscheinungen, was freilich nicht die Qualität ihrer Arbeit oder ihre Daseinsberechtigung betrifft.

Sachlich ist das Buch absolut korrekt und bei allen Lücken und Verallgemeinerungen das Beste, was es derzeit darüber gibt als Abriss von 100 Jahren.

Die bekannt anmutenden Passagen sind die über die derzeitigen rdp-Bünde, in denen er deren eigene Selbstdarstellungen als solche gekennzeichnet übernimmt. Was soll er da in einem Abriss auch anders oder besser machen? Eine kritische Geschichte der Bünde, die aussteht, soll und kann das Buch nicht leisten.

Insgesamt ist das Buch trotz aller konzeptbedingter offen bleibender Wünsche des einzelnen Lesers durchaus lesenswert und es gibt derzeit nichts Vergleichbares besseres dazu.

Strunk räumt auch mit einigen Mythen der Pfadfinderrgeschichte auf, was sicher bei dem einen oder anderen Missfallen erregt, wie auch das Übergehen der kleinen Bünde, seine rdp-Lastigkeit. Das ist aber historisch und sachlich vertretbar. Diese "Kröte" muss man schlucken, wenn es um einen historischen Abriss geht, der sich auf die wesentlichen Meilensteine und Strukturen beschränken muss.

Insgesamt, auch wenn es nicht alle Erwartungen erfüllen mag, ist es ein lesenswertes Buch und hat derzeit keine wirkliche Alternative. Was die Herstellung betrifft, gibt es gute Bücher, die noch schlechter sind, was aber nicht gegen den Inhalt spricht.

Nix für ungut,

Ukawe



Ukawe
eingetragen am 18.09.2012 - 16:57
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Beitrag im Thema: "Jugend führt Jugend" vs. Ältere in den Bünden
Ukawe ist offline Ukawe  
Vorsicht vor diesem Slogan!
9 Beiträge
Liebe Leut,
ohne den gemeinten Sachverhalt selbst anzusprechen ist aber vor der Verwendung des bekannten Slogans" "Jugend führt Jugend" deutlich zu warnen!
Er stammt nicht, wie meist behauptet , aus dem Pfadfinden der 20er Jahre oder später, sondern war der Leitspruch der nationalsozialistischen Erziehung, formuliert von der HJ-Führung schon vor 1933 in Bezug auf Hitlers "Mein Kampf" und die dortigen Aussagen zur Erziehung der Jugend. Der Slogan fasst das darinstehende zusammen. Er war dann nach 1933 der Wahlspruch der Napola-Schulen (SS) und Hitler-Schulen (HJ)des NS-Regimes, d.h. der NS-Elite-Schulen zur Förderung des politisch und rassisch korrekten Nachwuchses und stand eingraviert über deren Eingängen oder schmiedeeisern über deren Toren.
Er formuliert das brutaleTerror- System der Herrschaft Jugendlicher über Jugendliche mit dem Recht des Stärkeren, dient der Kriegsvorbereitung.
Er erscheint 1932/33 auch als Propagandaspruch gegen die Pfadfinder etc. Es gibt ein Werbeplakat der HJ aus Hamburg von 1932/33, auf dem der greise Admiral von Trotha als Pfadfinder zu sehen ist und darunter ein jungendlicher charismatisch blickender HJ-Führer, wohl Baldur von Schirach, mit dem Text dazu "Jugend führt Jugend". Der Spruch ist nach 45 wohl unbedarft (hoffentlich) übernommen worden von naiven Menschen. Man sollte aber bitte heute endlich von ihm ablassen und sich etwas neues unbelastetes überlegen. NS-Parolen sollten absolut tabu sein heute bei uns Pfadfindern!
Nachzusehen in allen seriösen Geschichtswerken zur HJ u d bei Guido Knopp "Hitlers Kinder" und in den ehemaligen NS-Schulgebäuden und im Film "Napola" der letzten Jahre (2010 ?)

Nix für ungut,
Ukawe



Ukawe
eingetragen am 18.09.2012 - 15:40
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Beitrag im Thema: Recherche [zum historischen "Jung-Bayern e.V."]
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Wehrkraftverein
9 Beiträge
Hallo GIG,
ich habe vergeblich versucht, Dir hier mehr Infos reinzuschreiben.
Mail mich doch an, dann bekommst Du sie per E-Mail von mir aus München:

Lern.Werk@t-online.de

Gut Pfad,
Ukawe



Ukawe


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von 15.05.2024 - 10:56 am 27.07.2010 - 20:40.
eingetragen am 27.07.2010 - 20:39
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Beitrag im Thema: Irrtümlich oder absichtliche Falschaussage: Die Pfadfinderbewegung sei 1911 entstanden?
Ukawe ist offline Ukawe  
Falschaussagen
9 Beiträge
Liebe Leut,
bevor historisch eindeutig falsche Aussagen, wie z.B. die von storch, unreflektiert immer weiter nacherzählt werden, sollte man doch bitte allmählich auch das schon lange bestehende historische Wissen um den Beginn des Pfadfindens in Deutschland zur Kenntniss nehmen. Dieses findet man z.B. bei

- Karl Seidelmann, Die Pfadfinder in der deutschen Jugendgeschichte, Hannover 1977 Bd.I und II/1
- Stephan Schrölkamp, Gründerväter der Pfadfinderbewegung, Baunach 2005
- Bundschuh, Pfadfinder-Förderkreis Nordbayern e.V. Heft 01/09, 100 Jahre Pfadfinden in Deutschland, Erlangen 2009
- Ruth Hoffmann, Der interkulturelle Transfer des Boy-Scout-Konzeptes von Großbritannien nach Bayern vor dem Ersten Weltkrieg, München 2005 (Zulassungsarbeit Uni München, Fak. f. Geschichts- und Kunstwissenschaften, Hist. Seminar, Abt. f. bayerische Geschichte, Prof. Dr. F. Kramer)
- Christoph Schubert-Weller, So begann es - Scouting als vormilitärische Erziehung, Baunach 1988

sehr gut zusammengefaßt und dargestellt und allesamt mit Quellen nachvollziehbar belegt. Seidelmann war selbst auch Zeitzeuge und nahm an der Prunner Tagung 1919 aktiv teil.

Man darf auch bitte nicht einfach von den heute selbstverständlichen Strukturen und Begriffen auf die damaligen Verhältnisse vor 100 Jahren 1 : 1 zurückschließen, damit liegt man garantiert immer falsch. Darin wird mir storch sicher Recht geben.

Unbestreitbare Tatsache ist heute, dass das Pfadfinden in Deutschland 1909 begann und dass der DPB 1911 eine sekundäre Herausdifferenzierung dessen ist, was 1909 begann, genauso wie der Beginn des deutschen evangelischen Pfadfindens 1911 im CVJM und der Beitritt der bayerischen Pfadfinder in den Bayerischen Wehrkraftverein ab 1911 .

Die Gründung des DPB 1911 wie die des evangelischen Pfadfindens und des bayerischen Wehrkraftpfadfindens markieren alle drei nicht den Beginn des deutschen Pfadfindens, sondern das Ende seiner Gründerzeit und den Beginn der Reifezeit (bis 1919) mit der für Deutschland seitdem typischen organisatorischen Zersplitterung gegen alle Notwendigkeit. Seit 1911 setzt sich das deutsche Pfadfinden klar von seinem englischen Vorbild ab, hat nun sein eigenes Profil gewonnen.

Die offene Frage war nur noch, wie und wo das deutsche Pfadfinden 1909 begann. Hier haben in den letzten Jahren umfangreiches Quellenstudium in den deutschen Archiven, auch von mir selbst, und besonders die oben genannte wissenschaftliche Arbeit von Ruth Hoffmann inzwischen wissenschaftlich begründet die Klärung erbracht.

Die ersten, die, angeregt durch Lions Pfadfinderbuch (München, Mai 1909), Pfadfinden als Selbstzweck erkannten und umsetzten und es nicht nur als eine neue Spielidee neben anderen für bestehende Jugendorganisationen mit eigenständiger programmatischer Ausrichtung (z.B. CVJM, Bibelkreise, Wandervogel, Jugendwehren, ...) ansahen, waren die Jungs vom Ersten Münchner Pfadfinderzug, gegründet von Franz Paul Wimmer und seinen Schülern am Samstag, 25. 09. 1909 am Alten Realgymnasium in München durch Initiative der Schüler selbst. Dies ist durch die Kurzgeschichte des 1. MPZ von Franz Paul Wimmer im BdP Bayern Archiv eindeutig belegt (Sign. 5.40.02/Bund 8).

Kriterium für die Festlegung des Beginn des "Pfadfindens" in Deutschland kann nicht die Entstehung einer sekundären Organisationsform für schon bestehendes Pfadfinden sein. Es ist vielmehr der Moment, als aus der neuen und fremden Spielidee "Pfadfinden" , die neben anderem zunächst nur unverbindlich empfohlen und angewandt wurde, ein eigenständiges und nachhaltig angewandtes Konzept wurde, das als ein ursprünglich fremdes Kulturgut so adaptiert und transformiert wurde, dass es fortan nicht mehr als fremd betrachtet wird. Dieses Kriterium trifft allein auf Franz Paul Wimmer und dem 1.MPZ zu.

Sie traten damit im Herbst 1909 eine Lawine los, die 2 Jahre später unter anderem auch zur Umbenennung des Berliner Fördervereins "Jugendsport in Feld und Wald" in "Deutscher Pfadfinder Bund" führte.

Wimmers neue Entwicklung war schnell stadtbekannt, wurde im Mai 1910 im Wanderer (Zeitschrift des Vereins Jugendsport in Feld und Wald) reichsweit bekanntgemacht und von ihm selbst im April 1911 in einer pädagogischen Fachzeitschrift (Bayerische Zeitschrift für das Realschulwesen Heft 4 April 1911, 11. Jahrgang) publiziert. Wimmer und Lion standen von Anfang an in engem Austausch. Aber er machte bewußt etwas anderes als der o.g. Berliner Verein, weshalb er, seine Jungs und der 1. MPZ dort auch nicht Mitglied wurden. Von nur lokalen Ereignissen hier zu sprechen ist falsch.

Diese Entwicklung lief übrigens analog zu der in England. Auch Baden-Powell wollte zunächst keine eigene Organisation oder Bewegung etc. gründen, sondern nur bestehenden Organisationen eine neue interessante Spielidee vermitteln, die erfolgreich getestet war (Brownsea-Island). Die Jugend nahm sich aber selbst der Sache an, machte etwas ungewollt eigenes daraus und Baden-Powell hechelte den Rest seines Lebens dem nach, was er losgetreten hatte aber schnell eine von ihm unabhängige Dynamik gewann. Er organisierte nachträglich. Er tat es gut, sehr gut.

In Preussen wollte man 1909/1910 zunächst eine "Gründung" von oben herab, dafür wurde der Berliner Verein von Erwachsenen gegründet. Diese Gründungsidee misslang aber gründlichst, die Jugend blieb aus, die deutschnationale Kritik war verheerend, nur die Wandervögel (Alt- und "Neu"-) spielten zunächst eine Zeit lang begeistert auch Pfadfinden. In München dagegen geschah unabhängig davon gleiches wie in England, die Jugend nahm sich selbst der Sache an und machte etwas eigenes daraus. Auch Pfadfinden als Bewegung begann somit in München am 25. 09. 1909, nicht in Berlin 1911 mit der Gründung des DPB aus dem Verein Jugendsport in Feld und Wald durch Umbenennung.

Wichtig ist hierbei zu beachten, dass das 2. Deutsche Reich 1871 - 1919 kein zentralistischer Staat nach französischem Vorbild war, sondern, wie Deutschland auch in den 1000 Jahren davor, ein föderaler Bundesstaat. Nur das 3. Reich der Nazis war bislang ein zentralistisches Zwischenspiel in der deutschen Geschichte. Im Bismarckreich war allein die Außenpolitik Reichssache, alles andere Obliegenheit der Bundestaaten. Sonstige reichsweite Gültigkeit von Währung, Gesetzen und sozialpolitischen Regelungen waren allein im Länderkonsens erreichbar und ein sehr langwieriger Prozess ab 1871. Auch das Militär war allein im Kriegsfall Reichssache, sonst Länderangelegenheit. Nie gab es eine reichsweite Gültigkeit in der Kultur- und Bildungspolitik. Somit war der Jugendpflegeerlass des pr. Kulturministeriums vom 18. 01. 1911 eine rein preussische und nie deutsche Angelegenheit, der die Tätigkeit des am gleichen Tag in Berlin gegründeten DPB in Preussen freilich sehr förderte. Der preussische Erlass war auch eine Reaktion auf die Gründung des bayerischen Wehrkraftvereins am 12. 03. 1910 in München, der eine entsprechende Zielrichtung staatlicher Jugendpflege vorgab. Ziel beider war allein, die entstehende nichtkonfessionelle bürgerliche Jugendarbeit/-bewegung (auch Wandervogel !) in den Griff zu bekommen, die sozialdemokratische dadurch massiv zu behindern und dazu staatlicherseits jugendpflegerische Maßnahmen anzuordnen, wie z.B. bereitwillige logistische Unterstützung durch staatliche Institutionen etc. . Der am 13.11.1910 in Berlin gegründete preussische "Bund Jungdeutschland" war dann die dem Bayerischen Wehrkraftverein entsprechende Organisationsform staatlicher Jugendpflege für Preussen, dem der DPB 1912 beitrat. 1911 und 1912 gab es dann auch in Bayern entsprechende ministeriale Erlasse zur Jugendpflege, die die Arbeit des Wehrkraftvereins fördern sollten. Ein verzahntes Vorgehen wie bis heute, nicht ganz frei auch von Konkurrenzgefühlen.

Der DPB war tatsächlich, auch wenn der Name etwas anderes ankündigen mag, eine schwerpunktmäßig preussische Organisation. In Bayern konnte er nicht tätig werden (Kartellvertrag mit dem Bayerischen Wehrkraftverein), in Württemberg bekam er nie Boden unter die Füße und in Sachsen war er marginal, da in den beiden letztgenannten Königreichen das evangelische Pfadfinden ab 1911 dominierte. Dies hätte aber auch anders kommen können. Im Frühjahr 1911 passte der 1. MPZ seine Organisationsstruktur der des DPB an und wollte ihm beitreten. Der Kartellvertrag DPB-Wehrkraftverein verhinderte dies aber und führte den 1. MPZ im Frühsommer 1911 in den Wehrkraftverein. Der DPB wurde 1911 von der Politik ausgebremst und auf seinen preussischen Ursprung weitestgehend beschränkt.

Darüberhinaus verstand sich der DPB vor 1919 trotz straffer Organisation nicht als "Bund" in unserem heutigen Sinn mit seinem immer noch auch stark emotionalen Aspekt.

Dieser Begriff entstand erst nach 1919 durch die romantisch-völkische Reaktion der bürgerlichen Jugend auf den verlorenen Krieg und die Revolution und brachte mit jeder erreichten "Bündigung" eine Abspaltung von denen mit sich, die lieber anderen ideologischen Verquastungen folgen wollten. Er war ein Nebenprodukt der geistigen Verwirrung und Entwurzelung durch den verlorenen Ersten Weltkrieg. Intoleranz, Überheblichkeit, Sondertümelei und bürgerlich-pubertäre Verwirrung unter romantisch-völkischem oder deutschnationalem Vorzeichen sind der Quellgrund dieser emotionalen "Bundesidee". Auch antisemitische Tendenzen kamen darin schnell zum Vorschein. Die idealistische Forderung nach einem "Hochbund" und "Dritten Reich" und dem "Neuen Menschen" im Weißen Ritter der Neupfadfinder, d.h. nach einem emotional und ideologisch völlig überfrachteten und damit nicht realisierbaren "Jugendreich", war für die Wandlung des Bundeskonzepts in den 20ern richtungsweisend. Damit hatte das Selbstverständnis des DPB vor 1919 nichts zu tun.

Wie sah er sich selbst, der DPB vor 1919? Nach seinen eigenen Aussagen war er ein Verein zur Förderung und Organisation des Pfadfindens, gern reichsweit, faktisch leider hauptsächlich preussisch. Und dies tat er sehr erfolgreich. Mehr nicht. Der Unterschied zum Berliner Verein war im wesentlichen, dass er auch konkret organisatorisch tätig wurde für die ihm ab 1911 angeschlossenen und schon älteren Pfadfindergruppen und für die in ihm dann neu entstehenden, neben der ideellen Förderung seit 1909. Mitgliedsbeiträge gab es vor 1919 im DPB nach heutigem Kenntnisstand keine. Er war auf Spenden angewiesen. Er war aus heutiger Sicht mehr "Dachverband" als "Bund", aber jedenfalls schnell eine Massenorganisation. Ähnlich wirkte der Bayerische Wehkraftverein für die bayerischen Pfadfindergruppen, hatte aber auch eigene Gruppen und solche anderer Organisationen, z.B. die Sportjugend, unter seinem Dach vereint, und konnte natürlich niemals die Größe des DPB erreichen.

Die Pfadfinderinnen waren ab 1912 reichsweit im BDPw zusammengefasst, Bayern inbegriffen, und von Anfang an schon sehr viel stärker "gebündelt" als die männlichen Pfadfinder. Sie waren vom Ansatz her klar emanzipatorisch für ihre Zeit, glitten nach 1919 aber zügigst in die völkische Ecke ab. Da gab es wohl schon früher einige ideologische Ansätze, die dann später unter anderen Bedingungen entsprechend fruchtbar werden konnten. 1945 war ein völliger Neubeginn bei den Pfadfinderinnen, außer dem Namen hatte der BDPw (ab 1948) nichts mehr mit dem früheren BDPw gemein.

Maximilian Bayer war auch nicht deutscher Reichsfeldmeister des DPB, sondern 2. Bundesvorstand und "Bundesfeldmeister Nord", zuständig für Preußen und Sachsen. Von Seckendorff , ein bayrischer Adliger und Offizier wie Lion, war gleichzeitig gleichberechtigter "Bundesfeldmeister Süd", zuständig für den Rest des Reiches außer Bayern von Metz aus. Sie waren keine "Bundesführer" im heutigen Sinn, sondern Vorstände und Gebietssekretäre eines Fördervereins für das Pfadfinden, Organisatoren. Und das machten sie sehr gut und sehr nachhaltig, sonst gäbe es uns deutsche Pfadfinder heute wohl nicht.

Warum nun gerade München und nicht Berlin oder oder oder?
1909 heißt 5 Jahre vor Beginn des 1.Weltkrieges. Im Burenkrieg stand das deutsche Reich offen hinter den Buren und deutsche Freiwillige kämpften in der burischen Armee, die von Krupp & Co. ausgerüstet worden war. In Mafeking wurde BiPi aus deutschen Gewehren und Kanonen beschossen und hatte auch deutsche Gegner vor sich. Baden-Powell war ein berühmter feindlicher General, der mit seinen Äußerungen zur Zivilverteidigung als Abwehr einer möglichen deutschen Invasion Englands in Deutschland in den Ruf eines der größten Deutschenhassers geraten war. Der Wilhelminismus der preussischen Oberschicht stand der Möglichkeit einer Übertragung von Baden-Powells Scout-Konzept zunächst diametral entgegen. Auch dass Lion einer jüdischen Familie entstammte, Baschwitz gläubiger Jude war behinderte den Transfer in Preussen auch später außerordentlich. Wilhelminischer Antisemitismus kam hinzu. Pfadfinden stand in Preussen zunächst im Verdacht der "Engländerei", des Landesverrats. Andererseits war das Reich kein totalitärer Staat. Wer wollte, konnte sich über den Buchhandel sogar das englische Original von Scouting for Boys auch in Deutschland billigst kaufen, billiger sogar als das deutsche Pfadfinderbuch. Man mußte nur wollen und Englisch können. Daran lag es. Wieweit diese Möglichkeit ergriffen wurde von der akademischen Jugend ist aber unbekannt. Lions Buch war jedesmal schnell vergriffen, sicher auch der geringen Auflage wegen. Dennoch ein Bestseller, wie Scouting for Boys in England, auch in Preussen.

In Bayern und München war die Stimmung dagegen vor 1914 teilweise anders. Erstens war man noch stark separatistisch gestimmt und lehnte alles aus Berlin zunächst auch mal gern prinzipiell ab. Bayern und besonders München waren aber auch die liberale und weltoffene Hochburg im damaligen Deutschland und zogen viele modern denkende Menschen aus aller Welt an, Künstler, Denker, Ingenieure, Revolutionäre. Schwabing war der Kristallisationskern dieser Besonderheit. Dann war man von Flotte und Kolonien auch recht weit entfernt mangels Küste, so dass diese politische Problematik kaum den Lebensalltag der Bevölkerung betraf, anders als in der preussischen Industrie, damit aber auch weniger interessierte. Das alles war mehr Ferne und Abenteuer, weniger aktuelle Politik. Man konnte gelassener Großbritannien begegnen als in Preussen. Und Bayern war agrarisch geprägt, auch noch im Bewußtsein der Städter, die gern auf den Bauernhof ihrer Großeltern zur Verwandtschaft in die Sommerfrische fuhren, auch die ärmeren Schichten. Es fehlte weitgehend das Industrie-Proletariat, Handwerker und Facharbeiter dominierten, andere waren in Dienstverhältnissen und in der Landwirtschaft noch altertümlich aber "familiär" eingebunden. Eine völlig andere Welt als zeitgleich in Preussen (Berlin oder Ruhrgebiet oder Saar oder Oberschlesien).

Und dann hatte man über den Eisenbahnbau, der in Bayern begann für Deutschland, bei Krauss-Maffei in München Schwabing seit 50 Jahren engste auch personelle Verflechtungen mit Großbritannien. Diese neue technische Intelligenz schickte ihre Söhne lieber auf die von ihr initiierten neuen Realgymnasien, statt auf die herkömmlichen humanistischen. Dieser neue Schultyp war eine bayerische Entwicklung, die die Alten Sprachen zugunsten der Modernen Sprachen und Mathematik und Naturwissenschaften zurückdrängte im Stundenplan.

Für den deutschnational-romantisch gesonnenen Wandervogel war man in München damit kaum zu begeistern. Der war preussisch-urban und deutschnational. Das war eine völlig andere Mentalität. Schon die erhaltenen Berichte über das "Wandern" um 1910 machen dies deutlich. Der Wandervogel beschränkte sich auf gemütliche kleine Spaziergänge in der Natur, das gemeinsame Singen und Feiern in der Pause oder nächtlichen Unterkunft waren dann zeitlich umfangreicher. "Picknick" oder "Party" könnte man es heute nennen. Die Pfadfinder dagegen legten Strecken von täglich 30 km und auch mehr zu Fuß oder 100 km mit dem Fahrrad zurück. Das mal so am Wochenende. "Trekking" könnte man es heute nennen.

Wimmer stammte vom Land, aber aus dem weltoffenen künstlerisch orientierten Bildungsbürgertum, war Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an einem Münchner Realgymnasium, zunächst mit Standort im Lehel mit seiner starken jüdisch-konfessionellen akademischen Bevölkerung, dann im Herzen von Schwabing, wo sie heute noch steht. Schon als Referendar begann er 1904 mit Schülerwanderungen an den Samstagen, um ihnen die Naturwissenschaften dort nahezubringen, wo sie sich zeigen, in der Natur. Die Jungs aus dem 1. MPZ entstammten diesen liberalen modernen Elternhäusern beider benachbarter Stadtteile . Die Schule selbst war Schirmherrin des 1. MPZ, ohne ihre Erlaubnis konnte ein Lehrer damals nicht mit seinen Schülern die Freizeit verbringen. 1919 titulierte sich der 1.MPZ dann auch offiziell als "am Alten Realgymnasium" ansässig.

Genau unter diesen einmaligen lokalen Bedingungen konnte 1909 der interkulturelle Transfer des Pfadfindens von Großbritannien nach Deutschland stattfinden, um sich dann ab 1910 zügig zu akklimatisieren ("Germanisierung") und nicht mehr als fremdes Kulturgut zu erscheinen. Woanders wäre dies damals nicht so einfach möglich gewesen, überhaupt nicht aber in Preussen. Danach nahm die Sache ihre eigene Entwicklung, das deutsche Pfadfinden unterschied sich bald vom englischen. 1911 ist der Transformationsprozess abgeschlossen. Dies markiert auch die Gründung des DPB.

Die zweite deutsche Pfadfindergruppe wurde mit von Seckendorff am 09. 11. 1909 in Metz gegründet. Dies ist auch auffällig, da von Seckendorff bayerischer Offizier in einer bayerischen Garnison in den Reichslanden Elsaß-Lothringen war, wo auch Lion stationiert war um 1900. Die Zivilverwaltung der Reichslande war preussisch geführt. Hier sickert Pfadfinden von Bayern nach Preussen ein. Die dritte Gruppe war dann die von Czaya im preussischen Breslau im März 1910, dem ehemals österreichischen, katholischen Teil Preussens. Berlin folgte erst später im Jahr.

Die Bamberger Gründung von Lion und Steinmetz fand nie den Weg zum Pfadfinden, war erst eine Versuchsgruppe des Berliner Vereins und dann eine reine Wehrkraftgruppe. Steinmetz soll sich dann später dem Wandervogel zugewandt haben. Bamberg hatte auch einen stark wilhelminisch-national gesonnenen Magistrat um 1909.

Ostern 1910 wurde Wimmers Gruppe größenbedingt geteilt, sie hatte ca. 100 Mitglieder. So entstand die vierte deutsche Pfadfindergruppe, der 2. Münchner Pfadfinderzug, und kurz darauf auch noch um Ostern durch erneute Teilung der 3. Münchner Pfadfinderzug, die 5. deutsche Gruppe. Alle zunächst an einer Schule. Der Zulauf war enorm. Ende 1910 gab es in München bereits 12 Pfadfinderzüge, fast an jedem Gymnasium einen. Alle vom 1. MPZ initiiert oder zumindest angeregt. Am Alten Realgymnasium waren im Sommer 1910 von ca. 450 Schülern ca. 150 Pfadfinder (1. und 2. und 3. MPZ). Dem 3. MPZ gehörte dann später Werner Heisenberg als Zugführer und Teilnehmer am "Deutschen Pfadfindertag" vom 01. bis 03. 08. 1919 auf Schloss Prunn an. Er war Schüler des Maximiliansgymnasiums im gleichen Gebäudekomplex wie das Alte Realgymnasium.

Dieses Treffen auf Schloss Prunn war, trotz seines Namens, kein deutsches Treffen, sondern eines der bayerischen Pfadfinderführer mit österreichischer Beteiligung. Es markiert das Ende der Reifephase und den Beginn der dritten Phase der deutschen Pfadfindergeschichte, der Erneuerungszeit. Das Prunner Gelöbnis stellt eine konkrete pfadfinderische Korrektur der dem Pfadfinden wesensgemäß eher fremden Meißner Formel dar (viel zu schwammig und nichtssagend, reine Worthülse), an der auch Wimmer und der 1. MPZ maßgeblich beteiligt waren. Das Prunner Gelöbnis wirkte dann aber auf ganz Deutschland und anfangs auch Österreich aus. Die späteren "Neupfadfinder" traten auf Prunn das erste mal inhaltlich auf (Habbel). Der 1. MPZ teilte Habbels Schwärmerei und Schwafelei nicht und hielt sich von ihnen fern, auch von fast allen späteren bündischen Entwicklungen, so wie Wimmer und Lion auch. Es scheinen dann vor allem auch die antisemitischen Angriffe von Voelkel gegen Lion in Naumburg 1920 ein Grund für die andauernde Distanz des 1. MPz gegen die Neupfadfinder gewesen zu sein, hatten doch einige von ihnen jüdische Konfession und verstanden sich Wimmer und Lion sehr gut. Sie traten dann, wie Lion, der Reichsschaft Deutscher Pfadfinder bei, die die Anerkenung durch das I.B. in London 1933 bekam, nannten sich dann aber auch schon Stamm Feuerkatzen und besaßen Kohten. In der NS-Zeit wurden sie 1933 geschlossen ins Jungvolk eingegliedert, 1934 offiziell aufgelöst, konnten sich aber als Jungvolkgruppe "Feuerkatzen" stadtbekannt als reine Pfadfindergruppe auch inhaltlich im Jungvolk völlig abgeschottet halten bis 1945. Es gibt Fotos von ihnen mit der Pfadfinderlilie des 1. MPZ aufgestickt auf der Jungvolkuniform. Im April 1945 initiierten und führten Mitglieder des 1. MPZ die Widerstandsbewegung "Freiheitsaktion Bayern". Ab 1959 trafen sie sich jährlich. Der letzte des 1. MPZ, Hanns Ortlieb, starb am 06.01.2010 mit 95 Jahren bei München. Der Platz Münchner Freiheit in Schwabing ist nach der Widerstandsgruppe des 1. MPZ benannt, an der Schule erinnert seit 25.09.2009 eine Gedenktafel an den 1. MPZ.

Jetzt gibt es sicher viele neue Fragen, die Antworten dann später, wohl anderswo.

Zur Tagung am Ludwigstein. Ich war von Anfang an dabei und kann nur sagen, dass der Bericht, auf den sich storch beruft, und den ich online nachlesen konnte, so verkürzt ist, dass er entstellend ist. Er kann nicht als Grundlage dienen. Die Tagung selbst zeigte in den Vorträgen sehr unterschiedliches intellektuelles und fachliches Niveau, war aber insgesamt erhellend und interessant und bot sehr viel mehr, als der Artikel suggeriert.

Nix für ungut,

Ukawe














Ukawe


Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zuletzt von 15.05.2024 - 10:56 am 22.01.2010 - 13:40.
eingetragen am 20.01.2010 - 21:20
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Beitrag im Thema: Feiern zu 100 Jahre Pfadfindertum in Deutschland (1909-2009) / Pfadfinden100
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Franz Paul Wimmer
9 Beiträge
Liebe Leut,
wer war Franz Paul Wimmer?

Viel wissen wir nicht über ihn, schrittweise kommen aber immer mehr Mosaiksteine zu Tage, die ihn für uns immer interessanter werden lassen.

Geboren wurde er am 22. 02. 1878 in Gottsdorf, bei Passau / Niederbayern, gestorben ist er am 12. 05. 1966 auch in Gottsdorf. Gottsdorf ist ein kleines Dorf nördlich der Donau an der Grenze zu Österreich. Dort liegt er begraben in einem Ehrengrab der Gemeinde, das zum 09. 05. 2009 renoviert und mit einer Gedenktafel an die pfadfinderische Leistung Wimmers geschmückt wurde, finanziert mit Spendengeldern der deutschen Pfadfinderinnen und Pfadfinder.

Nach Gymnasium in Regensburg studierte er Lehramt Mathematik, Physik und Biologie in München (TH/LMU) und Erlangen.

Ab 1902 war er Referendar in München (Theresiengymnasium), ab 1904 Lehrer am Alten Realgymnasium (heute Oskar-von-Miller-Gymnasium) in München. Zu dieser Zeit fiel er als seltsam auf, da er der Überzeugung war, dass man Naturwissenschaften und Mathematik nicht am Katheder, sondern nur in der Natur lernen könne, spielerisch, anwendungsbezogen. So ging er ab 1904 an den Wochenenden mit Schülern zum Wandern in die Umgebung Münchens.

Mit Wandervogel hatte er aber nix und nie am Hut. Die waren ihm zu städtisch, zu preussisch, zu national, zu romatisch. Er war nüchterner und bodenständiger Naturwissenschaftler vom bayrischen Land, Niederbayer. Zur bündischen Entwicklung hielt der 1. MPZ dann auch entsprechend Distanz und hatte auf Mitgliederebene wenig Kontakt zu anderen Pfadfindern. Allerdings gehört er mit zu den ersten Gruppen, die die Kohte von tusk übernahmen. Gesungen wurde auch viel. Mädchen waren in ihm zeitbedingt nicht Mitglied.

Wimmer arbeitete Zeit seines Lebens als Erfinder optischer Geräte und unser heutiger Beamer geht z. B. über den alten Over-Head-Projektor auf den Tageslichtprojektor, den Wimmer erfunden hat, zurück. Als Lehrer war er sehr beliebt aber auch sehr streng und er verlangte von seinen Pfadfindern mehr schulische Leistung als von den übrigen Schülern, des pfadfinderischen Ethos wegen und um nicht den Schein der Bevorzugung aufkommen zu lassen. Sie gaben auch anstandslos ihr Bestes und wurden später ab 1945 in vieler Weise tragende Säulen des Nachkriegsdeutschlands. Wimmer habe gegenüber seinen Schülern und Pfadfindern immer großen persönlichen Respekt gezeigt, habe immer gerecht gehandelt und sie gefördert nach seinen Möglichkeiten.


Sein Großvater Rudolf Wimmer war berühmter Hofmaler der europäischen Fürstenhäuser, sein Vater Naturwissenschaftler. Die Familie ein Gottsdorfer Lehrergeschlecht seit Generationen.

Ab Mai 1909 erfuhr er von und las er das Pfadfinderbuch von Alexander Lion. Einen Mitautor, Dr. Ludwig Kemmer, kannte er aus seiner Zeit als Referendar am Theresiengymnasium. Der war dort Lehrer für Deutsch und Englisch gewesen. Die Überlieferung teilt sich nun. Wimmer schreibt, seine Schüler kamen zu Beginn des Schuljahres 1909/10 auf ihn zu und baten ihn, mit ihnen nach dem Buch eine Pfadfindergruppe zu gründen. Von Schülerseite ist überliefert, dass Wimmer sie ansprach, als er sah, dass auch sie Lions Buch lasen "Buam, dös is wos für euch! Pack ma´s o".

Tatsache ist jedenfalls, dass Wimmer mit seinen Schülern am 25. 09. 1909 den 1. Münchner Pfadfinderzug gründete. Neu daran war, dass diese Gruppe sich "Pfadfinder" nannte und dass sie nichts anderes als Pfadfinder sein wollten und dass sie es sein durfte, von den Behörden her. Letzteres war nur durch die enge Anbindung an die Schule möglich geworden. Bis 1919 firmierten sie auch als "1. MPZ am Alten Realgymnasium". In der Republik war das ab 1919 dann nicht mehr nötig.

In Preussen und dem bayrischen Bamberg war dies 1909 zunächst alles verpönt, der englischen Herkunft des Pfadfindens wegen, örtlich auch verboten. Deshalb gab es dort nur Fördervereine für die Idee des Pfadfindens und Gruppen anderer Ausrichtung, die Elemente aus Lions Buch in ihr Programm mit übernahmen. Pfadfinder im eigentlichen Sinn waren sie noch nicht. Das wurden sie erst später nach Wimmers und des 1. MPZ Vorbild. Deshalb ist der vom Wimmer gegründete 1. MPZ die erste eigentliche Pfadfindergruppe in Deutschland in unserem heutigen Sinn.

Diese Leistung Wimmers ist organisationsunabhängig der gemeinsame Beginn unser aller Pfadfinden in Deutschland. Die heutigen Herausdifferenzierungen, in die der 1. MPZ später auch einbezogen wurde, sind sekundäre Erscheinungen, nur noch reine Organisationsgeschichte, die nur jeweils einen Teil von uns betrifft. Diese beginnt gleich 1911 mit der Gründung des DPB in Berlin und dem gleichzeitigen Eintritt der bayrischen Pfadfinder in den Bayrischen Wehrkraftverein. Kurz zuvor hatte der 1.MPZ seine innere Struktur noch dem DPB angepaßt. Die politischen Verhältnisse führten aber zur organisatorischen Aufspaltung des Pfadfindens in Deutschland. Dieses schlechte Vorbild wurde von den Pfadfindern später dann freiwillig übernommen. Seit 1911 spalten wir uns und gehen immer wieder getrennte Wege und kommen manchmal auch wieder zusammen. Das Spalten scheint uns aber mehr Freude zu bereiten, zum Schaden aller unserer Mitglieder, zur Befriedigung der Eitelkeit unserer Funktionäre. Teile und herrsche. Gefeiert kann das eigentlich nicht werden, sehr wohl aber der gemeinsame Beginn 1909 mit Wimmer und dem 1. MPZ. Der DPB war in Bayern nie vertreten, sein "D" ein in Wirklichkeit nie eingelöster bloßer Anspruch. Er war und blieb preussisch.

Der 1. MPZ hatte großen Zulauf und wurde 1910 geteilt. Der 2. und 3. MPZ entstanden so. Wimmer war bis 1914 Feldmeister ("Stammesführer") des 1. MPZ, danach helfende und werbende Hand im Hintergrund. Er veröffentlichte in pädagogischen Fachzeitschriften über seinen neuen Ansatz, Pfadfinden als Selbstzweck zu betreiben. Lion wandte sich dem Neuen sofort auch zu und war ab 1910 dem 1. MPZ vielfach persönlich verbunden.

1914 bis 1917 war Wimmer im Kriegseinsatz, wurde verwundet und lernte 1917 im Lazerett in Lille eine 17 jährige französische Krankenschwester, Johanna Rosalie (01.07.1900 - 01.09.1984), kennen. Sie brannte mit ihm nach seiner Genesung und Entlassung mit nach Deutschland durch. Sie heirateten und hatten 2 Kinder, Paul (geb. 31.07.1921) und Franziska, (geb. 1928). Frau Wimmer starb 1984 in Gottsdorf und liegt im Grab ihres Mannes. Paul studierte Medizin, war schwer kriegsversehrt, arbeitete in München in der pharmazeutischen Industrie und ist früh verstorben. Franziska war mit einem deutschen Diplomaten verheiratet und starb früh kinderlos. Paul war Mitglied des 1. MPZ und hat einen Sohn, Carolus Wimmer (geb. 1949) . Dieser wanderte 1970 nach Venezuela aus. Seine früh verstorbene Mutter stammte von dort. Er ist heute Vizepräsident des Lateinamerikaparlamentes und Staatssekretär in Venezuela in der Regierung von Hugo Chavez. . Mit seinem Sohn Daniel war er am 09. 05. 2009 in Gottsdorf bei der Einweihung des renovierten Grabes seines Großvaters anwesend.

Die Familie wurde durch Frau Wimmer zweisprachig und sie lebte ihren französischen Chic auch am Dorf. Sie war die erste Frau, die dort Hosen trug, bunt karrierte noch dazu. Wenn ihre französische Verwandtschaft nach Gottsdorf kam, war dort der "Bär " los. Wimmer war in den Ferien oft in Gottsdorf und der 1. MPZ machte häufig Fahrten in der dortigen Gegend. Nach seiner Pensionierung 1943 zogen Wimmer und seine Frau für ständig nach Gottsdorf. Vor seinem Tod sprach Wimmer die letzten Tage nur noch französisch, ein Schlaganfall wischte ihm deutsche Sprache vollständig hinweg. Bei seiner Beerdigung waren Pfadfinder des BDP Stammes Steinadler und des Landesvorstandes der BDP Landesmark Bayern anwesend. Sie fand unter großer Anteilnahme der Gemeinde Gottsdorf, deren Ehrenbürger Wimmer war, und vor allem der Dorfjugend statt. Der "Lehrer Wimmer" ist nach wie vor bei der Bevölkerung Gottsdorfs in Erinnerung.

1917 bis 1922 war Wimmer Lehrer in Nürnberg, Dillingen, Augsburg und Wunsiedel. 1922 bis 1932 am Rupprecht-Gymnasium in München , 1932 kurz als Schulleiter in Hof ,1932 bis 1938 als Schulleiter am Maria-Theresien-Gymnasium in München und 1938 bis 1943 dann als Schulleiter in Ludwigshafen am Rhein (damals bayrische Pfalz). Dem im Jahresbericht seiner Schule unkommentierten Wechsel 1938, kurz vor der Pensionierung weit weg von München, sind wir auf der Spur. Die Akten dazu liegen in Speyer und Koblenz und sind angefordert. 1938 drehte sich das Personalkarussell seiner Schule sehr schnell, es gab viele Versetzungen und Beurlaubungen, sein Nachfolger war ein berüchtigter völkischer Antisemit und NS-Anhänger. Wir vermuten eine Strafversetzung aus politischen Gründen. Die Pfälzer Akten werden hoffentlich Klarheit bringen.

An beiden Gymnasien in München warb er bis 1938 viele Schüler für den 1. MPZ.

Der 1. MPZ trat 1932 als Stamm Feuerkatzen der republiktreuen Reichsschaft Deutscher Pfadfinder bei, die 1933 von WOSM de jure anerkannt wurde, durch die Machtergreifung dies de facto aber nicht mehr umsetzen konnte. 1933 ist er mit dieser Mitglied des Großdeutschen Bundes. Im September 1933 wird die Reichsschaft aufgelöst. Einmalig in Deutschland und nur dem relativ zugänglichen NS-Oberjungbannführer Richard Etzel in München zu verdanken ist die Tatsache, dass die Pfadfinder in München als geschlossene Gruppen ins NS-Jungvolk überführt wurden und in diesem ihr pfadfinderisches Eigenleben weitgehend wahren konnten und auch trotz Verbot noch einige Zeit ihre Pfadfinderabzeichen und Wimpel weiter benutzten zur Jungvolk-Uniform. So verlief sich der 1. MPZ kriegsbedingt erst im Frühjahr 1945. Bis dahin gewann er immer noch neue Mitglieder, die sich auch nur als Pfadfinder begriffen, nicht als Jungvolk- oder HJ-Mitglieder. Rupert Gerngroß und andere Mitglieder des 1. MPZ initiierten und führten die erfolgreiche Widerstandsaktion "Freiheitsaktion Bayern" im April 1945. Nach ihnen ist der Platz "Münchner Freiheit" neben dem Alten Realgymnasium (heute Oskar-von-Miller-Gymnasium) benannt. Antisemitismus hat es im 1. MPZ nie gegeben, anders als bei den Neupfadfindern schon anfangs der 20er Jahre. Der 1. MPZ hielt wohl deshalb zu diesen immer bewußte Distanz.. Etzel gründete 1948 dann den BDP Stamm Adler in München im Umfeld des Alten Realgymnasiums, wurde auf Grund seiner unverholen rechten und antisemitischen Gesinnung aber schnell wieder auf die Seite geschoben. Der 1. MPZ warnte vor ihm. Wir hoffen aus Spruchkammerakten mehr über ihn zu erfahren.

Am 14. 11. 1959 trafen sich die Alt-Einser zu ihrem 50-jährigen Jubiläum im "Augstiner"-Wirtshaus in München, in dem auch eine Ausstellung zur Geschichte des Pfadfindens gezeigt wurde. Diese Treffen fanden anschließend jährlich bis 2000 statt. Initiator und Schriftführer war bis 1965 Wimmer.

Am 15.12.1960 ernannte der 1. MPZ Alexander Lion, der dem 1. MPZ seit 1910 verbunden war, zum Ehrenmitglied. 1963 förderte der 1. MPZ eine deutschlandweite Spendensammlung unter Pfadfindern, die Peter-Jürgen Lüders (PJL), Gründer auch meines Stammes Albatros und dessen Ehrenmitglied, als Landesfeldmeister der BDP Landesmark Bayern initiiert hatte, um dem im Frühjahr 1962 völlig verarmt verstorbenen Alexander Lion einen Grabstein auf das Grab stellen zu können. Die Rover des BDP Stammes Tiger in Augsburg kümmerten sich seit 1962 um die Grabstelle - und tun dies bis heute! Dieses Grab wird 2009 anläßlich des Jubiläums Pfadfinden100 mit Spendengeldern der deutschen Pfadfinderinnen und Pfadfinder renoviert und am 23. 05. 2009 zur Geburtstagsfeier der Öffentlichkeit präsentiert. Die Tiger sind wieder dabei.

Lion erhielt nach Radio-Aufrufen ab August 1945 zur Sammlung der deutschen Pfadfinder als erster am 31. 10. 1945 von der US-Militärregierung die Lizenz zur Gründung einer Pfadfindergruppe im Landkreis Rosenheim. Seinen Pfadfindern wird von den US-Behörden das Tragen der internationalen Lilie ab 11. 12. 1945 gestattet. Lion war dann seit 1946 Ehrenpräsident und Lizenzträger des BDP und 1947 Ehrenmitglied des ÖPB (Österreichische Pfadfinder). Der neu entstehende BDP verstand sich anfangs fest in der Tradition der Reichsschaft Deutscher Pfadfinder, durch Lion selbst verkörpert. Aber gerade Lion drängte auf einen völligen Neuanfang mit Verzicht auf den alten Namen. Der BDP entstand, anfänglich als einzige und umfassende gesamtdeutsche Pfadfinderorganisation angedacht, nach österreichischem Vorbild. Axi war als Salzburger Pfadfinder beratend im Auftrag von WOSM bei der Gründung des BDP und Entwicklung seines nationalen Alleinvertretungsanspruches mit dabei. Dies war aber auf die amerikanische Zone beschränkt. Die Förderung der konfessionellen Bünde in der englischen und französischen Zone führte dann schnell zur heutigen Struktur in allen drei westlichen Besatzungszonen, so dass diese Anfänge weitgehend nur Organisationsgeschichte des BDP wurden. Lion stand dann aber auch mit an der Wiege der internationalen Anerkennung deutscher Bünde durch WOSM und WAGGGS und damit der Gründung beider Ringe, heute rdp.

Lions wichtige Rolle für den Neuanfang 1945 ff und die schnelle Unterstützung durch die US-Militärregierung ist in seiner Bedeutung als Gründer 1909, Bekannter von BiPi, seinem demokratischen Engagement in der Weimarer Republik und in seiner "rassischen" Verfolgung durch das NS-Regime begründet. Er war nicht nur unbelastet , sondern darüberhinaus positiv beleumundet. Davon gab es nicht viele im Deutschland 1945. Die internationale Anerkennung durch WOSM/WAGGGS war Lion eine Herzensangelegenheit und er konnte sie durch seinen international guten Leumund fördern. Axi tat damals als durch und durch scoutistischer Salzburger Pfadfinder auch das seine dafür. Er war damals deren Landesvorstand.

Lion und Wimmer scheinen immer Kontakt gehabt zu haben. Wimmer wurde 1958 Ehrenfeldmeister der BDP Landesmark Bayern. Seit 1959 hat der 1. MPZ engen Kontakt zum BDP Stamm Steinadler in München, den der 1. MPZ seit 1963 als seinen Traditionsstamm "adoptiert" hat. Im Gegenzug firmiert Wimmer seit 1963 als "Ehrensteinadler". Das ist aber längst schon Organisationsgeschichte, die nur einen Teil von uns betrifft, nur noch BDP/BdP etc..

Im Dezember 2008 trafen wir uns mit dem letzten lebenden Alt-Einser, Hanns Ortlieb, geb. 1915, und interviewten ihn. Der Einfluss von Wimmer auf seine Persönlichkeitsentwicklung war noch immer zu spüren. BiPi war für den 1. MPZ und seine Mitglieder immer bekanntes Vorbild. Scouting berichtete.

Der 1. MPZ ist Dank Wimmer und anderer Mitglieder mit eine der am besten dokumentierten deutschen Pfadfindergruppen bis Heute. Die Dokumente liegen größtenteils im BdP-Bayern Landesarchiv, ferner in den Archiven der Stadt München, dem bayrischen Hauptstaatsarchiv, dem Stadtarchiv Bamberg, dem Landesarchiv Koblenz, dem Archiv Speyer und im Privatarchiv von Hartmut Keyler in München. Die Angaben zur Biographie Lions sind Schrölkamp, Stephan; Gründerväter der Pfadfinderbewegung I; Baunach 2004; entnommen. Hinweise zur Familie Wimmer haben wir auch von seinem Enkel Carolus anläßlich der Feier in Gottsdorf erhalten.

Wir arbeiten weiter dran.

Nichts für Ungut,
Ukawe







Ukawe


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eingetragen am 13.05.2009 - 21:58
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Beitrag im Thema: Feiern zu 100 Jahre Pfadfindertum in Deutschland (1909-2009) / Pfadfinden100
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Liebe Leut,
nachdem ich neu im Treffpunkt bin, hat es etwas gedauert mit der Vollständigkeit des Profils. Sorry, wenn dies zu Irritationen geführt haben mag.

Jetzt also für alle auch hier. Mein Fahrtenname ist Ukawe (UnserKleinerWuschelkopf) und schon recht alt. Ich bin der Projektkoordinator für das Projekt des rdp-Bayern "Pfadfinden100", aktiver Stammes- und Meutenführer im BdP Stamm Albatros, Mitglied in der Bayerngilde des VDAPG und war einst zwischen BDP als Wölfling und BdP als Pfadfinder umzugsbedingt 2 Jahre Jungpfadfinder bei der DPSG und habe dort auch mein Pfadfinderversprechen zum ersten Mal abgelegt, dann im BdP es zum 2. Mal wiederholt. Das ist aber schon lange her. Seit ein paar Jahren bin ich auch Mitglied der Bayerngilde im VDAPG, mit der wir unser Stammesheim teilen, woraus man schließen kann, dass ich etwas älter als 25 bin. Deshalb bin ich beruflich inzwischen auch promovierter Wissenschaftler. Samstag Vormittag sitz ich mit meinen 2 jungen MeutenassistentInnen aber jede Woche mit fast 30 Wölflingen auch im Schlamm und fühl mich dabei wohl. Unter der Woche laufen die normalen Stammesführerpflichten, zur Zeit vor allem die Vorbereitung unseres Pfingstlagers und des Bundeslagers mit unseren Stufenführungen.

Ringarbeit liegt mir seit langem sehr am Herzen und der rdp ist in meinen Augen eine seiner tatsächlichen Bedeutung noch nicht wirklich gerecht werdende Organisationsform. Er hat seine Potentiale noch lange nicht ausgeschöpft, die Basis jedenfalls drängt, wie ich es erlebe, voran und arbeitet mit Selbstverständlichkeit zusammen und erfaßt die Unterschiede als Bereicherung, nicht als Trennendes, und hat den Blick auf das Gemeinsame gerichtet. Bewegung mal wieder, nicht Organisation. Die Füße laufen dem Kopf voran. Gut so.

Die Gerüchteküche scheint nach allem, was berichtet wird an geäußerten Meinungen, nur von einer einzigen Person auszugehen. Weder VCP noch PSG noch BdP haben Probleme mit Pfadfinden100, auch die Basis der DPSG nicht, sofern sie informiert ist. Mit dieser Person muss aber diplomatische Loyalität gewahrt werden, da es im dortigen Gremium wahrlich wichtigere Themen der Auseinandersetzung gibt als Pfadfinden100. Ein Streit ist es nicht wert, zumal die Fakten auf dem Tisch liegen und die normative Kraft des Faktischen wirkt, egal, was rumgemeint wird.

Deshalb ist es auch nicht wichtig, den Gerüchten oder der Person dahinter nachzugehen, sondern ihnen nur sachlich entgegenzutreten ohne aber das Niveau der "Argumente" zu beschönigen. Das ist Aufklärung.

In Gottsdorf war ich auch mit dabei und ich kann Görnie nur zustimmen. Es war eine super Geburtstagsfeier zu unserem 100jährigen, in deren Kreis wir Franz Paul Wimmer mit einbezogen haben. Jung, fröhlich, locker und lecker. Wie wir Bayern halt feiern können, wenn wir wollen. Deshalb kommt der Rest der Welt ja auch gern als Touristen zu uns und schaut uns dabei zu, wenn wir wollen.
Das Echo in der Presse war sehr positiv und die Aufmerksamkeit auch auf politischer Ebene sehr groß. Beides wird allen Stämmen in der Passauer Gegend künftig hilfreich sein. Schön war auch zu sehen, wie die Teilnehmer miteinander gesprochen und zueinander gefunden haben über die Organisationsgrenzen und Generationen hinweg. DPSG, PSG, VCP, BdP und VDAPG waren vertreten.

Einen herzlichen Dank an den DPSG Stamm Untergriesbach, seine Stammesführerin Juliane und Erwin, den Stammeskuraten, die die Feier für uns ausgerichtet haben!!!!!

Die Geburtstagsfeier geht weiter, am 23. Mai 2009 zusammen mit Alexander Lion in Fischach bei Augsburg ab 10.00 Uhr in der Staudenlandhalle. Mal sehen, wer alles kommt!


Nichts für Ungut,
Ukawe





Ukawe
eingetragen am 13.05.2009 - 19:28
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Beitrag im Thema: Feiern zu 100 Jahre Pfadfindertum in Deutschland (1909-2009) / Pfadfinden100
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Gerüchteküche Pfadfinden100
9 Beiträge
Liebe Leut,
die Gerüchteküche zu Pfadfinden100 in Deutschland kocht und sie bringt nicht nur Wohlgerüche hervor. Leider haben wohl einige weinige Vorbehalte, ohne aber zu wissen, warum. Wie mir aus "informierten Kreisen" mitgeteilt wurde, betrifft dies tatsächlich nur eine Minderheit. Da dort die Einstimmigkeitsregel gilt, ist es halt so, wie wir es außen wahrnehmen können. Deshalb auch die sehr ausführliche Antwort auf die Bedenken von mir persönlich. Dies sind keine Aussagen des rdp Bayern oder eines seiner Mitgliedsverbände oder eines der Organe eines seiner Mitgliedsverbände oder eines seiner Mitglieder. Sie sind rein privat von mir, Ukawe.

Kritisiert wird meiner Kenntnis nach z.B.:

- es ist keine Bundesaktion des rdp
- es ist keine rdp-Aktion
- es ist nur eine rdp-Aktion
- scouting begleitet das Projekt pressemäßig
- Lion, Wimmer und der 1. MPZ haben nur lokale, bestenfalls bayrische Relevanz
- es ist nicht erwiesen, dass der 1. MPZ tatsächlich die erste deutsche Pfadfindergruppe war
- es findet ein Personenkult um Lion und Wimmer statt
- es finden "Totenfeiern" an Gräbern statt.
- unsere Nachbarn seien "entsetzt", dass wir unser Jubiläum begehen
- wir bewahren die Asche und vergessen die Glut

Tatsache ist:

- Pfadfinden100 ist ein Projekt des rdp Bayern und war es von Anfang an und sehr bewußt. Das steht auf allen Veröffentlichungen und allen Informationen deutlich und unmißverständlich mehrfach pro Seite und rechtlich einwandfrei drauf. Wer nicht lesen kann, dem kann nicht geholfen werden.

- Pfadfinden100 ist ein offizielles Projekt des rdp-Bayern, d.h. der vier bayrischen Landesverbände von DPSG, BDP, PSG und VCP. Kooperationspartner ist der VDAPG (Verband Deutscher Altpfadfindergilden), vertreten durch die Bayerngilde in München. Hierzu gibt es einen offiziellen Beschluß des rdp-Bayern vom 26. Juni 2008 und folgend des VDAPG. Der rdp-Bund wurde hierüber informiert.

- der rdp/VDAPG-Bayern erwog anfangs, das nationale Jubiläum auch über seine eigenen Organisationsgrenzen hinweg zu organisieren und zu feiern, gemäß unserer Pfadfinderregel, dass wir zur Freundschaft unter den Pfadfindern beitragen. Darauf haben wir ja schließlich alle unser Versprechen, welchen Wortlaut es auch haben mag, abgelegt. Politische Bedenken, die von außerhalb Bayerns und aus anderen Generationen hineingetragen wurden, ließen letztlich nur die Minimallösung als die einzige Lösung erscheinen, die Erfolg versprechen könnte. Mit Bedauern und Unverständnis für diese Haltung wurde einstimmig dennoch die Minimallösung realisiert. Es sollte schließlich um die Sache gehen, die nicht an Vereinsmeierei scheitern sollte. Schon die Kooperation mit dem VDAPG wurde nur mit Hinweis auf das erfolgreiche Friedenslichtsmodell von Bedenkenträgern akzeptiert. Im weiteren wurde der rdp Berlin über alle einzelnen Schritte stets informiert. Ob sie bei ihm intern auch immer so weitergegeben wurden, ist eine Frage, die offenbleiben muss. Sie darf aber nicht das Problem von Pfadfinden100 sein. Sie ist eine interne Frage des Berliner Büros, die uns nichts angeht.

- scouting begleitet das Projekt pressemäßg. Wo ist das Problem? Wer aus Kreisen des rdp auf scouting zeigt, muss zugeben, dass 3 Finger auf ihn selbst zurückzeigen! Es mag sein, dass scouting nicht jedermanns Geschmack ist.Welche Zeitung ist das schon? Unsere eigenen Mitgliederzeitungen werden im Vergleich viel kritischer gesehen von unseren Mitgliedern. Scouting sei rdp-feindlich. Das stimmt nicht! Kreise im rdp sind scouting-feindlich, aus Gründen, die rational nicht nachvollziehbar sind. Scouting druckt ab, was es bekommt. Bekommt es mehr aus rdp-Kreisen, wird sich der rdp auch gefälliger darin gespiegelt sehen. Das ist Pressegesetz. Hält sich der rdp zurück, nehmen andere seinen Platz ein. Punkt.
Auch muss als Fakt anerkannt werden, dass scouting, möge es einem gefallen oder nicht, die einzige Nicht-Mtgliederzeitschrift für Pfadfinden in Deutschland ist, die es gibt. Sonst gibt es nur reine Mitgliederzeitschriften auf sehr verschiedenem journalistischem Niveau. Wer scouting - auch zu Recht - kritisiert, möge aber zuvor beweisen, dass er Besseres kann. Den Beweis hat bislang leider niemand erbringen können. Scouting begleitet Pfadfinden100, da es noch konkurrenzlos ist.

- Kritisiert wird hinter vorgehaltener Hand auch, dass Lion, Wimmer und der 1.MPZ bestenfalls bayrisches Lokalkolorit oder nur von lokaler Bedeutung gewesen seien.
Gut, diese Meinung ist leider auf dem gleichem intellekuellen Niveau wie die, dass die Erde eine Scheibe im Zentrum des Sonnensystems sei. Darüber kann man schlicht nicht diskutieren. Wer die bekannten Fakten nicht sehen will, der bleibe blind.
Tatsache ist, dass Alexander Lion mit Lizenz von Robert Baden-Powell das Pfadfinden nach Deutschland brachte. Er übertrug gegen Zahlung einer Lizenzgebühr von 10 Pfund "scouting for boys" auf die damaligen deutschen Verhältnisse hin mit dem "Pfadfinderbuch". Sein Buch war ein Bestseller bis 1917, vergleichbar mit Harry Potter-Romanen heute. Lion prägte darin den Namen "Pfadfinder" nach langen Diskussionen in Anlehnung an J.F.Coopers Lederstrumpfromane als die deutsche Übersetzung von "Boy Scout". Dieser Vorgabe folgten alle deutschsprachigen Länder außer Luxemburg. Es ist die anerkannte Übersetzung des englischen Begriffs durch Lion geworden. Lion setzte sich auch erfolgreich für die Verbreitung der Pfadfinderidee deutschlandweit ein.
Nach 1945 war er der wesentliche Wiederbegründer des deutschen Pfadfindens und stand auch an der Wiege unserer heutigen Ringe, d.h. der Anerkennung der damaligen Ringbünde durch WOSM und WAGGGS. Ihn als lokal abzutun,ist ignorant und zeugt von organisationspolitischer Blindheit und gänzlicher Ahistorizität.

Wimmer war der erste in Deutschland, der erkannte, welch eigenständiges Potential in dem Projekt "Pfadfinden" steckt und der deshalb im Sommer 1909 bewußt den Hebel von "Förderverein" und von "Spielidee" für bestehende Jugendorganisationen umriß auf ein eigenständiges Pfadfinden, entgegen dem, was Baden-Powell und Lion ursprünglich wollten. Er war der erste im damaligen Deutschland, der eine eigenständige Pfadfindergruppe unter dem Namen Pfadfinder und mit dem ausschließlichen Zweck des Pfadfindens gründete. Das war damals einzigartig. Er war der erste. Sein Vorbild machte schnell Schule. All die anderen Gruppen, die im Sommer 1909 entstanden, waren reine Fördervereine oder sie spielten nur nebenher "Pfadfinder", waren aber ihrem Selbstverständnis nach etwas anders. Sie folgten aber schnell Wimmers Vorbild. 1910 hatten wir, ein halbes Jahr nach Erscheinen des Pfadfinderbuches von Lion, deutschlandweit Pfadfindergruppen. Wimmer war der erste, alle folgten ihm. Wie gesagt, das war eine Entwicklung weniger Monate, von Mai 1909 bis Ende 1909. Wimmer sorgte durch deutschlandweite Veröffentlichungen in pädagogischen Fachzeitschriften für die Verbreitung seiner Neuerung. Auch Lion und der Berliner Förderverein "Jugendsport in Feld und Wald" wußten um Wimmer und befürworteten seine Novität. Wimmer als nur lokal abzutun ist Unsinn.
Genauso unsinnig, wie den Pabst als römischen Bischof nur lokal abzutun.
Lion und Wimmer haben, mag man es wahrhaben wollen oder nicht, nationale Bedeutung für das Pfadfinden in Deutschland.

Und dass im damaligen Königreich Preussen die Einführung des englischen Scouting unter dem deutschen Namen "Pfadfinder" nicht möglich war aus politischen Gründen, nämlich wilhelminischem Chauvinismus, und als Verbrüderung mit dem Erzrivalen ("pervides Albion") vor Ort zunächst auch verboten wurde, ist bekannt. Und dass das damalige relativ liberale Königreich Bayern mit seinen damals engen industriellen Verflechtungen mit England (Eisenbahnbau) und seiner aufgeschlossenen technischen Intelligenz und deren neuen Schulen, den Realgymnasien, dafür sehr offen war, insbesondere in München, nicht aber in Bamberg, hat Ruth Hofmann mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit an der Universiät München nachvollziehbar belegt. Das "Alte Realgymnasium" in München, heute Oskar-von-Miller-Gymnasium, war dann auch der Ort der Gründung des 1. MPZ.

- Der von Franz Paul Wimmer am 25. 09. 1909 gegründete und kurz darauf so genannte "1. Münchner Pfadfinderzug" ist nach derzeitigem Stand der historischen Forschung, nach seinem eigenen Selbstverständnis, nach dem Verständnis seiner Zeitgenossen und nach pfadfinderischem Selbstverständnis bis Ende der 80er Jahre die nachweislich erste deutsche Pfadfindergruppe unter oben genannten Kriterien, eine solche zu bestimmen, d.h. sie sieht sich explizit und ausschließlich als Pfadfindergruppe und firmiert ausdrücklich öffentlich und nachhaltig unter dem Namen "Pfadfinder". Wer diese Fakten leugnet oder relativiert bewegt sich intellektuell auf einer Ebene mit Leuten, die leugnen oder relativieren, dass das Universum in einem Urknall entstanden ist. Mit ihnen ist ein vernünftiges Gespräch nicht möglich. Die normative Kraft des Faktischen gilt auch hier. Der 1. MPZ gehörte dann auch zu den Teilnehmern am 1.Pfadfindertag auf Schloss Prunn 1919, an dem die Weichen auf Reform gestellt wurden, und er wurde 1930 Mitglied der Reichsschaft deutscher Pfadfinder, die allein republiktreu war und 1933 de jure von WOSM anerkannt wurde, de facto durch die Machtergreifung der Nazis dies nicht erleben durfte. Bis 1945 bestand er in sich abgeschlossen im NS-System, durchaus
stadtbekannt in München, und zog andere Jungvolkgruppen von NS auf Pfadfinden herüber. 1945 war der 1. MPZ Initiator und Führer der Widerstandsgruppe "Freiheitsaktion Bayern", nach der in München ein Platz, die "Münchner Freiheit" ,benannt ist. Die MPZ´ler trafen sich bis 2000 noch regelmäßig und haben die Gesellschaft der BRD in verantwortlichen Positionen nachhaltig positiv geprägt. Auch durch soziales Engagement für Behinderte (Rupert Gerngroß).

- Was heißt Personenkult? Wenn wir, wie alle unsere Nachbarn ,
unseren gemeinsamen Pfadfindervätern gedenken, und wenn das noch bescheidener abläuft als der "Personenkult" um BiPi im Alltag unserer Stämme und vor allem 2007, sehe ich den Vorwurf als unbegründet. Und Hand auf´s Herz, machen nicht DPSG und PSG etc. ohne ihnen daraus einen Vorwurf abzuleiten, mehr Personenkult um den Heiligen Georg, der vom Vatikan schon lange nicht mehr unter die anerkannten Heiligen gerechnet wird, da an seiner Existenz alle Zweifel rühren, und der nur wegen seiner Volkstümlichkeit als ein "Scheinheiliger" geduldet wird ? Und wie sieht es um tusk und um Axi in der bündischen Szene aus? Da gibt es Personenkult, wie auch um BiPi und Olave. Wen stört es aber? Wem schadet es? Die meisten sehen es sogar pädagogisch positiv als Vorbilder. Also "Ein Schuft, wer Böses dabei denkt".

- Von "Totenfeiern" weiß außer dem rdp-Vorstand niemand etwas. Was haben die vor? Sie sind jedenfalls mit solchen Vorstellungen nicht angemeldet und nicht Teil des Programms!
Tatsache ist, wir renovieren das Grab von Alexander Lion. Sein Grab ist 1962 durch Spenden aller deutscher Pfadfinderinnen und Pfadfinder entstanden. Die NS-Verfolgung hat die Familie Lion, die jüdischen Glaubens und demokratischer Gesinnung war, fast vollständig vernichtet und ihres Vermögens und ihrer Verdienstmöglichkeiten beraubt. Ali konnte sich kein Familiengrab leisten für sich und seine Frau. Sein Sohn Alexander emmigrierte noch rechtzeitig nach Rom, wo er sich als Bäcker mehr schlecht als recht durchschlug. Seine Familie will nachvollziehbar mit Deutschland nichts mehr zu tun haben. Alis Elten waren noch reiche Bankiers in Berlin, Ali war Mediziner, nicht gerade ein Hungerberuf bis Heute.
Das Grab geriet in Vergessenheit. Nur die Ehemaligen des BDP Stammes Tiger, die als Rover einst Ali zu Grabe getragen haben, pflegen das Grab bis heute. Da die Grabpacht 1992 ablief, suchte die Gemeinde Fischach, die sich der historischen Bedeutung des Grabes bewußt ist, verzweifelt nach Pfadfindern, die die Pacht weiterführen würden. Die DPSG-Diözese Augsburg tut dies und hat die Pacht bis 2022 bezahlt. Danke !!!!!!!
Dass es jetzt zum 100jährigen des Pfadfinderbuches von Lion ein rdp-Projekt gib, das Grab mit Spenden restaurieren zu lassen und die DPSG-Diözese Augsburg mit dieser Gemeinschaftsleistung endlich zu entlasten, ist historisch gerechtfertigt, eine Sache menschlichen Anstandes und der Fairness im rdp.

Das Wimmergrab ist ein Ehrengrab der Gemeinde Gottsdorf. Die Gemeinde ist arm, eine der ärmsten in Deutschland. Das Familiengrab zu renovieren und eine Gedenkplatte für die pfadfinderische Leistung Wimmers hinzuzufügen, ist ein Zeichen unseres historischen Bewußtseins, nicht eines Personenkultes. Er ist es wert, ihm zu gedenken und dies der Nachwelt zu überliefern. Punkt.

Und einmal ehrlich unter uns Pfadfinderinnen und Pfadfindern,wenn wir in Kenia die Gräber der Baden-Powells gepflegt und mit jährlicher Gedenkfeier erleben und wenn in Westminster-Abbey ein Kenotaph für Baden-Powell mit Bannerparade steht und niemand daran Anstoß nimmt und wenn wir scoutings sunrise und den Thinking-Day feiern, was soll dann noch der scheinheilige Vorwurf?

In der abendländischen Kultur gehört ein Gedenken an den Gräbern zur festen Tradition. Allerheiligen sei hier nur genannt. Und unsere christliche Religion ist eine zu tiefst "nekrophile" Spielart der drei mosaischen Offenbarungs-Religionen, des Judentums, des Islam und des Christentums. Sein höchstes Zeichen ist ein antikes Hinrichtungsinstrument,das Kreuz, sein höchster Inhalt der gekreuzigte Jesus, seine Form das Totengedenken an Jesus. Das unterscheidet uns von Juden und Muslimen, die an den selben Gott glauben wie wir Christen, und das befremdet sie an uns Christen. Gräber sind zentraler Bestandteil unserer christlichen Kultur. Hieraus einen Vorwurf für Pfadfinden100 zu konstruieren ist fadenscheing.

- Unsere niederländischen Brüder und Schwestern feiern ihr 100 jähriges mit größtem Aufwand, auch unsere österreichischen Nachbarn feiern ihres 2010 mit einem großen Bundeslager "Ursprung" in Laxenberg bei Wien und mit klar historischen Bezügen. Das Gedenken am Grab von Emerich Teuber, Papa Teuber, in Wien eingeschlossen. Und zur südmainischen Kultur gehört, gleich welcher Konfession man sein mag, der Respekt vor den Verstorbenen, besonders wenn sie herausragendes geleistet haben wie Lion und Wimmer, dazu. Ganz selbstverständlich. Das ist Kultur. Wer damit ein Problem hat, hat keine Kultur. Dies verbal in NS-Nähe zu rücken, durch die Verwendung tendenziöser Begriffe wie "Totenfeiern", ist nicht intelligent und zeigt einen Mangel an historischem Wissen.

- Mit Pfadfinden100 wird eine Glut entfacht, die lange in Asche verborgen war. Viele Personen, nicht nur auf die rdp-Bünde und den VDAPG beschränkt, die aus der aktiven Arbeit in den Stämmen kommen, nicht Funktionäre, haben sich zusammengetan, dieses Projekt neben ihrer Stammesarbeit zu verwirklichen. Und die Münchner Stämme des rdp veramstalten am 25.09.2009 im Hof der Schule, an der alles anfing vor 100 Jahren, ein großes Kinderfest für die Münchner Kinder zur Feier ihres Jubiläums. Dies steht in Folge der Feiern der Münchner rdp-Stämme zu scouting100 (das war doch irgendwie auch nekrophil oder nicht?) und dem 850. Stadtjubiläum (schon wieder so eine nekrophile Veranstaltung ? ) zusammen mit allen anderen Münchner Jugendverbänden. Schlimm die Münchner, nicht wahr? Geschichte hat halt immer auch mit Tod zu tun, da sie Vergangenes erarbeitet.

So eine Zusammenarbeit, so eine Öffentlichkeitswirkung hat es jedenfalls noch nie gegeben für die Münchner Pfadfinder! Auch ist dort die Öffentlichkeit für Pfadfinden100 schon jetzt nachhaltiger als bei scouting100. Der bayrische Ministerpräsident und der Münchner Oberbürgermeister als Schirmherren, namhafte Industrieunternehmen und öffentliche Einrichtungen als Förderer, wann gab es das zuvor? Wir Stämme erleben dabei unsere Verschiedenheit als Bereicherung, nicht als Grenzen. Das ist neu. rdp nicht verwaltet, sondern gelebt! Wo ist die Flamme? - wo ist die Asche? - Hand auf´s Herz !

Fazit:
alle Bedenken sind grundlos, man muss sich schon fragen, was wirklich dahinter steht.

Nicht möglich ist jedenfalls, 2011 das 100jährige des Deutschen Pfadfinderbundes in Berlin, als deutsches Pfadfinderjubiläum zu feiern. Der DPB war auf Preussen beschränkt, endete nach dem 1.Weltkrieg und war eine spätere sekundäre Herausdifferenzierung wie alle späteren Bünde. Seine Geschichte ist reine Organisationsgeschichte, wie die von BdP, DPV, DPSG, PSG, VCP etc. Sie ist interessant und wichtig, hat aber nichts mit all unserem Ursprung zu tun. Auch der DPB steht in der Folge von Wimmers 1. Münchner Pfadfinderzug von 1909. Das muss anerkannt werden, auch wenn es manchem Nichtbayern schwer fallen mag. Das deutsche Pfadfinden begann in München am 15. September 1909 mit Wimmers 1.Münchner Pfadfinderzug. Das ist mit dem Pfadfinderbuch von Lion unser gemeinsamer Anfang. Niemand heute kann einen von beiden für sich allein in Anspruch nehmen oder für sich etwas exklusiv daraus ableiten. Sie sind unser gemeinsames unteilbares Erbe, das aller Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Deutschland. Und das und nichts anderes wird mit Pfadfinden100 gefeiert.

Nichts für Ungut,
Gut Pfad,

Ukawe






Ukawe


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eingetragen am 03.05.2009 - 23:13
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